Lafontaine geht zu Fidel

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WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »
Lafontaine geht zu Fidel
Hi!

Habe grade das hier gelesen: http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...,495774,00.html

Ich finde es einfach krass, wie jemand, der sich selber einen "Vertreter des demokratischen Sozialismus" nennt, mit so einem A...loch von Diktator sympathisiert. Meiner Meinung disqualifiziert ihn das.

Was denkt ihr darüber?
Lazarus Auf diesen Beitrag antworten »

Meiner Meinung nach hat ihn schon mehrfacher Wortbruch und sein Verhahlten beim SPD-Ausstieg disqualifiziert.
Mr.Pink Auf diesen Beitrag antworten »

zu webfritzis kommentar: ich denke man sollte den ganzen sachverhalt mit kuba doch differenzierter betrachten. ich bestreite nicht, dass es in kuba auch menschrechtsverletzungen gibt, jedoch sollte man doch auch mal sehen, dass u.a. fidel castro einen wirklichen tyrannen (batista) gestürtzt hat und aus damaliger sicht die menschen befreit hat.
und warum sollte man denn keine gespräche mit anderen staatschefs führen, auch wenn sie nicht gerade unserem demokratieverständnis entsprechen? nur so kann man den menschen dort auch helfen. ein beispiel ist die türkei: da ist es auch noch nicht so lange her, dass folterung etc. an der tagesordnung war, aber durch die europäische hilfe wurde naürlich auch der druck auf die politische führung größer und diese musste mit entsprechenden gesetzesänderungen etc. reagieren.
wenn du lafontaines treffen mit castro verurteilst, musst du auch merkels treffen mit bush verurteilen. dann sei bitte auch so konsequent! da du ja spiegelonline zu lesen scheinst, dürfte dir ja nicht entgangen sein, dass bush die folter der CIA teilweise per gesetz verbieten möchte. bush ist todesstrafenbefürworter, hat sich in guantanamo einen rechtsfreien raum geschaffen und verschleppt willkürlich menschen, denen er terrorismus andichtet und hat 2 kriege ohne UN-mandat angezettelt. dagegen ist castro doch ein kleiner fisch. ich könnte noch weitere beipiele anführen (putin, hu jintao (china), mit diesen beiden staaten blüht der handel und die gespräche).
außerdem steht in dem artikel nichts von sympathien, sondern lediglich von "gesprächen führen". sympathie dichtest du ihm an.

zu lazarus: es ist schon sehr naiv einem politiker wortbruch zu unterstellen und dies als außergewöhnlich hinzustellen. natürlich sind das alles wortbrecher. die denken von legislaturperiode zu legislaturperiode und nicht weiter. laut deiner argumentation haben sich fast die gesamten grünen (ehemalige antikriegspartei, dann kam afghanistan) und fast die komplette spd ("mehrwertsteuererhöhung-mit uns nicht", tönte es auf riesien plakaten im bundestagswahlkampf) disqualifiziert.
und was du an seinem verhalten beim ausstieg aus der spd zu monieren hast, würde ich informationshalber einfach gern wissen.

ich möchte klarstellen, dass ich weder ein freund von lafontaine noch von castro bin. ich möchte nur nicht, dass man den einen verurteilt und den anderen ungeschoren davon kommen lässt.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »
Ich kann loslassen
Jeder Mensch hat eine Gelegenheit, mein Vertrauen zu verlieren, und diese Gelegenheit hat Oskar Lafontaine vor 8-9 Jahren genutzt, und damit erschöpft. Von einem Deserteur und postSED-Kollaborateur erwarte ich keine (groß)demokratischen Taten mehr.

Aber es gab Zeiten, eben bis vor 8-9 Jahren, da hielt ich ihn für einen guten Politiker. Für seine Ehrlichkeit im Wahlkampf 1990 (Finanzierung der Einheit) hat er damals meine nicht nur politische, sondern auch menschliche Anerkennung geerntet.
Nun weiß ich nicht, ob sich Menschen so verändern können, oder ob ich Oskar Lafontaine so schlecht eingeschätzt habe, aber das hilft weder ihm noch mir weiter. Nach seinem Pakt mit Gysi nahm ich von Oskar Lafontaine definitiv Abschied. Ich kann loslassen. Augenzwinkern
Mr.Pink Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Ich kann loslassen
Zitat:
Original von Bert
Jeder Mensch hat eine Gelegenheit, mein Vertrauen zu verlieren, und diese Gelegenheit hat Oskar Lafontaine vor 8-9 Jahren genutzt, und damit erschöpft. Von einem Deserteur und postSED-Kollaborateur erwarte ich keine (groß)demokratischen Taten mehr.


vermutlich spielst du auf den rücktritt als finanzminister an. dazu kann ich nur sagen, dass ihn diesen rücktritt glaubwürdiger als viele andere politiker gemacht hat. es war eine reine gewissensentscheidung gegen den geplanten sozialabbau und die "basta-politik" schröders. das ist wirklich konsequent. warum sollte man seine eigenen ideale verraten, nur um weiterhin an der macht zu bleiben?! weiterhin macht ihn glaubwürdig, dass er für den spitzensteuersatz beim einkommen plädiert von dem er selbst betroffen wäre und die erbschaftssteuer. seine politischen ziele sind immernoch die, die er vor deinen angesprochen 8-9 jahren hatte. und dieses SED-gewäsch kann doch keiner mehr hören. das ist nun 17 jahre her und im grundsatzprogramm der linkspartei findest du keinen einzigen verweis, der andeuten könnte:"wir wollen die ddr zurück". in den andere parteien sitzen auch viele ehemalige SED-mitglieder, bsp. wolgang thierse(spd und ehemaliger bundestagspräsident), günter schabowski (cdu).

mensch leute, lasst doch mal die alten kamellen und befasst euch mit der gegenwart. keiner muss ja irgendwen wählen oder gut finden, aber setzt euch doch thematisch mit allen parteien auseinander und argumentiert dann ordentlich oder gar nicht. wie sagte doch ein deutscher komiker namens dieter nuhr:"in der demokratie kann man eine meinung haben, muss man aber nicht." Augenzwinkern
Poff Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Ich kann loslassen
Lafontaine ist und bleibt ein schräger Vogel, echt glaubwürdig war der noch zu keiner Zeit. Er versteht es nur exzellent die Leute mit populistischen Mitteln zu täuschen, das ist alles.

Auch war es nicht Konsequenz aus Schröders Regierung auszusteigen, sondern die banale Erkenntnis, dass es ihm, anders als zu Anfang noch vorgestellt nicht möglich sein würde am Kanzler Schröder vorbei zu regieren, eben das was er eigentlich im Sinne hatte von Anfang an.
 
 
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

@Mr. Pink: Ja, ich verurteile das Verhalten Lafontaines aufs äußerste. Und dieser Thread heißt übrigens nicht "Merkel geht zu Bush". Also, was soll das? Wenn du Merkel verurteilen möchtest, dann mach dafür doch einen neuen Thread auf. Ich hätte hier auch Hitler verurteilen können. Wollte ich aber nicht, weil das nicht das Thema hier sein soll.

Und dass Fidel damals einem Tyrannen die Macht abgenommen hat, interessiert mich herzlich wenig. Frag mal die Menschen in Kuba im stillen Kämmerlein, was sie von ihrem Diktator halten. Und was meinst du da? Der Vergleich mit der Türkei hinkt. Meinst du wirklich, dass Lafontaine in irgendeiner Weise Druck auf Fidel ausüben könnte? Erstens ist dieser Glaube Quatsch (vor allem, weil Lafontaine keinerlei Machtmittel in der Hand hält), und zweitens ist das ganz sicher nicht Lafontaines Ziel. Er hat ja auch das Verhalten des Präsidenten in Venezuela verteidigt (ich weiß nicht mehr, was da abging, aber wieder mal so was wie die Verstaatlichung von Bauernbetrieben o.ä.). Der Lafontaine findet solche Staatsformen super. Wenn ich dann sowas wie "Wohlstand für alle" aus seinem Mund höre, kommt mir echt die Galle hoch!
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Lafontaine hat doch längst jede Glaubwürdigkeit verloren. Aber was den Castro-Besuch betrifft, damit setzt er nur eine bewährte Tradition anderer deutscher "demokratischer" Politiker fort:

Ich erinnere nur mal an die freundschaftlichen Beziehungen eines gewissen Franz Josef Strauß zu diversen Drittwelt-Diktatoren, insbesondere aus Afrika.
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Ja, echt ne schlimme Nummer, sowas! böse
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

@ WebFritzi
Oskar Lafontaine hat zwar keine politische Macht, aber er hat immer noch eine sehr starke populistische Wirkung, und das nicht nur beim Prekariat! Was ich Oskar Lafontaine am meisten verüble, und wo ich seine größte Gefahr sehe, ist die Tatsache, daß er durch seine postSED-Kollaboration und –Proklamationen diese verbrecherische Partei auch im Westen „salonfähig“ gemacht hat.

Wenn ich lese, wie schnell die ganzen kommunistischen Verbrechen verharmlost und weggelogen wurden und heute bei vielen vergessen sind, spüre ich in meinem Herzen eine tiefe Trauer und Angst um dieses Land.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Bert: Darf ich dich nach mal deinem Alter fragen? (Wenn dir diese Info zu persönlich ist, habe ich dafür Verständnis!)
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Jetzt hab ich verstanden was du meinst @Bert. Mit postSED ist dann die PDS gemeint und dieser wirfst du vor, sie sei verbrecherisch. Belegen kann an solchen Stellen nie schaden Augenzwinkern

Ich denke, dass Lafontaine keine weitgreifenderen Beziehungen zu Fidel Castro und den anderen im Spiegel-Artikel genannten Diktatoren unterhält. Natürlich hat seine jetzige Partei sicher gute Drähte dorthin - so lässt sich auch solch ein Treffen organisieren -, aber ansonsten glaube ich, dass diese Aktion unter den Populismus einzuordnen ist. Dafür spricht außerdem der geplante (und abgesagte) Iran-Staatsbesuch. Lafontaine gehört zur Zeit keiner Regierungspartei an. Was würde er im Iran denn dann erreichen wollen? Will er etwa deutlich machen, dass seine Partei anders zur iranischen Politik steht als die restlichen demokratischen Parteien im Parlament? Hier zieht nicht einmal das sozialistische Argument (das meiner Meinung nach in Kuba auch nur pro forma eins ist).
Warum Kuba? Hier könnte man vieles anführen. Hier nur ein kleiner Aspekt:
Mit Kube verbinden viele Menschen den Che Guevara, der ja in Jugendkreisen oft als Vorbild gilt. Dieses einseitige Bild (eben in der Jugend, einer Hauptzielgruppe der Linken) hat fast schon etwas von der neu aufkommenden Ostalgie, die gerne mal den Stasi-Terror vergessen lässt.

Hintendran editiert: So populistisch DieLinke, aber auch die Rechtsextremen arbeiten und soviel Zulauf sie haben, ich bin nach wie vor gegen ein Verbot irgendeiner Partei. Wenn diese Demokratie funktioniert, dann wird die Mehrheit den Willen des Volkes ausdrücken und das (hoffentlich) demokratisch gesinnte Volk diesen Gruppierungen einen Korb geben.
Die Angst, die viele Menschen haben, kommt doch nur daher, dass man dem Volk soviel Dummheit und historische Vergesslichkeit zutraut und unserer Verfassung so wenig Wehrhaftigkeit.


Im Übrigen freut es mich, dass man auch im Matheboard (natürlich Offtopic) politisch werden kann.


Alle grammatikalischen Unebenheiten so wie abenteuerliche Rechdschraibung sind auf die Uhrzeit zurückzuführen.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Dual Space
Bert: Darf ich dich nach mal deinem Alter fragen? (Wenn dir diese Info zu persönlich ist, habe ich dafür Verständnis!)


Vor viermal so viel Jahren, wie du alt warst, als ich sechsmal so alt war wie du damals... Augenzwinkern
Lazarus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Mr.Pink
[...] zu lazarus: es ist schon sehr naiv einem politiker wortbruch zu unterstellen und dies als außergewöhnlich hinzustellen. natürlich sind das alles wortbrecher. die denken von legislaturperiode zu legislaturperiode und nicht weiter. laut deiner argumentation haben sich fast die gesamten grünen (ehemalige antikriegspartei, dann kam afghanistan) und fast die komplette spd ("mehrwertsteuererhöhung-mit uns nicht", tönte es auf riesien plakaten im bundestagswahlkampf) disqualifiziert. [...]

Ja haben sie auch. Als Aussergewöhnlich habe ich es nicht hingestellt, ich habe ledigilich moniert, dass er dies tat. Die Tatsache, das andere auch so handeln, rechtfertigt die Tat nicht und schmälert ihren vertrauensmindernten Aspekt nicht. Sie wirft vielmehr die Frage auf, ob das System, das von seinen aktuellen Gestaltern so umgeformt wird, dass nichtnur sie selbst, sondern auch diejenigen die sie bevorzugen wollen davon profitieren, nicht als ganzes krankt.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Zellerli
Jetzt hab ich verstanden was du meinst @Bert. Mit postSED ist dann die PDS gemeint und dieser wirfst du vor, sie sei verbrecherisch. Belegen kann an solchen Stellen nie schaden Augenzwinkern



Das finde ich gar nicht witzig! unglücklich
Nein, ich meine nicht die PDS, ich meine die SED und ihre Mitglieder (beim Mauerfall hatte die SED über zwei Millionen Mitglieder), die ein diktatorisches Regime geformt und aktiv unterstützt haben. Über die Verbrechen dieser Partei kann sich jeder in Archiven informieren. Es wundert mich, daß du es nicht getan hast.

Dein Verlangen nach Belegen dieser Verbrechen finde ich zynisch, weil es suggeriert, daß es diese Verbrechen nie gab – diesen Ton halte ich für sehr gefährlich!
Verbrecherische Taten der Mitglieder einer Partei werden nicht „aus der Welt geschaffen“, indem die Mitglieder ihre Partei umbenennen.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Also erstmal vorweg: Auf keinen Fall leugne ich die Verbrechen des Regimes in der DDR. Wie man auch an meiner Aussage über den Stasi-Terror erkennen sollte.

Wir kommen zwar vom eigentlichen Thema relativ weit ab, aber das muss natürlich jetzt schon raus Augenzwinkern

Wenn jeder der über zwei Millionen Mitglieder (beim Mauerfall) der SED ein Verbrecher war, dann war jeder 8. DDR-Bürger ein Verbrecher.
Krasses Beispiel, aber auch aus der Geschichte Deutschlands:
Die NSDAP war eine verbrecherische Partei. Jeder Beamte im dritten Reich musste Mitglied sein. Die Nürnberger Prozesse sahen in diesem Fall aber kein Verbrechen (extremste Form der Gesetzesübertretung).

Zudem verstehe ich Folgendes nicht:

Zitat:
indem die Mitglieder ihre Partei umbenennen


contra

Zitat:
Nein, ich meine nicht die PDS


Gibt es noch eine andere SED-Nachfolger-Partei, oder meinst du doch die PDS?


Zitat:
Dein Verlangen nach Belegen dieser Verbrechen finde ich zynisch, weil es suggeriert, daß es diese Verbrechen nie gab

Ich finde daran nichts gefährlich. Eher schon daran jemanden, der stets objektive Beweise verlangt, vorzuwerfen er leugne Tatsachen. Jeder muss seine Aussagen belegen können. Man sollte nicht alles glauben müssen, sondern auch die Möglichkeit des Wissens haben, besonders wenn es um zwei Millionen (vermutlich zum größten Teil noch lebenden) Verbrechern in Deutschland geht.

In welchen Archiven finde ich denn die Verbrechen des jungen Müller, der in den 80ern Vitamin B in der Partei sucht um endlich befördert zu werden?
Bin da scheinbar sehr uninformiert.

Aber nicht dass du mich falsch verstehst und als Unterstützer der PDS oder gar des DDR-Regimes siehst!
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

@Zellerli
Ich meine den post-SED-Kern der heutigen PDS, d.h. ehemalige Mitglieder der SED, die einen erheblichen Teil der PDS ausmachten, als die PDS „gegründet“ wurde (sprich: als die SED zu PDS umbenannt wurde). Im Laufe der Jahre sind der PDS Menschen beigetreten, die zur SED-Zeit parteilos, im Kindesalter oder in einer anderen Partei waren, so daß die PDS nicht als SED bezeichnet werden kann.

Zitat:
Original von Zellerli
In welchen Archiven finde ich denn die Verbrechen des jungen Müller, der in den 80ern Vitamin B in der Partei sucht um endlich befördert zu werden? Bin da scheinbar sehr uninformiert.


Sein Verbrechen lag (mindestens) darin, daß er ein verbrecherisches Regime aktiv unterstützt und die Macht dieses Regimes gestärkt hat. Mit seiner Mitgliedschaft hat er dazu beigetragen, daß sich dieses Regime so lange an der Macht halten und Millionen Menschen tyrannisieren konnte. Die Gefährlichkeit sieht man schon in deiner verharmlosenden Bezeichnung dieses Verbrechens als „der in den 80ern Vitamin B in der Partei sucht“.
„Niemand“ hat etwas Böses getan, aber diesen „Niemanden“ (den Kommunisten) ist es gelungen, Hunderten Millionen von Menschen das Wertvollste, was ein Mensch haben kann, nämlich seine Freiheit, zu berauben und zig Millionen von Menschen zu ermorden.

Die treibende Kraft einer jeden Diktatur sind Massen von charakterlosen Menschen, die bereit sind, solchen Diktaturen zu dienen. Ohne diese Menschen (SED-Mitglieder, Stasi-Mitarbeiter, Informatoren usw.) hätte diese Diktatur gar nicht funktionieren können , und weil diese Menschen eine Masse bilden, können sie (ihre überwältigende Mehrheit) für ihre Verbrechen nicht bestraft werden.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Bert, liege ich richtig mit dem Gefühl, dass du nicht in der DDR groß geworden bist?
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Dual Space
Bert, liege ich richtig mit dem Gefühl, dass du nicht in der DDR groß geworden bist?


Ja. In der DDR war ich vielleicht fünfmal kurz zu Besuch - zum ersten Mal im Jahre 1979. Meine Freunde kannten da eine junge Familie, so habe ich diese Familie auch kennengelernt...
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Ich zitiere mal aus einem anderen Thread:

Zitat:
Original von Bert
Stipendien für Hochbegabte, Promotion, wissenschaftliche Laufbahn in der Forschung...

Sicher, das hat es auch in der DDR ohne Parteimitgliedschaft gegeben, zumindest im naturwissenschaftlich-technischen Bereich (z.B. Frau Dr. Merkel). Aber nach oben zu wurde die Luft ohne Parteimitgliedschaft immer dünner. Bist du dir sicher, dass du da nicht zum "Verbrecher" (= Parteimitglied) geworden wärst?

Ich war zur Wendezeit 21 Jahre alt, hatte bis dahin mehrere Parteianwerbeversuche abgewehrt. Das fiel mir aus zwei Gründen leicht: Zum einen war das in meinem familiären und privaten Umfeld verpönt, zum anderen strebte ich keine Leitungsposition an. Aber so verblendet bin ich nicht, von mir mit Sicherheit sagen zu können, dass ich das (aus beruflichen Gründen, z.B. Promotion) für alle Zeit hätte ausschließen können.

Die DDR war nicht schwarz-weiß, sie war grau. Und das in jeder Beziehung und allen möglichen Schattierungen.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Arthur Dent
Bist du dir sicher, dass du da nicht zum "Verbrecher" (= Parteimitglied) geworden wärst?



Ja. Ganz sicher. Ich hätte das Land verlassen - lange bevor ich meine berufliche Karriere gestartet hätte. Ich hätte da keine Luft zum Atmen. Meine Freiheit ist mir wichtiger als mein Leben.

P.S. Ich war nie in einer Partei; obwohl ich manche Politiker (besonders Helmut Schmidt) sehr schätze, bin ich parteineutral, vielleicht auch um meine Freiheit zu bewahren.
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Bert
Ich hätte das Land verlassen - lange bevor ich meine berufliche Karriere gestartet hätte.

Und wohin - nach Albanien oder Nordkorea? Oder erschossen an der Grenze?

P.S.: Ich weiß Gott kein Freund des DDR-Unrechtsstaates, das kannst du im hiesigen Kommunismus-Thread gern nachlesen. Aber Salonmoralisten, die ihr Wissen über die DDR nur aus Büchern haben (bei deinen DDR-Kurzbesuchen musst du mit Augenklappen rumgelaufen sein) traue ich genauso wenig über den Weg.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Arthur Dent
Und wohin - nach Albanien oder Nordkorea? Oder erschossen an der Grenze?



Im schlimmsten Falle "erschossen an der Grenze".
Was ich an dem DDR-Regime ganz besonders schlimm finde, und was in den anderen Ostblockländern nicht so ausgeprägt war, war die Tatsache, daß viele Menschen in der DDR an den Kommunismus tatsächlich geglaubt haben und daß sie seine verbrecherischen Züge (geschweige denn Taten) nie erkannt haben. Mit „nie“ meine ich „bis zum Mauerfall“.

P.S. Du mußt mir nicht über den Weg trauen, aber du kennst mich nicht, sei vorsichtig mit deinen (Vor)Urteilen. Es gibt Menschen, die für ihre Freiheit alles tun würden. Wenn ich zwischen "Leben in der DDR" und "erschossen an der Grenze" wählen dürfte, hätte ich die zweite Möglichkeit gewählt. An meiner Freiheit hänge ich mehr als an meinem Leben.
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Tut mir leid - seit deiner Antwort

"Ich hätte das Land verlassen - lange bevor ich meine berufliche Karriere gestartet hätte."

kann ich dich nicht mehr so recht ernstnehmen. Mit der hast du bewiesen, dass du nicht die geringste Ahnung von den Realitäten in der DDR hast. Und den Nachweis für dein beabsichtigtes "Heldentum" musst du ja nicht antreten.

Zitat:
Original von Bert
war die Tatsache, daß viele Menschen in der DDR an den Kommunismus tatsächlich geglaubt haben

Noch so ein Unsinn: Mir ist kaum einer begegnet, denn ich als Kommunisten bezeichnen würde. Die übergroße Mehrheit der Parteimitglieder waren Opportunisten, die des persönlichen Vorteils wegen in der Partei waren. An den Kommunismus haben die nicht geglaubt.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Bert, stell dir doch mal folgende Situation vor:

Wir sind im Jahre 1973. Herr Müller ist verheiratet und wohnt mit Frau und seinen 2 Kindern in einer kleinen Stadt bei Magdeburg. Sowohl Herr Müller als auch seine Frau sind Akademiker (gehören also weder zu den "Arbeitern" noch zu den "Bauern"). Die jungen Eltern, widmen der Erziehung ihrer Kinder viel Zeit - auch deshalb um die Lektionen im Heimatkunde- und Geschichtsunterricht entsprechend zu korrigieren - und freuen sich über gute Noten.

Eines Tages wird Herr Müller (mal wieder) von zwei Herren aus seinem Büro abgeholt und ins Auto gebeten. Während der Fahrt:

Beamter: "Herr Müller, haben Sie vielleicht Ihre Einstellung bzgl. des Parteibeitritts überdacht?"

Herr Müller: "Nein. Und das werde ich auch nicht."

Beamter: "Schade und ich dachte beide Ihrer Kinder wollten studieren. Naja Sie kennen ja die Situation. Wenn Sie in der Partei wären, könnte man da aber vielleicht noch was drehen."

Herr Müller: "Hören Sie ... warum lassen Sie uns nicht einfach in Ruhe."

Beamter: "Ich verstehe Sie nicht. Warum machen Sie es uns so schwer? Übrigens ist mir zu Ohren gekommen, dass es Ihre Frau in die engere Auswahl geschafft hat. Glückwunsch!"

Herr Müller: "Engere Auswahl?!"

Beamter: "Ja die Glückliche weiß noch nichts davon. Sie darf vielleicht für 5 Jahre nach Sibirien. Naja, schon schwierig, aber Sie wissen ja, wenn Sie beitreten würden könnte man da ... Sie wissen schon!"

Der Wagen stoppt auf der Autobahn. Der Beamte öffnet die Tür bittet Herrn Müller auszusteigen und noch mal über das Gespräch nachzudenken. Herr Müller steigt aus und der Wagen fährt davon.



1. Frage: Was würdest du an der Stelle von Herrn Müller machen?

Du wärst gar nicht in diese Situation gekommen, magst du jetzt sagen wollen. Dann:

2. Frage: Stell dir vor Herr Müller entscheidet sich für seine Familie und tritt bei. Stell dir vor du bist der Sohn von Herr Müller. Ist dein Vater nun ein Verbrecher?


Ich mag solche Verurteilungen nicht.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

@Arthur Dent
Was weißt du schon von mir? Welche und wie viele Kriege ich erlebt habe, wie viele Waffen auf meinen Kopf gerichtet waren, wo ich für meine Freiheit gekämpft und welche Länder verlassen habe? Nichts weißt du, aber urteilen willst du und unterstellst mir, keine Ahnung zu haben, nur weil ich die DDR nicht kenne! Was oder wen du ernstnimmst, Arthur Dent, ist deine Sache, und es ist nicht in meinem Sinne, darauf Einfluß nehmen zu wollen.
Es gefällt mir aber nicht, wenn Forumdiskussionen in persönliche Angriffe ausarten. Jeder hat das Recht auf seine Meinung, keiner hat das Recht, Diskussionsteilnehmer zu Schnecke zu machen, nur weil sie eine andere, selbst eine sehr ungewöhnliche Lebenseinstellung haben.
In diesem Thread geht es nicht darum, daß hier Diskussionsteilnehmer Beweise über die Authentizität ihrer Lebenseinstellung und -erfahrung aufbringen!

Zurück zum Thema
In diesem Thread geht es um Lafontaines Besuch bei Fidel. Ich verbinde damit eine Gefahr, kommunistische Gedanken salonfähig zu machen und kommunistische Verbrechen zu verharmlosen.
Ich habe zwar die (DDR oder gar die ganze)Welt nicht gesehen, aber ich habe viele Opfer kommunistischer Diktatur erlebt, ruinierte Schicksale und Familien und viel, unendlich viel Leid! Unser (Nachkriegs-West)Deutschland ist aufgewachsen aus einer furchtbaren Schuld, und wir haben Wachsamkeit gelernt, damit sich die abscheulichen Naziverbrechen nie wiederholen. Und auch ich trage meinen Teil Verantwortung für dieses Land und gehöre zu diesen Wachsamen.
Doch in dieser Reueausübung und Wachsamkeit, so scheint mir, sind die nicht weniger grausamen Verbrechen der Kommunisten gar nicht aufgearbeitet, häufig bleiben sie unerwähnt oder sie werden verharmlost, und die Täter werden als Opfer dargestellt, die nur ein bißchen Vitamin B suchten... Und bald werden diese Verbrechen vergessen und bald wird aus der kommunistischen Partei eine volksleibende Partei und - ich hoffe nicht, daß es dazu kommt, daß ich dieses Land verlassen müßte, weil es wieder einer Diktatur zum Opfer fällt.

Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir sollten aus ihr lernen. Jeder muß selbst schauen, wie er mit seiner Geschichte und seinem Gewissen fertig wird, und wie und wohin er sein Päckchen Verantwortung für dieses Land trägt. Aber er muß schauen.
sqrt(2) Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Bert
Ich verbinde damit eine Gefahr, kommunistische Gedanken salonfähig zu machen

Wo liegt da die Gefahr?

Zitat:
Original von Bert
und kommunistische Verbrechen zu verharmlosen.

Kommunistische Verbrechen? Wie die demokratischen Verbrechen der Nazis?
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

@Dual Space
Ich kenne einige von solchen Geschichten, auch viele Menschen, die solche Geschichten erzählen...

Zitat:
Original von Dual Space
Bert, stell dir doch mal folgende Situation vor:

... Stell dir vor du bist der Sohn von Herr Müller. Ist dein Vater nun ein Verbrecher?
Ich mag solche Verurteilungen nicht.


Wenn ich der Sohn von Herrn Müller wäre, so wäre er auch dann ein Mensch, der mit seiner Tat eine Diktatur und ihre verbrecherischen Taten unterstützt hat, daran würde die Tatsache, daß er mein Vater wäre, nichts ändern. Aber ich würde mit ihm darüber sprechen, würde ihm dazu sicherlich viele Fragen stellen, und mir seine Antworten anhören. Vor allem würde mich interessieren, was er über die SED, ihre Taten und seine Taten heute denkt. Ich kann mir nicht vorstellen, was ich alles tun würde, aber daß ich ihm verzeihen würde – das kann ich mir sehr wohl vorstellen.

Die Familie, die ich in der DDR besuchte, war eine Pfarrefamilie. Die drei Kinder durften nicht studieren, basta. Interessanterweise wurde diese Familie nie von der Stasi besucht, zu irgendwelchen Mitarbeiten überredet oder in die Partei einzutreten. Wäre ja auch absurd – ein evangelischer Pfarre als Kommunist!
Na ja, die eine Tochter hat dann nach der Wende studiert.

Ich verurteile niemanden, ich bin kein Richter. Ich schreibe meine Meinung zu Diktaturen und kommunistischen Verbrechen, und zu den Gefahren, die von ihnen ausgehen.

Edit: @sqrt(2)
Deine Fragen verstehe ich nicht. Worauf willst du hinaus?
AD Auf diesen Beitrag antworten »

@Bert

Tut mir leid, dass du das als persönlichen Angriff empfunden hast - so habe ich es nicht gemeint. Bloß gut, dass du so tolerant bist und andere Meinungen zulässt und natürlich überhaupt nicht angreifst. Allerdings lasse ich mir meine DDR-Erfahrungen nicht von dir diktieren, das wirst du sicher einsehen.

Dein Pathos mit dem "Leben geben für die Freiheit" macht mich eben misstrauisch - aber vielleicht meinst du es ja doch ehrlich.

Zitat:
Original von Bert
Was weißt du schon von mir? Welche und wie viele Kriege ich erlebt habe, wie viele Waffen auf meinen Kopf gerichtet waren, wo ich für meine Freiheit gekämpft und welche Länder verlassen habe? Nichts weißt du

Richtig, ich weiß es nicht. In deiner Familiengeschichte hast du diesen Teil deines Lebens ja ausgespart, und auch mit diesen Sätzen hier bist du in der Konjunktivform geblieben. Aber ich höre mit Interesse zu, was davon du wirklich erlebt hast.

EDIT(Nachtrag): Da du dieser Aufforderung auch im weiteren Verlauf dieses Threads nicht nachgekommen bist, gehe ich davon aus, dass du nichts davon erlebt hast. Sehr aufschlussreich, mit welch unterschwelligen Methoden du andere einschüchtern willst.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Jetzt muss ich erstmal was zum Wort "Kommunismus" bringen: So wie das Wort hier verwendet wird, passt mir das nicht.
Einen Staat kommunistisch zu nennen ist per definitionem Unsinn. Außerdem kommt es mir so vor, als werde das Wort hier in einer Weise verwendet, die an die Hexenjagd-ähnlichen Zustände zu Zeiten des McCarthyism in den USA erinnert.
Diktatoren, Verbrecher, autoritäre Staaten, Machthungrige und Ausbeuter werden hier allesamt als Kommunisten bezeichnet.
Das ist als würde man das gesamte Christentum, jeden Pfarrer, jeden Rotkreuzangehörigen, etc. (ich will an dieser Stelle auf keinen Fall eine weitere Diskussion vom Zaun brechen über die teilweise sehr blutige Geschichte des Christentums) verdammen, nur weil George Bush im Namen des Christentums seine Kriege führt. Was ich damit sagen will ist, dass eines der Verbrechen der vielen "sozialistischen" Diktaturen der Welt der Missbrauch des Wortes Kommunismus ist.

Und zum Thema:
Ich denke, wie schon erwähnt, dass die Angst vor steigenden Einfluss der Populisten von Links und Rechts (die ja viele Menschen mit dir teilen, Bert) unbegründet ist. Im Übrigen kann man dem aktuellen Parteiprogramm der "Linken" nicht entnehmen, dass sie verfassungsfeindliche Absichten hat. So haben auch viele der Anhänger, die dieses Programm hoffentlich gelesen haben, sicher eine demokratische Gesinnung. Ganz anders sieht es hier mit den Programmen der NPD, DVU und Republikaner aus. Hier gibt es ganz klar verfassungsfeindliche Inhalte zu lesen. Und wenn es nur die Änderung der Landesfarben, die in den ersten 20, unveränderlichen §§ des GG mitverankert sind, ist... Glücklicher Weise merken immer mehr Wähler, dass ihre Stimme weggeworfen ist, wenn sie für die NPD stimmen (vgl. Landespolitik in Sachsen und Verhalten der Fraktion). Und selbst wenn diese Parteien mehr Zustimmung erhalten, so ist es die Freiheit der Wähler, für sie zu Stimmen. Und politische Freiheit sollte man in einer Demokratie nicht einschränken.
Übrigens wundert es mich immer sehr, wenn Menschen ihre gesamte Energie einsetzen um die NPD von 2,9% auf 2,8% zu drücken, aber dabei weit größere Bedrohungen für unsere Demokratie wie Globalisierung und Kapitalismus, Lobbyismus und Korruption, übersehen.
Gezielte Angstschürerei wird überall genutzt um von Problemem abzulenken. Man denke nur mal an die Ammis. Aber auch hier hört man "internationaler Terrorismus" viel häufiger als "Überfischung der afrikanischen Küsten durch EU-Flotten" oder dgl.
sqrt(2) Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Zellerli
Jetzt muss ich erstmal was zum Wort "Kommunismus" bringen: So wie das Wort hier verwendet wird, passt mir das nicht.
Einen Staat kommunistisch zu nennen ist per definitionem Unsinn. Außerdem kommt es mir so vor, als werde das Wort hier in einer Weise verwendet, die an die Hexenjagd-ähnlichen Zustände zu Zeiten des McCarthyism in den USA erinnert.

Genau darum geht es mir: Der Begriff wird zur reinen Kampfvokabel verdreht. Mit "Neoliberalismus" ist das übrigens nicht viel anders. Welcher der beiden Ideologien ich näher stehe, ist völlig unerheblich; durch der Entfernung der eigentlichen Bedeutung des Wortes wird jedenfalls eine sinnvolle Diskussion über die dahinterstehenden Gedanken unmöglich. Dazu ist die Prozedur ja gut.
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Naja, kann mir jemand EINEN sozialistischen/kommunistischen Staat nennen, der NICHT zu einer Diktatur verkommen ist?
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Zu aller erst: Ich denke niemand hier will dich perönlich angreifen, oder ähnliches. Aber du merkst wieviel Emotionen in diesem Thema stecken.

Zitat:
Original von Bert
Ich verurteile niemanden, ich bin kein Richter. Ich schreibe meine Meinung zu Diktaturen und kommunistischen Verbrechen, und zu den Gefahren, die von ihnen ausgehen.


Naja ... dann hab ich das falsch aufgefasst, aber für mich ist es eine "Verurteilung" (wenn gleich auch nicht im juristischem Sinne), wenn man ohne Hintergründe zu erfragen / zu kennen, rund zwei Millionen Menschen als "Verbrecher" bezeichnet.

Zitat:
Original von Bert
Die Familie, die ich in der DDR besuchte, war eine Pfarrefamilie. Die drei Kinder durften nicht studieren, basta. Interessanterweise wurde diese Familie nie von der Stasi besucht, zu irgendwelchen Mitarbeiten überredet oder in die Partei einzutreten.


Und dafür, dass bekennende religiöse DDR-Bürger damals nicht angeworben worden, gibt es eine ganz einfache Erklärung: Solche "Querdenker" wollte man einfach nicht in den eigenen (linientreuen) Reihen! Ganz im Gegenteil ... Pfarrer die regelmäßig "verdächtige" Reden hielten wurden ganz einfach still und heimlich ausgewiesen.
klarsoweit Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Ich kann loslassen
Zitat:
Original von Bert
Jeder Mensch hat eine Gelegenheit, mein Vertrauen zu verlieren, und diese Gelegenheit hat Oskar Lafontaine vor 8-9 Jahren genutzt, und damit erschöpft.

Ich habe etwas Angst vor Menschen, bei denen es keine Rehabilitierungschance gibt. Um die kann es sehr schnell einsam werden.
Poff Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Ich kann loslassen
Ich seh das doch um einige Nuancen kritischer als das nach den letzten Beiträgen noch durchzuschimmern scheint.


So ist zB. Opportunismus die zu erwartende klassische Schutzbehauptun g. Weiters bedingt Opportunismus nicht gerade Ehrlichkeit, was die Darstellungen weiter schwächt.

Auch zeigt allgemeine politische Erfahrung, dass nur die allerwenigsten freiwillig zu persönlichen Verfehlungen stehen. Üblicherweise werden sie verleugnet, verniedlicht, verdreht, verdrängt oder was auch sonst immer. Nur die aller allerwenigten schaffen es sich dazu bekennen.

Es ist nicht zu erwarten dass Eltern ihren gut 20 jährigen Kindern gegenüber die Wahrheit sagen. Ein heute 20 jähriger kann demnach nicht wissen was tätsächlich Sache war, im Gegenteil er muss klar damit rechnen über die Vorgänge wissentlich getäuscht zu werden, natürlich zu seinem Besten, was sonst.


Mit den Nazis im Westen war das kein Deut anders, nach dem Krieg hats nur noch Opportunisten gegeben, wenn überhaupt.


In einem Land in dem fast jeder jeden bespitzelt hat muss es noch immer eine Menge Bangende geben und das Letzte was dann erwartet werden kann ist Ehrlichkeit diesen Vorgängen gegenüber. Nichtmal Ehrlichkeit vor sich selbst, im stummen Kämmerlein, ist zu erwarten.

Selbstbetrug ist nachwievor angesagt.
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Wie ich auch schon andern Orts bemerkt habe, ist Gewalt dem Kommunismus inhärent. Man kann daher Kommunismus nicht ohne Diktatur und Gewalt denken. Wer anderes behauptet, mag einem persönlichen Idyll anhängen (communis (lat.) ~ gemeinschaftlich), spricht aber nicht vom historischen Kommunismus, wie er insbesondere von Marx entwickelt wurde. Daher ist die oft gehörte Ansicht, der Kommunismus sei im Prinzip eine gute Sache, nur sei er immer wieder schlecht umgesetzt worden, irrig. Nein, der Kommunismus ist von Grund auf schlecht. Die Lehre selbst ist schon gewalttätig. Das schließt nicht aus, daß unter ihren Anhängern auch wohlmeinende Verführte waren.

Der immer wieder anzutreffende Vergleich mit dem Christentum geht völlig fehl. Die christliche Lehre handelt von Gott und dem Menschen. Im Neuen Testament, in dem Wirken und Lehre von Jesus Christus aufgezeichnet sind, wird weder eine ökonomische noch eine politische Lehre entworfen. Wer anderes behauptet, möge mir Belegstellen nennen. (Er wird sie allerdings nicht finden.)
Natürlich hat sich seit Konstantin dem Großen ein politisches Christentum entwickelt. Und wie alle Politik und Geschichte hat dieses Höhen und Tiefen erlebt. Wenn die Kreuzfahrer in Jerusalem im Blut der getöteten Muslime gewatet sind, mögen sie sich auf dieses politische Christentum berufen haben, auf irgendeinen Satz von Jesus Christus konnten sie sich jedenfalls nicht stützen. Und da ist eben der fundamentale Unterschied zur Marxschen Lehre. Marx wollte den Umsturz der politischen und ökonomischen Verhältnisse mit Gewalt. Er hat ihn zeit seines Lebens herbeigesehnt und nichts mehr bedauert, als ihn nicht mehr selbst erleben zu dürfen. Belegstellen dazu habe ich vielfältig im Kommunismus-Strang angeführt. Ich brauche mich da nicht zu wiederholen.

Was soll man nur zu Oskar Lafontaine sagen? Was mich an ihm am meisten irritiert, ist sein Bedürfnis zu zerstören. Als er 1999 merkte, daß sich Gerhard Schröder nicht von ihm lenken und ihn nicht im Hintergrund die wahre Macht ausüben ließ, warf er kurzerhand den SPD-Vorsitz hin und zog sich zunächst in den Schmollwinkel zurück, um später auf Rache zu sinnen. Das macht ihn mir zutiefst unsympathisch. Ist er ein Sozialist oder Kommunist? Ich weiß es nicht. Zwar gibt er sich rhetorisch radikal-sozialistisch, aber ich kann mich auch noch an die Zeit Mitte der 80er-Jahre erinnern, als Lafontaine als Hoffnungsträger der SPD galt und in der Wirtschaftspolitik Thesen vertrat, die er selbst heute als "neoliberal" schmähen würde. Wie viele Populisten greift Lafontaine tatsächliche Mißstände auf und verspricht den Leuten, sie mit einfachen Mitteln beheben zu können. In polemischer Zuspitzung lautet sein Rezept: Nehmt es von den Reichen und gebt es den Armen! Leichtgläubige und Verbitterte kann er damit tatsächlich um sich scharen, den Ansprüchen einer komplexen und ausdifferenzierten Gesellschaft wird er aber nicht gerecht. Und wenn er sein sozialistisch-kommunistisches Gerede wirklich ernstnehmen sollte, ist er sogar gefährlich. Denn dann führen seine Rezepte unweigerlich in die Diktatur. Denn Kommunismus ohne Gewalt gibt es nicht. Aber das hatten wir ja schon ...
Lazarus Auf diesen Beitrag antworten »

Eine kurze Bemerkung sei mir erlaubt, wenn ich hier einige der Beiträge lese: Ich bin der festen Überzeugung, dass Oskar Lafontaines Ziel nicht eine solzialistische, kommunistische oder vergleichbar linksgerichtete Diktatur ist. Bemerkungen aus Reihen seiner Partei in diese Richtung bringen bei mir nicht mehr als ein mitleidiges Lächeln herrvor.

Auf Beiträge, auch in der von Leopold zitierten andere Disskusion, die auf die Opferzahlen der jeweiligen Diktaturregieme hinweisen, sei geantwortet, dass neben dieser staatlichen Gewalt in den Diktaturen, auch in demokratischen Ländern von der jeweiligen Randgruppe ausgehend "linke" oder "rechte" Gewalt stattfindet. Diese Gewaltform, ich würde es als sozialen Terror bezeichnen, ist wie ich finde nicht unter den Tisch zu kehren. Und was ist denn linke Gewalt (i.d.S.) ?
Die Linken schmeißen keine Ausländer aus der S-Bahn. Linke Gewalt, das ist wenn die Antifa rechte Aufmärsche attackiert.

Doch mit diesen Dimensionen hat ein Vorzeigelinker, wie Lafontaine gerne einer währe, nichts am Hut.
Bert Auf diesen Beitrag antworten »

Eine der schlimmsten Folgen von Diktaturen ist, nach meiner Sicht, die unvorstellbare und nachhaltige Deformation menschlicher Charaktere. Ich nenne das ganz salopp: Schlechte Zeiten bilden schwache Charaktere, umgekehrt für gute Zeiten gilt es leider nicht. Sowohl die Nazis als auch die Kommunisten haben es verstanden, ihre Anhänger zu erziehen - schon ab dem Kindergartenalter. Die Nazis waren in dieser Hinsicht bei Weitem nicht so "erfolgreich" wie die Kommunisten, die Kommunisten hatten dafür die Zeit von drei menschlichen Generationen.

@Dual Space
Vor diesem Hintergrund kann ich verstehen, daß es vielen Menschen (insbesondere geboren nach 1950) in den Ostblockländern schwergefallen ist, den verbrecherischen Charakter der kommunistischen Diktatur zu erkennen, und daß viele von ihnen es auch heute, 17 Jahre nach dem Mauerfall, nicht erkennen. Gleichermaßen habe ich Verständnis (nicht weil ich es billigen würde, sondern aus ethologisch-historischen Erfahrungen) dafür, wenn jemand in einem solchen Regime schaute, wie er seine Schäfchen ins Trockne bringt, und zu diesem Zweck zum Kollaborateur dieses Regimes geworden ist.
Und es macht mir Angst, daß heute viele von ihnen glauben, die Kommunisten haben sich (über Nacht und um 180°) geändert und heute wollen sie Demokratie, Wohlstand und Freiheit für alle, und sie geben ihnen ihre Wahlstimme. Wenn ich im TV manchmal höre, was in den neuen Ländern so gesprochen wird, ihre Gutgläubigkeit und Begeisterung für Kommunismus, denke ich traurig: "Herr Honecker würde vor Neid platzen!" Es wird mir auch nicht gelingen, diesen Menschen die Augen zu öffnen, weil ich weiß, daß ihre Augen nicht geschlossen sind; diese Menschen haben andere Augen als ich.

@Arthur Dent
Als ich einmal beklagte, von welchen Schikanen jeder meiner DDR-Besuche begleitet wurde (egal ob Grenzkontrolle oder Kaffeetrinken in einem Imbiß), sagte zu mir eine junge Wissenschaftlerin, die ihr Leben in der DDR verbracht (beim Mauerfall war sie so 10 Jahre alt) und bei uns ihre ersten Berufserfahrungen gesammelt hat: „du kannst es dir nicht vorstellen, aber wir haben den ganzen propagandistischen Sch..ß geglaubt“. Sicherlich nicht alle, aber viele.
Meine ganze Familiengeschichte ist in diesem Forum nicht von Bedeutung, in dem anderen Thread ging es um eine komparative Darstellung zweier Bildungswege von zwei ähnlich begabten Kindern; das eine Kind liebte die Schule, dem anderen wurde sie zur Qual.
Über das Leben in der DDR habe ich Konjunktiv gebraucht, weil ich dort nie gelebt habe. Übrigens, es gab Millionen von Menschen, die ihre von einer Diktatur befallene Heimat unfreiwillig und in Lebensgefahr verlassen haben, so daß ich es nicht als Heldentum bezeichnen würde, sondern als Lebenspriorität.
Ich habe Verständnis, wenn jemand sein Land, das auf eine dunkle Geschichte zurückblickt, liebt (ich tue es ja auch!), jedoch bei vielen ehem.DDR-Bürgern fehlt mir die Auseinandersetzung mit dieser dunklen Geschichte, ja mehr noch - bei vielen höre ich heraus, daß sie diese dunkle Geschichte gar nicht kennen.

@Zellerli @sqrt(2)
Es ist nicht so, daß ich es auf die Kommunisten abgesehen habe; rechtsradikale Diktaturen oder christliche Kreuzzüge halte ich ebenso für sehr gefährlich. Mir geht es aber um eine andere Sache. Niemand würde mich fragen, welche Verbrechen haben denn die Nazis oder Christen begannen. Aber viele scheinen zu ignorieren, daß überall, von der Sowjetunion bis in die DDR, bis nach Korea und über den Atlantik, wo die Kommunisten an die Macht kamen, Diktaturen entstanden sind, und daß Menschen im Namen von Kommunismus zig Millionen unschuldige Menschen ermordet haben. Ja, reicht es denn nicht?
Natürlich kann jeder frei wählen und er braucht seine Wahl nicht zu rechtfertigen, die Wahl ist geheim. Ich befürworte demokratische Wahlen und respektiere ihre Ergebnisse. Daß man nicht von jedem Wähler erwarten kann, daß er sich darüber Gedanken macht, wen er wählt und welche Folgen es hat, ist mir klar. Aber in diesem Forum habe ich viele nachdenkliche Teilnehmer bemerkt, so daß ich es für konstruktiv halte, unsere Meinungen gegenseitig auszutauschen.
Das Wort Kommunismus. Ich spreche nicht von irgendwelchen, irgendwo geschriebenen theoretischen Definitionen, ich spreche von einer sich wirklich zugetragenen Geschichte in Europa (insb. DDR, Sowjetunion und andere Ostblockländer) unter der diktatorischen Herrschaft kommunistischer Parteien und den furchtbaren Verbrechen, die im Namen der KPs und von ihren Mitgliedern ausgeübt wurden. Und die Täter waren nicht (nur) Diktatoren und hochrangige Amts/Machtträger, sondern Millionen "braver" Bürger!
Zellerli, es tut mir leid, wenn ich dir auf deinen Idealen trampele, aber Terror, Freiheitsberaubung, Schauprozesse, unschuldige im Knast, Zwangsarbeiten, Hirnwäsche, Gewalt und zig Millionen Morde - das verbinde ich mit realem Kommunismus in seiner siebzigjährigen Praxis und das sind auch die tatsächlichen Ergebnisse dieser "Experimente".
Deinen Bemerkungen zur Bedrohung unserer Demokratie von mehreren Seiten stimme ich prinzipiell zu, meine Stellungnahme zu diesem Punkt benannte ich in einem anderen Beitrag als Wachsamkeit.

@Klarsoweit
Damit wir uns nicht mißverstehen; ich kann sehr wohl Fehler und Nebentritte verzeihen und vergessen, einen Strich ziehen und mit reinem Blatt anfangen - wenn die Sache ausgesprochen und bereinigt ist. Aber auf einen Menschen, auf dessen Wort ich gezählt habe, und der sein Wort gebrochen und mich verlassen hat, kann ich mich nie wieder verlassen. Vertrauen ist bei mir etwas im Sinne: Jemandem glauben, wenn ich nicht weiß, was er tun würde, wenn... Wer mich einmal verraten hat, bei dem weiß ich, daß er mich verraten hat. Vertrauensverlust ist hier ein irreversibler Prozeß.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Bert
Wenn ich im TV manchmal höre, was in den neuen Ländern so gesprochen wird, ihre Gutgläubigkeit und Begeisterung für Kommunismus, denke ich traurig: "Herr Honecker würde vor Neid platzen!"

Ja ... das ist leider wahr. In meinen Augen ist das der generelle Trend der Volksverdummung gepaart mit den Parolen der Extremisten, die das Feuer schüren.
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Bert
Wenn ich im TV manchmal höre, was in den neuen Ländern so gesprochen wird, ihre Gutgläubigkeit und Begeisterung für Kommunismus, denke ich traurig: "Herr Honecker würde vor Neid platzen!"

Du solltest aber auch die manipulativen Methoden des Fernsehens nicht unterschätzen: Die halten gern die Mikrofone hin, wenn Leute schimpfen. Und es schimpfen nun mal die Unzufriedenen. Zumal, wenn man in Gegenden mit besonders desaströsen wirtschaftlichen Umfeld fährt, von denen es im Osten leider viel zu viele gibt.

Zitat:
Original von Bert
Ich habe Verständnis, wenn jemand sein Land, das auf eine dunkle Geschichte zurückblickt, liebt (ich tue es ja auch!), jedoch bei vielen ehem.DDR-Bürgern fehlt mir die Auseinandersetzung mit dieser dunklen Geschichte, ja mehr noch - bei vielen höre ich heraus, daß sie diese dunkle Geschichte gar nicht kennen.

Der Konsens zwischen uns ist größer, als es nach obiger Auseinandersetzung den Anschein hat - ich stimme dir hier voll zu. Aber auch da muss man sagen: Nichts neues, wenn man an die Aufarbeitung des Nationalsozialismus denkt - die hat jahrzehntelang nahezu überhaupt nicht stattgefunden (solange viele einschlägig Vorbelastete an markanten Schaltpositionen in Politik/Wirtschaft/Medien gesessen haben). Im Osten übrigens auch nicht - da wurde das Naziproblem offziell vollständig auf den Westen abgeschoben und die eigene Gesellschaft als "sauber" dargestellt. Tatsächlich wurden auch im Osten viele Personen mit dunkler Vergangenheit nicht bestraft - meist weil sie als Fachleute gebraucht wurden - sondern ebendiese Vergangenheit als permanentes Druckmittel gegen diese Personen gebraucht. Soviel zum Antifaschismus der DDR.
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