kosten und gewinnfunktionen in der schule

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lgrizu Auf diesen Beitrag antworten »
kosten und gewinnfunktionen in der schule
ich eröffne mal nen thread, da mir irgendwie nicht klar ist, warum in letzter zeit sooo viel wirtschfatsmathematik in der schule benötigt wird;
viele posts enthalten fragen zur gewinnmaximierung fiktiver unternehmungen, zur rechnung mit funktionen der kosten, des preises etc.
soll man hier die grosse gruppe der schüler schon von vornherein mit unserem maroden Wirtschaftsystem vertraut gemacht werden, damit sie den glauben in den kapitalismus erhalten und dieser religion nacheifern?
soll ihnen beigebracht werden, wie notwendig es ist, mit maximalen gewinnen zu arbeiten?
dies erzeugt verständnis für unternehmer, die dann ja gar nicht anders können, als menschen zu unwürdigen bedingungen einzustellen, da ansonsten die gewinne geschmählert werden, es führt dazu, einfach hinzunehmen, dass es millionen von arbeitslosen gibt, die keinen platz haben, nicht einmal eine menschenwürdige behandlung in dieser gesellschaft verlangen dürfen, geschweige denn ihrem recht nachgehen dürfen, selbstverantwortlich ihre familie zu ernähren.
es führt zu einer leichtgläubigkeit, die "gesetze" der wirtschaft einfach hinzunehemen, die mathematik, das werkzeug aller naturwissenschaften macht es ihnen ja vor, implziert ihnen die hohlen phrasen des in seinen grundfesten erschütterten kapitalismus.
je weträumiger die kritik laut wird, umso mehr wiederstand sich regt, um so drastischer werden die mittel der kapitalisten (man schaue sich die idee des inlandseinsatzes der bundeswehr an, die angebliche terrorbekämpfung, die prinzipiell nur dazu dient, die freiheit der gesellschaft zu beschneiden) um eine jugend nach ihren idealen zu formen, die später gerne 1 euro jobs macht und verständnis für die desolate gewinnentwicklung der unternehmen hat, ohne zu hinterfragen, warum gewinne stets gestiegert werden müssen, ohne wirtschaftspolitische kritik üben zu können, da ihnen seit ihrer jugend ein mathematisch astreines weltbild der wirtschaft implantiert wird.
die jugend ist der motor jeder veränderung, diese prägen die führenden klassen nach ihrem bild und setzen sie so einem system aus, in dem jeder 8. jugendliche unter 25 arbeitslos ist.
an dieser stelle mal ein grosser tadel an die lehrerschaft, die diesen glauben in ihren unterricht intgriert.
warum dann nicht auch die algebraische darstellung von keynes, die überakkumulation von kapital, der algebraische zusammenhang zwischen überproduktion und finanz- bzw. strukturkrise?
warum keine schlüsse zulassen, die marx gefasst hat und warum nicht die aufschlüsselung des kapitals nach lundbergh? warum nicht die tatsache darstellen,dass jeder einzelne der arbeitenden bevölkerung die banken finanziert, die sich zu tode spekuliert haben? warum nicht die wahrscheinlichkeiten darstellen, mit der vom kapital besessene broker und investmentbanker mit ihrem handeln arbeitslose produzieren?
warum nicht in prozentrechnen arbeitslosenstatistiken und armutsberichte behandeln?
warum nur gewinnmaximierung?
Mazze Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bezweifle das es die Intention ist im Mathematikunterricht irgendwelche Wirtschaftsmodelle anzupreisen. Ich würde es eher als Versuch interpretieren Anwendungsbezogene Aufgaben zu haben damit die Schüler auch wissen warum sie etwas tun. Als zu oft hört man doch die Frage : "Wozu brauchen wir das?". Und Aufgaben im Differentialrechnungsbereich sind halt prädestiniert für Maximierungsaufgaben, und da es (fast) jedem um Geld geht ist es fast nur natürlich gerade dort Aufgaben zu suchen. Die Versteht dann nämlich jeder.

Die Kosten/Nutzen-Frage ansich ist sowieso schon so alt wie die Menschheit selber. In jeder Wirtschaftsumgebung fragt man sich ob sich etwas lohnt und "rechnet" es gegen den Einsatz den man bringen muss. Und dass man mit minimalem Aufwand den maximalen Gewinn haben möchte ist auch nur natürlich. Die soziale Kompenente kann man auch einfliessen lassen, so ist es nicht. Das hängt dann aber vom jeweiligen Anwender ab ob er das möchte. Und das ist dann eine Frage die nicht zwingend mathematisch zu beantworten ist.
lgrizu Auf diesen Beitrag antworten »

ich denke, dass strassenbau oder andere politisch neutrale thematiken besser geeignet wären, schüler in die anwendbarkeit der differentialrechnung einzuführen, oder der zusammenhang zwischen beschleunigung und geschwindigkeit, zwischen kraft und energie, ich bezweifle, dass es notwendig ist, wirtschaftsmathematik zum thema zu machen um anwendbarkeit der differentialrechnung zu veranschaulichen.
ich bin weiss gott kein verschwörungstheoretiker, denke aber, dass vieles, gerade was die erziehung der jugend betrifft einem sinn folgt, dem sinn des systems, sich selbst zu schützen;
der gesamte markt ist darauf ausgelegt, menschen als konsumenten zu betrachten, nicht die bedürfnisse stehen im vordergrund sondern die optimierung und gewinnmaximierung, auf kosten gerade der schwachen der gesellschaft, der arbeiteten bevölkerung, den arbeitslosen, den kindern und rentnern und den behinderten, die es, so sollte es in der verantwortung der gesellschaft liegen, doch eigentlich zu schützen gilt.ich hatte in meiner schullaufbahn kein wirtschaftsmathe und habe dennoch anwendbarkeit von mathematik gesehen.

es stimmt, allzu häufig tritt die frage auf, "wozu braucht man das", oder die aussage "in meinem beruf hab ich das nie wieder benötigt"...
es ist auch sinnvoll, schülern mathematik zu zeigen, die ihrem ereignishorizont entsprechende anwendungen hat.

jedes system ist bestrebt, sich selbst zu schützen und ich denke, dass solche mechanismen, wie wirtschaftsmathe im unterricht zu der prägung der jugend nicht unmaßgeblich beitragen, und dass es gewollt ist, die jugend so zu prägen.

ich habe einen politologen gelesen, der zu den bildungsstreiks meinte, dass es nichts ungewöhnliches sei, dass eine studentengeneration rebelliert, dass es aber ungewöhnlich sei, dass dies schon die zweite generation ist, die nur wegen eigener belange auf die strasse geht, und das sei ungewöhnlich, die studentenschaft habe gegen den koreakrieg, gegen die zustände im mittleren osten, gegen den irakkrieg und andere gesellschaftliche missstände demonstriert. er meinte, dass je höher der druck, klausuren zu schreiben, examen zu bestehen ist, desto weniger gesamtgesellschaftliches interesse zeigen die studierenden, auf die frage, ob es absicht des bologna prozesses sei, das gesellschaftliche interesse der studenten zu reduzieren antwortete er mit ja.
ich denke ähnlich, wenn es nicht absicht ist und der bologna prozess nicht zwangsläufig deshalb geführt wurde, so ist es doch ein angenehmer nebeneffekt, der den regierenden sicher gut in die kiste passt und ich bezweifle, dass sie sich im vorfeld nicht darüber bewusst gewesen wären.
addor Auf diesen Beitrag antworten »
RE: kosten und gewinnfunktionen in der schule
Ja, Du lieber Igrizu! Das ist ja grad ein bisschen viel auf's Mal. Zunächst: Warum viele Fragen zur Wirtschaftsmathematik kommen. Grad weil eben wirtschaftliche Überlegungen, wie Du sie anstellst, immer wichtiger werden, entscheiden sich wohl viele Lehrer, Beispiele aus der Wirtschaftswissenschaft zu bringen.

Auch kommen viele Fragen wohl aus der Ecke von Fachhochschulstudien in Wirtschaftsinformatik. In einer Zeit, in der Geiz geil ist, versuchen die Schulen - vor allem Fachhochschulen - die Lehre auf die Studenten abzuwälzen. Man bietet z.B. 3 ETCS Punkte im Wert von 90 Stunden an und verlangt, dass die Studenten 75 Stunden im Selbststudium verbringen, um Dozenten zu sparen. In den lumpigen 15 verbleibenden Stunden kann aber dann nichts Gescheites mehr gemacht werden. Man muss froh sein, wenn man gard mal schnell eine Gewinnfunktion rechnen kann. (Und klar, die Studenten lernen niemals 75 Stunden; da das aber nicht kontrolliert wird, kriegen sie dennoch ihre 3 ETCS Punkte, wenn sie nur in der Lage sind, in einer 90minütigen Modulprüfung paar Aufgaben zu lösen, die der Dozent in den Präsenzen schnell mal vorgerechnet hat).
Schliesslich führt das zu einem Rückgang des Bildungsniveaus, bloss weil Bildungsinstitute und Politik zu geizig waren, einen vernüftigen Unterricht zu bieten, in welchem z.B. auch Fragen diskutiert werden können, wie Du sie stelltest.

Du musst aber auch verstehen, dass in der Mathematik die Maximierung einer Gewinnfunktion sehr dankbar ist. Erstens handelt es sich um ein Beispiel aus der Praxis, das alle verstehen. Man könnte auch Beispiele aus der Physik oder abstrakte Kurvendiskussionen bringen. Aber eine Gewinnfunktion verstehen alle und alle sind motiviert dafür. Wirtschaftsinformatiker sind nicht an physikalischen oder bautechnischen Aufgaben interessiert, aber an wirtschaftlichen. Du musst akzeptieren, dass jeder versucht, einen möglichst gut gefüllten Geldbeutel zu haben, das schleckt keine Ziege weg. Zweitens ist es das erklärte Ziel einer jeden Unternehmung, Geld zu verdienen. Das alleine ist überhaupt nichts anrüchiges. Schliesslich erwartest Du als Angestellter pünktlich Dein Salär zu erhalten. Dazu muss aber das Unternehmen sicherstellen, dass am Monatsende auch wirklich genug Geld vorhanden ist. Was Du anprangerst sind nicht die Grundmechanismen der Wirtschaft, sondern deren Auswüchse.

Schliesslich möchte ich noch darauf hinweisen, dass sich erst kritisieren lässt, was man kennt. Bevor Du Gewinnmaximierung kritisierst, musst Du wissen, was Gewinn ist, was es heisst, den Gewinn zu maximieren und ob man das überhaupt auch tut. Es stimmt nämlich nicht, dass Menschen rational handeln und den Gewinn maximieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von "bounded Rationality". Menschen geben sich mit ihren Anstregungen, den Gewinn zu erhöhen, vorzeitig zufrieden, bevor sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Der Homo Oeconomicus ist eine Illusion. Die von Dir angeprngerten Missstände gehen dann auch nicht auf die Maximierung des Gewinns zurück, sondern auf ganz andere Zusammenhänge, wie z.B. soziale Dilemmata oder Pfadabhängigkeiten. Aber das würde jetzt zu weit führen
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