Vom Tellerwäscher zum Tutor

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weisbrot Auf diesen Beitrag antworten »
Vom Tellerwäscher zum Tutor
hey jungs und mädels!

ich habe vor mich zum nächsten semester als tutor zu bewerben. dazu gibts dann eine art probetutorium was man vorm dozenten oder so halten muss. ich hab mir schon ein bisschen gedanken zur struktur des tut. gemacht: also es wird irgendein thema geben, dazu dann erst definitionen und wichtige sätze anschreiben und erklären, und dann eine aufgabe (oder mehr) rechnen, vielleicht mit blättern zum austeilen. und fragen beantworten halt.
nun würd ich mich freuen wenn irgendjemand, der schon erfahrung hat, vielleicht ein paar tips hätte - dazu wie das probetut. anzugehen ist, oder zum tutorenjob allgemein, oder irgendwas hilfreiches.
wär cool! danke Wink
Guppi12 Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo,

ich wollte den Thread mal pushen (vielleicht kann weisbrot ja inzwischen auch was dazu schreiben).
Ich wurde vor kurzem gefragt, ob ich im nächsten Semester eine Übungsgruppe übernehmen möchte und interessiere mich daher auch sehr dafür, ob es sich lohnt (das finanzielle mal außen vor) oder ob es Stress pur bedeutet. Hier im Forum tummelt sich doch bestimmt der ein oder andere Tutor. Über Erfahrungsberichte würde ich mich sehr freuen.
MathLee Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bin zwar kein Tutor, aber wenn bei uns neue Tutoren einen "Probeunterricht" machen, ist es meistens eine Gruppenarbeit. Ich glaube, das kommt sehr gut an, wenn man gut vorbereitet ist.
Nicht empfehlen würde ich eine Art "Präsentation" mit dem Laptop oder mit Plakaten. Besonders nicht in Mathe.
Equester Auf diesen Beitrag antworten »

Wie MathLee es schon anspricht gibt es verschiedene Arten von Tutorien.

Dir mir zwei geläufigsten mal genannt:

1. Der Student bearbeitet das Sach daheim und muss an der Tafel vorrechnen

2. Die Studenten arbeiten in Gruppen zusammen. Das Arbeitsblatt wird erst zur Stunde ausgegeben, die Studenten sind also entsprechend unvorbereitet.

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1. Hier halte ich die Sache für relativ einfach -> Lösungsweg selbst zuvor skizzieren, damit man an der Tafel folgen kann. Eventuelle Fehlerquellen erkennen und parat haben. Mehr ist da nicht zu tun (salopp gesagt)

2. Ebenfalls empfehlenswert die Lösungsskizzen zu besitzen. Hier muss man man meiner Ansicht nach aber mehr mit dem Studenten arbeiten. Während bei obigen ein Nicken oder ein Kopfschütteln mit ner kurzen Erklärung reicht (wiederum: salopp gesagt) braucht es in diesem Fall etwas mehr Einfühlungsvermögen:
Reicht ein Stichwort? Ein Verweis auf das Skript? Oder muss weiter ausgeholt werden.
Persönlich würde ich versuchen wenig zu erklären und durch gezielte Fragen den Studenten(gruppe) die Erklärung selbst finden lassen.
Bin (wiederum) persönlich der Meinung, dass man viel rumlaufen sollte. Es gibt viele schüchterne Studenten, die sich bei einem Tutor der nur am Pult sitz und bei nachfragen aufsteht, sich nicht melden würden. Läuft man aber rum und steht hinter oder vor einem Studenten kommt durchaus öfters eine Frage auf (eigentlich immer^^).

Das kann man jetzt natürlich noch detailierter ausarbeiten. Letztlich kommt es aber auch auf Dich, den Tutor an, welcher Typ man ist.

Tafelaufschriebe sind übrigens meist nicht erwünscht (zumindest nicht, wenn er die ganze Übungszeit einnimmt), da das meist schon eine Vortratsvorlesung übernimmt (je nach Uni). Ich gebe zu Ende der Stunde immer Lösungen an (eventuell mit Lösungsskizze), damit die Studenten am Ende des Jahres auch die (hoffentlich) richtige Lösung haben. Je nach Prof ist das aber nicht gern gesehen^^ würd ich mich vorher erkundigen.
MathLee Auf diesen Beitrag antworten »

Trotzdem würde ich sagen, an erster Stelle ist die Ausstrahlung bzw. das Auftreten.
Einen guten Eindruck hinterlassen!
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Guppi12
Ich wurde vor kurzem gefragt, ob ich im nächsten Semester eine Übungsgruppe übernehmen möchte und interessiere mich daher auch sehr dafür, ob es sich lohnt (das finanzielle mal außen vor) oder ob es Stress pur bedeutet.

Das lohnt sich durchaus. Stress bedeutet es nur, wenn du den Stoff selbst nicht gut beherrschst und viel vorarbeiten musst oder wenn du viele Hausaufgaben zu korrigieren hast und dafür immer viel Zeit brauchst.
Und natürlich, wenn du sonst zu viel zu tun hast.

Zitat:
Tafelaufschriebe sind übrigens meist nicht erwünscht

Das ist bei uns ganz anders! Wenn hier nicht alles an der Tafel steht, geht die Welt unter.
Die Aufgaben für die Tutorien werden vor diesen hochgeladen (und die Musterlösungen an die Tutoren geschickt). Alles weitere hängt von Tutor und Studenten ab: Ob sich die Studenten selbst vorbereiten, ob im Tutorium nur frontal vorgerechnet wird, ob über die Aufgaben diskutiert wird etc.

Teilweise werden später die Musterlösungen veröffentlicht, oft aber auch nicht. Besonders in letzterem Fall ist es wichtig, dass die Mitschriften aus dem Tutorium alles wesentliche enthalten. Und es wird meist nur genau das mitgeschrieben, was an der Tafel steht.


Nochmal direkt an Guppi12:
Wenn du sicher bist, dass du die Zeit hast und dich zumindest schnell genug in die Themen einlesen kannst, würde ich dir das sehr empfehlen.
 
 
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MathLee
Trotzdem würde ich sagen, an erster Stelle ist die Ausstrahlung bzw. das Auftreten.
Einen guten Eindruck hinterlassen!


Nein, du irrst. Das Wichtigste ist das fundierte Wissen und gründliche Vorbereitung.
Deine Ausstrahlung und dein Auftreten fällt in kürzester Zeit in ein Nichts zusammen, wenn du Fragen nicht beantworten kannst oder bei einer Erklärung hängenbleibst.
Du kannst als Tutor keine heiße Luft verbreiten. Augenzwinkern

Umgekehrt kommen Ausstrahlung und Auftreten durch die Arbeit als sachkundiger(!) Tutor meist von alleine.
Das ist dann eine natürliche Autorität, die sehr viel authentischer und dauerhafter ist als wenn du mit geradem Rücken und fester Stimme krampfhaft versuchst, Eindruck zu schinden. Augenzwinkern
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Falls es um den "Probeunterricht" geht, spielt das Auftreten aber leider doch eine etwas größere Rolle.
Bei uns kann man Themenvorschläge machen und über eines der drei genannten Themen trägt man ca. 10 Minuten lang vor. Da kann man sich zum Glück noch ein Thema suchen, bei dem man auch Fachwissen präsentieren kann, aber mit etwas Pech muss man woanders mehr Wert auf Ausstrahlung und Auftreten legen.

Überhaupt hängt die Gestaltung der Tutorien stark davon ab, wie fortgeschritten die Veranstaltung ist.
Guppi12 Auf diesen Beitrag antworten »

Schön, dass so viele Kommentare gepostet wurden :-)

Mir war nicht ganz klar, dass es so viele verschiedene Modelle von Tutorien gibt, deswegen werde ich nun mal erzählen, was ich vom Übungsleiterjob an unserer Uni aus Teilnehmerperspektive mitbekommen habe:
Unsere Tutoren korrigieren für ihre Übungsgruppe die wöchentlichen Blätter und leiten dann die Übungsgruppe. Dabei gibt es keine Präsenzaufgaben. Es werden genau die in der Woche zu lösenden Aufgaben besprochen. Meist ist es so, dass dabei der Übungsleiter selbst 1-2 Aufgaben selbst vorrechnet und die restlichen 2-3 Aufgaben von Studenten vorgerechnet werden. Das liegt dann im Ermessen des Tutors(und hängt davon ab, ob unter den abgegebenen Lösungen gute/elegante dabei waren).

Zusätzlich wird einmal pro Woche eine Sprechstunde angeboten, in der die Studenten sich in einem persönlicheren Rahmen an den Übungsgruppenleiter wenden können(bei Fragen zum aktuellen Zettel/Vorlesung etc. )

Soweit ich weiß, gibt es bei uns keine Probestunde vorher. Stattdessen sitzt einmal in der Vorlesungszeit der Professor selbst in der Übungsgruppe

Nun noch etwas zu meiner Situation: Bei mir würde es um eine Analysis 2 Übungsgruppe gehen(falls das wen interessiert Augenzwinkern )
Ich denke, ich werde das Angebot wohl annehmen.
Danke nochmal für alle Kommentare, weitere Erfahrungsberichte sind natürlich gerne gesehen Augenzwinkern

Viele Grüße und frohe Weihnachten.
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Guppi12
Mir war nicht ganz klar, dass es so viele verschiedene Modelle von Tutorien gibt, deswegen werde ich nun mal erzählen, was ich vom Übungsleiterjob an unserer Uni aus Teilnehmerperspektive mitbekommen habe:

Informier dich am besten nochmal, ob das so vorgeschrieben ist oder ob die Studenten das so wünschen, wenn du etwas anderes probieren möchtest.
Bei uns machen einige bloßen Frontalunterricht. Einmal sollten die Studenten immer selbst rechnen. Jemand anderes wiederum sammelt in jedem Tutorium Antworten auf ein paar kurze Fragen ein. Einige wiederholen immer viel aus früheren Veranstaltungen etc.
Ich selbst lege besonders wert darauf, Fragen zu stellen, und mache es von den Aufgaben abhängig, ob ich rechnen lasse oder das vorführe und die Zeit anders verwerte.
Lass dich auch nicht vom Fragen abhalten, wenn dir niemand antwortet. Auch wenn sie nichts sagen, denken die meisten über die Fragen nach. Versuche aber auch zu vermeiden, dass irgendwann überhaupt nie jemand antwortet.

In der Analysis 2 hast du vermutlich auch das Glück, vieles mit Skizzen veranschaulichen zu können.
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Hinzu kommt, dass die Gruppen sehr unterschiedlich sein können. Erstens von der Persönlichkeitsstruktur und zweitens vom Hintergrundwissen (was bei Ana II noch nicht das Problem sein sollte). Deshalb kann man auch nicht immer alles vor der ersten Übungsgruppe planen.

Ich gebe derzeit eine Übungsgruppe, wo eigentlich vorgerechnet werden soll, aber da die Aufgaben nicht korrigiert werden, werden die meistens auch nicht besonders gut gearbeitet - entsprechend findet sich dann keiner zum Vorrechnen, selbst wenn man fragt und so lange wartet, bis es unangenehm wird.

In dem Fall muss man aber auch nicht verzweifeln: Wichtig ist es, das Gefühl zu haben, die Studenten sind irgendwie "dabei", sei es, dass sie wirklich selbst vorrechnen oder deine Ausführungen mit Fragen unterbrechen (was dazu führt, dass du am Ende der Aufgabe immer denkst, das wäre das reinste Chaos gewesen, weil du in deinen eigenen Gedankengängen immerzu unterbrochen wirst - dafür aber hast du dich auf die Gedankengänge der Teilnehmer eingelassen, sodass die das eventuell sehr gut fanden), oder hinterher ganz viele Fragen zu Details oder weitergehenden Aspekten stellen. Wenn keiner einen Ton sagt, ist das nicht so brilliant (es sei denn, der Professor sitzt drin).
Eigentlich versuche ich die Studenten immer davon zu überzeugen, dass es besser ist, wenn jemand von ihnen das vorrechnet - so haben sie dann mehrere Lösungsmöglichkeiten, weil die Musterlösung ja sowieso online gestellt wird (auf Bitten der Studenten).

Generell lernt man bei solchen Tutorien selbst immer noch eine Menge. Noch mehr natürlich, wenn man keine Musterlösung gestellt bekommt (was natürlich erst später im Studium der Fall ist, wenn das überhaupt vorkommt), aber eine Musterlösung gibt natürlich Sicherheit.

Gruß
MI
weisbrot Auf diesen Beitrag antworten »

cool dass der thread nach der langen zeit beachtung findet Big Laugh
bin mittlerweile übrigends tutor, und es macht wirklich spaß.
die kohle stimmt, und man lernt vor leuten zu reden (ich hab ein "doppeltutorium" (weil wir unterbesetzt sind) mit >50 studenten inem großen vorlesungssaal). und man versteht all die sachen, die man selbst in den ersten semestern nicht 100%ig verstanden hat.
hab die kommentare jetzt nur überflogen - also falls irgendjemand noch unbeantwortete fragen hat muss er die nochmal stellen damit ich antworteAugenzwinkern
lg
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