Versicherungsmathematiker

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tohuwabou Auf diesen Beitrag antworten »
Versicherungsmathematiker
Hi,

ich werde dieses Semester fertig mit meinem Studium und überlege mich nun bei einem Versicherungskonzern zu bewerben.
Ich frage mich schon lange, wie der Arbeitstag eines Mathematikers bei einer Versicherung aussieht. Besonders interessiert mich, glaube ich, der Rückversicherungsbereich. Praktika habe ich leider nicht gemacht und jetzt erscheint es mir nicht mehr wirklich sinnvoll. Ich möchte lieber schneller die Masterarbeit fertig schreiben und dann richtig arbeiten gehen.

Ich habe gelesen, dass wenn man in dem Bereich etwas weiter kommen möchte eine Aktuarsausbildung mehr oder weniger Pflicht ist. Hat jemand von euch diese vielleicht auch schon gemacht und kann mir etwas über den Anspruch der Ausbildung bzw. den Anspruch in der Versicherungsbranche sagen?

Ich habe Stochastik 1,2 und Lebensversicherungsmathematik in der Uni gehört. Lebensversicherungsmathematik war sehr einfach, da wir dort nur Versicherungspolicen mit Tabellenwerten berechnet haben. Die schwierige Stochastikarbeit steckte dort schon in den Tabellenwerten.
Ich denke, dass es in der Rückversicherung oder in anderen Bereichen der Versicherungsbranche sicher nicht so einfach ist. Bekommt man bei solchen Arbeitsplätzen auch irgendwann Routine oder muss man täglich neue Geniestreiche vollbringen ? Augenzwinkern Ich wünsche mir nämlich auch ein wenig Routine und es soll nicht so ähnlich weiterlaufen wie im Studium.

Wie sieht es mit dem Einstieg aus? Mir fehlt noch sehr das Hintergrundwissen und ich denke, es dauert eine Weile bis man sich ausreichend auskennt. Wird erwartet, dass man schon viel Wissen mitbringt?

Mich interessieren jegliche Informationen zu diesem Thema. Wenn jemand Erfahrung hat und diese teilen möchte, wäre ich sehr dankbar smile
VG
Venus² Auf diesen Beitrag antworten »

Hey,

ich kann dir das, was ich von dem Vortrag einer ehemaligen Mathe-Studentin meiner Uni, die nun in der Versicherungsbranche tätig ist, glaube, behalten zu haben, wiedergeben:

Sie erzählte, dass sie Mitglied der Deutschen Aktuarvereinigung wurde, indem sie nach ihrem Mathestudium mit Schwerpunkt Stochastik die zugehörige Ausbildung zum Aktuar DAV absolvierte. Diese Mitgliedschaft beschrieb sie als notwendig, wenn man sich in der Versicherungsbranche ernsthaft niederlassen möchte. Die dreijährige Ausbildung beinhaltete auch die Auswendiglernerei von Inhalten zum Teil eher matheferner Fächer, der Stoff insgesamt soll im Vergleich zum Mathestudium einfacher verdaulich gewesen sein. Sie arbeitete während ihrer Aktuarausbildung regulär für eine Versicherung, sodass sie ihren Urlaub für die Prüfungsphasen verwenden musste. Dadurch waren diese drei Jahre sehr arbeitsintensiv.

Sie arbeitete zunächst in einer "normalen" Versicherung und wechselte nach, wenn ich mich recht erinnere, etwa fünf Jahren zu einer Rückversicherung. Als Grund für den Wechsel gab sie grob an, sich weiterbilden zu wollen und eben mal in einer Rückversicherung arbeiten zu wollen. Sie arbeitete in der "normalen" Versicherung in Teams und rechnete an einem typischen Arbeitstag schonmal den ganzen Tag. Eine gewisse Routine kehrte dort schon ein. Man muss das Rad nicht ständig neu erfinden. Dennoch gibt es in vielen anderen Berufen wohl mehr Routine, insbesondere da die zu lösenden Probleme in Versicherungen mit weitreichenden finanziellen Konsequenzen verbunden sind. Stupides Abarbeiten geht dort also nicht. Wie routinemäßig die Arbeit dort wirklich ist, hängt wohl auch vom individuellen Empfinden ab und kann objektiv nicht beurteilt werden.

Allgemein wies sie noch auf das hohe Ansehen hin, das Mathematiker in Versicherungen genießen. Sie hätten dort auch was zu sagen. Auch seien dort eine Vielzahl von Mathematikern beschäftigt. Die Arbeitsatmosphäre empfand sie als angenehm. In einer Bank meinte sie, blicke man eher mit erhabenem Blick auf Mathematiker als die Hilfswilligen herab.

Nochmal: Keine Haftung für die Richtigkeit dieser Angaben Augenzwinkern !

Viele Grüße
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Venus²
Allgemein wies sie noch auf das hohe Ansehen hin, das Mathematiker in Versicherungen genießen. Sie hätten dort auch was zu sagen. Auch seien dort eine Vielzahl von Mathematikern beschäftigt. Die Arbeitsatmosphäre empfand sie als angenehm. In einer Bank meinte sie, blicke man eher mit erhabenem Blick auf Mathematiker als die Hilfswilligen herab.



der Grund liegt auf der Hand:
Rückversicherer müssen tatsächlich in Ernstfall real für den Schaden aufkommen, wärend Casino-Banken ... Big Laugh
tohuwabou Auf diesen Beitrag antworten »

Hey,
danke für eure Beiträge.



Zitat:
Sie arbeitete zunächst in einer "normalen" Versicherung und wechselte nach, wenn ich mich recht erinnere, etwa fünf Jahren zu einer Rückversicherung.


Vermutlich ist das wohl auch eher der übliche Weg. Zu Anfang erstmal Erfahrungen beim Erstversicherer sammeln?!



Zitat:
Sie arbeitete in der "normalen" Versicherung in Teams und rechnete an einem typischen Arbeitstag schonmal den ganzen Tag. Eine gewisse Routine kehrte dort schon ein


Abeiten in Teams klingt gut, allerdings den ganzen Tag rechnen geschockt Ohje
Bin mir nicht sicher, ob ich das will. Vermutlich weiß man das aber auch erst, wenn man es ausprobiert hat.



Zitat:
Stupides Abarbeiten geht dort also nicht. Wie routinemäßig die Arbeit dort wirklich ist, hängt wohl auch vom individuellen Empfinden ab und kann objektiv nicht beurteilt werden


Ja, das ist wohl wahr, da bin ich absolut deiner Meinung.



Zitat:
Allgemein wies sie noch auf das hohe Ansehen hin, das Mathematiker in Versicherungen genießen. Sie hätten dort auch was zu sagen


Das gefällt mir natürlich. Hört sich gut an. Augenzwinkern



Ich habe auch gehört, dass in der Versicherungsbranche Mathematiker händeringend gesucht werden. Da bin ich dann auch mal gespannt, wie die Bewerbungsphase verläuft. Abwarten und Tee trinken.

VG
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Ich wage zu behaupten, dass du in jeder Branche, in der Mathematiker eingesetzt werden können, wenig bis keine Probleme haben wirst, eine Stelle zu finden.

air
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

das hohe Ansehehen hat wohl damit zu tun, dass die Ergebnisse der Mathematiker bedeutsam für die Firma sind. Im Gegensatz zu ( "investment" )-Banken, kann dort nicht laufend mit den Tarifen gespielt werden.

Ich könnte mir vorstellen, dass du an einem normalen Arbeitstag daran tüftelst, wie du die EG-Richtlinie EG2312, die ab 1.1.2017 gilt, in den Vertrag Typ VVT-4567-K so einbindest, dass die Personenklasse Ü65/z5 nicht mit zu hohen Preissteigerungen überrascht wird Augenzwinkern
 
 
stoney19 Auf diesen Beitrag antworten »

Hi,
willst jetzt wegen meiner Fragen keinen neuen Thread aufmachen und schreibe deswegen hier rein.
Ich strebe ebenfalls in ein paar Jahren die Ausbildung zum Aktuar an (beende gerade den Bachelor und mache danach noch den Master) und würde gerne wissen, ob jemand der die Ausbildung zum Aktuar gerade macht oder schon beendet hat, das bestätigen kann, was Venus² geschrieben hat.
Ist die Aktuarsausbildung inkl. parallelles Arbeiten bei einer Versicherung wirklich sehr viel zeitintensiver als das Mathematik Studium alleine?
So richtig Lust habe ich nicht, 3 oder mehr Jahre (so lange dauert die Aktuarsausbildung ja wenn ich richtig informiert bin) 60h oder so in der Woche zu klotzen ohne Urlaub, weil man diesen ebenfalls fürs Lernen benötigt.
Außerdem würde ich gerne wissen ob die Ausbildung vom Stoff her wirklich etwas einfacher als der Mathe Stoff ist.
Danke schonmal für die Antworten.
Grüße, stoney
stoney19 Auf diesen Beitrag antworten »

Hat niemand diesbezüglich Erfahrungen? :/
adiutor62 Auf diesen Beitrag antworten »

@Stoff der Aktuarausbildung:

Das Beste in diesem Fall, denke ich, ist, sich mit jemanden zu unterhalten,der diese Ausbildung gemacht hat. Ob jemand hier im Mathforum dazu etwas sagen kann/wird, ist fraglich/könnte dauern.
Ich kann mit vorstellen, dass ein Anruf bei einer renommierten Versicherunggesellschaft dir weiterhelfen könnte und schneller zum Ziel führt. Wink
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