Mathestudium, Nebenfach und Spezialisierung

Neue Frage »

Evelyn89 Auf diesen Beitrag antworten »
Mathestudium, Nebenfach und Spezialisierung
Hallo,

ich hätte da ein paar Fragen.
Zum einen würde ich gerne in welchen Semester man denn seinen Schwerpunkt festlegt. Ist dies immer ein bestimmes Teilgebiet der Mathematik oder dürfen das auch 2 oder 3 verschiende sein?

In meiner Prüfungsordnung geht diese Info leider nicht deutlich hervor.

Außerdem würde mich sehr interessieren inwiefern das Nebenfach bei der Wahl seiner Schwerpunkte eine Rolle spielt?

Ich meine damit, dass jemand, der Informatik als Nebenfach hat sicherlich gut dran ist, wenn er sich auf Algorithmen oder ähnliches spezialisiert.
Wie sieht es denn aus, wenn ich keine Ahnung von Physik habe und Differentialgleichungen/Modellierung als mein Schwerpunkt festlege??
Habe ich da noch eine Chance? Sind da physikalische und technische Kenntnisse gefragt?

Bin für jede Antwort sehr dankbar! Big Laugh
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

(Edit: Das Ganze folgende ist an meiner Uni so. Ich war davon ausgegangen, dass das klar sei. Nachdem oben von "unserer Prüfungsordnung" die rede war, scheint Evelyn schon zu studieren und da dachte ich, es klar, dass das immer etwas unterschiedlich ist.
So oder so, war natürlich meine Nachlässigkeit.)

Vor dem 3. Semester legst du dich im Bachelor-System auf gar nichts fest. Auch dann fängt es erstmal damit an, aus drei Modulen (W-keit-Theorie, Topologie, Numerik) zwei auszuwählen - mit anderen Worten: Eines nicht zu wählen.

Hier kannst du das eig. recht gut nachlesen, finde ich:
http://www.mathematik.uni-stuttgart.de/studium/bama/

Die Nebenfachwahl und die Wahl der Module im Mathematikstudium hängt m.M.n. nicht wirklich zusammen. Viel mehr hängen die Wahlmöglichkeiten im Mathematikstudium in sich voneinander ab. Vieles baut zB später auf Topologie auf, darum ist das keine dumme Wahl.

Ansonsten möchte ich nicht zu viel sagen. Ich komme jetzt schließlich auch erst ins 2. Semester.

air
MI Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathestudium, Nebenfach und Spezialisierung
Festlegung des Schwerpunktes erfolgt mit Sicherheit an jeder Uni zu verschiedenen Semestern und ist sicherlich auch nicht endgültig (auch wenn ich mich da in der Mathematik nicht ganz so gut auskenne).

In Aachen erfolgt eine erste Schwerpunktssetzung erst im fünften Semester mit Seminar und Vertiefungsfächerwahl. Zuvor kann man sich zwar schon ein paar Wege verbauen - muss man aber nicht (man muss nicht alle drei Aufbaumodule nehmen, sondern kann zum Beispiel den algebraischen Bereich ausklammern), aber eine erste "richtige" Schwerpunktlegung erfolgt erst kurz vor der Bachelorarbeit.

Ob die Spezialisierung ans Nebenfach angepasst sein sollte, weiß ich nicht - zumal auch diese Anpassung nicht immer eindeutig ist. Gerade als Physiker kann man eigentlich fast alle Bereiche (mit Ausnahme vllt. von Zahlentheorie, da kenne ich bisher keine Anwendung) gut brauchen, als Informatiker sind neben Algorithmen sicherlich auch Numerik und Stochastik nicht uninteressant.
Auf der anderen Seite ist das Zusatzwissen, was du mathematisch von deinen Nebenfächern erhälst, relativ, nun ja, überschaubar - zumindest in Aachen.
Ein Physik-Nebenfächler hat hier vorwiegend Experimentalphysik (im Bachelor) und da lernt man zwar Differentialgleichungen kennen, aber das Niveau ist nicht wirklich hoch - zumal die DGL vom harm. Oszillator und vom gedämpften, getriebenen harm. Oszillator vermutlich 50-75% der zu untersuchenden DGLs ausmacht - der Rest sind DGL erster Ordnung. Mit Existenztheorie und Lösungsmethoden - außer Separation - kommt man da eher selten in Berührung.

Und ansonsten kann man sich die Hintergrundkenntnisse ja noch anlesen.

Gruß
MI
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Airblader
Vor dem 3. Semester legst du dich im Bachelor-System auf gar nichts fest. Auch dann fängt es erstmal damit an, aus drei Modulen (W-keit-Theorie, Topologie, Numerik) zwei auszuwählen - mit anderen Worten: Eines nicht zu wählen.

Hier kannst du das eig. recht gut nachlesen, finde ich:
http://www.mathematik.uni-stuttgart.de/studium/bama/


Ich würde einem Unwissenden hier erstmal nicht meine regionale Studienordnung auftischen und allgemein behaupten, man hätte immer die und die Module...das ist von Uni von Uni verschieden und verwirrt nur.

Es gibt eher überall Gemeinsamkeiten im losen Aufbau. Im ersten Jahr ist reine Orientierungsphase und so gut wie alles Pflicht. Im dritten Semester wird auch häufig das meiste vorgeschrieben. An manchen Unis (siehe oben) kann/muss man dann Grundlagenerweiterungen wählen. Bei uns zB sind das drei aus der Liste Analysis 3, Algebra, Numerik, Stochastik.

Die Wahlpflichtfächer kommen dann je nach Uni im vierten oder fünften Semester. Soweit ich weiß, muss man sich an jeder Uni in mindestens 2 verschiedenen Gebieten ein bisschen spezialisieren, oft auch 3. Das heißt man kann nicht mit 3-4 Numerikvorlesungen alles abdecken, ebensowenig mit 3-4 reinen Algebravorlesungen.

Das Nebenfach spielt da eine sehr untergeordnete Rolle. Man KANN als Mathematiker sicherlich Gebiete wählen, die sich gut mit dem Nebenfach vertragen. Das kann schön nützlich sein. Aber es muss auch keinesfalls. Eine DGL-Voresung kannst du genauso hören, als hättest du Physik als Nebenfach. Schließlich ist nicht Physik die Grundlage dafür, sondern umgekehrt.

Es gilt eigentlich nur: Wähle dir aus, was dir Spaß macht. Alles Andere ist sinnlos, da es ziemlich scheiße ist, wenn man mitten im Semester realisiert, dass das nichts für einen ist, was man gerade macht. Augenzwinkern
chrizke Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Sly

Die Wahlpflichtfächer kommen dann je nach Uni im vierten oder fünften Semester. Soweit ich weiß, muss man sich an jeder Uni in mindestens 2 verschiedenen Gebieten ein bisschen spezialisieren, oft auch 3. Das heißt man kann nicht mit 3-4 Numerikvorlesungen alles abdecken, ebensowenig mit 3-4 reinen Algebravorlesungen.

Bei uns an der Uni hat man bereits im 2. Semester ein Wahlpflichtfach neben der Grundlagenvorlesung. Hier wählen zwar die meisten eine das erste Semester ergänzende Algebravorlesung aber theoretisch muss das so nicht sein.
Dann im dritten/vierten Semester ist bei uns alles Wahlpflichtfach um auszuloten wo unsere Stärken liegen. Wir müssen dann Vorlesungen der Praktischen Mathematik (Numerik, Stochastik, Optimierung...) und der reinen Mathematik hören (Funktionentheorie, Algebra, Funktionalanalysis, Gewöhnliche DGL usw)
Im 5./6. Spezialisiert man sich dann auf eine Fachrichtung damit man darin dann auch die Bachelorarbeit schreiben kann.

Also: Am besten mal auf der Website deine Wunschuni suchen. Da gibt es fast immer auch Studienverlaufspläne, eben weil man als Außenstehender die Prüfungsordnungen nicht auf Anhieb versteht.

Zum Nebenfach Informatik: Spezialisier damit was du willst. Wenn du glaubst dass du durch die Nebenfach-VL Experte für Algorithmen wirst liegst du falsch. Das Nebenfach ist dazu da um Grundkenntnisse in einem anderen Fach als der MAthematik zu sammeln, damit du von dem ein oder anderen mal gehört hast. Mehr nicht.
Evelyn89 Auf diesen Beitrag antworten »

Danke erstmal für die vielen hilfreichen Antworten.

Ich bin erleichtert, dass man sich in beliebige Gebiete der Mathematik spezialisieren kann ohne Vorkenntnisse zu haben bzw ein geeignetes Nebenfach gewählt zu haben.

Ich habe noch einmal gründlich gesucht und habe herausgefunden, dass man sich an unserer Uni im 4. Semester "spezialisieren" muss, d.h. man wählt 2 Module von Algebra, Analysis (Funktionentheorie) und Numerik aus. Dabei werden Analysis und Algebra zur reinen Mathematik gezählt.
Dies dient bei uns als Grundlage für die Seminare und die Bachelorarbeit.
Die richtige Spezialisierung erfolgt erst im Master, wo man alles frei wählen kann - nur der Anteil zwischen reiner und angewandter Mathematik darf nicht so weit auseinanderfallen.

Mich würde interessieren, ob hier jemand persönliche Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht hat?
Hat vielleicht jemand selber erlebt, dass er bei einem Modul größere Schwierigkeiten hatte als andere, weil die anderen ein passendes Nebenfach haben und deswegen schon mit allem vertraut waren?

Bei einer Sache kann ich aber nicht zustimmen, nämlich die Behauptung das Nebenfach würde nur Grundkenntnisse vermitteln und das erworbene Wissen wäre recht überschaubar.
Das sehe ich anders. Ich habe z.B. Informatik als Nebenfach gewählt und höre genau die gleichen Vorlesungen wie die "richtigen" Informatiker und schreibe auch die gleichen Klausuren wie sie.
Für mich beudetet dies ein enormer Aufwand, fast so als würde ich Informatik als 2. Fach studieren.
Bin z.B. auch bei einer Info-Klausur durchgefallen, die Matheklausuren dagegen habe ich bestanden.

Bin verwundert, dass es bei euch anscheinend ganz anders ist. verwirrt
Ich für meinen Teil würde so weit gehen und behaupten, dass ich am Ende in Sachen Informatik (fast) so viel durchmachen musste wie die Informatiker.

Gruß
 
 
chrizke Auf diesen Beitrag antworten »

Ja bei uns ist es genauso, dass wir die VL mit den normalen Informatikern zusammen haben und es gibt zu der VL natürlich auch nur eine Klausur, die alle schreiben.

Aber wir haben im Bachelor in Informatik nur insgesamt 4 Vorlesungen, jeweils 4SWS Vorlesung + 2SWS Übung.
Es sind nur Einführungsveranstaltungen, eine in in die Programmierung (Unterscheidung zwischen den Arten der Programmiersprachen, Sortier und Suchalgorithmen, Datenstrukturen), Projektanalyse und -planung, eine in theoretischer Info und eine in Rechnersysteme.
Die unterfordern einen Mathestudenten aber eher (zumindest wenn man sich vorher damit schonmal etwas beschäftigt hat) und von Vertiefung kann man hier nicht sprechen.


Ich hab noch nie erlebt, dass jemand wegen seines Nebenfachs es in ner Vorlesung leichter hätte. Naja mal jetzt von Programmieraufgaben abgesehen, aber die sind ja nicht Prüfungsstoff.
Warum sollte da auch jemand einen Vorteil haben? Mathe ist halt Mathe und Nebenfächer sind Beschäftigungstherapie mit eigenem Inhalt. Ich kenne keinen bei mir, der sein Nebenfach ernst nimmt, mal von denen mit Chemie, die ins Labor müssen, abgesehen.
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Evelyn89
Bei einer Sache kann ich aber nicht zustimmen, nämlich die Behauptung das Nebenfach würde nur Grundkenntnisse vermitteln und das erworbene Wissen wäre recht überschaubar.
Das sehe ich anders. Ich habe z.B. Informatik als Nebenfach gewählt und höre genau die gleichen Vorlesungen wie die "richtigen" Informatiker und schreibe auch die gleichen Klausuren wie sie.
Für mich beudetet dies ein enormer Aufwand, fast so als würde ich Informatik als 2. Fach studieren.
Bin z.B. auch bei einer Info-Klausur durchgefallen, die Matheklausuren dagegen habe ich bestanden.


Das hast du falsch verstanden. Nicht "nur Grundkenntnisse", aber mathematisch keine sehr tiefgehenden Kenntnisse. Bei uns können die Physiknebenfächler (z.B.) wählen: Zwischen Nebenfachvorlesungen Physik I und II und Lehrämtlervorlesung Theoretische Physik Mechanik oder den ganz normalen Experimentalphysik I und II bzw. Theoretische Physik I Vorlesungen (in jedem Fall für beide das Grundpraktikum I ).
Wenn man mit den Physikern zusammenarbeitet, dann heißt das natürlich, dass das auch nicht einfach ist, aber die mathematischen Zusatzkenntnisse, die man erwirbt, sind doch eher gering und fallen - soweit ich das einschätzen kann - noch am ehesten in den Bereich der Statistik.
Es mag vielleicht dabei helfen, bestimmte Probleme, die aus dem Alltag aufgegriffen werden, leicht in den Zusammenhang einordnen zu können, das könnte sein.

Gruß
MI
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Evelyn89
Bei einer Sache kann ich aber nicht zustimmen, nämlich die Behauptung das Nebenfach würde nur Grundkenntnisse vermitteln und das erworbene Wissen wäre recht überschaubar.
Das sehe ich anders. Ich habe z.B. Informatik als Nebenfach gewählt und höre genau die gleichen Vorlesungen wie die "richtigen" Informatiker und schreibe auch die gleichen Klausuren wie sie.


Jedenfalls kommst du zumeist nicht in einen konsekutiven Master-Studiengang für das Nebenfach rein: das ist hier das Indiz dafür, dass es eben nicht als gleichwertig angesehen wird.

Möglicherweise hörst du ja in späteren Semestern dann nicht mehr die gleichen Vorlesungen.

Grüße Abakus smile
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Abakus
Jedenfalls kommst du zumeist nicht in einen konsekutiven Master-Studiengang für das Nebenfach rein: das ist hier das Indiz dafür, dass es eben nicht als gleichwertig angesehen wird.

Möglicherweise hörst du ja in späteren Semestern dann nicht mehr die gleichen Vorlesungen.

Grüße Abakus smile


Das ist Quark. Allein in unserem (sehr überschaubaren) Jahrgang wechseln 3 Leute in 3 unterschiedliche solche Masterstudiengänge. Alle 3 haben sich schon informiert und haben das inoffizielle Okay des jeweiligen Fachbereichs erhalten.

Verallgemeinern kann man das also keineswegs.
Evelyn89 Auf diesen Beitrag antworten »

Nein, ich höre auch in späteren Semestern die gleichen Vorlesungen wie die Informatiker- nur nicht in gleichen Umfang, d.h. ein Modul fällt z.B. weg, kommt aber dafür im nächsten Semester dran.

Wieso sollten die Mathestudenten wenig Probleme in Informatik haben, die bei uns anfangs nur aus Algorithmen, Datenstrukturen und jede Menge Programmierung bestehen??

Ich persönlich hatte vor dem Studium noch keine Kenntnisse in Informatik und habe auch nie programmiert. Mir fiel der Einstieg unglaublich schwer, weil eine Menge vorausgesetzt wurde.
Neue Frage »
Antworten »



Verwandte Themen

Die Beliebtesten »
Die Größten »
Die Neuesten »