Studium: Mathematik oder Elektrotechnik?

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Symbolic Auf diesen Beitrag antworten »
Studium: Mathematik oder Elektrotechnik?
Hallo,
in den nächsten Monaten müsste ich mich so langsam entscheiden, welches Fach ich zukünftig studieren soll. Die Wahl fällt mir jedoch, wie so ziemlich jedem, sehr schwer. Das einzige was ich wirklich sicher weiß, ist, dass mein Fach in Richtung Mathematik und Physik gehen soll.
Inzwischen konnte ich mich schon relativ sicher auf die beiden Fächer Mathematik und Elektrotechnik festlegen, vlt. noch Mechatronik, aber eher nicht.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Elektrotechnik und Elektro- und Informationstechnik?
Habe mal gelesen, dass es heute einfach nicht mehr Elektrotechnik heißt, sondern Elektro- und Informationstechnik, aber der Inhalt des Studienfachs sei der selbe.

Ich gehe mal kurz auf meine Sichtweise der beiden Fächer ein.

Mathematik:
Als ich noch in der Schule war, war ich mir eigentlich sicher, dass ich später Mathematik studieren will. Mathematik hat mich schon immer fasziniert und mir auch Spaß gemacht, vor allem die Exaktheit dieser. Was mich jedoch ein wenig verunsichert, ist zu einem der spätere Beruf aber auch das Studium an sich.
Berufe gibt es in allen Sparten, wie ich gelesen habe, hauptsächlich jedoch arbeitet man bei Versicherungen und Banken. Aber ist es nicht so, dass man dort nur einen Bruchteil dessen, was man im Studium gelernt hat, anwenden kann? Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass dort Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung viel gebraucht wird, aber was ist z.B. mit Analysis oder Vektoranalysis? Kann ich mir eher nicht vorstellen. Zudem soll man als Mathematiker immer in Konkurrenz zu anderen Berufen stehen, da es eben keinen typischen Mathematiker-Beruf gibt.
Die Mathematik der Schule hat mir sehr gefallen (und ich meine damit die Mathematik, nicht das rechnen). Ich würde sehr gerne mehr über z.B. Integrale und Differenzieren erfahren, aber ich bin mir eben nicht sicher ob mich die Themen der Mathematik interessieren, welche sonst noch dran kommen. Ich mag Abstraktheit, aber ich kann mir zumindest vorstellen, dass irgendwann bei mir ein Punkt erreicht ist, wo ich wenigstens noch ein wenig Realitätsbezug haben möchte. Es ist für mich gut zu wissen, dass man das Ganze in der Realität gebrauchen kann, wo auch immer und nicht nur gedankliche Spiele sind, die in der Realität keine Anwendung finden.

Elektrotechnik:
Ich kam erst nach der Schule darauf, diese Fach ebenfalls in Erwägung zu ziehen. Habe mal gelesen, dass dieses Fach auch sehr viel Mathe ist, um die 70% oder sowas. Ich muss sagen, dass ich mich in der Schule nie so viel für Elektrizität interessiert habe wie für Mathematik, aber ich glaube das lag daran, dass in der Schule alles "nur so halb" gemacht wird. Ich weiß z.B. immer noch nicht was eigentlich eine Spannung ist, wie ich mir diese vorzustellen habe. Auch von Wikipedia und co. bin ich nicht wirklich schlau geworden, dort wird ja meistens das Potential herangezogen, welches ich auch nicht verstehe obwohl ich schon mehrere Erklärungen im Internet versucht habe zu verstehen. Was ich in der Schule auch immer ziemlich blöd fand, waren elektromagnetischen Wellen und wir haben auch kurz Informationsübertragung angeschnitten, wovon ich auch nicht wirklich begeistert war. Aber ich glaube auch das liegt daran, dass man in der Schule alles nicht wirklich genau macht und auf viele Fragen können die Lehrer keine Antwort geben weil es einfach noch zu kompliziert ist.
Kann man eigentlich alle Phänomene in der Elektrotechnik richtig exakt erklären?
Aber wenn ich solche grundlegenden Dinge erstmal verstanden habe, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das Fach mich interessieren wird.
Eins ist mir jedoch sehr wichtig und da liegt einer meiner größten Zweifel:
Geht man mit dem mathematischen Stoff in der Elektrotechnik genauso exakt um, wie in der Mathematik selbst? Ich habe nämlich mal gelesen, dass Mathematik in der Elektrotechnik nur das Handwerk ist. Man muss damit umgehen können, es anwenden können, aber nicht wirklich verstehen oder sogar wissen wo es herkommt. Stimmt das? Darauf lege ich nämlich schon sehr großen Wert.
Ich habe auch aufgeschnappt, dass in physikalischen Bereichen oft noch mit infinitesimalen Größen gerechnet wird. Das sind doch diese ganzen Differentiale wie dx, dy etc. oder? Und inzwischen ist es doch so, dass diese in der Mathematik schon abgelöst worden sind vom Grenzwertbegriff, weil die Infinitesimalzahlen nicht wirklich mathematisch korrekt sind, habe ich zumindest mal aufgeschnappt. Verwendet man diese aber trotzdem weiterhin in der Elektrotechnik? Wie gesagt ist es mir sehr wichtig, dass ich das Zeug, was ich in Elektrotechnik von Mathematik mache und brauche, genauso gut kann und exakt machen wie in der Mathematik selbst. Physiker haben ja den Ruf einfach Zeug zu rechnen, was mathematisch nicht wirklich exakt ist und genau das gefällt mir nicht.
Welche Bereiche der Mathematik fallen eigentlich in der Elektrotechnik ganz weg und gibt es welche, die knapper behandelt werden?
Habe mir auch schon 2 Online-Vorlesungen angeschaut (http://video.tu-clausthal.de/vorlesung/142.html - die ersten beiden), aber auch diese fand ich nicht wirklich so prickelnd. Auch hier, finde ich, wird manches sehr schlecht erklärt und wenn die Grundlegen fehlen, dann macht das danach auch keinen Spaß mehr. Sind die Vorlesungen immer so oder ist hier der Professor einfach nicht so gut?
Den späteren Beruf kann man hier ja schon etwas mehr eingrenzen und ich stelle mir diesen auf ein wenig geeigneter vor für mich, obwohl ich eigentlich keine Ahnung haben wie die Berufe hier und in Mathematik wirklich aussehen. Vom Gehalt her, geben sich die beiden ja nicht viel oder?

Ich weiß, dass ihr mir meine Entscheidung nicht abnehmen könnt, aber es wäre wirklich super, wenn ihr die ganzen Fragen in meinem Text beantworten könntet. Das würde mir schon weiterhelfen. Was würdet ihr mir noch als Entscheidungshilfen empfehlen?
Danke schonmal!

Gruß

P.S.: Ich habe nicht nur dieses Forum, sondern das Ganze Internet nach Threads durchsucht, aber richtig weiterhelfen, konnte mir keiner, da eben nicht meine Fragen beantwortet worden sind.
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Also du wirst dich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass in ALLEN Fächern außer der reinen Mathematik, die Mathematik selbst ausschließlich ein Werkzeug darstellt. Die echten Naturwissenschaftlicher und Techniker interessiert es dann eher nicht so sehr, wieso der mathematische Satz, den sie dann und wann anwenden, nun gilt...und das ist auch an sich okay so.

Die meisten fortgeschrittenen mathematischen Resultate sind eben nicht mehr in ein paar Sätzen, ja nicht einmal in 10 Minuten mal eben so begründbar. Um solche zu beweisen, benötigt man tiefgreifende Theorien, die der Anwender sich nicht einfach nebenbei aneignen kann.

Andererseits musst du dich auch damit abfinden, dass ein reines Mathematikstudium an der Universität die Anwendungen am Anfang in den Hintergrund rücken. Gewisse Sachen sehen zu Anfang aus, wie "reine Gedankenspielereien" und erweisen sich erst nach vielen Wochen als Dinge, die man dann auch wirklich braucht.
Von diesem Schema kann man sich eigentlich erst lösen, wenn man seinen Schwerpunkt im Hauptstudium auf angewandte Mathematik legt.

Einen möglichen Mittelweg stellt da wahrscheinlich ein Mathestudium an einer FH dar. Persönliche Erfahrungen habe ich damit jedoch nicht.
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Slys Kommentar kann ich erst einmal unterschreiben.

Vielleicht von mir noch eine Beschreibung: Ich selbst studiere Physik und Mathematik (wobei ich Mathe langsamer mache. Ich möchte in die theoretische Physik und da benötigt man tatsächlich schon einmal mathematische Beweise, um sich überhaupt im Klaren zu sein, was geht, und was nicht).
Ferner habe ich einen Freund, der von Physik zu Elektrotechnik gewechselt ist und mir erzählt hat, wie die dort in Mathe vorgehen. Von daher kann ich dir sagen: Elektrotechnik ist nicht viel Mathe, aber viel Rechnen.

Wenn du mathematische Exaktheit willst, vergiss es. Die meisten Beweise in der Elektrotechnik gehen wohl folgendermaßen ab: "So, hier ist ein Satz. Schaut euch mal das Bild hier an. Plausibel, oder? Okay, dann ist das bewiesen. Nächster Satz". Ist jetzt natürlich ein bisschen übertrieben, aber mein Kumpel meinte, dass das für die E-Techniker eigentlich schon zu theoretisch wäre, wohingegen er meinte, dass das theoretisch ein riesiger Unterschied zu Höherer Mathematik für Physiker ist - und auch das ist noch ein Unterschied zur reinen Mathematik.
Mein Kumpel hat auch Probleme, seine Elektrodynamik-Experimentalphysik-Vorlesung für "Physik" anerkannt zu bekommen, weil die "zu theoretisch" (d.h. zu mathematisch) wäre.

Du hast Recht: Physiker stehen in dem Ruf, mathematisch nicht exakt zu rechnen - aber von den Naturwissenschaftlern (EDIT: und Ingenieurswissenschaftlern - ausgenommen die Informatik, wenn sie jemand dazurechnet) rechnen sie meiner Einschätzung nach noch am Exaktesten, bzw. sie leiten die Formeln, die sie benutzen, zumindest her (wobei Vieles, was ein Physiker braucht, für einen Ingenieur eher uninteressant ist und umgekehrt).
Zudem muss man selbst bei den Physikern noch differenzieren.

Gruß
MI
Symbolic Auf diesen Beitrag antworten »

Danke für eure Antworten.
Meine Formulierung von Mathematik als Werkzeug war wohl etwas schlecht. Damit habe ich nicht gemeint, dass ich es schlecht finde, dass man Mathematik benutzt um praktische Problemezu lösen. Das finde ich durchaus gut.
Ich will nur nicht, dass Mathematik unexakt behandelt wird, nichts wird bewiesen, einige Zusammenhänge werden nicht ausreichend geklärt etc. Also in etwa das, was MI mit dem Bild beschrieben hat.
Elektrotechnik ist dann wohl eher nichts für mich, aber ich habe noch den Studiengang Technomathematik gefunden und der hört sich eigentlich genau nach dem an was ich will und auch in meinem ersten Post geschrieben habe.
Was meint ihr dazu? Könnte das Fach nach meinen Vorstellungen im Eröffnungpost etwas sein?
Gibt es hier jemanden der es studiert, evtl. sogar in Kaiserslautern, und ein paar Sachen schildern könnte?

mfg
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