Bachelor Mathe - Wie komme ich am Besten durch?

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bam123 Auf diesen Beitrag antworten »
Bachelor Mathe - Wie komme ich am Besten durch?
Hallo zusammen,

also ich habe folgendes Problem, ich studiere BWL und irgendwie haben wir einwenig mehr Mathe als man an der einen oder anderen Hochschule hat.

Aber das ist weniger das Problem, eher das ich gute 8h Mathevorlesungen pro Woche habe und das da kein wirtschaftliches Fach drankommt...

So rückt alles in den Hintergrund, wirtschaftliche Fächer bleiben liegen, weil man versucht den Stoff aus den seminaristischen Vorlesungen, der jedes mal vier Stunden am Stück auf die Folie geklatsch wird, aufzunehmen.

Nach soetwas wie Freizeit frage ich gar nicht mehr, alles was ich will sind gute Noten...

Nur habe ich so meine Verständnisprobleme, wir machen so ziemlich alles, auch was eigentlich Schulstoff ist, aber weil die meisten da nichts mehr können oder die Lehrpläne an Berufskollegen hier soweit abgespeckt sind, müssen da halt Lücken gefüllt werden, da geht es im gefühlt zehnfachen Tempo voran und viel erklärt wird nicht mehr. (davon bin ich auch betroffen)

Was soll ich nun machen? Wie es der Dozent am Anfang vorgeschlagen hat, die letzten zwölf Klausuren auswendig lernen und so mit Glück ne Eins schreiben?

Eigentlich würde ich es vorziehen, die Materie halbwegs zu verstehen und selbst diese Beweise, die einem ohne Erklärung vorgesetzt werden, rekonstruieren bzw. durchführen zu können, als sie einfach nur auswendig zu lernen.

Hier habe ich mal die Klausuren hochgeladen: http://www.mediafire.com/file/emqt12ajsdqe25d/Klausuren.rar

Ich würde mich freuen, wenn jemand von Euch einen guten Ratschläg für mich hat. Die ganze Mathesache belastet mich wirklich und zieht mein Studium runter, die Durchfallquote von 80% macht es auch nicht wirklich besser...

Freundliche Grüße

bam123
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Bachelor Mathe - Wie komme ich am Besten durch?
Hallo,

sieh es mal so:

als BWLer im Job wirst du jeden Tag mit Daten und Zahlen aus Buchhaltung, Zeitung, Markt, Produktentwicklung in Form von Reports, Tabellen, Berichte, und Vorschläge zugeschüttet. Es sind nun nicht die Zahlen, die interessant sind, sondern das, was du daraus machst!

Verstehst du nicht genug, worum es geht oder (noch schlimmer) glaubst du jede Zahl, bist du in einem entscheidenden Nachteil. Entweder du lieferst dich auf Gedeih und Verderb jemandem aus, der von Zahlen mehr versteht, oder du triffst (im Zweifelsfall völlig) falsche Entscheidungen.

Es geht hier weniger um mathematisches Wissen (das wäre in einem math. Studiengang ggf. deutlich forcierter), sondern um eine bestimmte Art des Denkens und eben, sich nicht ein X für ein U vormachen zu lassen.

---
Möglicherweise ist die Art und Weise, wie bei deinem Studium vorgegangen wird, aber wirklich nicht die optimale Möglichkeit das zu lernen. Ggf. sieh dich nach was besserem um.

Ansonsten: zur Not gibt es BWL-Studiengänge ohne Mathematik.

Abakus smile
Ibn Batuta Auf diesen Beitrag antworten »

Ich habe mir die Klausuren mal angesehen und verstehe nicht genau, wo das Problem liegt. Die Aufgaben bestehen doch größtenteils aus Schulmathematik, 11. bis 13. Klasse. Hapert's da schon?


Ibn Batuta
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Bitte suche dir eine Klausur raus und stelle deine Fragen dazu. Externe Links sind bei uns nicht gerne gesehen, aus Gründen der Beständigkeit und Sicherheit.

Zunächst erstaunt es, dass sowohl TR als auch Formelsammlung zugelassen sind.

Zitat:
ur habe ich so meine Verständnisprobleme, wir machen so ziemlich alles, auch was eigentlich Schulstoff ist, aber weil die meisten da nichts mehr können oder die Lehrpläne an Berufskollegen hier soweit abgespeckt sind, müssen da halt Lücken gefüllt werden, da geht es im gefühlt zehnfachen Tempo voran und viel erklärt wird nicht mehr. (davon bin ich auch betroffen)


Verstehe ich nicht ganz. Wenn mehr erklärt wird, geht es inhaltlich doch eigentlich langsamer voran. Und von was bist du betroffen? Sitzt der Schulstoff bei dir auch nicht mehr? Das Dinge, die man nicht regelmäßig betreibt einrosten ist normal, man sollte sich aber doch schnell wieder rein finden.

Alles fachlichen Fragen sind dann bitte in dem entsprechenden Fachunterforum zu posten.
bam123 Auf diesen Beitrag antworten »

Also bei uns geht nichts langsam voran.

Es wird einfach an die Foliegepampt und in einem Tempo in dem viele nicht mehr mitkommen und nur noch mitschreiben. Die Modulhandbücher stimmen auch nicht, angeblich haben wir selbiges Workload wie in den anderen Fächern, haben aber doppeltes Pensum in der Woche. Und Übungen sind auch eine Illusion, das wird einfach durchgezogen und selten Zeit zum verstehen oder selbst rechnen gegeben. (1min Vorsprung bringt wenig, wenn man seit der Erklärung nicht mehr mitkommt).

Aber ich werde dann wohl zum nächsten Wintersemester wechseln, war ohnehin keine Hochschule an die ich wirklich wollte. Da mir aber die anderen Professoren gefallen, besonders BWL und VWL, hatte ich jedoch schon mit dem Gedanken gespielt dort zu bleiben, aber soviel Zeit nun in Mathe für eine 4 lohnt nicht wirklich.

In der Hauptschule hatte ich nie sin, cos, tan... (Nur ein Beispiel) Auf die tan-Taste habe ich in der höheren Handelsschule mal gedrückt, aber das waren auch nicht mehr als zweimal und die Erklärungen beschränkten sich auf die Taste am Taschenrechner und die Bedeutung des Ergbnisses (das es ne Gradzahl ist...)

Ich denke es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man es bereits langsam in der Schule, nicht ganz so mathematisch, vorgesetzt bekommen hat oder ob man es als Person, die Formeln immer nur genutzt und nicht hergeleitet hat, im Studium erlernen muss und das auf einem anderen Level.

Obendrein kommt auch hinzu, dass ich atm einfach erschlagen davon bin...
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Unimathe ist generell keine Schulmathematik. Was du mit

Zitat:
In der Hauptschule hatte ich nie sin, cos, tan... (Nur ein Beispiel) Auf die tan-Taste habe ich in der höheren Handelsschule mal gedrückt, aber das waren auch nicht mehr als zweimal und die Erklärungen beschränkten sich auf die Taste am Taschenrechner und die Bedeutung des Ergbnisses (das es ne Gradzahl ist...)

Ich denke es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man es bereits langsam in der Schule, nicht ganz so mathematisch, vorgesetzt bekommen hat oder ob man es als Person, die Formeln immer nur genutzt und nicht hergeleitet hat, im Studium erlernen muss und das auf einem anderen Level.


Nun beschreibst zeigt für mich irgendwie, dass das mit dem Bildungssystem alles noch nicht so passt. So nützt einem ein "Umweg" zum Studium natürlich wenig.
 
 
bam123 Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist auch der Fall...

Nur soll ich jetzt nochmal zurückgehen und 2-3 Jahre in ein Abi Stecken?

Da versuche ich es lieber nochmal an einer anderen Hochschule und studier das ganze eher sprachbezogen. (Was auch eigentlich der Plan war, wäre ich zu jener Aufnahmeprüfungen nicht krank gewesen...)

Andererseits denke ich auch, dass eine Durchfallquote von 80% für sich spricht, kann ja nicht nur an mir liegen, meine ich zumindest... (oder ich hoffe doch^^')

Mathe wird auch als aussiebverfahren gesehen, weil immer deutlich mehr Studenten zugelassen werden, als es eigentlich sinvoll ist... Einige hängen schon im dritten oder vierten Semester und haben Mathe 1 nicht geschafft und 2 gar nicht erst versucht...
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Das war so nicht als Kritik an dir zu verstehen, sondern am System.

Wie Abakus sagte:

Zitat:
Möglicherweise ist die Art und Weise, wie bei deinem Studium vorgegangen wird, aber wirklich nicht die optimale Möglichkeit das zu lernen. Ggf. sieh dich nach was besserem um.

Ansonsten: zur Not gibt es BWL-Studiengänge ohne Mathematik.
Ibn Batuta Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von tigerbine
Wie Abakus sagte:

Zitat:
Ansonsten: zur Not gibt es BWL-Studiengänge ohne Mathematik.


Was wiederum sehr arm und bitter ist.


Ibn Batuta
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Wieso?

Ich finde, dass auch die BWL Mathe braucht. 'N bisschen OR kommt da doch immer vor.
Ibn Batuta Auf diesen Beitrag antworten »

Wen meinst du, Cel? Ich finde ein BWL-Studium ohne Mathematik sinnlos.


Ibn Batuta
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Argh, immer vergesse ich die @. Forum Kloppe

Ja, ich meinte dich, Ibn Batuta. Ich sehe es ja auch wie du, dass auch ein BWL-Studium nicht ohne Mathe auskommt, siehe meinen Post, aber mir gefällt die Wortwahl "arm" nicht. Ich kenne (wie du sicherlich auch) genug WiWis, die der Mathematik sehr ablehnend gegenüberstehen und deswegen ihr Studium nicht packen. Gibt es. Und wenn die durch BWL-Studiengänge ohne Mathe ein Studium ablegen können, gut. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Ein wenig Mathe muss man schon haben, sehe ich genau so. Ich sehe es ja an meinen Seminaren, ich mach ja nur welche im Controlling, aber da bleiben die Themen der Wirtschaftsmathematikerin immer über. Umso besser für mich, dann bleiben die für mich, viele (Wi-)Mathematiker treiben sich da nicht rum. Und sehr mathematisch angehaucht sind die nicht, weswegen ich nicht verstehe, wieso sie überbleiben.

Meine knappe Meinung: Wenn lediglich Mathe im Studium stört, dann eben ohne.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Cel
Meine knappe Meinung: Wenn lediglich Mathe im Studium stört, dann eben ohne.


Es ist nur irgendwie traurig, um welche Art von "Mathematik" es dabei eigentlich geht. Da stimmt imho was grundsätzlich im System nicht. Ich denke da vor allem an den zweiten Bildungsweg. Wenn ich manchmal sehe, wie "langsam" es im Schulstoff vorangeht an der RS und am Ende entsteht dann die Hektik.

Generell ist es imho auch schwierig, die Masse für "Grundlagenaufgaben" zu motivieren. Das leidige Rechnen mit Variablen. Und wenn man diese Grundlagen dann brauch, ist es zu spät oder man kommt sich wie vom Zug überfahren vor. Schade.
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Irgendwo habe ich vor kurzem gehört:

"Und wenn man schlecht in Mathe ist, kann man ja immer noch Karriere in einer Bank machen."


Ich finde es nicht nur sinnlos, wenn jemand BWL gänzlich ohne Mathematik studiert, sondern befremdlich. Ich meine: Das, was man hinlänglich unter "Mathematik" versteht, ist doch eigentlich "nur" Rechnen. Und wenn man selbst das nicht annehmen kann, so kann man doch nicht ernsthaft vorhaben in die Welt des Gewinns und Profits zu gehen, wo wohl (jedenfalls nach meinem Laienwissen in Wirtschaft) die reinen Zahlen regieren.


Ich kann's ja verstehen, wenn nicht jeder Mensch Lust dazu hat, sich mit Mathematik so zu beschäftigen, wie es in einem Mathematikstudium passiert, aber daß man sogar Rechnen und elementarere Funktionentheorien ablehnt, verstehe ich nicht. Wenigstens DAS braucht man doch.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Ich würde nicht sagen, dass er (Threadsteller) es ablehnt. Ich verstehe unser Bildungssystem da nur nicht. Mind. 10 Jahre drückt man doch die Schulbank. Dann nochmal 2 Jahre entweder Abi, Fachabi, oder wie immer die Varianten heißen. Und in diesen 12 Jahren kommt nicht genug rum, dass man die grundsätuzlichen Trig. Funktionen kennt, Prozentrechnung und Dreisatz beherrscht und eine 1D Kurvendiskussion machen kann? Das verstehe ich einfach nicht. unglücklich
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist in der Tat merkwürdig.

Da stimme ich zu.


Aber liegt es wirklich am System oder nicht vielmehr daran, dass allgemein oft eine Abneigung gegen Mathematik (schon in der Schule) besteht und die Themen daher einfach nicht angenommen werden?
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Vielleicht eine Mischung. Im System sind aber auch große Klassen usw. drin. Wie schafft man Bedingungen Lehrer dauerhaft motiviert zu halten, Schüler nicht aufzugeben? Ihnen selbst bei "Abneigung" wichtige Begriffe mitzugeben. Das berühmte "Wo muss ich denn nachschlagen?". eine Notenvergabe finde ich in Mathe auch sehr schwer, da imho das Fach doch sehr nahe an "schwarz-weiß" ist.

Niemand muss mathematische Fragestellungen lieben, aber man sollte das "sich davor drücken" mehr unterbinden. Meist scheitern Kinder an ganz elementaren Sachen. Nicht richtig gelesen, wenn es nicht in einem Schritt lösbar ist, dann fang ich gar nicht an usw. Da sind gerade in den niedrigen Klassen sehr gute Lehrer gefragt. Wie oft bekomme ich zu hören, nach dem ein Kind was verstanden hat: "Das ist ja ganz einfach.". Ja, in vielen Fällen ist es das. Nur muss man es annehmen, die Aufgaben selbstständig lösen zu wollen.

Womit wir mitten in der Bildungsdiskussion sind. Big Laugh
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Ich stimme Dir in allem zu.

Andererseits herrscht bei Schülerinnen und Schülern oft eine so heftige Ablehnung vor (allgemein, nicht nur gegen Mathematik), daß selbst die besten Lehrer machtlos sind. Wer keine Hilfe will, dem kann auch nicht geholfen werden.

Das, was Du gesagt hast, setzt einen bereitwilligen Schüler voraus.
Diese Art von Schüler ist leider (so empfinde ich das jedenfalls) im Aussterben begriffen. unglücklich


Welcher Schüler will denn heutzutage noch gerne etwas lernen und würde sich über mehr Engagement des Lehrers freuen? Ich denke sehr, sehr wenige.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Als guter Lehrer musst du das auch mal aushalten. Das ist ja das schwierige an dem Beruf, was den Pädagogen ausmacht. Willige Leute zu unterrichten ist "leicht". Da spielt natürlich eine Menge mit rein, um "Drücken ist keine Alternative" auch durchsetzen zu können. Ich kenne nur Fälle, wo sich das Warten gelohnt hat. Allerdings erntet man die Früchte manchmal auch erst "Jahre" später.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von tigerbine
Das verstehe ich einfach nicht. unglücklich


Das kann man auch nur bedingt verstehen; ich verstehe es selber nicht, auch wenn ich später genau in diesem Schlamassel arbeiten werde. Allerdings kenne ich einige Sachen, die man vielleicht als Gründe ansehen kann (ob das wirklich zutrifft, weiß ich nicht, da weiß ich selber noch nicht genug drüber):

Umstellung von G9 auf G8, prinzipiell eine gute Idee, allerdings sind weder Schulen noch Lehrer darauf vorbereitet (gewesen). Es wurden zu wenig Veränderungen im Schulbetrieb vorgenommen, stattdessen wurden die Schultage verlängert (mein Nachbar hatte damals in der 6ten Klasse durchschnittlich 6,74 Stunden am Tag) um die selbe Stoffmenge in weniger Zeit durchzupauken. Da hätte man andere Mittel und Wege finden müssen, so führte das gerade zum Beginn zu überarbeiteten Schülern, die zuviel Wissen in zu kurzer Zeit präsentiert bekommen haben.

Durch den Zeitmangel fehlt auch die Zeit in die Tiefe zu gehen; viele Themen werden angeschnitten, eine Klassenarbeit geschrieben und weiter gehts mit dem nächsten Thema. Wenn man ein Jahr später das Thema nochmal anspricht, ist schon wieder alles vergessen, es waren ja auch schon wieder 6 neue Themen dazwischen. Eine Sicherung des Inhalts ist so schwer.

Dazu kommen die vielen neuen Lerninhalte (seien es nun die neumodischen "Softskills" die schon in der Schule vermittel werden sollen oder andere, neue Sachen die es auf den Lehrplan geschafft haben). Waren es vor ein paar Jahren noch Analysis und analytische Geometrie, die in der Oberstufe klar die Oberhand hatten, so drängen Stochastik und Statistik immer mehr nach vorne. Da man in der Regel nicht alle dieser Gebiete umfassend behandeln kann, schmeißt man also entweder eins komplett raus (was ja lange mit Stochastik/Statistik gemacht wurde), oder behandelt etwa die Analysis ausführlich und für die analytische Geometrie/Statistik müssen dann eben elementare Grundlagen reichen.

Zu den (allgemeinen) Grundlagen: diese werden mMn suboptimal eingeführt. 83% aller Schüler sehen bei Brüchen rot, 16% komplett schwarz und sofort kommt der Taschenrechner ins Spiel, der auch viel zu früh eingeführt wird. Dass man zwei Brüche per Hand schneller addiert/multipliziert hat, als sie in den Taschenrechner einzutippen, daran ist gar nicht zu denken. Beliebige andere Beispiele lassen sich leicht finden. Da sind aber auch die Lehrer mit dran Schuld; und ja, es gibt viel zu viele schlechte und unfähige Mathelehrer; sei es von fachlicher Seite (Biologen, die wegen Mangel an Mathematiklehrern einspringen) oder aus pädagogischer Sicht (nur weil man seinen Master in Mathematik mit 1,0 hat, ist man noch lange kein geeigneter Mathelehrer).

Auch die Eltern haben da einen nicht zu verachtenden Einfluss, wenn man dauernd hört "In Mathe war ich nie gut, ich habe das Fach gehasst, das ist so blöd" und das von den Eltern kommt, dann übernimmt man diese Einstellung sehr schnell und verhält sich eben dementsprechend. Und wer würde schon einem Lehrer zuhören, wenn man das Fach sowieso hasst und damit nichts anfangen kann?
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Dann gäbe ich einen schlechten Pädagogen ab, ich hätte diese Geduld nicht, wenn Schülerinnen und Schüler völlig ablehnend eingestellt wären.


Ich würde trotzdem dabei bleiben, daß das System im Großen und Ganzen in Ordnung ist und Fortschritte gemacht hat und daß hauptsächlich die fehlende Kooperation der Schülerinnen und Schüler (und Eltern) dafür sorgt, daß die Bildungsziele nicht erreicht werden.


Wobei man das ja irgendwie auch als Fehler des Systems ansehen kann: Es scheitert daran, diese mangelnde Kooperation auszubügeln.
Ibn Batuta Auf diesen Beitrag antworten »

Es liegt definitiv nicht am Bildungssystem.

Wenn man es bis zur Universitätstür geschafft hat und da auch reingelassen wird, so hat man im Verlaufe seiner mind. 12 Jahren Schulzeit etwas von

- Trigonometrischen Funktionen
- Dreisatz
- Prozentrechnen

oder sonstigen elementaren Rechnungen nicht nur gehört, sondern auch durchgenommen. Man kommt da auch nicht aus. Wenn man da nicht firm ist und an der Uni das feststellt, muss man sich halt einfach hinsetzen.

Wenn ich sowas lese

Zitat:
In der Hauptschule hatte ich nie sin, cos, tan... (Nur ein Beispiel)


mag das für die Hauptschule stimmen, aber auf der weiterführenden Schule nach der Hauptschule hat man davon etwas gehört und auch durchgenommen.

Ansonsten stimme ich Dennis2010 in diesen Punkten uneingeschränkt zu:

Zitat:
Andererseits herrscht bei Schülerinnen und Schülern oft eine so heftige Ablehnung vor (allgemein, nicht nur gegen Mathematik), daß selbst die besten Lehrer machtlos sind. Wer keine Hilfe will, dem kann auch nicht geholfen werden.


Zitat:
Ich finde es nicht nur sinnlos, wenn jemand BWL gänzlich ohne Mathematik studiert, sondern befremdlich. Ich meine: Das, was man hinlänglich unter "Mathematik" versteht, ist doch eigentlich "nur" Rechnen. Und wenn man selbst das nicht annehmen kann, so kann man doch nicht ernsthaft vorhaben in die Welt des Gewinns und Profits zu gehen, wo wohl (jedenfalls nach meinem Laienwissen in Wirtschaft) die reinen Zahlen regieren.



Ibn Batuta
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Ibn Batuta
Es liegt definitiv nicht am Bildungssystem.

Wenn ich sowas lese

Zitat:
In der Hauptschule hatte ich nie sin, cos, tan... (Nur ein Beispiel)


mag das für die Hauptschule stimmen, aber auf der weiterführenden Schule nach der Hauptschule hat man davon etwas gehört und auch durchgenommen.


Da mag ich widersprechen.

Man mag vielleicht einmal was davon gehört haben, wirklich behandelt werden die aber auch an weiterführenden Schulen nicht. Bei uns sieht es aktuell so aus, dass der Sinus auf dem Lehrplan steht, der Cosinus und Tangens nicht mehr. Auch der Logarithmus gehört aktuell nicht mehr zum Matheunterricht.
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Ibn Batuta
Es liegt definitiv nicht am Bildungssystem.

Wenn man es bis zur Universitätstür geschafft hat und da auch reingelassen wird, so hat man im Verlaufe seiner mind. 12 Jahren Schulzeit etwas von

- Trigonometrischen Funktionen


Leider falsch. In meinem Vorkurs (2007) wurde von den trigonometrischen Funktionen gesprochen und der Dozent hat gefragt, wer die denn kennt. Circa 50 % hoben die Hand, Kommentar des Profs: "Die Hälfte, da waren Sie aber auf einer guten Schule!" Es ist nicht üblich, hatte Anfang des Jahres eine Nachhilfeschülerin, Klasse 11. Sinus und Cosinus nicht bekannt, weder die Einführung am Einheitskreis noch die Funktion. Da dann mit Ableitungen und Integrieren zu arbeiten, schwierig. Ergo: Weg damit. Hat mich auch schockiert.

Beim Rest hoffe ich auch, dass man was damit anfangen kann, aber ich bin skeptisch.

Edit: Iorek, zwei Doofe, ein Gedanke, was? Augenzwinkern
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Aber wäre es da nicht an den "Betroffenen" die Hand zu heben und zu sagen:

"Wir haben das nicht durchgenommen!"


Etwas in der Schule durchnehmen, was bedeutet das denn?

Für mich bedeutet das: Ich bekomme ein Stichwort, etwa "Trigonometrische Funktionen" und dann beschäftige ich mich damit. Auch an höheren Schulen gibt es sowas wie Eigeninitiative.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bin gerade noch ein paar andere Sachen durchgegangen, die ich damals in meinem Mathe LK hatte, die mittlerweile aber nicht mehr auf dem Lehrplan stehen und an der Uni allesamt wichtig sind:

- Stetigkeit
- Exponentialfunktionen (und damit meine ich nicht die einfach abzuleitende e-Funktion sondern die viel schwierigeren Funktionen für positive )
- Folgen, Konvergenz
- Gruppen (wirklich viel gemacht haben wir nicht, aber der Begriff der Gruppe, der Verknüpfung und der Abgeschlossenheit wurde gemacht)

Ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich weiter in meinem Ordner stöber, finde ich noch weitere Sachen.

@Cel, trig. Funktionen und Logarithmus sind aktuell mein Standardbeispiel, wenn es um negative Entwicklungen im Bildungssystem geht (zumindest Mathematik betreffend). Übrigens, es ist Donnerstag, deine Erinnerungsmail fehlt noch. Augenzwinkern

@Dennis, wenn man 50% der Sachen, die an der Uni vorausgesetzt werden noch nie hatte...da hat man natürlich dicke Probleme. 2-3 Jahre Schulstoff aufholen + neue Sachen + Nachbereitung + ...
Auch die Professoren haben ein eng gestecktes Zeitfenster und können nicht alles im Detail wiederholen, dann liegt es u.U. an den Tutoren in den Kleingruppenübungen, bei uns je nach Fach in den "Groß"gruppenübungen mit 50-100 Leuten. Und: in der Schule bedeutet "etwas durchnehmen" nicht einfach nur "ich höre das und beschäftige mich damit". Das mag im Studium so sein, und selbst da bekommen es viele nicht hin.
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Ich nehm mal dein Beispiel auf und kommentiere das für meinen LK:

- Stetigkeit: Nö, eher das "Durchzeichnen-Argument", was ja nur bedingt zieht. Aber immerhin
- haben wir gemacht.
- Folgen ... nein, das auch nicht (oder nur sehr, sehr kurz).
- Gruppen, nein.

Wir hatten zwei LKs. Während der andere Eigenwerte und - vektoren bzw. Abbildungen der Form (A ist Matrix) gemacht hat, haben wir uns mit Stochastik beschäftigt, insbesondere mit Markovketten, also Übergangsmatrizen. Und ganz ausführlich vollständige Induktion, tausende von Summenregeln. Außerdem komplexe Zahlen.

Noch nicht einmal auf der gleiche Schule und in der gleichen Stufe existiert ein gleiches Niveau, wie soll es da landesweit funktionieren?

@Mail: Forum Kloppe
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Eigenwerte und -vektoren hatten wir auch besprochen, Überganzgsmatrizen hatten wir auch, aber kaum Stochastik. Statistik überhaupt nicht. Da sich unsere LK-Lehrerinnen gut abgesprochen hatten und die Stunden auch gemeinsam geplant haben, gab es da auch keine großen Unterschiede.A nsonsten stimme ich dir zu, in vielen Schulen klappt das nicht, da wird es landesweit schwer zu realisieren; von bundesweit mit 45 verschiedenen Schulministerien mag man da gar nicht sprechen.

Daher finde ich die diversen Mathevorkurse an den Universitäten auch sehr gut; dort hat man zwar auch nicht wahnsinnig viel Zeit, allerdings wird dort häufig nochmal auf den Schulstoff eingegangen und wiederholt. Während des Semesters haben zumindest die Dozenten dafür keine Zeit mehr. (Da fällt mir ein, ich wollte ja noch einen kleinen Erfahrungsbericht über den letzten Vorkurs bei uns aus Tutorsicht schreiben...werd ich mich später mal dran setzen.)
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
@Dennis:
Etwas in der Schule durchnehmen, was bedeutet das denn? Für mich bedeutet das: Ich bekomme ein Stichwort, etwa "Trigonometrische Funktionen" und dann beschäftige ich mich damit. Auch an höheren Schulen gibt es sowas wie Eigeninitiative.


Sicher ist es lobenswert, sich eigenständig mit Dingen auseinanderzusetzen. Früher reichte da auch das Schulbuch, oder man kaufte sich noch ein Mathebuch/lieh es aus. Jedoch sehe ich die Pflicht eines Schülers eher in der Nacharbeit des Erlernten, als ihm nur ein Stichwort zu geben und zu dagen: guck halt im Internet.

Man findet heute im Internet viel Informationen. Man wird sogar überflutet. Daraus "Wissen" zu machen sollte zunächst im Unterricht geschehen. Ein Lehrer dient imho auch dazu, die Informationen aufzubereiten und zu strukturieren. Das heißt nicht, dass er den Schülern das Denken abnimmt. Mehr Selbstständigkeit mal in einem Projekt, ja, diesen GFS oder wie das heute heißt.

Und wenn ich mir die "Arbeitszeit" der Schüler heute anschaue, sollte man auch nicht vergessen, es sind noch Kinder. Es muss auch lernfreie Zeit geben und genug Ruhezeit, um das gelernte zu speichern.

Ich bin nicht dafür, Leuten den Bobbes hinterher zutragen. Aber sie an die Hand zu nehmen. Wie hier im Board. Nur dazu muss man vor Ort sein und deshalb gehört das für mich in den Unterricht und nicht in die "Eigeninitiative".
sergej88 Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo,

also wenn hier schon eine Bildungsdiskusion stattfindet, würde ich auch gerne meine Erfahrung preisgeben.

ICh gebe mal einen Auszug aus den bei uns im LK behandelten Gebieten:

Analysis:
Exponentialfunktionen mit
usw.
Logarithmus als Umkehrfunktion mit Stammfunktion und Ableitung.
Trigonometrische Funktionen als Reihen und Einheitskreis samt Ableitungen und wichtigen Funktionswerten.
Polynome und diesen ganzen Spass.
Kurvendisskussion mit obigen Funktionen und Asymptoten, Wendepunkte und Parameterabhängigkeit
Integration mit Substitution und Produktregel
L Hospital (im Studium wurde das aber nicht behandelt Big Laugh )
Stetigkeit und Diffbarkeit am Beispiel der charak. Funktion auf den rationalen Zahlen
Folgen und Konvergenz

Lineare Algebra:
Matrizen, Vektoren, einfache geometrische Beweise, Abbildungsmatrizen und deren Einordnung,
Eigenwerte und Eigenvektoren, Diagonalisierung von Matrizen und deren Bedeutung, Ebenen Kurven
Lineare Unabhängigkeit und allgemeine Definition der Vektorräume.

Stochastik:
Bayes, und diese Grundlagen keine Lust nachzuschauen.

Also wie man sieht wurde alles Behandelt. Aber im neuen System wird entsprechend weniger Zeit sein und damit weniger behandelt.
Wieso trtzdm. die MAthematik soviel Probleme macht hat meiner Meinung mehrere Ursachen:

1. Einflüsse der Erziehungsberechtigten
Wenn die Eltern schon keine Lust haben das zu erklären und sagen nicht so wichtig etc. zieht sich das auf die Kinder durch. Aber ich denke dieser Punkt kann am ehesten vernachlässigt werden.

2. Gesellschaftliche Einflüsse
Dieses schon eher, wenn man in der Gesellschaft die MAth. nicht hoch einschätzt passiert gerade das, was passiert. Das Problem lässt sich nur langfristig lösen und dazu muss man auf die folgenden Punkte eingehen.

3. Falsche Darstellung der Bedeutung der Mathematik im Lehrmaterial
Die Beispiele der Übungsbücher, zumindest wie wir sie damals hatten, sind doch Schwachsinn. Als ob man später im Beruf ableiteun und integrieren muss. Oder diese entsprechenden "Anwendungsaufgaben mit Strassen und Knicken" in der Stadtverwaltung ausrechnet. Aber das wird doch dort gerade als der Sinn verkauft. Die interessanten und echten Anwendungen stehen dann meist als Exkurs im Buch und werden übersprungen. Zum Beispiel die Bedeutung der lin. Gleichungssysteme für Computertomogrphie. Das würde dann auch die Schüler evtl. eher begeistern.

4. Falsche Ausbildung der Lehrer
Also ich bekomme es so häufig mit, dass gerade die Lehramtsstudenten, tut mir leid, absolut keine Ahnung von MAthe haben. Naja es reicht nat. für den Schulstoff aber auch nicht mehr. Diese Leute verlieren dann häufig das Interesse im Studium und in der Schule merkt man denen das auch an. Wie sollen solche Lehrer die Schüler motivieren? Zum Beispiel war unser Lehrer immer motiviert fand alle Aufgaben "voll cool" und hat die Klasse angesteckt. Ein anderer Lehrer hat uns Ausklammern mittels Nahrungsmittel beigebracht

dannach habe ich das für immer verstanden. Das heisst man muss den Schülern auch Spass an solchen Aufgaben vermitteln.
bam123 Auf diesen Beitrag antworten »

Sekunde! Dreisatz, Prozentrechnung und Kurvendiskussion hatte ich durchaus^^

Wenn von letzterem auch nur die einfachste Form. :P

Ich habe nichts gegen Mathe und sie macht mir auch durchaus Spaß, solange sie nicht zuviel Zeit einnimmt und einfach funktioniert.

Um euch neuen Stoff zu geben, ich habe an der Hochschule zum ersten Mal mit der Summenformel gearbeitet... Wenn man eh nicht auf Variabeln trainiert ist, ist das Teil am Anfang auch relativ eklig wie ich finde, aber letztlich stellt die wirklich kein Problem dar...


Und zum Thema nacharbeiten: Wie soll das gehen???

a) Denke ich, das Schule und Selbststudium schon ein gewaltiger Unterschied sind. In der Schule, so war es bei mir, findet ein gewisser Wissenstransfer statt, es wird einem praktisch vorgekaut...

b) Wenn ich wegen irgendwas auf Wikipedia gucke ist es teils derartig fachlich verfasst, dass ich bestimmt mindestens ein Tag bräuchte um das zu verstehen...

Zahlen sind wichtig ja, aber ich sehe mich nicht als G. Cantor den Zweiten berufen, irgendwelche Beweise aufzustellen... Ich sehe Mathe als Nebenfach und das soll es auch bleibe, dementsprechend sollte es auch in einem gewissen Verhältnis zu meinen anderen Fächern stehen, was nun absolut nicht der Fall ist.

Ich habe inzwischen mal ein Gespräch mit einer Studentin höheren Semsters geführt, sie saß bei mir im Tutorium (warum könnt ihr euch denken^^) und wenn ich das System richtig verstehe, könnte ich die Prüfung ja bis zum fünften Semster rauszögern, wenn ich mich bis dahin nicht anmelde.

Das dürfte dann wohl machbar sein, für den Fall, dass mich meine eigentliche Wunsch Hochschule nicht nimmt oder es andere Probleme gibt.

Dementsprechend werde ich jetzt versuchen, meine Strategie umzustellen. Ich werde, wie es der Dozent vorgeschlagen hat, nur auf die Klausuren gehen, da mir das Nacharbeiten der Vorlesungen bisher nur Zeitverluste als alles andere gebracht hat...

Und hoffe dann auf Hilfe hier im Forum^^


Zum Schluss nochmal, ich denke, dass es definitiv Lücken im System gibt. Als ich in die Höhere Handelsschule gekommen bin, legte unser Mathelehrer den Lehrplan in Form einer Folie auf und strich erst einmal einpaar Dinge durch und meinte das bräuchte wir nicht mehr... Was es war kann ich alllerdings nicht mehr sagen.

Achja, das pascalische Dreieick habe ich auch nie in der Schule gesehen.^^
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von bam123
Ich habe nichts gegen Mathe und sie macht mir auch durchaus Spaß, solange sie nicht zuviel Zeit einnimmt und einfach funktioniert.


Das wird an der Hochschule aber höchst selten der Fall sein. Mathematik betreibt man nicht mal so nebenbei, man muss sich mit ihr beschäftigen und auseinandersetzen. Oft auch ein klein wenig knobeln.

Zitat:
Original von bam123
Zahlen sind wichtig ja, aber ich sehe mich nicht als G. Cantor den Zweiten berufen, irgendwelche Beweise aufzustellen... Ich sehe Mathe als Nebenfach und das soll es auch bleibe, dementsprechend sollte es auch in einem gewissen Verhältnis zu meinen anderen Fächern stehen, was nun absolut nicht der Fall ist.


Meine Meinung: diese Einstellung solltest du gründlich überdenken und schleunigst ändern. Natürlich wirst du später selten einen Beweis führen müssen, du lernst dadurch aber abstrakt zu denken, Probleme auf ihren Kern zu reduzieren und zu lösen. Diese Sachen wirst du später sehr wahrscheinlich auch brauchen; zwar in anderer Form als einem Beweis, aber du wirst froh sein, wenn du dir diese Form des Denkens angeeignet hast.

Zitat:
Original von bam123
Dementsprechend werde ich jetzt versuchen, meine Strategie umzustellen. Ich werde, wie es der Dozent vorgeschlagen hat, nur auf die Klausuren gehen, da mir das Nacharbeiten der Vorlesungen bisher nur Zeitverluste als alles andere gebracht hat...


Auch das finde ich falsch. Nahezu jedem kamen die ersten 4-8 Wochen als Zeitverschwendung vor, man versteht überhaupt nichts und das nacharbeiten machts auch nicht besser. Meine Professorin in Lineare Algebra I/II sagt einmal zu mir, dass sie die erste Hälfte ihres ersten Semesters überhaupt nichts begriffen hat; jetzt ist sie eine ausgezeichnete Mathematikerin.
MI Auf diesen Beitrag antworten »

@topic:
Naturgemäß sehen Mathematiker und Mathematikstudenten es natürlich so, dass man die Mathematik nicht schleifen lassen sollte und extrem viel davon lernen kann, insofern stimme ich Iorek also durchaus zu, aber vielleicht kann ich das noch ein bisschen ergänzen:

Du fragst dich, wie du die Vorlesung nacharbeiten sollst. Da liegt das Hauptproblem, denn das "Nacharbeiten" eines Inhaltsstoffes ist einfach nicht Teil der Schulausbildung. Buch auf, verstehe ich nicht, Buch zu - der Lehrer ist's Schuld. Einfache Sache.
Ich kann gut nachvollziehen, dass das Nacharbeiten mit Wikipedia schwierig ist, weil die Artikel dir zu viel erzählen - mir geht es da ja auch nicht anders, weil die Artikel eben einen Überblick über das vollständige Thema verschaffen und damit alle Aspekte beleuchten müssen. Da ihr nur an der äußersten Oberfläche kratzt, wirst du die Hälfte nicht verstehen.
Das heißt: Wikipedia ist für dich vielleicht einfach nicht geeignet. Ich habe mir das jetzt nicht genauer angeschaut, aber wenn der Stoff wirklich vorwiegend aus der Oberstufe stammt, warum versuchst du dir nicht bspw. mal gymnasiale Oberstufenlehrbücher zu besorgen und dort die Themen zusätzlich nachzulesen? Dann erkennt man ein paar Dinge wieder und arbeitet sich langsam an das Problem ran. Das kostet natürlich Zeit, aber man gewinnt eben auch die Fähigkeit, sich die Lücken selbst zu schließen (was noch etwas ganz anderes ist, als komplettes Selbststudium).

Ein Hauptproblem an der Mathematik ist auch, dass jeder Mensch anders denkt. Der Umgang mit eher abstrakten Entitäten ist für jeden ganz anders. Ich bin eher ein geometrischer Typ, der sich daher bisher mit Algebra eher etwas schwer getan hat (jetzt habe ich über die Topologie einen ganz anderen Zugang dazu, zusätzlich wird mir die Geometrie dahinter klarer). Andererseits gibt es Leute, die mit einer geometrischen Interpretation wirklich gar nichts anfangen können.

Du musst dir überlegen, was für ein Typ du bist und dann die Vorlesung versuchen in diese Sprache zu "übersetzen". Ein Beispiel: Ich als geometrischer Typ habe nie verstanden, wieso sich die Leute in der Schule die Bedingungen für Extremstellen und Wendestellen nicht merken können. Natürlich kann ich mir die auch nicht "merken", aber die sind geometrisch so klar, dass ich das überhaupt nicht muss. Denn was ist die Ableitung? Eine lineare Approximation, d.h. die Steigung der Tangente. Nichts weiter - aber damit ist nach kurzem Überlegen alles klar, denn die Steigung der Tangente muss halt an einer Extremstelle Null sein - sonst ginge es ja noch weiter in dieselbe Richtung. Ich hatte Abiturienten in der Nachhilfe, denen das einfach nicht klar war, für die das aber sinnvoll gewesen wäre das zu wissen. Mein Extremfall war ein Abiturient, der keine Ahnung von Vektorrechnung hatte, bis ich ihm klargemacht habe, dass er sich den Kram ganz einfach vorstellen kann. Plötzlich bekam er eine 1 für den Teil zur Vektorrechnung (lineare Algebra), weil ihm eigentlich nur das fehlte: Eine Vorstellung von dem, was er eigentlich tut.
Wenn man dann eine grundlegende Intuition entwickelt hat, dann kann man weitergehen und sich die Details anschauen. Auch geht man dann hin und schaut sich Beweise an, weil einem die Beweise sehr häufig noch eine weitere Intuition dafür geben, was eigentlich passiert.

All das kostet Zeit. Iorek hat schon einige Argumente dafür genannt, warum diese Zeit sinnvoll angelegt ist und ich möchte eine kurze Liste machen, weshalb es eventuell vernünftig sein könnte der Mathematik in deinem Studium im ersten Semester eine hohe Priorität einzuräumen:
1) Mit ein bisschen grundlegendem mathematischen Verständnis hast du Methoden, wie du gewisse Sachen über Zahlen überprüfen kannst und man kann dir vielleicht nicht mehr so einfach etwas vormachen.
2) Mathematisches Grundverständnis wird in vielen Bereichen der Wirtschaft durchaus benötigt. Einmal die Mathematik verstanden, wird dieser Teil in anderen Vorlesungen sicherlich nicht schwieriger.
3) Frustrationstoleranz: Du sagst selbst, ein bisschen ist schön, aber nicht zu viel. Aber genau das lernt jeder Mathematikstudent: Es kann auch schon mal Tage dauern, ehe man was kapiert. Natürlich ist das blöd, aber es gilt halt "Das Leben ist kein Ponyhof" - wenn du dich durch so etwas "durchgerackert" hast und fast deine ganze Freizeit geopfert hast, dann hast du a) etwas geleistet, wo du mit dir zufrieden sein kannst (und dich belohnen kannst) und b) dich kann so schnell nichts mehr schocken.
4) Die Fähigkeit etwas Nachzuarbeiten ist auch eine Fähigkeit, die sehr gut anderweitig nutzbar ist. Was ist denn, wenn du mal etwas noch nicht gelernt hast später im Beruf? Irgendwann wird dir keiner mehr alles vorkauen, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du arbeitest das ganze im Selbststudium nach, oder du machst es nicht und kommst da nicht weiter. Selbststudium ist noch härter als Nacharbeiten, aber wenn man mathematisches Nacharbeiten gelernt hat, dann kommt man damit besser zurecht (was auch ein Grund ist, warum Mathematiker gerne eingestellt werden)
5) Ein Grundverständnis in Mathematik gibt dir insgesamt gewisse geistige Strukturen in die Hand, mit der du an Probleme herangehen kannst. Nicht umsonst ist die Mathematik eine Strukturwissenschaft.
6) Zu einem gewissen Teil bist du etwas besonderes, wenn du etwas mehr Mathematik kannst. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber denjenigen, die nur BWL gemacht haben.

Und zum Schluss ein genereller Kommentar:
Zitat:
Original von Iorek
Zu den (allgemeinen) Grundlagen: diese werden mMn suboptimal eingeführt. 83% aller Schüler sehen bei Brüchen rot, 16% komplett schwarz und sofort kommt der Taschenrechner ins Spiel, der auch viel zu früh eingeführt wird. Dass man zwei Brüche per Hand schneller addiert/multipliziert hat, als sie in den Taschenrechner einzutippen, daran ist gar nicht zu denken. Beliebige andere Beispiele lassen sich leicht finden.


Und in der Oberstufe gibt's dann "grafische Taschenrechner". Begründung? Weil die ja in jedem mathematisch- naturwissenschaftlichen Studium Grundlage wären. Ah ja.
Irgendetwas habe ich dann wohl nicht mitbekommen. Bei ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen mag das noch etwas anders sein, aber auch da gilt die Frage: Warum dann nicht gleich einen Computer benutzen (und damit ein vollständiges CAS)?

Aber das war auch eine der ersten Fragen, die mir im Mathevorkurs gestellt worden von den angehenden Physikstudenten: "Welchen Taschenrechner brauche ich für's Studium?" Antwort: Keinen. Naja, ganz so krass ist's natürlich nicht, ich habe in den ersten drei Semestern durchaus mal ein, zwei Klausuren pro Semester in Physik gehabt, wo man einen TR nutzen durfte. Danach allerdings nicht mehr (in Mathe nur in Numerik) - nur hätte ich nie einen grafischen TR nutzen dürfen. Und jetzt schimmelt mein Taschenrechner irgendwo am Boden meines Rucksacks vor sich hin. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das Teil zuletzt benutzt habe...

Gruß
MI
bam123 Auf diesen Beitrag antworten »

Hi, also ich habe mich mal gestern Abend für ne Stunde hingesetzt und habe endlich mal meine Woche durchstrukturiert, vom aufstehen bis zum schlafen gehen...

Ich hoffe, dass ich das Semester so noch in den Griff kriegen kann. Schließlich soll es Sprungbrett zur anderen FH werden und da ist es wirklich nicht gut, wenn die anderen Fächer liegen bleiben. Mathe plane ich erstmal nicht mitzuschreiben, erfahrungsgemäß wird es aber wohl noch mind. zwei Extratermine in diesem Jahr geben, mal sehen...

Werde aber weiterhin den Großteil meiner Zeit in Mathe stecken. Da ich auch merke, dass ich in den zwei Jahren ohne Schule eine Menge meines mathematischen Denkens eingebüßt habe.

Ich habe hier auch zwei Bücher aus der Bibliothek, speziell mit Mathe für Wirtschaftswissenschaflter. Wenn ich neben dem Nacharbeiten dazukomme, werde ich eins anfange zu bearbeiten und das andere dazu ggf. querlesen.

Ihr sagt und ich höre/lese immer abstraktes Denken, habt ihr zufällig Links zu Studien dazu? Würde mich interessieren, habe auch bereits schon gegooglelt, aber da kommen nur unsinnige Umfragen usw.

Frustrierend ist für mich nicht allein das nicht zur Lösung finden. Sondern eher, das ich mich mit Schulmathematik rumschlage und das dabei alle anderen Fächer liegen bleiben. Dafür habe ich mich irgendwie nicht für ein wirtschaftliches Studium entschieden. unglücklich
Von daher bin ich immer froh, wenn ich Kommilitonen mit den selben Klagen höre, dann fühle ich mich nicht ganz so dumm. ^^
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