9 Monate bis zum Physik-Studium

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apfelsine Auf diesen Beitrag antworten »
9 Monate bis zum Physik-Studium
Solche Themen gibt es hier ja desöfteren, aber bisher habe ich durch die Suche trotzdem noch keine wirklichen Anhaltspunkte gefunden. Ich habe nach der Schule ein paar Jahre gearbeitet. Nun möchte ich nächstes Jahr mit einem Physik-Studium beginnen, bin aber mathematisch noch nicht ganz auf der Höhe. Mein Stand ist voller Lücken und ich würde am liebsten, alles nochmal von "vorne" beginnen.

Ich bin ein Autodidakt, das sollte also kein Problem sein. Und ich bin 23, das heißt, ich weiß, dass andere in diesem Alter schon ihr Studium abgeschlossen haben. Mir ist es also ziemlich ernst damit, und ich werde die nötige Zeit absolut finden. Meine Frage ist eher, wo ich anfangen soll. Welche Bereiche ich auf jeden Fall verstanden haben sollte, usw. Sehr toll wäre es auch, wenn ihr dazu Buchempfehlungen (können auch gerne Englisch sein) hättet.

Ich möchte mir zunächst die Grundlagen beibringen, dann zurück auf das Abitur-Niveau und von dort schon einmal Konzepte, die im Studium vorkommen, halbwegs beherrschen, um nicht total verloren zu sein. Ich möchte mich praktisch sicher genug fühlen, um dann komplett einsteigen zu können.

Ich freue mich auf eure Antworten. (:
Midna Auf diesen Beitrag antworten »
RE: 9 Monate bis zum Physik-Studium
Hallo apfelsine,

ich hoffe, als Physikstudent Dir ein paar hilfreiche Tipps geben zu können.

Zunächst einmal: möchtest Du den 1-Fach-Bachelor machen oder auf Lehramt studieren?

Über das Alter solltest Du Dir mal gar keine Gedanken machen. Ich bin selbst 23 Jahre alt und im Bachelor. Der Großteil ist vielleicht 19 oder 20, aber es gibt auch reichlich ältere Studenten, teils auch im Alter, und die haben auch nicht nach zwei Semestern abgebrochen. Wichtig ist, dass Du stets genug Motivation findest, viel zu lesen und zu lernen.

Im ersten Semester werden keine großen Mathematik-Kenntnisse erwartet, man fängt in den Mathematik-Vorlesungen und in den Vorlesungen zu Mathematischen Methoden der Physik ganz unten an. Wenn Du das Zeug, das Du in der Oberstufe gelernt hast (bes. Analysis und Lineare Algebra), noch einigermaßen drauf hast, dann ist es okay. Viele Unis bieten zumeist zwei Wochen vor Studienbeginn Mathematische Vorkurse an, um altgewordenes Wissen wiederaufzufrischen. Informiere Dich mal in der Fakultät Deiner Wunschuni.

Das Wichtigste, das Du wenigstens in den Grundlagen beherrschen solltest, ist Differenzial-, Integral- und Vektorrechnung. Du musst freilich kein Meister in diesem Gebiet sein, wie gesagt wird alles noch einmal von Null auf in den Vorlesungen behandelt. Wenn Du zu viel weißt, könnte Dir langweilig werden! Augenzwinkern

In den zweisemestrigen Vorlesungen zu Mathematischen Methoden der Physik hatten wir die Bücher "Mathematik für Physiker und Ingenieure" 1 und 2 von Weltner empfohlen bekommen. In den Mathematik-Vorlesungen bekommt man häufig (nicht überall) ein Skript vom Dozenten gestellt. Empfohlen wurde uns "Mathematik für Physiker" von Fischer, Kaul. Ist aber für die Tonne, ich nehme lieber "Mathematik" von Arens et. al. Aber das ist Stoff, um den Du Dich erst im Studium kümmern musst. In den Experimentalphysik-Vorlesungen werden eigentlich kaum nennenswerte Vorkenntnisse genannt, Hauptsache ist ein Grundverständnis und viel Interesse am Inhalt und an der Methodik. Sehr häufig werden hier die Demtröder-Reihe, der Tipler (mein Favorit) und der Gerthsen empfohlen.

Wenn Du mit Grundlagen eher Sekundarstufe I meinst, dann wüsste ich auf die Schnelle kein besonders empfohlenes Buch. Vielleicht hilft da nur Googeln.

Viel Erfolg schonmal!
Jayk Auf diesen Beitrag antworten »

Ich sehe das etwas differenzierter: Mathevorlesungen fangen tatsächlich bei Null an. In den Physikvorlesungen wird aber nicht bis zum zweiten Semester gewartet, bevor man mit Vektoren rechnet oder integriert. Ich hatte theoretische Physik ab dem ersten Semester und da wurde durchaus erwartet, dass man auf bestimmte Integralsubstitutionen kommt.

Also eine sichere Rechentechnik ist schon Voraussetzung für ein Physikstudium. Wenn du etwas tun möchtest, empfehle ich das hier:

http://www.thphys.uni-heidelberg.de/~hefft/vk1/#000d

Das entspricht dem Mathematischen Vorkurs an der Uni Heidelberg. Ist keine notwendige Voraussetzung, aber wenn du das durchgearbeitet und etwa verstanden hast, hast du auf jeden Fall sehr gute Voraussetzungen.
Midna Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist aber ein recht hoch gegriffener "Vorkurs". Niemand wird erwarten, dass man bereits zu Studienbeginn über komplexe Zahlen, Folgen, Reihen oder Taylorentwicklung Bescheid weiß. (Außer die Uni Heidelberg?)

Unter einem Vorkurs verstehe ich eher das Auffrischen von Schulwissen. Ich denke, es sollte klar sein, dass man zumindest die Grundlagen von Analysis und Analytischer Geometrie beherrschen sollte, weil man auch in Experimentalphysik damit umgehen muss. Das Abitur hat man ja nicht umsonst...
klarsoweit Auf diesen Beitrag antworten »
RE: 9 Monate bis zum Physik-Studium
Zitat:
Original von Midna
Im ersten Semester werden keine großen Mathematik-Kenntnisse erwartet, man fängt in den Mathematik-Vorlesungen und in den Vorlesungen zu Mathematischen Methoden der Physik ganz unten an.

Das mag vielleicht sein. Allerdings wird bezüglich des Zeitbudgets ganz schön auf die Tube gedrückt. Da hält man sich nicht tagelang mit der Erklärung des Summen- oder Fakultätszeichens auf. Augenzwinkern
apfelsine Auf diesen Beitrag antworten »

Hey,

danke für die Antworten!

Midna, ich hatte mich vor ca. 2 Jahren mal probeweise in ein paar Erstsemestervorlesungen gesetzt, weil mich interessierte, wie viel ich verstehen würde. Die Lücken waren da schon enorm. Ich möchte zumindest genug Mathematik verstehen, um nicht komplett überrascht zu sein. Vielen Dank für die Buchliste. Ich schaue jetzt, wo ich sie ausleihen oder gebraucht kaufen kann.

Jayk, den Heidelberg-Kurs kenne ich sogar schon. Er war auch ein wenig ausschlaggebend dafür, dass ich noch wartete, um genügend Vorbereitungszeit zu haben, weil ich da schon sehr schnell nicht weiterkomme. Ich glaube, mein hauptsächliches Problem ist, dass mein Mathematikverständnis immer noch sehr von der Schule geprägt ist. Da ging es ja nicht so sehr um das Anwenden, als um die Prüfung bestehen. Zumindest war das mein Eindruck. Mein Ziel ist also, mich vorzubereiten und danach den Heidelberg-Kurs auf eigene Faust und hoffentlich erfolgreich durchzuführen.

Wie schätzt ihr denn 9 Monate Vorbereitungszeit ein? Mehr als genug oder genug oder gar knapp?
 
 
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