Schulprobleme mit G8

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Iorek Auf diesen Beitrag antworten »
Schulprobleme mit G8
Unter http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8/komplettansicht findet sich ein wie ich finde sehr interessanter Artikel bzw. Brief bzw. fast schon Entschuldigungsschreiben eines Vaters an seine Tochter und alle Kinder, die aktuell an dem G8-Wahn leiden müssen.
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Ich hab mal einige Abschnitte gelesen (nicht alles, da für mich ein bisschen zu emotional und metaphorisch abschweifend geschrieben), und einigen Punkten kann ich nicht beipflichten.

Zitat:
Wenn es regnete? Habe ich den Tropfenrennen am Fenster zugesehen oder die Holzvertäfelung neben meinem Bett angestarrt. So lange, bis sich aus der Maserung Berge erhoben und sich die Astlöcher in Vulkankrater verwandelten. Kennst Du das auch?
Ja. Oder wollte der Autor hier ein "Nein, in der Zeit musste ich Hausaufgaben machen" hören?

Die "Beschleunigung" im Alltag finde ich auch bedenklich, aber das nervige Handyzeug (anstatt gelassener Kommunikation mit Briefen...), was auch aufgelistet wird, erfreut sich doch gerade bei Jugendlichen größtmöglicher Beliebtheit. Die Schulverkürzung jedoch ist anscheinend weniger beliebt.

Ich sehe auch 12 Jahre Schule als zu lang(weilig) an und die lästigen Hausaufgaben, Vorträge usw. kann man doch schnell hinkritzeln. Das Mehr an Fachwissen, das man in eine längere Schulzeit packen könnte, ist mMn besser in der Uni aufgehoben, wenn man sich richtig spezialisieren möchte. Außerdem- wollen die Leute nicht auch noch mehr Sportunterricht? In dem Fall sinkt die Freizeit natürlich noch mehr.
rechner Auf diesen Beitrag antworten »

Ich gehöre zu dem Jahrgang, dessen Schulzeit von 13 auf 12 verkürzt worden ist.

Ich habe einige Abschnitte des Briefes gelesen und kann auch nicht so ganz allen Punkten beipflichten.

Zitat:
Ist es Zufall, dass Dein Freundeskreis nur noch aus Klassenkameradinnen besteht? Oder liegt es daran, dass Ihr im selben Rhythmus lernt und lebt?


Das ist zu übertrieben, ich habe neben der Schule noch so viel Zeit, dass ich viele außerschulische Aktivitäten machen kann, da lernt man außer den Klassenkameraden noch viele andere Leute kennen.

Des Weiteren ist es nicht nötig wegen G8 das Gitarrenspielen aufzugeben, ich kenne viele die neben der Schule auch noch in einer Band mitspielen usw..

Ich könnte mir nicht vorstellen 13 Jahre lang in die Schule zu gehen, ich kanns kaum erwarten, dass meine 12 Jahre vorbei siond. Wenn jemand wirklich Gymnasiumreif ist, dann kann er auch G8 auf sich nehmen. Es ist nicht so schlimm, wie alle sagen.

Es ist mir lieber, ein Jahr lang weniger in die Schule zu gehen, und mich dafür in der Uni zu spezialisieren, als ein JAhr mehr auf der Schulbank zu hocken und mich mit Sachen zu beschäftigen, die ich in der Zukunft nicht brauchen werde (z.B. Gedichtsanalyse etc.).
chocolate4ever Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Schulprobleme mit G8
Ich hab den Artikel/Brief hauptsaächlich überflogen aber ein bisschen was ist mir dann doch aufgefallen. Und ich muss hinzufügen, dass ich aktuell Abiturientin im G8 bin und nächste Woche mein Zeugnis bekomme ^^

Ich find den Artikel ein bisschen zu...kitschig. Aber naja jedem das seine nich?

Ich muss @rechner zustimmen: mein Freundeskreis hat sich seit dem G8 sogar vergrößert, vorallem in der Oberstufe.
Es gibt immer ein paar Ausnahmen, die sich sehr reinsteigern aber in der Regel gewöhnt man sich spätestens in der oberstufe daran.

Dass das liebe Mädchen die Gitarre aufgegeben hat....musste glaub ich nicht sein. Es gibt genug G8ler die in der Oberstufe Musik-Additum haben (Grundlage für ein schriftliches Abitur im Fach Musik) und ein Instrument sogar spielen müssen.

Dass heute mehr Schüler vom Gymnasium gehen muss man aber auch andersrum betrachten: es gehen doch heute laut Zeitung auch mehr Schüler auf's Gymnasium. Also zumindest von München weiß ich, dass die Staatlichen Gymnasien alle heillos überfüllt sind, weil es so viele Fünftklässler gibt. Und die Städt. Gymnasien dürfen nur eine bestimmte Anzahl von Eingangsklassen haben.

Ich bin davon überzeugt, dass der Autor des Artikels recht hat, wenn er den Arzt zitiert, der sagt, dass heutzutage mehr Schüler bei ihm wegen Kopfschmerzen, Depressionen, Stress etc. landen. Stimmt. Bestimmt. Kann ich ja an meinem Jahrgang sehen.
Aber dieser Stress kommt nicht nur von der Schule denke ich. Vorallem in den unteren Stufen sind es häufig eher die Eltern die die Schüler belasten. Sie forderen von ihren Kindern eine bestimmte Leistung. Sie müssen gut in der Schule sein, ein gutes Abitur schreiben, damit sie später auf dem Arbeitsmarkt Konkurrenzfähig sind. Das erzählen mir zumindest meine Nachhilfeschüler, von denen 3 von 5 unter Prüfungsangst leiden und mir auf die Frage, ob sie Angst vor dem Ärger mit den Eltern auf Grund einer schlechten Note haben, mit ja beantworten.
Und Nachhilfe nehmen ja nicht nur schlechte Schüler sondern auch genügend gute Schüler.

Dass das Gymnasium aussortiert mit seinen Schulaufgaben und Stegreifaufgaben ist doch schon lange bekannt. Deutschland hat nun einmal kein gleichberechtigendes Schulsystem. Wäre dem nämlich so müssten wir alle auf einer Gesamtschule sein. Und die chinesischen Kinder als Klischee zu nehmen find ich so richtig bescheuert....darf ich jetzt einfach mal voller Emotionen als Südostasiatin hinzufügen. Hallo....die strengen sich an und die die sich anstrengen und dann nach der Schule in Harvard, beim MIT, in Cambridge oder bei uns studieren, denen hat deren Schulsystem wohl nicht geschadet. (Klar es gibt die Ausnahme, die gibt's immer. siehe Selbstmordrate bei Schülern in Südkorea/China)

Atque ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
Nein Quatsch: Im großen und ganzen verweise ich auf den Thread Abitur in 12 Jahren in dem das G8 mal lang und breit diskutiert wurde ^^

Liebe Grüße,
chocolate smile
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Also so sehr ich einigem in dem Artikel zustimmen möchte - den Grundtenor kann ich einfach nicht nachvollziehen. Vielleicht habe ich den Brief aber auch einfach nur nicht verstanden...

Ja: Es sollte G8 UND G9 Schule geben.
Ja: Der Druck ist gewachsen - in allen Lebensbereichen.
Ja: Die Vernetzung/Beschleunigung etc. ist nicht unbedingt sonderlich gut.
Ja: Ich bin gegen zu viel Handys/Konsolen, etc. bei Kindern.
Ja: Kinder sollten durchaus auch mal Kinder sein.

Aber: Selbst die meisten G8er, die ich kenne, haben noch genug Freizeit, alle deutschen Schüler haben im internationalen Vergleich viel Freizeit. Man schaue nach Frankreich mit den Ganztagsschulen von 8 bis 6, nach England mit Schulen von 8/9 bis 4 (schon immer, teilweise länger), Samstagsschulen, etc. Die USA haben ähnliche Schulzeiten (zumindest da, wo ich mal war).
Ich bin selbst nur G9 und war währenddessen zweimal im Ausland: Nirgends habe ich auch nur annähernd so wenig arbeiten müssen, wie in Deutschland - und das meine ich NACH der Eingewöhnungsphase. Und das beste daran: Im internationalen Vergleich waren wir deutschen Schüler noch nicht mal schlechter.
Ich sage nicht, dass ich es unbedingt gutheiße, dass alle Schüler diese Verkürzung machen müssen (siehe oben), ich wundere mich nur, warum es diese riesigen Probleme gibt.

Und dann so Zitate wie: "Kein Auslandsstudium, sondern einfach eine Reise ohne Weg und Ziel". Ja, warum gehen denn die meisten ins Ausland? Die Hälfte meiner Kommilitonen zum Partymachen, weniger zum Lernen. Auslandsstudien verlängern daher auch meistens das Gesamtstudium - was nicht schlimm ist.

Natürlich, es gibt die Überforderten (vielleicht liegt das aber auch an der Gymnasieninflation?), es gibt Probleme mit den Lehrplänen und ich weiß, dass ich nicht unbedingt von mir auf andere schließen kann, aber ich muss auch sagen: Wenn man in der Schule nie auch nur einmal richtig gefordert wird, dann muss man das später auf die harte Tour lernen. Und das ist sehr viel anstrengender als in der Schule. Man soll genug Zeit haben - aber ab und zu muss man sich auch irgendwo messen können, gerade als Kind.

Und dann: Rein rational kann da irgendetwas nicht stimmen. Geredet wird von der Verkürzung von 9 auf 8 Jahre. Das heißt: 1/9 des Stoffs muss auf die acht anderen Jahre aufgeteilt werden. Wenn die Kinder sonst immer um 3 oder 4 mit allem fertig waren und die Wochenenden komplett frei hatten, dann heißt das, dass sie jetzt um 4 oder 5 fertig sein sollten und die Wochenenden komplett frei haben. Und das passt auch mit den zitierten Zahlen: Eine Schulstunde pro Tag mehr (45 Minuten) vielleicht noch Hausaufgaben (30 Minuten maximal. Die mir bekannte Hausaufgabenmoral ist so dermaßen gering, das alles höhere eine Lüge erscheint).
Ergo: Die Schulzeitverkürzung allein kann nicht das Problem sein. Es muss zusätzlich noch eine unglaubliche Inflation in den Lehrplänen stattgefunden haben, die den Anstieg von ca. <15% auf, tja, nach dem Bericht zu urteilen wohl 100%, hochschraubt.
Ich meine, das Problem der gestiegenen Ansprüche klingt ja auch manchmal an, aber richtig reflektiert wird es nicht. Der Autor schwelgt in Erinnerungen an seine Zeit als Rummenigge - seine Tochter soll aber Basketball spielen (vermutlich im Verein?). Am besten soll sie eigentlich auch die Gitarre spielen (der Autor hat stattdessen Boris Becker gespielt). Hmmh....

Aber vielleicht versteh' ich Dummkopf es auch einfach nicht...

Gruß
MI
chocolate4ever Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
Aber: Selbst die meisten G8er, die ich kenne, haben noch genug Freizeit, alle deutschen Schüler haben im internationalen Vergleich viel Freizeit. Man schaue nach Frankreich mit den Ganztagsschulen von 8 bis 6, nach England mit Schulen von 8/9 bis 4 (schon immer, teilweise länger), Samstagsschulen, etc. Die USA haben ähnliche Schulzeiten (zumindest da, wo ich mal war).

Oh man wenn ich dran denke, dass meine Cousine in Vietnam um 11 nach Hause kommt und in den Ferien Sommerschule hat, bin ich immer heilfroh nur bis 5 Schule zu haben, einmal die Woche in der 12ten.

Zitat:

Ergo: Die Schulzeitverkürzung allein kann nicht das Problem sein. Es muss zusätzlich noch eine unglaubliche Inflation in den Lehrplänen stattgefunden haben, die den Anstieg von ca. <15% auf, tja, nach dem Bericht zu urteilen wohl 100%, hochschraubt.

Da muss ich zustimmen: also auf der einen Seite werden Dinge weggelassen, die irgendwie zur Erklärung von anderen Dingen des vorhandenen Schulstoffes ganz hilfreich wären aber auf der anderen Seite gibt's dann Dinge, die man nicht mal im Leistungskurs gelernt hat....seltsamer Lehrplan. Und zumindest in Kunst ist es vom zu unterrichtenden Stoff her faum umzusetzen (in der Oberstufe). Aber 100% is ja dann wohl doch übertrieben. Im Grunde ist unser Lehrplan irgendwo zwischen GK un LK


chocolate
 
 
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von chocolate4ever
Oh man wenn ich dran denke, dass meine Cousine in Vietnam um 11 nach Hause kommt und in den Ferien Sommerschule hat, bin ich immer heilfroh nur bis 5 Schule zu haben, einmal die Woche in der 12ten.

Ja genau... Ich meine - insofern gebe ich den Artikeln Recht, dass man aufpassen muss, wie viel Schule notwendig und gut ist.

Andererseits: So eine Schulzeit wie in Frankreich (Vietnam ist vielleicht etwas krass) wäre an vielen Hauptschulen keine schlechte Idee. Dann könnten Nachmittags Sportangebote, kreative Angebote, etc. herrschen und die Hauptschüler endlich mal dazu verleitet werden ihr (teilweise durchaus vorhandenes) Potential abzurufen...

Zitat:

Da muss ich zustimmen: also auf der einen Seite werden Dinge weggelassen, die irgendwie zur Erklärung von anderen Dingen des vorhandenen Schulstoffes ganz hilfreich wären aber auf der anderen Seite gibt's dann Dinge, die man nicht mal im Leistungskurs gelernt hat...

Ich denke über den Sinn und Unsinn der ganzen Lehrplanänderungen, die so scheint mir teilweise aus Profilierungssucht der Poltiker entstanden sind, können wir ewig reden (gut, die bayrischen Lehrpläne kenne ich natürlich nicht, bin ja doch entwurzelter NRWler Augenzwinkern ).

Gruß
MI
chocolate4ever Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
Dann könnten Nachmittags Sportangebote, kreative Angebote, etc. herrschen und die Hauptschüler endlich mal dazu verleitet werden ihr (teilweise durchaus vorhandenes) Potential abzurufen...

bei manchen liegts ja auch einfach daran, dass sie sich später entwickelt haben und bei einer späteren Schulaufteilung vllt nie in der Hauptschule gelandet wären. Aber das sit zu weit vom Thema weg.

Zitat:

Ich denke über den Sinn und Unsinn der ganzen Lehrplanänderungen, die so scheint mir teilweise aus Profilierungssucht der Poltiker entstanden sind, können wir ewig reden (gut, die bayrischen Lehrpläne kenne ich natürlich nicht, bin ja doch entwurzelter NRWler Augenzwinkern ).

Jup. Allein das wählen der Fächer ist in der Oberstufe ja nur noch zur Profilierung....heißen ja auch manche Fächer Profilfächer ^^
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