Inkreisgleichung

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alcardaalanda Auf diesen Beitrag antworten »
Inkreisgleichung
Hallo zusammen.

Ich stehe vor einem Problem: Ich habe hier einen Text vor mir liegen, in dem plötzlich eine Inkreisgleichung eines Dreiecks auftaucht, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen?

Ausgangslage:
Sei ein Dreieck mit den Seitenlängen , und und seien , und die Berührungspunkte des Inkreises. (respektive auf den Seitenlängen , und . Dann ergeben sich für die Berührungspunkte die baryzentrischen Koordinaten:



und

.

Der Inkreis berührt natürlich (auf die baryzentrischen Koordinaten bezogen) die Gerade in , in und in

Dann wird hier folgende Inkreisgleichung aufgestellt, die ich jedoch nicht verstehe:



Natürlich erkenne ich die baryzentrischen Koordinaten als Vorfaktoren wieder, dennoch übersteigt diese Gleichung irgendwie mein Verständnis, vor allem, da sie in dem Text plötzlich aus heiterem Himmel fällt. Ich habe mich auch schon mit meinem Professor darüber unterhalten und er verunsichert mich noch zusätzlich, da er Probleme hat, das überhaupt als Kreisgleichung anzusehen, da er meinte, das würde nach einer Ellipsengleichung aussehen.

Die Gleichung stimmt aber, da mit Hilfe dieser Gleichung noch an mehreren Punkten überprüft wird, ob sie auf dem Kreis liegen.

Wie gesagt - es hapert einfach am Verständnis dieser Gleichung. Vielleicht kann mir einer von euch die Logik ja ein bisschen näher bringen?

Grüße
alcardaalana
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist schon die Gleichung des Inkreises. Wenn nämlich Inkreismittelpunkt und -radius sind, dann liegt ein Punkt dann und nur dann auf dem Inkreis, wenn



gilt (links steht das Skalarprodukt von Vektoren). Sind nun mit die baryzentrischen Koordinaten von , dann gilt



Das setzt man oben ein und erhält, wenn man ausquadriert und sortiert:



Mit dem Satz des Pythagoras erkennt man die Gültigkeit von



Damit geht man in , multipliziert aus und faßt die Glieder neu zusammen:





Aus folgt durch Quadrieren . Das verwendet man in für die Klammer bei , multipliziert wieder aus und erhält





Und jetzt ist man kurz vorm Ziel. Es gilt nämlich, weil der Inkreisradius senkrecht auf der Seite steht:



Hier ist einerseits und andererseits



Und zusammen gibt das



Analog berechnet man die anderen Skalarprodukte. Und jetzt vergleiche mit den Klammern in .
alcardaalanda Auf diesen Beitrag antworten »

Wow! Vielen herzlichen Dank für diese sehr gute und ausführliche Erklärung! Das hat mir sehr weitergeholfen.

Eine kleine Frage hätte ich allerdings noch:

Zitat:


Wieso kürzen sich hier und gegenseitig weg? Das würde doch bedeuten, dass der Inkreis die Seite c genau in der Mitte berührt, beziehungsweise dass der Inkreismittelpunkt die gleiche Entfernung zu den Eckpunkten A und B hat oder habe ich da noch einen Denkfehler drin?

Edit: Hat sich schon erübrigt. Wie schon von dir erwähnt, steht der Radius ja senkrecht auf der Seite. Dementsprechend ist natürlich das Skalarprodukt von

HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

(hat sich erledigt)
alcardaalanda Auf diesen Beitrag antworten »

Okay, eine kleine Sache ist da doch noch:

Zitat:

Sind nun mit die baryzentrischen Koordinaten von , dann gilt




Das verstehe ich nicht ganz. Hier wird doch die Länge des Vektors berechnet, wenn ich mich nicht irre... ?

Wieso verträgt sich das denn hier mit den orientierten Dreiecksflächen , und ?

Habe versucht, das mal an einem selbst konstruierten Dreieck nachzuvollziehen, aber irgendwie passt das mit den Werten gar nicht.
alcardaalanda Auf diesen Beitrag antworten »

Nein, ich habe in meiner Zeichnung einen Fehler gehabt. Es ist anscheinend wirklich so, dass ich, wenn ich von M aus starte und diesen Vektorzug baue, genau beim Punkt P lande. Aber die Frage, warum das nun gerade so ist, konnte ich mir dadurch leider noch nicht beantworten.

Inwieweit spielen da die orientierten Dreiecksflächen mit ein und weshalb verhalten sie sich in dieser Rechnung so "gutartig?".
 
 
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist eine grundlegende Eigenschaft der baryzentrischen Koordinaten: Wenn irgendein Punkt ist und die baryzentrischen Koordinaten von sind, dann gilt immer



und zwar völlig unabhängig, von welchem man ausgeht. Im vorliegenden Fall habe ich konkret genommen (natürlich um auf die gesuchte Gleichung zu kommen). Man kann für auch einen anderen Punkt wählen und bekommt damit andere Zusammenhänge. So liefert in einem kartesischen Koordinatensystem die kartesischen Koordinaten von (Begriff des Ortsvektors).

Um zu sehen, daß in der Darstellung durch jeden anderen Punkt ersetzt werden kann, addiere auf beiden Seiten und verwende dann auf der rechten Seite, daß man wegen für schreiben kann.

Was hat das nun mit dem anderen Zugang über die orientierten Dreiecksflächen zu tun?

Nehmen wir die Hessesche Normalform der Geraden . Es sei Normaleneinheitsvektor von . Ein Punkt liegt also dann und nur dann auf , wenn



gilt. Wir wählen die Orientierung von so, daß die Höhe



von positiv ausfällt.

Ist nun der orientierte Abstand eines Punktes von , also positiv gerechnet, wenn auf derselben Seite von wie liegt, und negativ gerechnet, wenn auf der anderen Seite von liegt, so gilt



Jetzt verwenden wir die Darstellung speziell für und erhalten


Definiert man entsprechend, so erkennt man

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