getrickst

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trexi Auf diesen Beitrag antworten »
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Hallo,
ich komme eher aus dem naturwissenschaftlichen Bereich (sprich Physik) und habe die Mathematik immer als notwendiges Hilfsmittel angesehen.

Im Laufe der Jahre musste ich jedoch erkennen, dass die Physiker im Prinzip gar nichts wissen. Das Einzige was sie können ist ein Modell zu entwickeln, nach dem ihre Rechnungen stimmen. Da wird ein Elektron mal als Massekörper definiert, dann als Welle ... dann führt man halt die Materiewelle ein .. Hauptsache die Theorie stimmt.
Dann rechnen die unsere Galaxie durch ... huch, da fehlen ja 95% Materie, also wird diese fehlende Materie als vorhanden, aber als dunkle Materie bezeichnet.

Mein damaliger Mathelehrer meinte immer, wer Mathe studieren will sollte auch Philosophie belegen.
Ich denke er hatte recht gehabt: wir rechnen hier mit Grenzwerten, mit einem Funktionsverhalten im Unendlichen, mit der Steigung in einem Punkt usw.
Dabei haben wir eigentlich jeden menschlichen Vorstellungsrahmen verlassen.
Wir können beweisen dass es 13- 17 Dimensionen geben muss, nur vorstellen kann sich das keiner.
Dieser Beitrag kann als ein Anstoß zum Philosophie - Fachsimpeln dienen, oder auch gelöscht werden.
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

ich empfehle dir den Beitrag ins www.physikerboard.de zu stellen und evtl. kriegst du vom Moderator Toms auch passende Antwort.

In Mathe wird nirgends gezeigt, dass es 13-17 Dimensionen "gibt". Man ist da großzügig und rechnet gleich in beliebig vielen Dimensionen.
MI Auf diesen Beitrag antworten »
RE: getrickst
Wenn dich das wirklich interessiert, dann solltest du dich mit Wissenschaftsphilosophie und der Philosophie der Mathematik beschäftigen. Beide sind über weite Teile ziemlich verschieden.

Zitat:
. Das Einzige was sie können ist ein Modell zu entwickeln, nach dem ihre Rechnungen stimmen. Da wird ein Elektron mal als Massekörper definiert, dann als Welle ... dann führt man halt die Materiewelle ein .. Hauptsache die Theorie stimmt.


Zunächst einmal ist die heutige Basis des Elektrons ein Quantenfeld und die Quantenfeldtheorie ist ziemlich weit entwickelt, aber das nur am Rande. Du solltest versuchen dir klar zu machen, was Physik und Wissenschaft leisten kann, und was nicht. Was sie nicht leisten kann - soviel steht nach >2000 Jahren Wissenschaftsgeschichte fest - ist eine Beschreibung dessen zu geben, was "ist" (also was unabhängig vom Menschen existiert). Das ist schlicht nicht möglich (siehe Decartes "Meditationen über die erste Philosophie", Berkeleys "Drei Dialoge" oder Ayers "Language Truth & Logic"). Was will Wissenschaft dann? Sie will Phänomene beschreiben und daraus Voraussagen machen.

Theorien gelten dann als besonders gut, wenn sie besonders viel beschreiben (und nicht allzu viele Annahmen machen). Quantenfeldtheorie ist so eine Theorie die verdammt viel beschreiben kann und deren Aussagen bis heute experimentellen Daten standhalten. Das Zusammenspiel zwischen Experiment und Theorie ist nicht immer einfach - insbesondere kommt nicht immer erst Experiment und dann Theorie und es ist auch schwieriger als Ockham's Razor und die poppersche Falsifizierbarkeit. Wenn dich das interessiert, kann ich zum Beispiel die Einführung von Chalmers "Wege der Wissenschaft" vorschlagen.

"Hauptsache die Theorie stimmt" ist dabei sowohl richtig, als auch falsch. Eine Theorie ist nur dann gut, wenn ihre Voraussagen zutreffen (dabei muss die Theorie keinen Allgemeingültigkeitsanspruch haben), aber es ist auch falsch, eine Theorie immer nur anzupassen und nie radikal über den Haufen zu werfen. Physiker wissen daher schon eine ganze Menge: Alle Experimente, die wir im Alltag machen können und die meisten Experimente, die wir im Labor machen, können anhand von Grenzfällen zweier Theorien erklärt werden - der Quantenmechanik und der allgemeinen Relativitätstheorie. Sicherlich gibt es große Lücken, aber ich finde, das ist schon eine ziemliche Errungenschaft.

Zitat:
Das Einzige was sie können ist ein Modell zu entwickeln, nach dem ihre Rechnungen stimmen.

Das ist ersteinmal Quatsch. Was heißt denn "nach dem ihre Rechnungen stimmen". Ich gehe jetzt davon aus, dass du meinst "Das Einzige was sie können ist ein Modell zu entwickeln, nach dem man Dinge ausrechnen kann, die dann im Experiment stimmen." Und das ist richtig - aber es greift zu kurz. Es müsste heißen: "Das einzige, was sie können können (sic) ist ein Modell zu entwickeln, nach dem man Dinge ausrechnen kann, die dann im Experiment stimmen." Philosophisch ist das im Wesentlichen die einzige Basis, auf die sich alle einigen können. Alles weitere erfordert schlicht Annahmen, die man nicht begründen kann. Schon die Interpretation der Ergebnisse erfordert Annahmen, wie dass die Welt existiert und erfahrbar ist (oder eben nicht), die nicht abschließend begründet werden können.

Im zweiten Teil vermischst du das ganze mit der Mathematik. Aber für die meisten Menschen ist Mathematik keine Naturwissenschaft. Versuche, Mathematik rein empirsch zu begründen gab es einige in der Philosophie (Mill in der eher aristotelischen Tradition zum Beispiel), aber sie alle gelten eigentlich als gescheitert - derzeit gibt es aber neue Versuche. Genauso schwierig ist es, Mathematik platonisch zu begründen. Eine gute Einführung in die Problematik bietet Shapiros "Thinking about mathematics". Die mathematische Philosophie muss dabei immer mehrere Fragen beantworten. Insbesondere:
- Warum erscheint es so, dass Mathematik "unumstößlich" ist? Wiese funktionieren Beweise?
- Warum kann die Mathematik so perfekt für die Naturbeschreibung herangezogen werden? ("The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences" von Wigner beschreibt das Problem zum Beispiel).
- Wieso scheint Mathematik ohne Natur möglich, also "a priori" zu sein?

Naiver mathematischer Empirismus scheitert an der ersten Frage, naiver Platonismus an der zweiten. Die meisten Mathematiker würden sich vermutlich der hilbertschen Version des "Formalismus" und/oder dem moderneren "Strukturalismus" verbunden fühlen. Unter den Physikern gibt es solche, die Mathematik immer nur als Approximation sehen und könnten sich vielleicht mit Fields "Fiktionalismus" anfreunden (Fields versucht Physik ohne Zahlen und "Mathematik" zu machen. Ob es gelingt - dafür müsste man wohl sein Buch lesen) oder aber die, wie Tegmark "The Mathematical Universe" dafür plädieren, dass das Universum eine mathematische Struktur ist. Letzlich stecken hinter vielen Annahmen aber auch ontologische Fragen nach der Existenz oder Nichtexistenz von Zahlen und der Existenz oder Nichtexistenz von mathematischen Theoremen außerhalb des Menschens, die nie abschließend geklärt werden können.

Gruß
MI
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

Freude

man könnte meinen der Beitrag sei von Harald Lesch.

Freude
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