[WS] Folgen

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[WS] Folgen
In diesem Workshop werden wir den Begriff der (reellen) Folge und der Folgenkonvergenz motivieren. Weiter werden wir wichtige Eigenschaften von konvergenten Folgen betrachten und Methoden zur Grenzwertbestimmung lernen. Der Workshop ist angelehnt an das Skript zur Analysis I von Prof. Dr. Aloys Krieg, RWTH Aachen, soll dieses aber natürlich nicht ersetzen und auch nicht als Ersatz angesehen werden.

In den Beweisen verwenden wir häufig die [Artikel] Dreiecksungleichung, es ist also von Vorteil, diese zu kennen.

Übersicht:

  1. Motivation
  2. Definition einer Folge
  3. Folgenkonvergenz und bestimmte Divergenz
  4. Eindeutigkeit des Grenzwerts und Grenzwertsätze
  5. Das Sandwich-Lemma
  6. Teilfolgen und Häufungspunkte
  7. Satz von Bolzano-Weierstrass
  8. Die eulersche Zahl als Folgengrenzwert
  9. Das Cauchy-Kriterium
  10. Rekursiv definierte Folgen
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Motivation
Motivation

Ein sehr bekanntes Paradoxon, welches auf den griechischen Philosophen Zenon von Elea (490-430 v.Chr.) zurückgeht:

Der griechische Held Achilles läuft mit einer Schildkröte um die Wette. Damit das Rennen ein wenig fairer wird, gewährt Achilles der Schildkröte einen Vorsprung. Zenon behauptet nun, dass Achilles die Schildkröte nie einholen kann mit folgender Argumentation:

Bevor Achilles die Schildkröte überholen kann, muss er erst den gewährten Vorsprung aufholen. Während er dies tut, wird allerdings auch die Schildkröte laufen und so erneut einen Vorsprung gegenüber Achilles aufbauen. Dieser ist zwar kleiner, erfüllt aber denselben Zweck wie der Anfangsvorsprung; bevor Achilles die Schildkröte überholen kann, muss er diesen neuen Vorsprung aufholen. Während der Zeit, die Achilles dafür braucht, wird die Schildkröte erneut einen noch kleineren Vorsprung aufbauen, den Achilles erst wieder einholen muss...der Vorsprung der Schildkröte wird zwar immer kleiner, dennoch wird Achilles sie nie überholen können sondern sich ihr höchstens annähern.

Natürlich ist jedem klar, dass Achilles die Schildkröte irgendwann überholen muss, dennoch ist das Paradoxon nicht so einfach aus der Welt zu schaffen. Auch eine mathematische Formulierung des Problems löst dieses nicht ohne weiteres:

Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass Achilles zehnmal so schnell laufe wie die Schildkröte und die Schildkröte einen Vorsprung von 90 Metern erhalte. Wir bezeichnen mit die von Achilles und mit die von der Schildkröte zurückgelegten Strecke in Metern (gemessen von Achilles Startpunkt), wir starten also mit:



Wir betrachten den Zeitpunkt, zu dem Achilles die Ausgangsposition der Schildkröte erreicht hat. Achilles hat also 90 Meter zurückgelegt, die Schildkröte ist demnach 9 Meter weiter und wir erhalten:



Wir wiederholen den Prozess und betrachten den Zeitpunkt, zu dem Achilles diese Position erreicht hat; er läuft also weitere 9 Meter.



Wiederholen wir den Prozess erneut, so ergibt sich:



Betrachten wir den Prozess nach Schritten, erhalten wir mit Hilfe der geometrischen Summenformel:



Da sämtliche Summanden der Summe positiv sind, ist offenbar und somit auch . Das Paradoxon, dass Achilles die Schildkröte nie erreicht bleibt also bestehen.

Erst mit der Einführung des Grenzwerts erhält man die (auch intuitiv) korrekte Antwort, dass Achilles nach 100 Metern die Schildkröte eingeholt hat. Der Begriff des Grenzwerts bzw. der Folgenkonvergenz stand in der Antike noch nicht zur Verfügung, weshalb das Problem nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte. Wir wollen dies nun mathematisch präzisieren.
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Definition einer Folge
Zitat:
Definition:
Eine (reelle) Folge ist eine Abbildung . Statt schreiben wir für die Folge kurz . Die Wertemenge dieser Abbildung nennt man auch die Wertemenge der Folge. Für eine Folge mit für eine Teilmenge spricht man auch von einer Folge in .


Diese Definition lässt sich noch etwas verallgemeinern. Für spricht man auch im Fall einer Abbildung von einer Folge und schreibt

Beispiele

  • Sei für alle , dann ist eine konstante Folge mit Wertemenge

  • Für für alle ist eine alternierende Folge mit Wertemenge . Man spricht von einer alternierenden Folge, wenn sich mit jedem neuen Folgenglied das Vorzeichen ändert.

  • Da gleichmächtig zu ist, existiert eine surjektive Abbildung , diese Abbildung ist also eine reelle Folge in mit Wertemenge

  • Durch ist eine Folge mit Wertemenge definiert.

  • Für natürliche Zahlen ist die Folge definiert durch eine arithmetische Folge. Arithmetische Folgen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Differenz aufeinanderfolgender Folgenglieder konstant ist:

  • Seien . Die Folge ist eine geometrische Folge. Für eine geometrische Folge ist der Quotient zweier aufeinanderfolgenden Folgenglieder konstant:


Zur Gleichheit von Folgen:

Nach der Definition für Folgen sind zwei Folgen genau dann gleich, wenn für alle erfüllt ist. Aus der Gleichheit der Wertemengen kann man demnach nicht auf die Gleichheit der Folgen schließen.

Die Folgen und erfüllen , allerdings ist für alle .

Da es sich bei Folgen also um Abbildungen handelt, erhalten wir sofort einige Eigenschaften, aus dem (reellen) Funktionsbegriff:

  1. Eine Funktion mit heißt monoton wachsend (bzw. fallend), wenn für alle mit stets (bzw. ) gilt. Gemäß dieser Definition ist eine Folge monoton wachsend, wenn für alle gilt. Mit Hilfe einer Induktion zeigt man nun, dass die Bedingung äquivalent zu der Aussage ist (im Induktionsschritt verwende man, dass und auch impliziert).
  2. Eine Folge ist beschränkt, wenn ihre Wertemenge beschränkt ist, d.h. es existieren mit für alle . In diesem Fall existiert auch ein mit für alle (wähle etwa
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Folgenkonvergenz und bestimmte Divergenz
Wir führen den Begriff der Folgenkonvergenz ein.

Zitat:
Definition:
Sei eine Folge. heißt konvergent, wenn eine reelle Zahl existiert, so dass zu jedem ein existiert mit der Eigenschaft: für alle .

Im Fall der Existenz nennen wir den Limes oder Grenzwert der Folge und schreiben . Man sagt auch, dass gegen konvergiert. Eine Folge mit Grenzwert heißt Nullfolge. Eine Folge, die nicht konvergiert, heißt divergent


Anschaulich besagt die Konvergenzbedingung, dass fast alle Glieder der Folge, d.h. alle bis auf endlich viele, höchstens den Abstand vom Grenzwert haben.

Wir betrachten dazu einige Beispiele:

  • Jede konstante Folge mit ist konvergent mit Grenzwert . Zu jedem lässt sich ein beliebiges wählen. Damit gilt dann:
    für alle .

  • Wir betrachten die Folge . Es gilt: , denn:
    Zu wählen wir ein mit , dann gilt:
    für alle . Also ist eine Nullfolge.

  • Die Folge ist offensichtlich divergent. Sei und .
    Für gilt: für alle .
    Für wähle , damit gilt: für alle .

  • Für gilt: . Zu wählt man ein , dann gilt:
    für alle

  • Die Folge ist divergent. Zu und existieren unendlich viele mit


Zur Wahl des :
Oftmals scheint dieses regelrecht vom Himmel zu fallen, ohne Begründung warum man es gerade so wählt (bzw. alternativ mit der Begründung "Damit funktionierts!"). Normalerweise geht man bei dieser Art des Konvergenbeweises wie folgt vor:
Üblicherweise hat man eine Ahnung, wie der Grenzwert aussehen könnte, (ausrechnen einiger Folgenglieder, Folge sieht ähnlich wie eine bereits bekannte Folge aus), dann wähle zu beliebig ein , sprich: man lässt die Wahl des erst einmal offen. Anschließend betrachtet man und schätzt dieses so weit nach oben ab, bis man etwa wie beim zweiten oben genannten Beispiel erreicht hat. Nun kann man eine Aussage treffen, wie das gewählt werden muss, damit gilt. Diese Wahl von trägt man dann oben ein und der Beweis ist fertig.

Wir unterscheiden nun die bestimmte und die unbestimmte Divergenz.

Zitat:
Definition:
Sei eine divergente Folge. Man nennt bestimmt divergent gegen und schreibt , wenn es zu jedem ein gibt, so dass für alle gilt.
Analog definiert man eine Folge als bestimmt divergent gegen , wenn es zu jedem ein gibt, sodass für alle gilt.
Eine divergente Folge, die nicht bestimmt divergiert, heißt unbestimmt divergent.


Beispiele:
  • Die Folge divergiert bestimmt gegen . Zu wähle , dann gilt:
    für alle .

  • Die Folge ist unbestimmt divergent. Für alle ist , die Folge ist also beschränkt.
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Eindeutigkeit des Grenzwerts und Grenzwertsätze
Wir formulieren nun zwei wichtige Aussagen für konvergente Folgen:

Zitat:
Satz:
  1. Eine Folge besitzt höchstens einen Grenzwert, d.h. für eine konvergente Folge mit ist eindeutig bestimmt.
  2. Eine konvergente Folge ist beschränkt. Die Umkehrung gilt i.A. nicht.


Beweis

  1. Seien und Grenzwerte von . Zu wählt man mit für alle und für alle . Sei nun , dann gilt mit der Dreiecksungleichung:

    .

    Da beliebig gewählt war, folgt nun

  2. Sei . Zu existiert dann ein mit unter Verwendung der Dreiecksungleichung. Es gilt also: für alle .
    Wähle nun . Damit gilt für alle .


Zur Umkehrung betrachte . Dies ist eine beschränkte Folge, die nicht konvergiert.

Für konvergente Folgen existieren die Grenzwertsätze, welche bei der Grenzwertbestimmung häufig verwendet werden:

Zitat:
Satz:
Seien konvergente Folgen mit , dann gilt:
  1. konvergiert mit .
  2. Für konvergiert mit
  3. konvergiert mit
  4. Gilt für alle , so konvergiert mit


Um die Grenzwertsätze anwenden zu können, ist die Bedingung bzw. unabdingbar, wie wir später noch sehen werden.

Beweis:

  1. Nach Voraussetzung existieren zu natürliche Zahlen mit für alle und für alle . Wähle , dann gilt mit der Dreiecksungleichung:
    für alle .

  2. Für den Fall ist für alle , also . Sei also und . Es existiert ein mit für alle , damit gilt:
    .

  3. Da konvergente Folgen sind, sind sie insbesondere beschränkt, es existiert also ein mit und für alle sowie .

    Sei . Zu mit für alle und für alle , wählen wir . Mit der Dreiecksungleichung folgt nun für alle :



  4. Es genügt, die Aussage für die konstante Folge zu zeigen, dann folgt die Behauptung mit iii).
    Nach Voraussetzung ist , also existiert ein mit für alle . Mit der Dreiecksungleichung erhält man:
    und weiter für alle . Sei nun sowie mit für alle . Wir wählen , dann folgt für alle :

    .


Bei der Überprüfung einer gegebenen Folge auf Konvergenz, werden die Grenzwertsätze oft verwendet um die Folge zu "zerlegen", und somit den Grenzwert einfacher bestimmen zu können. Dabei ist wichtig, dass die Grenzwertsätze jeweils nur für endlich viele Summanden bzw. Faktoren definiert sind, für unendlich viele sind die Grenzwertsätze nicht mehr anwendbar.

Einige Beispiele zur Anwendung der Grenzwertsätze:

  • Es gilt , eine Induktion nach liefert dann für :

  • Wir betrachten . Mit den Grenzwertsätzen ergibt sich:
    und analog . Ingesamt erhalten wir: .
  • Auf können die Grenzwertsätze nicht angewendet werden. Man mag vielleicht argumentieren, diese Folge konvergiere gegen 0, da jeder Summand gegen 0 konvergiert, allerdings haben wir es hier für nicht mehr mit endlich vielen Summanden zu tun, weshalb die Grenzwertsätze nicht greifen.
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Das Sandwich-Lemma
Die folgende Aussage ist sehr nützlich bei der Grenzwertbestimmung einer Folge.

Zitat:
Das Sandwich-Lemma:
Gegeben seien reelle Folgen mit .
Gibt es ein mit für alle , so ist auch konvergent mit


Diese Aussage wird oft auch als Einschnürungssatz oder Einschließungssatz benannt. Anschaulich wird die Folge von den anderen beiden Folgen ab einem bestimmten Index wie in einem Sandwich eingezwängt oder eingeschnürt.

Beweis:
Für gilt nach Voraussetzung:
, also .

Zu wählen wir ein mit der Eigenschaft und für alle . Es folgt für alle .

Wir verwenden das Sandwich-Lemma um drei wichtige Grenzwerte zu bestimmen:

  • Für ist eine Nullfolge.

    Für ist klar, sei also . Aus erhalten wir mit . Eine Anwendung der Bernoullischen Ungleichung ergibt für alle :

    .

    Nun folgt: . Mit und dem Sandwich-Lemma ist dann auch eine Nullfolge.
  • Es gilt .

    Es gilt für alle . Wir verwenden die binomische Formel und erhalten für alle :



    Damit gilt: . Da beide Seiten der Ungleichung strikt positiv sind, dürfen wir die Wurzel ziehen und erhalten:



    Insgesamt erhalten wir nun: .

    Mit und dem Sandwich-Lemma folgt nun die Behauptung.

  • Für alle konvergiert die Folge gegen 1.

    Gilt , so hat man für alle . Mit der Monotonie der Wurzel folgt nun:
    für , aus folgt nun mit dem Sandwich-Lemma die Behauptung.

    Sei nun , dann ist nach dem ersten Fall (da ). Mit den Grenzwertsätzen folgt nun die Behauptung für alle .
 
 
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Teilfolgen und Häufungspunkte
Wir führen den Begriff der Teilfolge ein.

Zitat:
Definition:
Eine Folge heißt Teilfolge einer Folge , wenn es eine streng monoton wachsende Folge in gibt mit für alle


Anschaulich entsteht eine Teilfolge aus der ursprünglichen Folge durch das "Streichen" von Folgegliedern. Häufig verwendete Teilfolgen sind z.B. und ; die Folge besteht aus dem zweiten, dem vierten, dem sechsten... Glied der Folge , also den geraden Gliedern (wobei sich "gerade" auf den Index bezieht). Die Folge besteht demnach aus den ungeraden Gliedern der Ursprungsfolge.

Aus der Definition von Teilfolgen folgert man mit der strengen Monotonie der Folge direkt: für alle . Diese Folgerung verwenden wir für die nächste Aussage.

Zitat:
Lemma:
Sei eine konvergente Folge mit Limes . Dann konvergiert auch jede Teilfolge von gegen .


Beweis:
Sei eine Teilfolge der Folge und sei .

Da konvergiert, existiert ein mit für alle . Mit folgt für alle , also ist für alle . Damit folgt die Behauptung.

Die Konvergenz einer Folge überträgt sich also auf ihre Teilfolgen. Umgekehrt gilt dies nicht, was wir mit dem Konzept der Häufungspunkte näher beschreiben wollen.

Zitat:
Definition:
Sei eine Folge. Eine Zahl heißt Häufungspunkt der Folge, wenn eine Teilfolge existiert, die gegen konvergiert.


Beispiel:

Wir betrachten die Folge und die Teilfolgen sowie . Es gilt:
für alle , also . Somit sind und Häufungspunkte der Folge .
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Satz von Bolzano-Weierstraß
Wir erhalten eine weitere Möglichkeit, eine Folge auf Konvergenz zu überprüfen.

Zitat:
Satz:
Jede monotone, beschränkte Folge ist konvergent. Sei die Wertemenge der Folge, dann gilt:


Diese Aussage ermöglicht es, eine Folge auf Konvergenz zu überprüfen ohne den Grenzwert explizit zu berechnen. Dies ist vor allem bei rekursiv definierten Folgen von Interesse, wie wir später noch sehen werden.

Beweis:
Wir können annehmen, dass monoton wachsend ist, da wir sonst betrachten. Sei sowie . Offensichtlich ist dann keine obere Schranke von , also exstiert ein mit . Da als Supremum auch eine obere Schranke von ist, folgt nun mit der Monotonie von :
für alle , also

Wir kommen nun zu einer wichtigen Aussage, die u.A. in der Topologie eine große Rolle spielt.

Zitat:
Satz von Bolzano-Weierstraß:
Jede beschränkte (reelle) Folge hat mindestens einen Häufungspunkt


Beweis:
Nach dem oben formulierten Konvergenzkriterium, genügt es folgende Aussage zu zeigen:
Jede reelle Folge besitzt eine monotone Teilfolge.

Sei eine reelle Folge. Einen Index mit für alle nennen wir (als Abkürzung) eine Spitze. Wir unterscheiden die beiden Fälle:

1. Fall: Es gibt unendliche viele solcher Spitzen. Diese bilden dann eine streng monoton wachsende Teilfolge in . Aus der Definition der Spitze und folgt . Also ist eine monoton fallende Teilfolge von .
2. Fall: Es gibt nur endlich viele Spitzen. Dann existiert ein , so dass kein eine Spitze ist. Sei . Sind bereits konstruiert, so wissen wir, dass keine Spitze ist. Also existiert ein mit . Damit erhalten wir eine streng monoton wachsende Teilfolge .

Damit folgt nun die Behauptung.

Der Satz von Bolzano-Weierstraß sagt uns, dass jede beschränkte Folge mindestens einen Häufungspunkt, also mindestens eine konvergente Teilfolge besitzt. Dies sollte aber nicht so verstanden werden, dass nur beschränkte Folgen Häufungspunkte besitzen.

Wir betrachten die durch definierte Folge . Dann ist unbeschränkt, besitzt aber eine konvergente Teilfolge. , also ist ein Häufungspunkt der Folge .

Wir betrachten weitere Beispiele:

  • Sei , dann gilt:
    ist monoton fallend, denn: für ist , damit ist für alle .

    Weiter ist für alle , also für alle . Nun folgt:
    ist monoton fallend und beschränkt, also konvergent. Mit den Grenzwertsätzen ergibt sich noch: .
  • Es bezeichne die Anzahl der Primzahlen für alle , also . Dann ist die Folge monoton wachsend, aber unbeschränkt, da es unendlich viele Primzahlen gibt. Die Folge ist also nicht konvergent. ist dagegen eine Nullfolge. Der Primzahlsatz aus der Zahlentheorie sagt, dass die Folge gegen 1 konvergiert.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »
Die eulersche Zahl als Folgengrenzwert
Wir betrachten nun einen sehr bedeutenden Grenzwert, diesen formulieren wir als

Zitat:
Satz:
Die Folge ist monoton wachsend und beschränkt mit für alle .

Es existiert:


Beweis:
Wird noch nachgetragen.
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Das Cauchy-Kriterium
Wir führen eine neue Klasse von Folgen ein:

Zitat:
Definition:
Eine reelle Folge heißt Cauchy-Folge, wenn zu jedem ein existiert, sodass gilt:
für alle


Der Begriff der Cauchy-Folge liefert uns ein neues Konvergenzkriterium:

Zitat:
Satz: Cauchy-Kriterium
Für eine reelle Folge sind äquivalent:
  1. ist konvergent.
  2. ist eine Cauchy-Folge


Beweis:


Sei , dann existiert zu ein mit für alle . Eine Anwendung der Dreiecksungleichung liefert dann für alle :
.
Somit ist eine Cauchy-Folge.


Sei eine Cauchy-Folge. Dann existiert ein mit für alle mit . Daraus folgt: für alle . Somit ist beschränkt und besitzt nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß einen Häufungspunkt , d.h. es existiert eine Teilfolge die gegen konvergiert.

Sei nun , dann gibt es ein mit für alle sowie ein mit für alle . Setze , dann gilt für alle mit :
.
Somit folgt .

Ein großer Vorteil des Cauchy-Kriteriums liegt darin, dass man die Konvergenz einer Folge nachweisen kann, ohne den Limes explizit berechnen zu müssen. Wir werden dieses sowohl bei rekursiv definierten Folgen als auch später noch bei Reihen häufig verwenden.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »
Rekursiv definierte Folgen
Der folgende Abschnitt wurde im Wesentlichen von Cel verfasst und wird hier mit kleinen Änderungen bzgl. Notation und einigen Zusätzen zitiert.

Zitat:
Definition:
Eine Folge heißt rekursiv definiert, wenn es ein und eine (stetige) Funktion gibt, so dass
für alle gilt.


Bei einer rekursiv definierten Folge ergibt sich das te Folgenglied also durch Verknüpfung der vorherigen Glieder, wobei die ersten Glieder der Folge vorgegeben sind.

Beispiele:
  • Eine arithmetische Folge kann rekursiv definiert werden durch:

  • Eine geometrische Folge kann rekursiv definiert werden durch:

  • Eine sehr bekannte, rekursiv definierte Folge ist die Fibonacci-Folge welche durch

    gegeben ist.


Hier soll nun eine Vorgehensweise erläutert werden, wie man die Konvergenz von rekursiven Folgen (erster Ordnung), also Folgen der Form

mit Startwert und einer beliebigen (stetigen) Funktion

nachweisen kann. Nach der Definition einer Folge, können natürlich auch andere Startwerte in in Betracht gezogen werden.

Bekanntlich konvergiert eine Folge, wenn sie monoton und beschränkt ist, diese Eigenschaft machen wir uns jetzt zu Nutze.

Für diese Methode benutzen wir die Vollständige Induktion.

Hierzu sei folgendes Beispiel gegeben:



(i) Zeige: Die Folge ist nach unten durch 1 beschränkt.

I.A.
I.S.

(ii) Zeige: Die Folge ist nach oben durch 2 beschränkt.

I.A.
I.S. da nach I.V.

Die Folge ist also beschränkt.

(iii) Zeige: ist monoton fallend, also .



(iv) Grenzwert.

Falls eine rekursive Folge gegen einen Grenzwert a konvergiert (was sie hier tut), kann man versuchen, diesen durch Limesbildung auf beiden Seiten zu berechnen:



(Hier geht die Stetigkeit von f ein, die wir voraussetzen.)

Wir berechnen also die Limiten beider Seiten:



Der Grenzwert muss also gleich 1 sein, da bereits der Startwert kleiner als 2 ist und die Folge monoton fällt. Als Ergebnis erhalten wir also .

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, zunächst eine explizite Form der Folge zu finden, was mitunter schwierig sein kann. Entweder kann diese durch "scharfes Hinsehen" oder mittels der Diskreten Mathematik gefunden werden. Ist f eine nicht-lineare Funktion (wie in unserem Beispiel) erhöht sich die Schwierigkeit dieser Methode enorm.

Ebenso funktionieren beide Vorgehensweisen für rekursive Folgen höherer Ordnung.

Ein weiteres Beispiel, bei dem das Cauchy-Kriterium zum Einsatz kommt:

Wir betrachten die rekursiv definierte Folge zweiter Ordnung:



Zunächst untersuchen wir den Abstand zweier direkt aufeinander folgender Folgenglieder:



Das letzte Ungleichheitszeichen resultiert aus der Dreiecksungleichung.
Also ergibt sich folgende Aussage:



Wir vemuten (begründet, wie sich später herausstellt): . Dies beweisen wir mit vollständiger Induktion.

I.A. n=1:

I.S.

Diese Ungleichung nutzen wir nun aus, um nachzuweisen, dass eine Cauchy-Folge ist:




ist also eine Cauchy-Folge und konvergiert. Beachte: Den Grenzwert kann man hier nicht wie im obigen Beispiel errechnen. Der Versuch endet bei einer wahren Aussage "0 = 0", ohne Informationen über den Grenzwert zu liefern.

Zum Abschluss noch ein Kommentar des Gastusers Kühlkiste:

Zitat:
Original von Kühlkiste
Inzwischen wurde Cel's Beitrag ja in den Workshop-Bereich verschoben, daher zitiere ich hier eine von ihm genannte Folge:



und schließe die Lücke hinsichtlich der Frage nach dem Grenzwert.

Offensichtlich Augenzwinkern hat diese Folge die explizite Darstellung:



welche nun neben der Konvergenz auch den Grenzwert offenbart.


Mein eigentliches Anliegen ist es aber darauf hinzuweisen, dass höchstens für rekursive Folgen bestimmter Bauart (und daraus resultierenden bestimmten Eigenschaften), allgemeine Verfahren zur Konvergenzuntersuchung angegeben werden können.
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