[WS] Wege & Wegintegrale

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[WS] Wege & Wegintegrale
Der folgende Workshop gibt eine Einführung in das Thema der (reellen) Wege und Wegintegrale, wie sie beispielsweise für eine Analysis II - Vorlesung üblich ist.

Inhaltsangabe:

1. Definition (Weg)
2. Beispiele für Wege
3. Riemann-Integral von Wegen
4. Weglänge
5. Wegintegrale 1. und 2. Art

Anregungen nehme ich gerne per PN entgegen, für Nachfragen einfach einen entsprechend gekennzeichneten Thread im Analysis-Forum eröffnen.
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1. Definition (Weg)
1. Definition (Weg)

Ein Weg in ist eine stetige Abbildung



Ein Weg ist also eine vektorwertige Funktion und ist stetig, falls jede Komponentenfunktion für alle i stetig ist.

Weitere Definitionen:

a) Man nennt Anfangspunkt, Endpunkt.

b) Die Orientierung des Weges ergibt sich durch das Definitionsintervall: kommt vor , falls . Die Orientierung wird zumeist durch eine Pfeilspitze angedeutet, die in Richtung wachsender t-Werte zeigt.

c) Die Bildmenge heißt Träger, Spur oder Kurve. Oft wird diese mit oder abgekürzt.

d) heißt
  • geschlossen, falls .
  • Jordanbogen (auch: Jordan-Weg, einfacher Weg, doppelpunktfreier Weg), falls .
  • Jordankurve, falls geschlossen und ein Jordanbogen ist.
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2. Beispiele für Wege
2. Beispiele für Wege

a) Die Verbindung zwischen zwei Punkten A und B nennt man Strecke und hat folgende Parametrisierung:



Beispiel:



Verbindet man mehrere Strecken miteinander (bildet man also die Strecke von einem Punkt A zu einem Punkt B weiter zu einem anderen Punkt C), erhält man einen Polygonzug.

b) Folgender Weg parametrisiert einen Kreis (bzw. die Kreislinie) mit Mittelpunkt und Radius :



Beispiel:



c) Polarkurven

Polarkurven haben die allgemeine Form

mit einer stetigen Funktion .

c.i) Um die Kardioide zu parametrisieren, wähle



Beispiel:



c.ii) Um eine logarithmische Spirale zu erzeugen, wähle

.

Beispiele:







d) Graph als Weg

Den Graphen einer Funktion kann man auch als Weg interpretieren:



Beispiel:





e) Schraubenlinie
Die Schraubenlinie wird durch einen dreidimensionalen Weg parametrisiert:



Beispiel:



[attach]16037[/attach]

f) Astroide

Die Astroide lässt sich durch den folgenden Weg darstellen:





g) Zykloide



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3. Riemann-Integrale von Wegen
3. Riemann-Integrale von Wegen

Sei ein Weg. Man nennt Gamma integrierbar über [a,b], falls jede Komponentenfunktion integrierbar ist und setzt:



Dabei sei eine beliebige, aber feste Basis des . Der Einfachheit halber setzen wir

Aussersdem definieren wir, analog zum eindimensionalen Fall:




Wir nennen Stammfunktion von , falls ist. Dazu:

Definition. Sei ein Weg. Man nennt ihn stetig differenzierbar, falls jede Komponentenfunktion stetig differenzierbar ist. Wir setzen

.

Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung. Sei ein stetiger Weg. Dann gilt:

ist für jedes c eine Stammfunktion von .
Es gilt für alle Zahlen und aus [a,b] und jede Stammfunktion von :



Beweis. Sei fest. Für jede eindimensionale Komponentenfunktion gilt der Hauptsatz, es ist also eine Stammfunktion der i-ten Komponente. Da das Integral komponentenweise definiert ist, folgt die Behauptung sofort aus .

Satz. Für einen integrierbaren Weg gilt:



Beweis. Setze



Das Ungleichheitszeichen rechtfertigt sich durch die Cauchy-Schwarzsche Ungleichung. Beachte: Der Malpunkt bezeichnet hier teilweise das Standardskalarprodukt.
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RE: 4. Weglänge
4. Weglänge

Sei ein stetiger Weg und eine Zerlegung von .



Dabei bezeichne (im Allgemeinen) die euklidische Norm.

Die Weglänge ist dann als

definiert.

Beispiel. Wir betrachten den Graphen einer Funktion als Weg:





Scheinbar besitzt dieser Weg eine endliche Länge, was aber nicht korrekt ist, wie wir nun beweisen:

Wir wählen die Zerlegung mit






besitzt also unendliche Länge.

Satz. Sei ein stetig differenzierbarer Weg. Dann besitzt endliche Länge und es gilt:



Dieser Satz wird in der Literatur auch oft als Definition angegeben.

Beweis. Sei eine Zerlegung von [a,b]. ist stetig und die Ableitung von und es gilt (mit Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung):



Wir zeigen nun:




Dabei sei die Feinheit der Zerlegung.

Sei . ist nach Voraussetzung stetig, also gleichmäßig stetig, da der Definitionsbereich ein kompaktes Intervall ist. Es existiert also ein so, dass



Sei nun eine beliebige Zerlegung des Intervalls [a,b] mit .

ist als Verkettung stetiger Funktionen stetig, und es existieren für alle i Punkte mit



Auch anschaulich ist dies klar: Es existiert in jedem der Teilintervalle ein Punkt, an dem der Weg am stärksten ansteigt. Nun haben wir alle Voraussetzungen, die wir benötigen und es gilt für alle i:




Der Ausdruck unterhalb des Integralszeichen lässt sich nun wegen der gleichmäßigen Stetigkeit von abschätzen, immerhin gilt



Also:



Nun summieren wir über alle i und es ergibt sich die gewünschte Aussage:



Beispiele. Im folgenden werden die Längen einiger der oberen Wege berechnet:

a) Strecke von (1,0) nach (2,1):

b) Kreis mit Radius r:

c) Graph als Weg: Als Länge ergibt sich die bekannte Formel

d) Schraubenlinie, von 0 bis T:
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5. Wegintegrale 1. und 2. Art
5. Wegintegrale 1. und 2. Art

Definition. Sei ein (zumindest stückweise) stetig differenzierbarer Weg (ein Integrationsweg) und stetig und stetig. Dann:

(Kurvenintegral 1. Art bzw. Integral nach der Bogenlänge).
Im Allgemeinen rechnet man hier mit der euklidischen Norm.

(Kurvenintegral 2. Art). Der Malpunkt bezeichnet auch hier das Standardskalarprodukt.

Sei ein Integrationsweg. Dazu sei der Weg .

Satz. In obiger Situation gilt für das Kurvenintegral 1. Art

.

Beweis. Berechne das Kurvenintegral über :



Satz. In obiger Situation gilt für das Kurvenintegral 2. Art

.

Beweis. Bereche das Kurvenintegral 2. Art über :



Bemerkungen.
  • Es gilt offenbar .
  • Es lässt sich zeigen, dass die Definitionen der Wegintegrale wohldefiniert sind, d.h., dass der Wert des Integrals nicht von der Parametrisierung abhängt. Solange der Träger der jeweiligen Funktionen identisch ist, ergibt sich der selbe Wert. Als Beispiele seien hier die beiden Wege und genannt, die denselben Träger besitzen.
  • - bezeichnet die Arbeit, die ein Objekt der Masse 1 verrichtet, um das Vektorfeld v vom Anfangs- zum Endpunkt entlang des Trägers von zu durchqueren. Dies ist auch mit der Eigenschaft des Wegintegrales, bei Umkehrung der Durchlaufrichtung des Weges das Vorzeichen zu ändern, konsitent: Wird in der einen Durchlaufrichtung viel Arbeit benötigt, dann wird beim Durchqueren des Vektorfeldes in die andere Richtung keine benötigt.
 
 
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