Wieviele Sätze gibt es im Deutschen?

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Pippen Auf diesen Beitrag antworten »
Wieviele Sätze gibt es im Deutschen?
Meine Idee:

Es gibt ca. 100.000 Wörter im Deutschen. Wir modellieren das als 99.999 Wörter und eine Leerstelle. Ein Satz hat maximal 100 Wörter, darüberhinaus macht es kaum Sinn und wird unverständlich. Ist ein Satz kürzer, dann denken wir uns die restlichen Stellen einfach als Leerstellen. Damit käme man grob auf 100.000^100 Sätzfiguren. Leider sind darin auch Sätze wie "Peter _ _ Hause", aber immerhin hätten wir ein oberes Limit.

Wie würdet ihr rangehen? Ist meine Idee für sich überhaupt richtig gedacht?
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

Variationen mit Zurücklegen sind das.

Nur, Sätze sind eine sinnlose Obergrenze.
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Der junge Joseph zum Beispiel, Jaakobs Sohn und der lieblichen, zu früh gen Westen gegangenen Rahel, Joseph zu seiner Zeit, als Kurigalzu, der Kossäer, zu Babel saß, Herr der vier Gegenden, König von Schumir und Akkad, höchst wohltuend dem Herzen Bel-Marudugs, ein zugleich strenger und üppiger Gebieter, dessen Bartlöckchen so künstlich gereiht erschienen, daß sie einer Abteilung gut ausgerichteter Schildträger glichen; - zu Theben aber, in dem Unterlande, das Joseph „Mizraim“ oder auch „Keme, das Schwarze“, zu nennen gewohnt war, seine Heiligkeit der gute Gott, genannt „Amun ist zufrieden“ und dieses Namens der dritte, der Sonne leiblicher Sohn, zum geblendeten Entzücken der Staubgeborenen im Horizont seines Palastes strahlte; als Assur zunahm durch die Kraft seiner Götter und auf der großen Straße am Meere, von Gaza hinauf zu den Pässen des Zederngebirges, königliche Karawanen Höflichkeitskontributionen in Lapislazuli und gestempeltem Golde zwischen den Höfen des Landes der Ströme und dem Pharaos hin und her führten; als man in den Städten der Amoriter zu Beth-San, Ajalon, Ta‘anek, Urusalim der Aschtarti diente, zu Sichem und Beth-Lahama das siebentägige Klagen um den Wahrhaften Sohn, den Zerrissenen, erscholl und zu Gebal, der Buchstadt, El angebetet ward, der keines Tempels und Kultus bedurfte: Joseph also, wohnhaft im Distrikte Kenana des Landes, das ägyptisch das Obere Retenu hieß, in seines Vaters von Terebinthen und immergrünen Steineichen beschattetem Familienlager bei Hebron, ein berühmt angenehmer Jüngling, angenehm namentlich in erblicher Nachfolge seiner Mutter, die hübsch und schön gewesen war wie der Mond, wenn er voll ist, und wie Ischtars Stern, wenn er milde im Reinen schwimmt, außerdem aber, vom Vater her, ausgestattet mit Geistesgaben, durch welche er diesen wohl gar in gewissem Sinne noch übertraf, - Joseph denn schließlich (zum fünften- und sechstenmal nennen wir seinen Namen und mit Befriedigung; denn um den Namen steht es geheimnisvoll, und uns ist, als gäbe sein Besitz uns Beschwörerkraft über des Knaben zeitversunkene, doch einst so gesprächig-lebensvolle Person)- Joseph für sein Teil erblickte in einer südbabylonischen Stadt namens Uru, die er in seiner Mundart „Ur Kaschdim“, „Ur der Chaldäer“ zu nennen pflegte, den Anfang aller, das heißt: seiner persönlichen Dinge.

aus Thomas Mann, Joseph und seine Brüder, Die Geschichten Jaakobs, Vorspiel: Höllenfahrt
Pippen Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Dopap
Variationen mit Zurücklegen sind das.

Nur, Sätze sind eine sinnlose Obergrenze.


Wie würdest du rangehen, um diese Obergrenze zu verfeinern? Gerade das interessiert mich, weil ich sonst (siehe meine Idee) mit meinem Latein am Ende bin.

@leopold: Ok, solche Extremsätze lassen wir mal außen vor, zumal die jederzeit in normale Sätze zerteilt werden können, ja müssten. smile
Steffen Bühler Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Pippen
Ok, solche Extremsätze lassen wir mal außen vor


Wobei der hier eh schöner ist:

Es darf daher getrost, was auch von allen, deren Sinne, weil sie unter Sternen, die, wie der Dichter sagt, dörren, statt zu leuchten, geschaffen sind, geboren sind, vertrocknet sind, behauptet wird, enthauptet werden, daß hier einem sozumaßen und im Sinne der Zeit, dieselbe im Negativen als Hydra betrachtet, hydratherapeutischen Moment ersten Ranges, immer angesichts dessen, daß, wie oben, keiner mit Rosenfingern den springenden Punkt ihrer schlechthin unvoreingenommenen Hoffnung auf eine, sagen wir, schwansinnige oder wesentielle Erweiterung des natürlichen Stoffgebietes zusamt mit der Freiheit des Individuums vor dem Gesetz ihrer Volksseele zu verraten den Mut, was sage ich, die Verruchtheit haben wird, einem Moment, wie ihm in Handel, Wandel, Kunst und Wissenschaft allüberall dieselbe Erscheinung, dieselbe Tendenz den Arm bietet, und welches bei allem, ja vielleicht eben trotz allem, als ein mehr oder minder modulationsfähiger Ausdruck einer ganz bestimmten und im weitesten Verfolge exzösen Weltauffasserraumwortkindundkunstanschauung kaum mehr zu unterschlagen versucht werden zu wollen vermag - gegenübergestanden und beigewohnt werden zu dürfen gelten lassen zu müssen sein möchte.

(Christian Morgenstern, Galgenlieder, Versuch einer Einleitung)


Viele Grüße
Steffen
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Na bloß gut, dass Mark Twain damit noch nicht in Kontakt gekommen ist - er hatte ja schon bei viel einfacheren Verschachtelungen die Waffen gestreckt. Big Laugh
 
 
PhyMaLehrer Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich jetzt auch noch meinen Senf dazugebe, aber das muß sein. Augenzwinkern
Der folgende Satz, den ich auswendig kann, stammt von einem uralten Schallplatten-Hörspiel, wo es um den Unterricht in einer Fahrschule geht. Der Fahrlehrer sagt:

Nehmen wir einmal an, daß das Auto, wenn man es richtig betrachtet, und es wäre der Fall, daß, wenn, und Sie kämen in die Lage und müßten zum Beispiel, was das wichtigste ist, Sie hätten mich nicht richtig verstanden, dann würden Sie sich sagen, und das kann vorkommen, dann ständen Sie da und dächten bei sich: Jawohl, man muß in der Hauptsache wissen, wie sich das Auto zusammensetzt!
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Wenn wir schon bei solchem sind, dann hier der Klassiker.

Und hier eine epigonale Version.
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