MikTeX- und TXC-Alternativen

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Airblader Auf diesen Beitrag antworten »
MikTeX- und TXC-Alternativen
Hi,

da sich die Probleme mit dem TXC ja nur mehr häufen und die Entwicklung mehr als schleppend vorangeht bin ich am Überlegen, ob ich nicht umsteigen soll. Parallel dazu stelle ich mir die selbe Frage bei der TeX-Distribution selbst.
Ich hätte daher zwei Fragen, bei denen mir hoffentlich jemand helfen kann:

TeX-Distribution

Als Alternative zu MikTeX gibt es ja TeX Live. Da ich mich mit den Distributionen nicht auskenne frage ich mich hier insbesondere:

  • Kann man TeX Live und MikTeX parallel auf dem System haben?
  • Hat TeX Live irgendwelche Vor- oder Nachteile ggü. MikTeX?
  • Können mit TeX Live kompilierte Dokumente auf irgendeine Art und Weise anders aussehen als wären sie mit MikTeX kompiliert worden?


LaTeX-Editor

Ich habe mich natürlich bereits durch die (erschreckend kleine) Auswahl von Editoren geklickt. Leider bin ich einfach bisher nicht zufrieden. Möglicherweise aber auch zu blind.
Gibt es denn irgendeinen Editor für Windows, der ähnlich umfangreiche Einstellungen wie der TXC erlaubt, was das Kompilieren angeht? Ich spreche konkret von den Ausgabeprofilen, da ich hiervon deutlich Gebrauch mache(n muss)*. Ansonsten benötige ich vor allem frei definierbare Shortcuts und eine Projektverwaltung (wie eben in TXC).

*) Und zwar, da ich bei Skripten das Paket multind verwende und daher makeindex mehrfach aufrufen muss, was im TXC eben nur darüber funktioniert, dass ich ein eigenes Ausgabeprofil anlege und die Befehle in die Nachbearbeitung packe.

Danke schonmal für die Antworten Wink

air
Schweinebacke Auf diesen Beitrag antworten »
RE: MikTeX- und TXC-Alternativen
Zitat:
Original von Airblader
  • Kann man TeX Live und MikTeX parallel auf dem System haben?

Genau wie man mehrere MiKTeX-Versionen gleichzeitig installiert haben kann, kann man auch TeX Live und MiKTeX parallel installiert haben. Man muss dabei aber entscheiden, welches TeX man in PATH haben will. Ansonsten ist es eine Frage der Konfiguration des Editors, welche Binaries dieser verwendet.

Zitat:
Original von Airblader
  • Hat TeX Live irgendwelche Vor- oder Nachteile ggü. MikTeX?

TeX Live für Windows enthält auch ein minimales perl. Bei Windows wird das sogar schon mit dem TeX-Live-Installer installiert. Dieses perl soll angeblich für alles genügen, das an perl-Programmen dabei ist. Bei TeX-Live gibt es in der Regel innerhalb von Stunden nach dem Update auf CTAN bereits aktuelle Pakete im TeX-Live-Repository. Bei TeX-Live gibt es einige perl-basierte Zusätze, die bei MiKTeX nicht existieren. Im Fall beispielsweise von biber sollte man dazu ggf. auch das TLcontrib-Repository zusätzlich verwenden. Bei TeX-Live ist auch Xindy dabei. MiKTeX kann Pakete on-the-fly nachinstallieren. TeX Live meldet bei fehlenden Paketen hingegen einen Fehler und der Anwender muss dann über tlmgr das Paket selbst nachinstallieren. Allerdings ist die Standardinstallation bei TeX Live eine Komplettinstallation, so dass nur ganz neue Pakete fehlen. Die bekommt man durch regelmäßiges »tlmgr update --all« aber ohnehin gleich mit. Die Paketlisten beider Distributionen sind nicht identisch. Einige Pakete, die bei MiKTeX dabei sind, haben keine freie Lizenz (oder eine unklare Lizenz) und sind deshalb in TeX Live nicht enthalten. Umgekehrt gibt es auch Pakete, die in MiKTeX nicht zu finden sind. Außerdem hat MiKTeX beim Entfernen von Paketen in der Vergangenheit desöfteren nachgezogen. Für TeXLive gibt es (va TLcontrib) auch immer wieder Updates für LuaTeX und ConTeXt. MiKTeX-Anwender, die LuaLaTeX oder ConTeXt nutzen oder ausprobieren wollen, müssen eher selbst sehen, wie sie das zum Laufen bekommen.

Zitat:
Original von Airblader
  • Können mit TeX Live kompilierte Dokumente auf irgendeine Art und Weise anders aussehen als wären sie mit MikTeX kompiliert worden?
Wenn dieselben Versionen der Pakete und Klassen verwendet werden, sehen die Dokumente auch gleich aus. Ausnahme ist hier LuaTeX, das sich noch in Entwicklung befindet und bei dem deshalb die Version ebenfalls eine Rolle spielen kann. Ich habe schon häufig mit Leuten zusammengearbeitet, die MiKTeX verwenden und wir hatten nur einmal vor Jahren ein Problem deshalb. Damals war bei MiKTeX ein fehlerhaftes pdfTeX enthalten. Es war eher Zufall, dass bei TeX Live bereits eine korrigierte Version enthalten war, bei MiKTeX aber noch nicht.


Zitat:
Original von Airblader
Gibt es denn irgendeinen Editor für Windows, der ähnlich umfangreiche Einstellungen wie der TXC erlaubt, was das Kompilieren angeht? Ich spreche konkret von den Ausgabeprofilen, da ich hiervon deutlich Gebrauch mache(n muss)*. Ansonsten benötige ich vor allem frei definierbare Shortcuts und eine Projektverwaltung (wie eben in TXC).

Andere Editoren lösen das schlicht anders. Manche benötigen schlicht keine Projektverwaltung wie bei TXC, sondern verfolgen einen ganz anderen Ansatz. Eine Projektverwaltung ist ja nicht nur nützlich, sie kann auch lästig sein (beispielsweise, wenn man als einziger in einem cooperativen Projekt einen Editor verwendet, der ohne Projekt nicht gut klar kommt).

Zitat:
Original von Airblader
Und zwar, da ich bei Skripten das Paket multind verwende und daher makeindex mehrfach aufrufen muss, was im TXC eben nur darüber funktioniert, dass ich ein eigenes Ausgabeprofil anlege und die Befehle in die Nachbearbeitung packe.

Du könntest Dir hier als Alternative mal splitidx anschauen. Mit splitidx braucht man nur einen Aufruf (den von spltiindex). Die mehreren Aufrufe von makeindex erledigt dann splitindex. Bei MiKTeX muss man dabei vermutlich splitindex.exe verwenden (falls das bei MiKTeX dabei ist). Bei TeX Live funktioniert auch splitindex.pl. Das ist die perl-Referenzimplementierung des Binaries.

Dinge wie Shortcuts gibt es eigentlich bei jedem LaTeX-Editor. Die Palette der unterschiedlichen Ansätze ist recht groß. Das geht mit puristischen Editoren wie TeXworks los, der aber immerhin bereits eine PDF-Ansicht bietet, führt über sehr aktiv gepflegte Editoren wie TexMakerX bis hin zum dem Gespann emacs+auctex, mit dem man ein integriertes Preview und auch gleich eine komplexe Programmiersprache bekommt. Irgendwo dazwischen liegen dann auch die Projektverwaltungsvertreter TXC und Kile (ja, das gibt es auch für Windows).

Wenn Du TXC schon seit langem verwendest, dann müsstest Du doch auch mit den Problemen, die es damit gibt, inzwischen zurecht kommen. Warum willst Du dann wechseln? In der Regel ist immer der Editor der beste, an den man gewöhnt ist - bis man sich an einen besseren gewöhnt hat. Augenzwinkern

Ah, ich sollte noch erwähnen, dass ich TeX Live unter Linux mit emacs+auctex+make verwende.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Hi,

erstmal ein riesiges Dankeschön für die ausführliche Antwort! Freude

Da ich gerade zwischen zwei Vorlesungen bin, muss ich es vorläufig kurz halten und gehe erstmal nur auf die Editor-Frage ein: Über Alternativen zum TXC möchte ich nachdenken, weil sich die Probleme eben mehren und die Entwicklung derart schleppend ist, dass ich nicht an einem sinkenden Schiff festhalten möchte, bis TXC schließlich völlig versagt und ich sowieso gezwungen bin, umzusteigen.

Ich werde jetzt mal die TXC 2.0 Alpha 3 ausprobieren und fehlende bzw. verbuggte Textbausteine/Shortcuts vorläufig mit AutoHotkey auszugleichen versuchen.

Die Projektverwaltung ist mir tatsächlich nicht besonders wichtig. Das mit den bequem einstellbaren Ausgabeprofilen wie in TXC hingegen sehr. Wichtig ist hierbei eben, dass die Einstellungen von Projekt zu Projekt, von Dokument zu Dokument variieren - und das muss der Editor eben mitmachen können.

Ich werde mir später bei Gelegenheit deine Antwort nochmal im Detail zu Gemüte führen. Nochmals ein großes Danke an dich!

air
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

So, jetzt eine ausführlichere Antwort. Augenzwinkern

Zitat:
Original von Schweinebacke
Man muss dabei aber entscheiden, welches TeX man in PATH haben will. Ansonsten ist es eine Frage der Konfiguration des Editors, welche Binaries dieser verwendet.


Was der Editor (TXC) verwendet ist also Einstellungssache in TXC, während das Kompilieren über die Kommandozeile dann von den PATH-Einstellungen des Systems abhängt .. verstehe ich das richtig?

Mit der nicht vorhandenen "on the fly"-Installation von Paketen hätte ich weniger Probleme - mein TXC/MikTeX macht das neuerdings nämlich auch nicht mehr. Weiß der Teufel, wieso. Ist auch nicht so wild, ich weiß ja, wann ich neue Pakete verwende.

Was die Pakete betrifft, die es im jeweils anderen nicht gibt: Gibt es da irgendwelche besonders namhaften, die man erwähnen sollte? Und was heißt, dass es die nicht gibt - die sind nur standardmäßig nicht dabei oder man kann sie auch nicht nachinstallieren?

Diese ganzen LuaTeX- und ConTeX-Späße sagen mir sowieso nichts. Keine Ahnung, was die Dinger machen - daher vermute ich mal, dass ich sie auch nicht brauche. Augenzwinkern

Danke noch- und schonmal. Augenzwinkern

air
Schweinebacke Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Airblader
Was die Pakete betrifft, die es im jeweils anderen nicht gibt: Gibt es da irgendwelche besonders namhaften, die man erwähnen sollte? Und was heißt, dass es die nicht gibt - die sind nur standardmäßig nicht dabei oder man kann sie auch nicht nachinstallieren?

Das einzige Paket, das es bei TeX Live nicht gibt, das ich aber hin und wieder bei MiKTeX-Anwendern verwendet finde, ist floatflt oder sogar der LaTeX2-09-Vorgänger floatfig. floatfig ist eigentlich als obsolet eingestuft, da es gar kein LaTeX2e-Paket, sondern ein LaTeX2-09-Style ist. Es ist stark anzunehmen, dass es weitere gibt, aber konkretes ist mir nicht bekannt. Für floatfig gibt es tatsächlich freie Alternativen wie cutwin oder wrapfig oder picins.

Pakete, die nicht existieren, existieren nicht. Das heißt, sie können dann nicht über den jeweiligen Paketmanager installiert werden. Natürlich kann jedes beliebige LaTeX-Paket von CTAN manuell installiert werden. Im Fall von floatfflt würde das für TeX-Live so gehen: floatflt.zip von CTAN herunterladen und auspacken. Man erhält: README, floatflt.pdf und floatfig.txt (das sind die Anleitungsdateien), sowie floatflt.ins und floatflt.dtx (das sind die Sourcen). Nun legt man ein Verzeichnis $TEXMFLOCAL\source\latex\floatflt an (den Wert von $TEXMFLOCAL erhält man mit »kpsewhich -var-value=TEXMFLOCAL« und kopiert nach dort die Sourcen. Ebenso legt man ein Verzeichnis $TEXMFLOCAL\doc\latex\floatflt an und kopiert dorthin die Anleitungsdateien. Dann ruft man »tex floatflt.ins« auf. Dadurch erhält man floatflt.sty (das ist die Paketdatei), floatexm.tex und floatfge.tex. Nun legt man das Verzeichnis $TEXMFLOCAL\tex\latex\floatflt an und kopiert dort die Paketdatei hin. Anschließend lässt man noch »pdflatex floatexm.tex« und »pdflatex floatfge.tex« dreimal laufen. Dann kopiert man floatexm.tex, floatexm.pdf, floatfge.tex und floatfge.pdf ebenfalls nach $TEXMFLOCAL\doc\latex\floatflt\. Ab sofort ist floatfig dann systemweit vollständig installiert, so dass auch »texdoc floatflt« die Anleitung findet. Da $TEXMFLOCAL\tex\ von TeX Live in der Voreinstellung vollständig durchsucht wird, ist nicht einmal ein Aufruf von »texhash« notwendig (entspricht Refresh FNDB von MiKTeX).

Wer nur das Paket irgendwie nutzen will, kann sich auch darauf beschränken, floatflt.sty zu erzeugen und in das Verzeichnis $TEXMFLOCAL\tex\latex\floatflt\ zu kopieren. Das ist eine Sache von 5 Minuten und funktioniert bei vielen einfachen Paketen so.

Einige Pakete, die bei TeX Live selbst nicht dabei sind, sind übriges via TLcontrib installierbar. Das ist ein Zusatzrepository, bei dem weniger strenge Anforderungen beispielsweise an die Lizenz gestellt werden und indem es auch Binary-Updates gibt. floatflt ist aber dort nicht enthalten (weil sich niemand darum kümmert).
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Hi,

Danke. Eieiei, auch wenn es am Ende nicht so kompliziert ist, klingt es doch alles nicht ganz einfach. Augenzwinkern

Kannst du mir eventuell hier noch Klarheit verschaffen?

Zitat:
Original von Airblader
Zitat:
Original von Schweinebacke
Man muss dabei aber entscheiden, welches TeX man in PATH haben will. Ansonsten ist es eine Frage der Konfiguration des Editors, welche Binaries dieser verwendet.


Was der Editor (TXC) verwendet ist also Einstellungssache in TXC, während das Kompilieren über die Kommandozeile dann von den PATH-Einstellungen des Systems abhängt .. verstehe ich das richtig?


Falls dem nämlich so wäre würde ich einfach einen Editor für MikTeX und einen für TeX Live konfigurieren. Dann könnte ich problemlos parallel beide Systeme auch wirklich nutzen und so problemlos testen.

Wink

air
 
 
Schweinebacke Auf diesen Beitrag antworten »

Einfache Antwort: Nach allem, was ich weiß, ist das genau so. Soweit ich weiß, gibt es außerdem die Möglichkeit PATH für jeden Windows-Benutzer anders zu setzen. Du könntest also sogar bei einem anderen Benutzer ein anderes TeX in PATH eingetragen habe.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Alles klar. Dann werde ich TeX Live auch mal nachinstallieren und die PATH-Variable dabei vorerst nicht überschreiben lassen (afaik geht das ja in der "advanced installation"), so dass ich erstmal testen kann, ohne gleich mein System durcheinanderzubringen.

Vielen Dank soweit nochmal! Freude

air
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