Heute lernen wir wo das Fleisch her kommt

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Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »
Heute lernen wir wo das Fleisch her kommt
Ich habe gerade diesen Artikel verlinkt bekommen und mir sagen lassen, dass das mittlerweile auch einige Privatsender rauf und runter spielen.

Ich finde das ist eine vorbildliche Unterrichtsstunde.
Scheinbar muss man heutzutage den Eltern sowas mitteilen. Dann hätte das der Lehrer mal tun sollen. Aber inhaltlich finde ich das sehr in Ordnung und extrem lehrreich. Die Kinder konnten scheinbar auswählen, welches Projekt sie machen wollen und die, die wollten haben anschaulich gelernt. Ich finde mit zehn Jahren ist man auch nicht zu jung dafür. Wir haben in Franken auch in der Grundschule Fische geschlachtet, Gemüse angebaut und geerntet, gekocht, Pilze gesammelt und waren sowieso regelmäßig im Wald und am Main (das alles neben oder im Rahmen einer sehr fundierten Lehre in Heimat- und Sachkunde, Mathematik, Deutsch und den weiteren Fächern).
Scheinbar ist die Welt an der Küste auch noch in Ordnung und die Kinder wachsen einigermaßen naturnah auf und wissen, dass Kühe nicht lila sind und Enten nicht gelb.
Aber offenbar gibt es auch dort genügend Leute, die den Menschen als Teil der Natur, der von und mir ihr lebt, sie achtet,hütet und nutzt, schon längst ausgeblendet haben und irgend einem künstlichen, unsterblichen, unnatürlichem Ideal hinterherlaufen.
Dadurch entsteht zum Beispiel auch Vegetarismus schon im Kindesalter (also medizinisch durchaus bedenklich) ganz ohne Auseinandersetzung mit dem Thema.

Nur so kommt es dann zu Einschätzungen, dass die Art des Schlachtens (laut SZ hat der Bauer das ja 1a gemäß Tierschutzgesetz durch Betäuben und vollständiges Ausbluten getan) barbarisch sei oder das arme Hasi ja nichts mit der Paella von gestern zu tun hat (bedingt stimmt das: Dem Industriekaninchen in der Paella ging es bestimmt nicht annähernd so gut wie dem Kaninchen vom Züchter).

Ich habe nichts gegen Vegetarier oder Veganer, sondern im Gegenteil großen Respekt vor denen, die die Haltung sachorientiert und auf ethisch solidem Fundament verfolgen.
Aber ich habe extrem etwas dagegen, wenn diese Einstellung auf Inkonsequenz oder gar falschen Annahmen beruht und dann auch noch auf diesen falschen Annahmen weitergetragen wird.


Ich finde das eigentlich erschütternde ist, dass es wegen solch einem zur Lebenserfahrung und Bildung jedes Menschen gehördendem Thema, einen riesigen Aufschrei gibt. Fleischkonsum scheint bei uns ein unbedeutendes Randthema zu sein. Offenbar essen die meisten Deutschen kein Fleisch.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Heute lernen wir wo das Fleisch her kommt
Habe den Artikel an anderer Stelle im Netz gesehen. Erinnere mich, zu Schulzeiten einen Schlachthof besucht zu haben. Dennoch finde ich diese Aktion - quasi im Klassenzimmer - nicht gut. Ob es auch in der 5ten Klasse sein muss, weiß ich auch nicht. Dieser Zwiespalt "Eben noch das Haustier gestreichelt, dann getötet" kann die Kinder schon überfordern. Gerade wenn sie damit nicht vertraut sind. Gegen das Klassenzimmer, die Schule bin ich, weil dann ein "täglicher Ort" mit dieser Erinnerung belastet ist. Dass mit den Eltern nicht gesprochen wurde, finde ich nicht ok. Das Schlachten wirft dann ja auch die Frage nach "Leben und Tod" auf und nicht nur "ach, der Hase ist gar nicht Gold und trägt ein Glöckchen"...

Zitat:
Ich finde das eigentlich erschütternde ist, dass es wegen solch einem zur Lebenserfahrung und Bildung jedes Menschen gehördendem Thema, einen riesigen Aufschrei gibt. Fleischkonsum scheint bei uns ein unbedeutendes Randthema zu sein. Offenbar essen die meisten Deutschen kein Fleisch.


Es ist meiner Meinung nach genau anders herum. Weil Fleisch ein großer Markt ist, wird alles unternommen, den Kunden weder mit dem Konflikt des Tötens noch der Art und Weise der Haltung der Tiere zu konfrontieren. Am Ende kaufen die Leute kein Fleisch mehr... geschockt

Ich erinnere mich an Geflügelmast, Frühstücksei GmbH und aktuell, um das mit dem fischen aufzugreifen die Pangasiuslüge...
pseudo-nym Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Heute lernen wir wo das Fleisch her kommt
Zitat:
Original von tigerbine
Dieser Zwiespalt "Eben noch das Haustier gestreichelt, dann getötet" kann die Kinder schon überfordern.


Ich glaube, dass das halb so schlimm ist, denn während sich die Eltern in diversen Zeitungen und Fernsehprogrammen ausheulen, können sich die Kinder fernab von nervigen Erwachsenen in aller Ruhe der Reflexion und der Verarbeitung widmen.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

tigerbine:
Zitat:
Es ist meiner Meinung nach genau anders herum. Weil Fleisch ein großer Markt ist, wird alles unternommen, den Kunden weder mit dem Konflikt des Tötens noch der Art und Weise der Haltung der Tiere zu konfrontieren. Am Ende kaufen die Leute kein Fleisch mehr...


Abgesehen davon, dass ich mir den Bauern gut vorstellen kann, der fernab jeden pädagogischen Anspruchs ein Lachen in den Kindergesichtern sehen wollte und zum Streicheln des Kaninchens einlud, ist doch garnicht genau anders herum.
Die Menschen sind so naturfern, dass das Schlachten schon als "Konflikt des Tötens" empfunden wird. Tiere zu schlachten gehört zum Menschen dazu, wie Getreideanbau oder Häuserbau.
Das ist wie wenn man einen Konflikt pflegen würde, den vielleicht ein Kind damit hat einen Baum zu fällen, der im Weg steht, verheizt werden muss oder krank ist, in dessen Krone es immer herumgeklettert ist. Ab einem Alter von 6-7 Jahren macht es Sinn dem Kind ethische Positionen näher zu bringen. Man muss da einfach aufklären und erklären warum der Baum gefällt wird, bzw. warum das Kaninchen geschlachtet wird.
Ich weiß nicht, ob es einen Konflikt geben muss. Ich spiele und streichle auch gern die wirklich goooldigen Kaninchen mit Fehlfarben von meinem Kumpel. Aber sie wurden einzig und allein zum Zweck gezüchtet und geboren, dem Zuchtideal näher zu kommen und dementsprechend früher oder später geschlachtet zu werden (gegessen werden sie also alle). Soll ich sie deswegen nicht streicheln und goldig finden?

Von dem Punkt aus gesehen, kann ich also deine Argumente, dass es ein Problem sei, wenn das Klassenzimmer mit der Schlachtung verknüpft würde, nicht teilen.

Das führt übrigens zur ersten ethischen Grundfrage, die sich jeder Mensch (in seiner Eigenschaft als Allesfresser) stellen muss:
Ist ein Leben in einer gewissen, vom Menschen angelegten und in sofern unfreien Umgebung, das obendrein künstlich stark verkürzt ist besser als garkein Leben?
Jeder Fleischesser antwortet entweder mit JA oder er ist inkonsequent. Seltene Ausnahmen und Abstufungen wären z.B. er isst ausschließlich Hegeabschüsse.

Der andere Punkt ist jetzt die konsequent vegetarische Haltung (die ich wie gesagt aus medizinischen Gründen bei Kindern für bedenklich halte). Das Kind entscheidet sich bewusst gegen das Schlachten und kann und muss es deshalb auch nicht mit ansehen. Aber auch diese Menschen müssen dazu erzogen werden, zu respektieren, dass ihre Mitmenschen größtenteils Fleischesser sind - mit allem drumherum.
Also sollte auch von diesem Punkt aus betrachtet, kein Konflikt damit entstehen, dass im Klassenzimmer (hoffentlich nebenan, wenn man zur Veggie-Fraktion gehört) ein Tier geschlachtet wird.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Fleischkonsum scheint bei uns ein unbedeutendes Randthema zu sein. Offenbar essen die meisten Deutschen kein Fleisch.


Darauf bezog sich mein anders herum. Meiner Meinung nach ist es ein Randthema, weil man sich nicht damit auseinandersetzen will/soll, woher das Fleisch kommt.

Und gerade für
Zitat:
Die Menschen sind so naturfern, dass das Schlachten schon als "Konflikt des Tötens" empfunden wird.

finde ich diese Aktion im Klassenzimmer nicht gut. Es war die Teilnahme wohl freiwillig, dennoch seltsam, dass so was nicht mit den Eltern abgesprochen wird.

Wir schlachten in der Regel nicht mehr selbst. Und auch wenn es der Lauf der Dinge ist, so macht man einen Prozess durch, wenn man selbst am Drücker steht. Und da finde ich es doch sehr seltsam, erst streicheln, dann schlachten...

Im Artikel steht imho nicht, wie die Aktion in die Projektwoche eingegliedert war. Ob da auch mal allgemein über das gesprochen wurde, was du hier weiter philosophierst. Augenzwinkern Das ist nun nicht abwertend gemeint.
gonnabphd Auf diesen Beitrag antworten »

Stadtmenschen... just lol.

Kinder muss man doch nicht vor sowas schützen. Wenn man nicht so ein Thema draus machen würde, wäre es doch das natürlichste der Welt!

Also ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und wir hatten jeweils kleine Lämmer, welche wir - da von der Mutter verstossen - von Hand aufziehen mussten, sprich mit einem "Schoppen" (weiss nicht, ob das Wort in Deutschland gleich verwendet wird) Milch geben etc. Die waren auch immer allerliebst und herzig und haben sich gefreut, wenn man wieder mit Milch kam und sie gestreichelt wurden. Und dann wurden sie geschlachtet.

Das ist halt normal und schadet niemandem. Dieses Verdrängen von Tatsachen und möglichst niemanden mit den primitiven Seiten des Lebens konfrontieren zu wollen, das auf der anderen Seite ist völlig abnormal und bedenklich.
 
 
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von gonnabphd
Stadtmenschen... just lol.

Kinder muss man doch nicht vor sowas schützen. Wenn man nicht so ein Thema draus machen würde, wäre es doch das natürlichste der Welt!


Es geht mir nicht darum, Kindern die Wahrheit zu verschweigen. Es geht mir darum, wie sie präsentiert wird. Es ist eine 5te Klasse, die Eltern sind nicht informiert. Die freie Wahl der Kinder für die Aktion ist für mich kein Argument. Wie sollen sie das vorher beurteilen?

Wenn die Aktion nicht live, sondern in einem Film vorkommen würde, welches FSK würde der bekommen? verwirrt Und wenn du was zeigen willst, was über der Alterstufe ist, dann musst du dir das genehmigen lassen.

Zitat:
Also ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und wir hatten jeweils kleine Lämmer, welche wir - da von der Mutter verstossen - von Hand aufziehen mussten, sprich mit einem "Schoppen" (weiss nicht, ob das Wort in Deutschland gleich verwendet wird) Milch geben etc. Die waren auch immer allerliebst und herzig und haben sich gefreut, wenn man wieder mit Milch kam und sie gestreichelt wurden. Und dann wurden sie geschlachtet.


Diese Geschichte umfasst doch eine ganz andere Zeitspanne.... Und gerade wenn die Kinder nicht in einer solchen Umgebung aufgewachsen sind, sollte man sie meiner Meinung nach anders an die Sache heranführen. Das heiß, um wieder zum Anfang zu kommen nicht, dass es verschwiegen werden soll.
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Interessantes Thema.

Vorneweg: Ich bin auf das heftigste gegen diese Aktion. Ich selbst habe noch nie live gesehen, wie ein Tier geschlachtet wurde, aber diverse Ausschnitte im Fernsehen gesehen. Aktuellster Fall, der mir einfällt: Die Sendung "Rachs Restaurantschule" von Christian Rach, wo die Teilnehmer einen Schlachtbetrieb besucht haben. Dort wurde das Schlachten einer Kuh erstaunlich offen gezeigt und ich hab mir das alles schön angeguckt. Oder Jamie Oliver, der die braven kleinen Küken vergast. Ja, so ist das mit dem Fleisch und man muss es wissen.

In diesem Fall hätte die Aktion wirklich vorher mit den Eltern abgesprochen werden müssen. Ich glaube nicht, dass 10-jährige so etwas wirklich in aller Konsequenz einschätzen können. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, dass die Eltern sich zusammen mit ihren Kindern das Schlachten angucken können, wenn sie wollen. Und wenn die Eltern meinen, dass ihr Kind das noch nicht verkraftet (noch nicht ist gut, manche Erwachsene trauen sich bestimmt auch nicht, sich das anzugucken), dann lassen sie es.

Wie gesagt: Idee gut und richtig, aber Ausführung eher nicht.

Tigerbines Post stimme ich übrigens zu: Weil du, gonnabphd, damit aufgewachsen bist, ist es klar, dass dich das "kalt lässt". Nicht falsch verstehen, für dich ist das normal. Die Kinder wurden ins kalte Wasser geworfen, meiner Meinung nach.

Kurzer Vergleich, vielleicht ein bisschen schief: In meiner Grundschulzeit kam natürlich auch das Thema Sexualität dran. Ich war aufgeklärt und fand nichts dabei. Eine russische Mitschülerin fiel aus allen Wolken (hat das etwas mit der anderen Kultur zu tun?) und hörte davon das erste Mal. Soweit ich mich erinnere, war die Mutter wenig begeistert. Da stellt sich mir die Frage, wie viel Aufklärung, egal in welchem Bereich die Schule leisten soll. Meine Meinung: So wenig wie möglich. Aber das mag auch daran liegen, dass meine Eltern mir alles beigebracht haben, was man so wissen muss. Auch, dass Schweine nicht in Tiefkühltruhen wachsen. Ich sehe in diesen Themen die Eltern in der Pflicht, die offenbar verlernt haben, was das heißt: Eltern sein.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

@gonnabphd: Das Wort "Stadtmensch" stand auch wiederholt in meinen Posts, aber ich glaube ich habe es vorm Erstellen überall entschärft Augenzwinkern Es trifft den Konflikt aber sehr gut, denn:

tigerbine:
Zitat:
Wenn die Aktion nicht live, sondern in einem Film vorkommen würde, welches FSK würde der bekommen?

Ich denke wenn Landmenschen oder zumindest grundgesetztreue Menschen im Gremium sitzen, dann eher so FSK 6 (denke wegen des Messers).
Wenn Stadtmenschen oder gar militante Vegetarier (alá Schlachten=Mord, gegen jedes Verständnis unseres GGes und StGBs) im Gremium sitzen, dann durchaus FSK18.

We Feed the World ist z.B. FSK 6 (sollte übrigens Pflichtprogramm für jeden Schüler sein - ruhig aber erst in der Mittelstufe wegen wirtschaftlicher Zusammenhänge).
Da sinds immerhin flauschige Küken, die nach Geschlecht selektiert werden (wir haben ja nichtmal im Biosektor eine Rasse die sowohl Eier als auch Fleisch gibt - zumindest in "wirtschaftlicher" Menge und Zeit). Das heißt ein konsequenter Vegetrarier kann keine Eier essen, außer er weiß ganz genau, dass der Produzent nicht die männlichen Küken schlachtet (falsches Wort, verzehren will man sie ja nicht, aber keulen ist es auch nicht). In allen mir bekannten Betrieben ist das jedenfalls nicht so, dass man die Männchen der Eier-Rasse behält.


Cel:
Zitat:
Die Kinder wurden ins kalte Wasser geworfen, meiner Meinung nach.


Ob das kaltes Wasser war, musst du Leuten wie gonnabphd und ihre Eltern selbst entscheiden lassen. Wenn man wirklich von Anfang an damit aufwächst, wird dieser von jedem Fleischesser als normal anerkannte Vorgang auch für den Fleischesser selbst zur Normalität.
Das Problem mit dem Konflikt und entsteht doch dann, wenn der Fleischesser es normal findet, dass Tiere (auch solche, die man streicheln kann oder es sogar tut) geschlachtet werden müssen, aber es dann als den "Wurf ins kalte Wasser" bezeichnet, wenn man dann die Schlachtung miterlebt und (kennen-)lernt.
Da ist irgendetwas in der Erziehung falsch gelaufen. Ich kann doch einem Kind nicht beibringen, dass Nutzvieh nur zum Streicheln da ist. Es lebt doch einzig nur für den Verzehr (und wenn es nur seine Milch ist).
Natürlich sind die Eltern in der Pflicht, weshalb ich unbedingt dafür bin, dass die Eltern über solche Angebote vorab informiert werden, aber gerade in städtischen Regionen ist es doch so, dass eine Unterrichtseinheit zur Fleischproduktion mit Schlachtung, usw. effektiver ist, als wenn alle Eltern sich irgend einen Betrieb suchen und dort vorbeischauen und das drumherum (Wirtschaftlichkeit, Ernährung, Haltung) noch selbst aufbereiten müssen. Hier sind dann doch die Lehrer in der Pflicht!
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Ich meinte, dass die Kinder aus der Schule ins kalte Wasser geworfen wurden, nicht gonnabphd. Er ist damit auf- und konnte in die Situation "hineinwachsen". Das ist ja gerade das, was ich meine. Die Kinder aus der Schule hatten nicht die Möglichkeit, damit vertraut zu sein. Es wäre gut gewesen, zunächst darüber zu sprechen, die Kinder zu fragen, was sie wissen und dann in der nächsten Stunde das Schlachten durchzuführen. Nach Info an die Eltern.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Cel:
Zitat:
Es wäre gut gewesen, zunächst darüber zu sprechen, die Kinder zu fragen, was sie wissen und dann in der nächsten Stunde das Schlachten durchzuführen. Nach Info an die Eltern.


Ja, da stimme ich zu. Ich denke das ist unumstritten hier im Thread.

Die Frage ist nur, ob wir - angesichts der Tatsache, dass doch die allermeisten Fleischesser sind - nicht alle so "daran gewöhnt" aufwachsen sollten wie gonnabphd? Dazu braucht man ja keinen Bauernhof.
Es sind werden ja schon so grundlegende Dinge wie die Frage "Warum hält man ein bestimmtes Tier?" vermieden oder falsch beantwortet.
Das und die Tatsache, dass zwar eifrig Fleisch gegessen wurde, aber garkeine Erfahrung mit dem Schlachten gemacht wurde, erzeugen dann einen doch sehr harten Übergang ("kaltes Wasser", "Schock", "Konflikt").

Wenn der Fleischesser nicht korrekt kausal zu verknüpfen lernt, also eine wichtiger Teil Wissen und Erfahrung fehlt, kann sich ja wohl kaum eine umfassende und verantwortungsvolle Haltung zum Fleischkonsum entwickeln.

Man lernt schon früh in seiner Kindheit die (garnicht so unkomplizierte) Herstellung von Brot, oder von elektrischem Strom, in Franken sogar die von Wein mit jedem Detail zu den einzelnen Stadien und Arten.
Aber über die (je nach Fleisch- und Tierart) teils sogar weniger komplizierte Herstellung von Fleisch wird mancherorts bewusst ein essentieller Teil ausgeblendet oder sie wird garnicht erst gelehrt.

Hier ist dein Pausebrot:
Wie das Brot gemacht wird, hat uns letzte Woche Bäcker Müller gezeigt.
Wie die Gurken ihren Weg hierher finden, haben wir die Woche davor behandelt.
Damit du sehen kannst, wie der Rotgelegte entsteht, musst du 16 sein und deine Eltern müssen explizit vorgewarnt worden sein und durften widersprechen.
(Klar übertrieben, aber der schizophrene Inhalt bleibt wahr).
Wer fragt, bleibt eben auch dumm Augenzwinkern
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Zustimmungserklärung

Aufgrund kürzlicher Ereignisse möchte ich an dieser Stelle die Erklärung abgeben, dass ich die allgemeine Auffassung, die man in den Antworten zu diesem Thema lesen kann, teile und ihnen nicht widerspreche.

Mit freundlichen Grüßen,

__air___

Stuttgart, den 03.04.2011.


So, etwas weniger scherzhaft: Stimmt schon. Ich finde daran prinzipiell absolut nichts Schlimmes, aber man hätte es besser vorbereiten/durchführen können.
Abends auf RTL & Co schauen sich die Eltern dann ja auch oft tolle Serien an, in denen Leute umgebracht werden etc. Zumindest mit der Werbung werden die Kinder definitiv auch konfrontiert. Natürlich herrscht da noch ein gewisser Abstand, dennoch ... sie nur realitätsfern aufzuziehen bringt ja nichts. Tiere werden nunmal gehalten, um geschlachtet zu werden. So funktioniert die Welt. Früher oder später müssen sie das lernen und ich sehe keinen Sinn darin, dies immer mehr zu "spät" tendieren zu lassen. Richtig damit konfrontiert tragen sie auch keinen Schaden davon.

air
tohuwabou Auf diesen Beitrag antworten »

Schlachten in der Schule ist imho absoluter Schwachsinn und ich kann die Leute nicht

verstehen, die es als nützlich in diesem Alter ansehen. Das Fleisch nicht an Bäumen wächst,

kann man Kindern auch schonender beibringen.

Ab einem gewissen Alter , wenn es nicht mehr nur vom Umfeld abhängig ist, ob Kinder bzw.

Jugendliche Fleisch essen oder nicht, ist es gut und wichtig, sie mit der Realität zu

konfrontieren.

Aber Kinder einer fünften Klasse so auf diese Art und Weise sicher nicht. Jedenfalls würde ich

das nie unterstützen.
Reksilat Auf diesen Beitrag antworten »

Auch wenn die Schule nicht nur die Köpfe der Schüler mit Wissen füllen soll, sondern auch eine erzieherische Funktion hat, so liegt diese ja doch vorrangig bei den Eltern. Egal wie bereitwillig die Kinder sich zur Vorführung einer Schlachtung begeben haben mögen, die Entscheidung darüber, ob das Kind so etwas sehen darf, sollte bei den Eltern liegen. Ein Lehrer kann einfach nicht genau wissen, wie die Kinder aufgewachsen sind und inwieweit sie mit dem Thema Fleischkonsum und -produktion vertraut sind und eine solche Entscheidung Zehnjährigen zu überlassen, halte ich angesichts des Gruppenzwangs der entstehen kann für unangebracht.
Es ist mir völlig unklar, wie man solch eine Aktion ohne Rückversicherung bei den Erziehungsberechtigten durchziehen kann.

Zur Aktion selbst:
Ich denke schon, dass auch viele Zehnjährige mit einer Schlachtung klarkommen können – Stadtkinder sind schließlich keine anderer Rasse als Dorfkinder. Man sollte sie natürlich nicht dazu zwingen und das Gesehene weiter erklären, aber der Grundgedanke ist mir lieber als eine Erklärung à la "Strom kommt aus der Steckdose und das Steak aus dem Kühlregal". Insofern finde ich diese Projektwoche auch begrüßenswert, nur eben nicht so, dass die Eltern uninformiert bleiben.
Mehr kann ich von der Aktion auch nicht beurteilen. So was wie "erst streicheln - dann schlachten" klingt reichlich überzeichnet.

Der Mensch hat ja letztlich auch ein Recht auf Uninformiertheit und wer nicht wissen will, wo das Fleisch herkommt, der darf eben von Schnitzelbäumen und Wurstbeeten träumen. Man kann sein Gehirn auch prima auf Durchzug stellen oder es lernen, den Gedanken an blutige Schlachtungen, Massentierhaltung und Tötung unnützen Nachwuchses zu unterdrücken (wobei dann letztlich immer noch genügend ökologische und wirtschaftliche Probleme der Fleischproduktion bleiben). Den Fünftklässlern nun einen Einblick in die Entstehung der Nahrung zu geben, bevor sie altersmäßig in Apathie verfallen, ist da ein guter Schritt, nur sollte man eben mit Schockerlebnissen sparen. Andernfalls kann es zu unreflektierten Ernährungsausprägungen wie Puddingvegetarismus oder dem bloßen Verzicht auf Fleisch gewisser Tierarten kommen (keine Kaninchen oder Rehe - die sind so süß), was zwar nicht schlimmer als maßlose Allesfreßerei ist, aber auch kein gesundes Verhältnis zum Essen offenbart und den Ernährungsberechtigten ein wenig auf den Senkel gehen kann. Augenzwinkern

Gruß,
Reksilat.

Zitat:
Fleischkonsum scheint bei uns ein unbedeutendes Randthema zu sein. Offenbar essen die meisten Deutschen kein Fleisch.

ROFL
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Ich hatte heute die Gelegenheit, mit einer Schülerin von der besagten Schule zu sprechen.

Sie erzählte mir, dass die ganze Schule im Vorfeld wusste, dass ein Kaninchen geschlachtet werden würde. Aller Schüler waren also vorher informiert und die Eltern mit Sicherheit auch. Allerdings gab es keine schriftliche Information.

Das Schlachten selber hat vielleicht 3 Schüler etwas mitgenommen, sie haben geweint. Aber schon kurze Zeit später haben alle wieder gemütlich in der Pause gefrühstückt und die Sache war erledigt.

Der ganze Aufruhr ist erst durch eine Mutter entstanden, die eine Woche später ein Riesentrara gemacht hat.

Interessant, wenn man von einem Betroffenen erfährt, wie die Sache von den Schülern tatsächlich gesehen wurde.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Noch eine Woche in der Mediathek: Tim Mäzer - Deutschland isst.
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