Mathestudenten an der UNI Potsdam

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jan21 Auf diesen Beitrag antworten »
Mathestudenten an der UNI Potsdam
Hey meine Lieben,
sind unter euch zufällig Mathestudenten von der Uni Potsdam oder TU Berlin? Hätte da mal ein paar Fragen.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Und welche Fragen sind das? "Two out of three times" ( Augenzwinkern ) lassen sich solche Fragen nämlich auch von anderen beantworten.

air
jan21 Auf diesen Beitrag antworten »

Ja, das stimmt. Die meisten meiner Fragen sicherlich auch.

1. Wie läuft das Mathestudium so ab? Also man hat als Hauptfach die Mathematik und muss sich dann noch für ein Nebenfach entscheiden. Später, im Master-Studium spezialisiert man sich dann. Aber worauf? Auf Analysis/Algebra oder was weiß ich nicht was?
2. Muss man wirklich neue Erkenntnisse in der Mathematik erlangen um dort einen Doktortitel zu erhalten? Ist es nicht auch ähnlich einer 5. Prüfungskomponente, wo du dich mit einem Thema explizit beschäftigst und dann Thesen aufstellst und vielleicht versuchst sie zu begründen? Was muss man alles machen während des Doktorats?
3. Mir wird oft gesagt, das Mathestudium gehört zu den Schwersten Studiengängen. Danach wird mir immer noch gesagt, dass man als Mathestudent dann gar keine Zeit mehr für privates Leben hat, wenn man nicht ein John Nash oder Albert Einstein ist. Stimmt das? Muss man so extrem begabt sein, um sein Hobby zum Studium zu machen?
4. Womit beschäftigt man sich im Mathestudium? Also, man beweist irgendwelche Abstrakte... und das immer wieder. Sonst nichts? Hätte gerne mal eine Art Tagebucheintrag aus dem Leben eines durchschnittlichen Mathestudenten.

Ich bin jetzt, nach einem langen Weg, kurz vor meinem Abitur und möchte am Liebsten Mathematik studieren. In der Schulmathematik habe ich eigentlich keine Probleme. Auch habe ich keine Probleme, nicht mit Zahlen zu rechnen. Ich brauche nicht zwingend Zahlen um auf ein Ergebnis zu kommen. Im Studium, so habe ich gehört, rechnet man kaum noch mit richtigen Zahlen, weil man ja, wie schon gesagt, meist irgendwelche Abstrakte beweist.
Ich denke, meine Auffassungsgabe, wenn es um Mathematik geht, ist sehr hoch. Ich verstehe viel und schnell und kann mir vieles dann selbst ableiten. Kleines Problem, abundan brauche ich einen Stups um überhaupt zu verstehen. Habe ich diesesn Stups bekommen, ist der Rest meist ein Selbstläufer. Ich weiß nicht, wie ich meine Fähigkeiten bezüglich der Mathematik anders ausdrücken sollte.. naja, wie dem auch sei.. ich erwarte freudig eure Antworten :-)
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

1. Ja, du hast das Hauptfach Mathematik, das aus diversen Vorlesungen besteht (am Anfang z.B. oft sowas wie Lineare Algebra 1 & 2 und Analysis 1 & 2), sowie ein Nebenfach, für das du auch 1–2 Vorlesungen (pro Semester, oft aber nur für 3–4 Semester insgesamt) hören musst. Zu (fast) jeder Vorlesung gehört eine Übung, in der Aufgabenblätter abgegeben und/oder vorgerechnet werden, sowie evtl. auch Aufgaben innerhalb der Übungsgruppe bearbeitet werden.
Über das Semester hinweg sammelt man durch die Abgabe von Übungsblättern (natürlich nur korrekt gelöste Aufgaben) und evtl. dem Votieren/Vorrechnen während der Übungsgruppen (und manchmal auch sowas wie Kurztests) Punkte. Erreicht man genügend Punkte, wird man zur Prüfung zugelassen. Alternativ oder zusätzlich wird hierzu manchmal auch eine "Scheinprüfung" (also eine Art Vor-Prüfung) eingesetzt, für Lehrämtler ist das manchmal sogar schon "die" Prüfung. Für die Bachelor-Studenten kann sie entweder freiwillig oder Pflicht sein, sie kann einfach nur zusätzliche Punkte bringen oder muss mit einer gewissen Note bestanden werden, … – du siehst: Es gibt jede Menge Variablen. Diese variieren schlicht von Uni zu Uni und auch zwischen den Professoren gibt es Unterschiede, da diese recht freie Hand haben.

Es gibt eine ganz einfache Lösung: Informiere dich bei der Universität, die du besuchen möchtest. Schon auf der Homepage wirst du in der Regel mit Informationen überschüttet, die du dir durchlesen kannst. Sei es der Ablauf, die Inhalte, die Prüfungsordnung oder Informationen zu Vorkursen und ähnlichen Dingen. Auch die Studienberatung der Universität hilft dir gerne weiter (dafür ist sie da!). Studium heißt, sich selbst zu informieren und Dinge beizubringen. Man darf damit auch schon vorher anfangen.
Daran liegt mir immer viel, da ich es nach wie vor einfach unverständlich finde, wie viele Leute ein Studium anfangen, ohne sich richtig informiert zu haben (die Studienwahl ist doch eine große Entscheidung!). Diese Leute brechen dann oft ab und haben einfach ihre Zeit verschwendet (irgendwie aber auch zurecht, um ehrlich zu sein).

Zur Spezialisierung: Die ersten paar Semester hat man in der Regel keine Wahlmöglichkeit, ab dann fängt es langsam, aber wirklich langsam, an. Eine echte Möglichkeit der Wahl gibt es dann so ab dem Masterstudium, ja. Was es da gibt hängt wieder von der Universität ab.

2. Willst du dir wirklich schon Gedanken um den Doktortitel machen? Das ist ein weiter Weg. Die Frage ist natürlich dennoch legitim, da ich keinen Doktor gemacht habe, möchte ich sie aber nicht beantworten. Soviel sei gesagt: Eine Doktorarbeit ist schon ein weitaus anderes Kaliber als eine Bachelor- oder Masterarbeit, ja.

3. Mathematik ist einer der schwersten Studiengänge und wer durchkommen will – vor allem wer gut durchkommen will –, der muss sich hinsetzen, lernen und üben. Dass man keinerlei Zeit für ein Priivatleben hat halte ich für übertrieben. Man sollte nicht vergessen, dass ein Ausgleich auch wichtig ist, sonst kann man an einem Studium schon auch mal zugrunde gehen. Dass Studenten anderer Fachrichtungen mal mehr Freizeit haben ist halt leider so, dafür hat der Mathematiker aber auch eine viel bessere Arbeitsmarktsituation. Augenzwinkern Studiengänge wie Chemie sind übrigens aber auch sehr zeitintensiv.
Prinzipiell gilt: Ein gewisses Interesse und die Fähigkeit des logischen Denkens muss man mitbringen, aber fürs Studium ist hartnäckiges, diszipliniertes Arbeiten wichtiger als "John Nash zu sein". Wobei es immer ein paar "Genies" gibt, die einfach alles besser können und schneller verstehen als du. Gewöhn dich dran, ist ja auch gar nichts Schlimmes dabei. Augenzwinkern

4. Dazu findest du, denke ich, eine ganze Menge Informationen, wenn du ein wenig suchst. Typischerweise wird in der Vorlesung die Theorie entwickelt. Das geschieht durch Erklärungen, dem Aufstellen der Definitionen/Theoreme und den entspr. Beweisen. Je nach Vorlesung und Dozent ist das mal trockener und mal lebhafter und bebilderter. Du solltest mit allem zurechtkommen können (dran denken, an Vieles gewöhnt man sich auch).
Zwischen/Nach den Vorlesungen bearbeitet man meist Übungsblätter, oft und optimalerweise in kleinen Gruppen zusammen. Dadurch wiederholst du den Stoff und kannst ihn festigen. Und ab und an muss man eben in eine Übungsgruppe, in der du dann das Übungsblatt abgibst, das korrigierte der Vorwoche zurückbekommst und dann evtl. Aufgaben von den Studenten an der Tafel vorgerechnet werden, darüber diskutiert wird, …

Aus deinem Beitrag urteilend würde ich dir nahelegen, dass du dich informierst, worum es in einem Mathestudium geht. Die Inhalte unterscheiden sich wesentlich von denen der Schulmathematik und gehen auch über "Rechnen mit Buchstaben" weit hinaus. Es geht um das Entwickeln einer Theorie, eines mächtigen Werkzeuges – und zwar auf einem formal exaktem Fundament. Es geht um das eigenständige Denken und Lösen von Problemen. Es geht aber auch um die Eleganz der Theorie, um korrekte Ausdrucksweise, um Präzision. Mathematik ist vieles. Am Besten liest du etwas herum, schnappst dir vielleicht sogar ein Buch oder gehst mal in eine Info-Veranstaltung der Mathe-Fakultät.

air
weisbrot Auf diesen Beitrag antworten »

also ich bin an der tu, was die ursprüngliche frage beantwortet. aber ich denke den rest hat airblader ganz gut klargemacht. also nur falls du fragen zur tu hast poste einfach nochmal.
lg
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Teils speziell zur TUB:
Zitat:
Original von jan21
1. Wie läuft das Mathestudium so ab? Also man hat als Hauptfach die Mathematik und muss sich dann noch für ein Nebenfach entscheiden. Später, im Master-Studium spezialisiert man sich dann. Aber worauf? Auf Analysis/Algebra oder was weiß ich nicht was?

Das Nebenfach besteht bei uns aus 24 bis 30 LP. Die LP, die zu den 36 fehlen, gehören zum freien Wahlbereich.
Das Nebenfach kann man eigentlich beliebig wählen; nur bei Informatik muss die Hälfte der LP aus anderen Bereichen stammen (ich meine gehört zu haben, dass das abgeschafft werden soll).
Eine vertiefung wählt man schon im Bachelor, im Master vertieft man aber natürlich noch tiefer Augenzwinkern
Dort kann man auch eine andere Vertiefungsrichtung wählen.
Was genau man da wählt, ist auch jedem selbst überlassen.
Besonders viel Angebote scheinen wir in Geometrie und Stochastik zu haben, das ist aber absolut keine Einschränkung.

Zitat:
2. Muss man wirklich neue Erkenntnisse in der Mathematik erlangen um dort einen Doktortitel zu erhalten? Ist es nicht auch ähnlich einer 5. Prüfungskomponente, wo du dich mit einem Thema explizit beschäftigst und dann Thesen aufstellst und vielleicht versuchst sie zu begründen? Was muss man alles machen während des Doktorats?

Dazu kann ich zwar frühestens nächstes Jahr Verlässliches berichten, würde aber mit ziemlicher (!) Sicherheit sagen: Ja, eine Doktorarbeit beinhaltet Forschung.
Als eine Art fünfte Prüfungskomponente würde ich das nicht betrachten. Kaum eine Fachzeitschrift würde die Ergebnisse einer fünften PK publizieren.
Aber lass dich auch nicht davon abschrecken, wenn du glaubst, du müsstest irgendwelche wichtigen Probleme lösen, an denen schon etliche große Mathematiker gescheitert sind. Es gibt durchaus Forschungsbereiche, in denen es noch etwas anderes zu tun gibt als die Millenium-Probleme oder sonstwas zu lösen.

Zitat:
3. Mir wird oft gesagt, das Mathestudium gehört zu den Schwersten Studiengängen. Danach wird mir immer noch gesagt, dass man als Mathestudent dann gar keine Zeit mehr für privates Leben hat, wenn man nicht ein John Nash oder Albert Einstein ist. Stimmt das? Muss man so extrem begabt sein, um sein Hobby zum Studium zu machen?

Ich kenne genügend Studenten, die neben dem Studium auch ein privates Leben führen Augenzwinkern
Eine kümmern sich am Wochenende prinzipiell nicht um das Studium.
Und in der Regelstudienzeit liegen die alle noch.

Bei uns kommen jedenfalls alle ganz gut mit der zeitlichen Belastung zurecht.


Was aus dem Beitrag von Airblader vielleicht nicht direkt hervorging:
Die Übungsaufgaben werden wöchentlich (!) bearbeitet und abgegeben.

Das eigentlich der Hauptteil des Zeitaufwandes. Wir haben im ersten Semester drei Lehrveranstaltungen: Analysis 1, Lineare Algebra 1 und Computerorientierte Mathematik 1. In letzterem gibt es zusätzlich zu den schriftlichen Hausaufgaben sogar noch Online-Aufgaben und Programmieraufgaben.
Vorrechnen gibt es nur bei einigen wenigen Professoren als Pflicht; einen Zwischentest gab es nur in der Computerorientierten Mathematik 1 (in Analysis 1 auch eine Art Kurzklausur, die aber nicht verpflichtend war).

Am Ende des Semesters gab es in manchen Fällen die besagte Scheinprüfung, in der Regel als Klausur.
Die eigentliche Modulprüfung, auf die es auch die Note gibt, findet in den Pflichtkursen oft als Klausur statt, später dann als mündliche Prüfung.
 
 
Guppi12 Auf diesen Beitrag antworten »

Hi,
ich möchte auch noch was dazu schreiben, weil ich auch gerade erst frisch an der Uni gelandet bin und deswegen noch genau weiß, wieviele Fragen man sich am Anfang stellt. (Das mit der Überhäufung an Informationen stimmt so nämlich nicht ganz, war zumindest bei meiner Uni anders. Da musste man schon vorher wissen, nach was man sucht, sonst hat man auf der Homepage nichts gefunden. Wenn man keine Ahnung hat, findet man auch kaum brauchbare Infos). Zu deinen Fragen bezüglich Spezialisierung und Doktortitel schreibe ich mal nichts, aber den Ablauf, wie es bei mir (bisher) war, kann ich mal schildern.

Also bei mir war es so, dass wir vor Studienbeginn mehrere Kennenlerntage hatten und da auch in kleinen Gruppen mit jeweils zwei Leuten von der Fachschaft alle Fragen diskutiert haben. Dabei ist dann eigendlich der Studienablauf ziemlich klar geworden. Davor habe ich mir auch ziemlich Stress gemacht, weil mir überhaupt nicht klar war, wie alles abläuft, damit hatte sich das dann aber erledigt.
Du solltest halt wirklich zu allen angebotenen Terminen kommen.

Allgemein findet man sich viel schneller an der Uni zurecht als man denkt. Man kann auch immer seine Kommilitonen fragen, das ist überhaupt nichts besonderes, man ist halt neu und kennt sich nicht aus.

Zur zeitlichen Belastung siehts bei mir im Moment so aus: Man braucht wirklich sehr viel Zeit für die Aufgaben. 5-15 Stunden für einen Zettel sollte man schon rechnen, je nachdem wie gut man ist(die ersten 2-3 Zettel sind einfacher, davon sollte man sich nicht täuschen lassen, da wird dann ziemlich schnell angezogen).
Aber jetzt kommts: Das ist eigentlich garnicht so schlimm, wie es sich anhört. Ich zum Beispiel merke garnicht, wieviel ich mich mit der Materie beschäftige, weil es einfach Spaß macht und fordernd ist (ganz anders als in der Schule), man muss wirklich knobeln und in alle Möglichen verschiedenen Richtungen denken. Wenn man dann aber zum Beispiel auf irgendeine geniale Abschätzung gekommen ist, die man braucht, dann ist das einfach ein tolles Gefühl !
Wenn man hingegen am Knobeln keinen Spaß hat, wage ich mal zu behaupten, dass das Studium nicht das Richtige für einen ist. Man sollte also zu einem Stück weit bereit sein, seine Zeit gerne fürs Studium zu opfern und sich nicht jedesmal zum Schreibtisch quälen müssen.

Wenn du dir vorstellen kannst, dass du da reinpasst, dann würde ich es ausprobieren.

Gruß,
Guppi.
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