Mathestudium, nichts für Auswendiglerner?

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uniprotokollefrage Auf diesen Beitrag antworten »
Mathestudium, nichts für Auswendiglerner?
Meine Frage:
Ist dieses Studium für Auswendiglerner ungeeignet, sprich solche, die die Aufgaben nur auswendig lernen (u.a. die Formeln, Rechenweise; in Klausuren dann halt nur mit anderen Zahlen gestellt werden ).
Ich hoffe, ihr versteht was ich meine.

Grüße

Meine Ideen:
Wirklich nichts für Typen, die Schwierigkeiten mit Logik haben?
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Korrekt.

Edit: Ich finde übrigens, der Wille, nur Auswendiglernen zu müssen, ist ein starkes Zeichen dafür, dass ein Studium u.U. gar nicht für jemanden geeignet ist. Ich habe diesen wahnsinnigen Gedanken, dass man nicht nur für den Abschluss studiert, sondern auch dafür, was davon zu haben. Und bis auf ein bisserl Wissen, das man wieder verlernt und nie braucht, kommt beim Auswendiglernen nichts rüber. Stichwort "social skills" und "personal skills". Im Übrigen wird das auch jeder Arbeitgeber dann mal merken und dann bringt dir ein guter Abschluss gar nichts.

air
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »

Sehe das ähnlich wie Airblader...

Es gibt überhaupt kein Studium, das für Auswendiglerner geeignet ist. Und zwar aus einem einfachen Grund, daß es soviel möglichen Stoff gibt, daß man nie im Leben fähig ist, das auswendigzulernen. Das ist ein gravierender Unterschied zur Schule. Fast alle Lerntechniken, die man sich an der Schule aneignet und die dort für absolut wichtig erachtet werden, sind an der Uni nutzlos (z.B. auch schriftliches Zusammenfassen etc.)

Abgesehen davon, macht es einfach auch keinen Sinn, Dinge auswendigzulernen. Lernen und Faktenwissen speichern sind einfach nur Ballast, bestenfalls Kür...das meiste Faktenwissen ist in Nachschlagewerken viel besser aufgehoben. Was einem aber später niemand ersetzen kann, oder schnell beibringen, daß ist die Art zu denken; was man nirgends kaufen kann, daß ist das eigene Interesse. Viel wichtiger sind also die Methoden des Wissenserwerbs, daß man weiß wo man Wissen im Notfall herbekommt, daß man unterscheiden kann, was einem nützt und was nicht, was gut ist und was Schrott und daß man die Prinzipien verstanden hat. Allein dadurch kann man sich viel Auswendiglernen ersparen, weil man sich dann im Zweifel viele Dinge aus Grundkonzepten herleiten kann, immer genau dann, wenn man sie auch braucht.

Wenn du trotzdem Interesse an Mathematik hast, dann probier halt ein Studium aus. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß vieles auch mit der Zeit kommt. Man muß nicht der große Logiker sein, am Anfang des Studiums, weil man eben das vielleicht an der Uni lernt. Es soll sogar Mathematiker geben, die am Ende des Studiums noch immer keine großen Logiker sind (daß hängt nämlich davon ab, was man unter Logik versteht...Logik als Methode des Schlußfolgerns...oder Logik als Disziplin der Mathematik/Philosophie).
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Iridium
(z.B. auch schriftliches Zusammenfassen etc.)


*hust* Dem stimme ich gar nicht mal zu. Ich mache das sehr gerne!
Es gehört nunmal auch dazu, Stoff schlicht und ergreifend auswendig zu lernen (Definitionen etc.). Es ist mitnichten der größte/wichtige Teil, aber definitv notwendig. Und die wichtigsten Sachen der VL fasse ich sehr gerne zusammen, um sie mir dann vorher nochmal bequem durchlesen zu können.

Allerdings ist auch das Auswendiglernen etwas "dynamischer". Man merkt sich eher die Struktur einer Definition etc. - die "Bauelemente" sind ja doch immer gleich. Also lerne ich nichts Wort-für-Wort, sondern mehr das "Muster" einer Definition oder eines Satzes. Mit etwas Nachdenken kommt der Rest dann auch.

Ich befürchte, ich drücke mich gerade unglaublich ungeschickt aus. Augenzwinkern

air
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Airblader
Ich befürchte, ich drücke mich gerade unglaublich ungeschickt aus. Augenzwinkern


Ich glaube trotzdem zu verstehen, was du meinst. Natürlich lerne auch ich "auswendig", irgendwie muß das Ganze ja im Gehirn gespeichert werden. Ich würde sogar behauptet, vieles von dem, was einem Außenstehenden als besondere Fähigkeit einer Person erscheint oder als sichere Beherrschung einer Methode, beruht nur auf der ständigen Übung der einmal auswendig gelernten Regeln. Das ist oft beeindruckend anzuschauen, aber im Grunde achte ich das nicht so hoch, denn eigentlich tun Automaten auch nichts anderes. Tätigkeiten, die aber ein "dressierter Affe" erledigen kann, sind nichts, was mir besonders ausgezeichnet erscheint. Interessant und erstrebenswert wird es für mich, wenn man diesen Bereich verlässt und als Mensch Dinge tut, die für einen Automaten empirisch erwiesen schwer sind. Z.B. allgemein schnelle, effektive Mustererkennung. Assoziatives, sprunghaftes Denken. Das Erkennen von Analogien und Paradoxien. Demgegenüber ist das Auswendiglernen, wie es an Schulen betrieben wird (und wie es unmittelbar vor Klausuren ja auch nötig sein kann), extrem stupide.

Meine Meinung zum Zusammenfassen von Lernstoff basiert halt auf eigenen Erfahrungen. Ich habe während des Abiturs sehr gerne ausführlich zusammengefasst und bin während des Studiums aber mehrmals daran gescheitert. Deswegen halte ich es heute für eine weitestgehend unbrauchbare Methode...z.T. auch weil es wieder etwas "Mechanisches" an sich hat. Man kann eben auch etwas zusammenfassen, ohne im Mindesten zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Ich halte auch wenig von Fingerübungen, die oft genug ebenfalls nur dazu dienen, eine Handlung zu erlernen, ohne den Sinn oder das Verständnis in den Vordergrund zu stellen. Ich gerate auch ab und zu ins Staunen, wenn ich irgendwo über eine völlig plausible Erklärung für ein Vorgehen, eine Methode stolpere, die nie in diesem Zusammenhang genannt wird, obwohl sie echtes Verständnis bringt. Leider zählt oft genug nur das stupide Anwenden und Leute, die tiefer- oder weitergehende Fragen stellen sind bei Lehrern und Professoren meistens nicht gerade beliebt, weil sie das didaktische Vorgehen stören.

Dies nur als völlig unnötiger Monolog, warum ich mich mal wieder so absolutistisch ausgedrückt habe. Ich halte das im Grunde ja alles nicht für allgemeinverbindlich, aber ich sage es trotzdem jedem, der es nicht hören will. Augenzwinkern
gonnabphd Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Es gibt überhaupt kein Studium, das für Auswendiglerner geeignet ist. Und zwar aus einem einfachen Grund, daß es soviel möglichen Stoff gibt, daß man nie im Leben fähig ist, das auswendigzulernen. Das ist ein gravierender Unterschied zur Schule.


Was machen denn z.B. Mediziner? Natürlich kommt auch noch ein grosser Teil Handwerk dazu, aber im theoretischen Bereich müssen die einfach bücherweise Faktenwissen reinbeigen. Viel mehr passiert da (glaube ich) nicht.

Ich würde sogar soweit gehen, dass ich alles nichtmathematische, nicht direkt logische (mir fällt zu dieser Kategorie nur Philosophie ein) als geeignetes Studium für "Auswendiglerner" bezeichnen würde.
 
 
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von gonnabphd
Was machen denn z.B. Mediziner? Natürlich kommt auch noch ein grosser Teil Handwerk dazu, aber im theoretischen Bereich müssen die einfach bücherweise Faktenwissen reinbeigen. Viel mehr passiert da (glaube ich) nicht.

Ich würde sogar soweit gehen, dass ich alles nichtmathematische, nicht direkt logische (mir fällt zu dieser Kategorie nur Philosophie ein) als geeignetes Studium für "Auswendiglerner" bezeichnen würde.


Ok, das stimmt wohl teilweise. Aber selbst Mediziner könnten sich einen großen Teil des Auswendiglernens ersparen, wenn es weniger darauf ankäme, den lateinischen Namen eines Knochens zu kennen, als die mechanische Funktionsweise des Skeletts zu verstehen. Auswendiglernen ist ein notwendiges Übel (auch Chemiker werden irgendwann genötigt, das Periodensystem auswendig zu lernen). Aber nichts, was ein Studium vor allem auszeichnen sollte. Im Studium soll man vor allem (egal in welchen Fach) Denken lernen, so sehe ich das jedenfalls.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Also ein guter Mathematiker ist immer auch ein guter Auswendiglerner.

Ich habe in meinem gesamten Studium noch keine Mathematikklausur erlebt, bei der das Auswendiglernen nicht ein extrem wichtiger Bestandteil war.
Da ist manche Klausur im Strafrecht oder Zivilrecht ein Witz dagegen (vonwegen Jura ist nur und viel auswendig lernen).

Und stellenweise kann das sogar gut mit Medizin & Co. mithalten. Man muss sich nur mal selbst hören, wenn man über Algebra spricht. Das klingt nicht nur von der "Entfernung" der Begriffe vom "normalen" Wortschatz her, sondern auch von der Frequenz, mit der Fremdwörter genannt werden für Außenstehende, sogar für Mathematiker die noch nicht so weit sind (und das ist der eigentliche Indikator) wie böhmische Dörfer.

Das ist durchaus notwendig, denn ohne allgemein verbindliche Definition kann man keine Mathematik betreiben.

Ich kritisiere dabei aber eines:
Der Arzt muss vor allem in der Notfallmeidizn dieses Wissen unbedingt im Kopf haben (bei einem niedergelassenen Facharzt würde ich das nichtmal verlangen, der soll ruhig blättern, ich hab Zeit und bin sogar froh, wenn der sich nicht eine über Jahrzehnte verblassende Erinnerung der Symptome einer bestimmten Krankheit zugelegt hat).
Der Mathematiker kann aber trotzdem ein hervorragender Problemlöser und Querdenker sein. Auch dann, wenn er sich beim einstigen (Auswendig-)Lernen nur so viele Anhaltspunkte bis zur Prüfung gemerkt hat, dass er weiß womit etwas zusammenhängt, was es grob bringt und wo es steht.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Zellerli
Also ein guter Mathematiker ist immer auch ein guter Auswendiglerner.


Dem stimme ich, wie deinem gesamten Posting, vollkommen zu. Schön aufgeschrieben!

Allerdings, aber das bestreitest du ja auch nicht, steckt im Mathematiker eben auch noch viel mehr. Darum ist es halt auch kein allzu leichter Studiengang. Zwar muss man viel auswendig wissen*, aber eben auch noch vieles anderes können. Wer nur auswendig lernen kann, der wird scheitern. Gnadenlos.

air

*) Wobei wie immer gilt: Ein Thema, für das man sich interessiert, ist auch leichter erlernt. Augenzwinkern
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Wer nur auswendig lernen kann, der wird scheitern. Gnadenlos.

Genauso wie jemand, der nur auf seine Verständnis-Fähigkeit vertraut und garnichts lernt. Das ist wie wenn man sich nur einmal um 360° in der Landschaft drehen muss und dann alles perfekt auf einer Landkarte aufskizzieren kann, aber niemals seinen Ausgangsort verlässt (um neue Landschaften zu skizzieren).

Aber das ist wohl was du meinst: Auswendiglernen kann man "erlernen", zumindest den Grad an Effizienz des Lernens, den man für ein Mathe-Studium braucht, kann jeder erlernen. Nur die eigene Trägheit verhindert das Ausführen. Es ist auch fast nie zu spät damit anzufangen.

Mathematisches Verständnis (ich postuliere mal, dass es viel mit der Fähigkeit zur Abstraktion und zum Transfer, zum logischen oder räumlichen Denken zu tun hat), ist zwar nicht unbedingt vollständig angeboren, aber wer sein Leben lang wenig Interesse für die Mathematik hatte, der kann sich das - anders als das Auswendiglernen - kaum rechtzeitig aneignen. Hier geht Interesse und Begabung Hand in Hand als positiver Teufelskreis (natürlich dann kein "Teufels-" mehr).

Insofern ist es eigentlich ziemlich fair, dass Klausuren und Prüfungen durchaus ordentlich Lernwissen abfragen, denn den Wissensstand kann der Prüfling - im Gegensatz zur Begabung "Verständnis" - ziemlich zuverlässig selbst beeinflussen.
Da regen wir uns dann auf und lassen aus purem Neid das "Streber"-Wort fallen und pochen darauf, dass wir doch viel mehr Verständnisfähigkeit haben aber nur das Lernwissen geringschätzen.
Aber so durchlässig und fair muss unser Bildungssystem bleiben, dass ein vielleicht nicht besonders zur Mathematik begabter, aber wenigstens genügend zur Mathematik begabter, fleißiger, interessierter und motivierter Mensch das Studium zumindest bestehen sollte.
Wobei die das in der Regel auch gut schaffen. Wer nach dem 2. Semester noch aussteigt tut das seltenst, weil ihm die Begabung fehlt. Da fehlt die Motivation und/oder der Fleiß.

Kleines Beispiel: Einem Überflieger nützt es für eine Prüfung garnichts, wenn er einen noch unbekannten Sachverhalt aus der Vorlesung schon im eigenen Kopf (oder auf dem Papier) vor dem Prof erkennt und formuliert.
Denn wenige Minuten später kennen ihn alle Studenten und die allermeisten werden ihn a posteriori auch nachvollziehen können.
Mehr wird ja nicht verlangt in einer Prüfung...
Es braucht diese Überflieger aber in der Forschung, dort haben reine Nachvollzieher wenig Platz. Aber bis zum Diplom/Master ist für den reinen (Noten-)Erfolg ein gewisser Begabungsgrad ausreichend.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Da regen wir uns dann auf und lassen aus purem Neid das "Streber"-Wort fallen


Also ich benutze das Wort nicht - allerhöchstens als kleinen Witz ggü. Freunden. Ihre Noten machen mich nicht besser oder schlechter und warum sollte ich anderen nicht ihren Erfolg gönnen.

Ansonsten stimme ich deinem letzten Post weitestgehend zu. So ganz im Klaren darüber, wie die Verteilung in Klausuren im Studium aussehen sollte, bin ich mir allerdings nicht. Fehlt mir allerdings auch Zeit & Lust da nun näher nachzudenken. Augenzwinkern

air
Calahan Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Zellerli
Also ein guter Mathematiker ist immer auch ein guter Auswendiglerner.

Ich habe in meinem gesamten Studium noch keine Mathematikklausur erlebt, bei der das Auswendiglernen nicht ein extrem wichtiger Bestandteil war.
Da ist manche Klausur im Strafrecht oder Zivilrecht ein Witz dagegen (vonwegen Jura ist nur und viel auswendig lernen).


Dann waren eure Klausuren schlecht gestellt!

Mit stumpfem Auswendiglernen wirst Du hier -anders als in der Juristerei z.B.- nicht weit kommen. Ich kann mir außerdem kaum vorstellen, dass es viele andere Studiengänge gibt, in denen reine Reproduktionsleistungen so wenig relevant sind, wie in der Mathematik.

Ich würde es so formulieren: In der Mathematik musst Du wenig (auswendig-)lernen - aber viel verstehen.

Das angesprochenen 'Verstehen' fällt natürlich nicht vom Himmel und bedarf, in Abhängigkeit von der individuellen Begabung, einer gewissen Anstrengung, die in der Regel aber nur sehr wenig mit Auswendiglernen zu tun hat.

Manchmal erfordert es einige Tage, um ein paar Zeilen wirklich zu verstehen, die in einem Bruchteil dieser Zeit auswendig zu lernen wären.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Ich glaube du hast den aus meinem Post zitierenden Satz weder richtig verstanden (sonst würdest du nicht folgern, dass ich behauptete die Klausuren seien bloße Auswendiglernerei), noch sauber gelesen (sonst würdest du den Kommentar mit den Juristen lassen).

Mit Strohmännern hab ich nichts am Hut. Das hilft nicht weiter.
CapsLock Auf diesen Beitrag antworten »

Ich find das Thema ganz interessant, auch weil ich mir darüber selbst schon Gedanken gemacht habe. Ich studiere keine Mathematik, aber eine Wissenschaft (Verfahrenstechnik), die versucht Prozesse durch die Mathematik zu beschreiben.

Ich hole mir auch gerne von anderen Personen, die ähnliches studieren, Erfahrungen mit deren Studium ein.

Ich bin dabei zu dem Schluss gekommen, dass es heute (sogar in den naturwissenschaftlichen Fächern), wichtiger ist "auswendigzulernen" als irgendwelche Logik auf Probleme anzuwenden. Das mag vorallem auf die Hochschulen zutreffen.

Wir bekommen im Unterricht bestimmte Probleme geschildert, dessen Lösungsweg wir dann erfahren und an der Prüfung anwenden müssen. Derjenige, der also im Unterricht gut aufgepasst hat und lernt (Übungen wiederholt, sozusagen die "Algorithmen" sich einprägt) wird Erfolg haben. Die Inhalte unserer Prüfungen sind also keine Überraschungen.

Und da finde ich, ist das Problem. Von uns wird keine logische Denkweise verlangt. Da muss man auch ganz ehrlich mit sich selbst und seinem Studium sein. Wir bekommen sogar für Mathe, Technische Mechanik und Physik Übungsstunden, sogenannte Tutorien, in denen der Stoff einem nochmals beigebracht wird. Das verleitet viele dazu, die Definitionen oder Beweiße erst gar nicht ernst zu nehmen, weil nur auf die mit Kusshand gegebenen Vorgehensweisen geachtet wird. Die Personen wissen also gar nicht was sie tun, sie machen es einfach.

Es werden zudem nur Dinge aus dem Unterricht verlangt, dieser aber auch eher vereinfacht. Viele haben sich am Anfang die Bücher zum Unterricht gekauft, die von dem jeweiligen Prof. vorgeschlagen worden sind. Dabei kommen viele aber nicht mit dem Inhalt klar, weil sie einfach nicht dazu in der Lage sind, Definitionen zu verstehen oder überhaupt ein wissenschaftliches Buch so zu lesen, dass man es versteht. Viele, bzw. eigentlich alle meiner Mitstudenten interessieren sich nicht weiter für Stoff außerhalb des Unterrichts. Ich kann mich kaum mit jemandem unterhalten, weil die alle nur das gleiche wissen und kaum einen Gedanken daran verschwenden wie das ein oder andere Problem angegangen werden muss.

Als ich meine Hochschulberechtigung hatte, freute ich mich schon darauf, dass die ganzen Dinge jetzt schwieriger werden, dass der Schwerpunkt nicht mehr beim lernen liegt sondern an der Logik. Mag auch ein wenig so sein, aber zum Großteil geht es gerade so weiter wie bisher. Und trotzdem fliegen mehr als 80% durch die popelige Elektrotechnik-Prüfung. Da wollten sich dann auch einige beschweren, ich konnts kaum fassen.

Ich glaube falls man es wirklich drauf hat, kann man dies erst im Berufsleben deutlich zeigen und die Vorteile daraus schöpfen. Ganz ehrlich, so wie ich den Großteil meiner Kollegen einschätze wüsste ich nicht wie man diese Personen effizient auf dem Arbeitsmarkt einsetzen könnte. Die sind nicht mal in der Lage sich selbst komplexere Dinge beizubringen bzw. auf Antworten auf Probleme zu finden.

Die Klasse von uns besteht zu 70% aus Leuten, die nach ihrer Ausbildung das 1-Jährige FH gemacht haben, um die Hochschulberechtigung zu erlangen. Die bekommt man da fast schon geschenkt. Ich kann jedem nur raten, an einer UNI zu studieren. Der Vergleich zu UNI und FH sind gewaltig. Mir ist es leider nicht möglich, sodass ich mein Studium natürlich jetzt mehr oder weniger zufrieden bis zum Ende durchziehe.

Passt vielleicht nicht ganz zum Thema, aber das musste ich jetzt doch mal loswerden. Mich würde interessieren ob es anderen ähnlich geht.
giles Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von CapsLock
Ich studiere keine Mathematik, aber eine Wissenschaft (Verfahrenstechnik), die versucht Prozesse durch die Mathematik zu beschreiben.

Machen das nicht alle Wissenschaften?

Klausuren und Prüfungen bin ich nicht der Fan von obwohl ich dort ehrlich gesagt überdurchschnittlich gut abschneide. Was eigentlich interessant ist im Studium sind die Übungen bei denen man viele individuelle Lösungswege finden kann.
Natürlich sind Klausuren (und damit das Studium zu einem großen Teil) immer was zum auswendiglernen, aber was soll sonst passieren als Test? Man kann wohl kaum die Fähigkeit neue Problemstellungen anzugehen und kreativ zu denken nach jedem Semester testen verwirrt
Ist natürlich keine Entschuldigung lieblose Klausuren zu stellen die mit Ankündigung 100% aus schon erledigten Übungen besteht und dann in so einer Fülle, dass man sie nur komplett lösen kann, wenn man sie auswendig runterschreibt (sprich: meine Theorie 1 Klausur die ich dem Prof nie verzeihen werde), aber es hat sich einfach noch nichts besseres gefunden.
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von giles
Zitat:
Original von CapsLock
Ich studiere keine Mathematik, aber eine Wissenschaft (Verfahrenstechnik), die versucht Prozesse durch die Mathematik zu beschreiben.

Machen das nicht alle Wissenschaften?


Natur- und Ingenieurswissenschaften ja, Wirtschaftswissenschaften teilweise (auch pseudomäßig), Teile der Geisteswissenschaften sicher nicht.

Was mir an der Diskussion hier etwas fehlt ist die Qualität des Auswendiglernens (vllt. ist das auch ein Grund, warum Cahalan Zellerli nicht verstanden hat?). Setze ich mich hin und pauke Begriffe wie Vokabeln? Oder lernt man die Dinge eher nebenbei auswendig? Anders formuliert: Arbeite ich, um auswendig zu lernen, oder lerne ich auswendig, indem ich arbeite? Lerne ich, weil der Professor diesen Begriff abfragt, oder lerne ich, weil ich ständig gebrauche?
Ersteres ist das klassische "Auswendiglernen", letzteres eher die "seichte"/spielerische Variante.

Der Spitzfindige mag anmerken, dass der Umweg über Zusammenhänge und das ständige Gebrauchen der auswendig zu lernenden Begriffe nur ein Trick ist, damit man die Begriffe letztendlich eben auswendig lernt, dennoch ist das eine andere Qualität und mag einigen in dieser Art und Weise leichter oder schwerer fallen. (Wie sagte ein Professor von mir: "In der theoretischen Physik müssen sie nichts auswendig lernen, sie müssen nur bestimmte Dinge Wissen" - ähnlich wie Calahan es ausdrückt.)

Auswendiglernen von Begriffen ist überall notwendig, weil jedes Fach seine eigene Fachsprache hat und in fast allen Fällen auch haben muss. "Gute" Fachbegriffe beschleunigen einfach die Kommunikation. Jeder Mathematiker kann z.B. etwas mit dem Begriff einer "einfachen Gruppe" anfangen. Würde man immer neu erklären müssen, was dies ist, bräuchte man erheblich länger.

Unter diesen Voraussetzungen bin ich nun der Meinung, dass Mathematik eben kein klassisches Auswendiglernen ist. Ich setze mich absolut selten irgendwo hin, um Begriffe auswendig zu lernen. Die Mediziner z.B. berichten mir da aber ganz anderes. Da muss man sich schon mal hinsetzen und stur Vokabeln pauken.

Gruß
MI
Calahan Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
(vllt. ist das auch ein Grund, warum Cahalan Zellerli nicht verstanden hat?)

Interessanterweise wird nicht erwogen, dass es auch genau umgekehrt sein könnte...
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Also gut, dann werde ich mal zumindest auf die Unterstellungen eingehen:

Zitat:
Dann waren eure Klausuren schlecht gestellt!

Wieso? Auswendiglernen muss ein wichtiger Bestandteil einer Klausur sein oder welches Modell schlägst du vor, bei dem alle Definitionen und Axiome in ausreichender Zeit nachgeschlagen werden können, aber trotzdem in so anspruchsvolle Tiefe reichen, dass man den gesamten Stoff prüfen kann?

Zitat:
Mit stumpfem Auswendiglernen wirst Du hier -anders als in der Juristerei z.B.- nicht weit kommen.

Meine These war: Auswendiglernen ist ein wichtiger Bestandteil.
Du unterstellst mir und verneinst eine ganz andere These ("Mit bloßem Auswendiglernen kommt man in der Mathematik weit"). Soviel zum Strohmann.
Ich studiere nicht Jura, aber zwei Kumpels von mir, außerdem ist mein Fraktionskollege erfolgreicher Arbeitsrechtler. Die habe ich anfangs auch gemobbt, aber dann brav die Klappe gehalten, als ich mal gesehen habe, worum es in der Klausur eigentlich ging. Z.B. liegt im Strafrecht das StGB daneben und man hat im Grunde garnichts auswendig zu lernen, höchstens grob wo es steht. Der Rest ist dann saubere Interpretation in der Subsumtion und korrekte Anwednung - wie bei einem Beweis in der Mathematik!
Ich kannte das aus meinen Klausuren im (freiwillig gewählten) Grundkurs Wirtschaft/Recht auch nicht anders und habe da als Vorbereitung im Wesentlichen mein BGB bestückt mit Querverweisen und dem Lernen der (wirklich wenigen) Ausnahmeparagraphen. Da war die Vorbereitung auf eine Matheklausur wesentlich aufwändiger.
Ich glaube man vergisst auch oft, wieviel man eigentlich auswendig gelernt hat als Mathematiker. Selbst einfachste Begriffe wie "kollinear" "orthogonal" "kommutativ" "Division", etc. etc. sind entweder auf die harte Tour durch Pauken oder durch regelmäßige Anwendung auswendig gelernt worden.
Dass man die grob über die Fremdsprache herleiten kann, trifft bei Medizinern und Juristen mindestens genauso gut zu (und nützt den meisten nichts).


Zitat:
Ich kann mir außerdem kaum vorstellen, dass es viele andere Studiengänge gibt, in denen reine Reproduktionsleistungen so wenig relevant sind, wie in der Mathematik.

Bisher bin ich in Mathe viiiel mehr auf die Schnauze gefallen, wenn ich ein paar Begriffe nicht genau wusste oder vertauscht habe als z.B. in Physik. In Mathe geht dabei oft die ganze Aufgabe flöten. In Physik kann dem Prüfer egal sein, wie ich an die Aufgabe rangehe und dass ich das Symbol "L" in meinem Kopf Mukkefuk nenne.
In Mathematik muss ich erstmal auspacken: Das und das mache ich, weil das der Satz von Schwarz ist und das mache ich dann weil das der Archimedes gesagt hat.
Unterm Strich schenken sich die beiden Fächer sicher nicht viel. Aber an der Uni (und das haben mir verschiedenste Dozenten leider immer wieder bestätigt) besteht die Mathematik erstmal daraus, dass man sie sich aufbaut. Und man muss immer exakt wissen worauf man baut. Das Verständnis ist die große Bauleistung, will ich garnicht abstreiten. Aber ohne Material geht garnichts.

Zitat:
Ich würde es so formulieren: In der Mathematik musst Du wenig (auswendig-)lernen - aber viel verstehen.

Zwei relative Begriffe.
Das Verstehen ist für mich stellenweise sowas von kein Problem (und kommt mir daher alles andere als "viel" vor), dass das Lernen auf eine Klausur (zum Beispiel neulich Stochastik) in reinem Auswendiglernen ausartet.
"Ah, so will er das geschrieben haben.", "OK, das ist sein Symbol für das Komplement.", "Oh, das bedeutet die Abkürzung..."
Und dann noch die ganzen Sätze: Was hat er schon bewiesen? Was darf ich noch nicht ohne Herleitung verwenden?
Calahan Auf diesen Beitrag antworten »
Verständnis vs. Reproduktion
Zitat:
Original von Zellerli
Also gut, dann werde ich mal zumindest auf die Unterstellungen eingehen:
Wer hat denn hier Unterstellungen gemacht - Entspann Dich mal.

Das in der Mathematik tatsächlich erforderliche "Auswendiglernen" erfolgt doch quasi en-passant. Den wesentlichen Teil seiner Zeit bringt der Mathematiker doch wohl damit zu, sich an verschiedensten Beweisen zu bemühen und dabei kann er sich gar nicht dagegen wehren einen gewissen Vorrat an Terminologie, Definitionen, Sätzen, etc. zu verinnerlichen. Dies geschieht aber -wie gesagt- nebenbei und nicht um der Reproduzierbarkeit willen.

MI hat unser grundsätzlichliches Mißverständnis dahingehend ja schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Und nicht zuletzt weil Juristen mein Lieblings-Feindbild verkörpern habe ich diese zur Illustration herangezogen. (Mediziner, oder Vokabeln-bimmsende Alt-Philologen wären möglicherweise besser geeignet gewesen.)

Und was die Aussage hinsichtlich schlecht gestellter Klausuren angeht kann ich nur feststellen, dass zu meiner Zeit, in der Reinen Mathematik, mit purer Reproduktionsleistung, auf der Basis von auswendig gelerntem, kein Blumentopf zu gewinnen war.
Um die verlangten Beweise abliefern zu können, war immer ein Verständnis der zugrunde liegenden Theorie erforderlich und dafür spielte "stumpfes Auswendiglernen im klassischen Sinne" einfach keine Rolle. (Formelsammlungen mit Integraltafeln, Sätzen, Defs., etc. durften sogar mitgebracht werden)

Eine Klausur in der u.a. reine Reproduktion verlangt wird (im Sinne von: Wie lautet der HDI? oder Was ist eine Cauchy-Folge?) bezeichne ich als "schlecht gestellt".
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