Biomathematik

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rza Auf diesen Beitrag antworten »
Biomathematik
hi leute ,

da ich bald mit dem bachelor fertig werde schau ich mich gerade um für master . und biomathe hört sich recht interessant an . studiert jemand von euch biomathe oder arbeitet jemand von euch in richtung biomath ? und falls jja könnt ihr mir mal ein bisschen was über biomathe erzähen ?

mfg
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Biomathematik
Hi,

Ich hab Chemie studiert, mal ein Semester Biochemie gemacht und hab mich für einen kurzen Moment auch mal für Biomathematik interessiert.

Ich kann nur sagen, schau Dir in einer gut sortierten Universitäts-Buchhandlung mal ein Buch zu dem Titel an (oder leih Dir eins in der Uni-Bibliothek aus)...je nachdem verliert man da nämlich auch schnell das Interesse...ging mir jedenfalls so...

Biomathe ist nämlich auch (ich nenne nur mal Stichpunkte)...

- die Beschreibung von Jäger-Beute etc. Beziehungen mittels gekoppelter Differentialgleichungen (alternativ auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, Stichwort SIR-Modell)...geht nahtlos über in dynamische Systeme...Attraktoren, was es da nicht alles gibt, Richtung Chaostheorie. Auch irgendwelche anderen Systeme, richtig chemische Gleichgewichte gehören in die Ecke...Brüsselator/Oregonator...einfach mal googlen.

- je nach Autor ist es auch vor allem Statistik...Bäume, Tiere, irgendwas zählen und auswerten...Korrelationen feststellen...aus großen Datenmengen Essentielles extrahieren. Verteilungsfunktionen etc.

- dann gibt es noch die Richtung Bioinformatik...also z.B. Gen- oder Aminosäuresequenzen auf Ähnlichkeit analysieren, sprich Verwandtschaftsbeziehungen aufdecken, evolutionärer bzw. zeitlicher Art...Stammbäume konstruieren etc.

- wieder andere interessiert vielleicht Proteinfaltung oder -wechselwirkung...da geht es dann vielleicht darum aus einem Ensemble an Molekülen das herauszufinden, was mit einer gegeben Struktur am stärksten wechselwirkt. Richtung Anwendung in der Pharmazie/Medizin.

Das sind nur Stichpunkte, ich bin sicher ich habe Wesentliches und viele weitere Gebiete einfach vergessen. Aber vielleicht hilft es, würde mich freuen.

Gruß
MI Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Biomathematik
Hi,

ich bin zwar selbst mathematischer Physiker im Studium, habe aber einige Kollegen, die aus der mathematischen Physik kommend in Richtung Biomathe gehen (auch Neurowissenschaften).

Da kann ich
a) bestätigen, was Iridium sagt,
b) hinzufügen, dass manche über das Niveau entsetzt sind. Gerade in den etwas moderneren Themen (evolutionary game theory, oder wirklich Unterstützung der Biologie, mathematische Modelle) gibt es wohl viele mathematische Laien und entsprechend viel Mist unter den Publikationen - verstehe mich nicht falsch, es gibt genug gute und sehr seriöse Richtungen innerhalb der Biomathematik, aber das sind dann auch eher mathematische Themen wie Jäger-Beute/Populationswachstum, etc.
c) anmerken, dass sehr häufig sehr viel Programmieren dabei ist. Reine Mathematik wird da eher selten betrieben, mehr das erstellen von Modellen, etc. Zwei Freunde in dem Bereich programmieren für ihre Masterarbeit bzw. Promotion fast ausschließlich, bei einem dritten Bekannten weiß ich's schlicht und ergreifend nicht. Es gibt zwei weitere Bekannte/Freunde, die ein wenig in die Richtung gehen, aber wirklich reine Mathematik machen - die sind dann im Wahrscheinlichkeitstheorielehrstuhl angesiedelt und machen, nun ja, Perkolationstheorie und/oder Spin-Modelle, etc. die man auch für Bevölkerungswachstum benutzen kann (Voter-Modell, stochastisches Voter-Modell wären Stichworte).

Gruß
MI
rza Auf diesen Beitrag antworten »

hmmm , danke vielmals für die antworten ... das hört sich mal ja nicht so gut an ... würde nämlich echt gerne weiter machen mit "seriöser" mathe ... hatte dieses semester auch eine modellierungs vorlesung und da hatten wir auch lokta volterra etc kurz angesprochen .... ich würde gern den master in biomathe in wien machen ... kennt jemand von euch leute die das auch machen ? weis vielleicht jemand wie das dort so ist ?
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Wie gesagt - schau's dir auch mal selbst an.
Ich wollte das mit den Arbeitsmethoden nur ansprechen, weil ich das so häufig gehört habe in letzter Zeit - aber auch da gibt es ja (wie ich auch gesagt habe) genug Abhilfe.

Wien kenne ich leider nicht.

Gruß
MI
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von rza
hmmm , danke vielmals für die antworten ... das hört sich mal ja nicht so gut an ... würde nämlich echt gerne weiter machen mit "seriöser" mathe ... hatte dieses semester auch eine modellierungs vorlesung und da hatten wir auch lokta volterra etc kurz angesprochen .... ich würde gern den master in biomathe in wien machen ... kennt jemand von euch leute die das auch machen ? weis vielleicht jemand wie das dort so ist ?


Ich kann leider nichts zu Deinen konkreten Fragen sagen, aber der Tipp meines Vorredners, daß man versuchen sollte, sich selbst ein Bild zu machen, ist sicher richtig.

Ich würde auch unterschreiben, daß sich im Bereich Biomathe ein breites Spektrum an Forschern tummelt und dementsprechend sowohl viel Sinnvolles als auch Unsinniges publiziert wird. Das zu unterscheiden, sollte man als Wissenschaftler ganz allgemein lernen, in anderen weniger dynamischen Fächern ist das auch nicht viel anders.

Ich denke, ein guter Biomathematiker sollte beides können. Natürlich muß die Mathematik am Ende stimmen. Aber es ist für den wissenschaftlichen Austausch und Fortschritt auch nicht förderlich, wenn man sich hinter seinen strengen Beweismethoden versteckt. Ein Biomathematiker muß mit Mathematikern UND Biologen kommunizieren können, und Biologen haben nun mal nicht die tiefgründigste mathematische Ausbildung (abgesehen vielleicht im Bereich Statistik, wo sie deutlich mehr lernen, als z.B. ein durchschnittlicher Chemiker während seines Studiums). Dafür ist die Biologie eine bisher wenig mathematisierte, vergleichsweise "junge" Wissenschaft. Grundlegende Entdeckungen von großer Tragweite sind vermutlich leichter möglich. Ganz besonders, wenn man seine mathematischen Kenntnisse so einbringt, daß Biologen darauf bauend weiterarbeiten können.

Letztlich kommt es vor allem auch immer auf die konkreten Leute an, die so ein Fach vertreten und prägen. Da kann es an der einen Uni einen großartigen Forscher geben und im Büro daneben sitzt die totale Niete. Insofern gilt es zu überlegen, wie man seine Prioritäten setzt. Willst Du in Wien studieren, weil es a) Wien ist, b) die interessante Forschungsthemen bearbeiten, c) der Professor Dir gefällt (d.h. Du auf einer ähnlichen Wellenlänge "surfst"). Grund a) allein sollte z.B. nicht bestimmend sein, auch wenn Wien natürlich unbestreitbare Vorzüge in nichtfachlicher Hinsicht hat. Oft fährt man auch mit einem weniger gut passenden Forschungsthema bei einem fachlich UND menschlich guten Professor besser, als bei einem Forschungshighlight bei einem charakterlich zweifelhaftem Genie. Entscheiden kannst das am Ende nur Du.

Grüße
 
 
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis auf folgenden Link:
http://www.cems.uvm.edu/~dbentil/hard_mathbio.pdf

Michael Reed sagt jedem mathematischen Physiker was als einer der beiden Autoren von Reed/Simon. Der Artikel versucht verschieden Herausforderungen in der mathematischen Biologie zu beleuchten, vielleicht ist das auch für dich interessant?

Gruß
MI
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