Was ist Musik? |
04.10.2007, 20:26 | powerflo | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Was ist Musik?![]() mich würde mal interessieren wie ihr als Mathematiker auf die Frage: "Was ist Musik" antworten würdet... powerflo |
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05.10.2007, 17:31 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Für mich ist Musik die grösste Leidenschaft überhaupt... Ich mache selbst sehr oft Musik (brauche das, um abzuschalten und aufzutanken) und höre auch sehr oft Musik. Aber da mir die Musik um Längen wichtiger als die Mathematik, bin ich wohl ein falscher Antworter... |
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06.10.2007, 13:31 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Antwort
Da gibt es eine eindeutige Definition: = die Menge aller Elemente, die alle Bedingungen der Definition „Musik“ erfüllen das sind genau zwei Elemente: |
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06.10.2007, 13:35 | tigerbine | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Antwort Könnten wir einmal den Beweis sehen, dass diese 2 Elemente alle Bedingungen der Definition Musik erfüllen und warum es keine weiteren gibt? ![]() |
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06.10.2007, 13:44 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Antwort
Brrrr... Musik so formalisieren??? ![]() ![]() ![]() (Ausserdem ist diese Definition zirkulär) ![]() Ausserdem habe ich einige Gegenbeispiele dafür, dass es da nur zwei Elementen geben soll... |
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06.10.2007, 13:53 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Antwort Def.: Musik ist die Geist und Gemüt bildende Betätigung |
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06.10.2007, 16:32 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Mit Musik halte ich es wie mit Liebe - ich will keine Definition dafür finden, weil ich der Überzeugung bin, dass es keine gibt, die der Sache gerecht wird... (Das macht man aber in der Mathematik z.T. ähnlich. Man definiert z.B. die reellen Zahlen mit einem Axiomensystem, lässt aber die Frage nach ihrer «Natur» letztlich offen...) Dennoch ist die Musik natürlich eine geist- und gemütbildende Betätigung (aber nicht nur ![]() |
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06.10.2007, 17:22 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
@Bert Ein wirklich abwechslungsreicher Musikgeschmack.Naja, jeder soll nach seiner Fasson selig werden, immerhin kannst du ja mit Leopold hier einen Wagner-Fanclub gründen - ich werde da bestimmt nicht beitreten. ![]() |
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06.10.2007, 19:00 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
suum cuique @alle Teilnehmer dieser Diskussion Nun, powerflo hat gefragt, „Was ist Musik“ – ich habe in meiner Art ironischer Ambiguität geantwortet. Obwohl Musik klar definiert ist, versteht jeder darunter das Seine und kaum jemand will solch eine feste Definition annehmen, wobei die Definition, die ich oben aus einer Enzyklopädie zitiert habe, genau das erlaubt: Suum cuique. ![]() @Frooke
Das ist ein weit verbreitetes Problem – auch die Liebe will keiner so richtig definieren, zwei glauben/sagen/fühlen, daß sie sich lieben, und nach ein paar Wochen/Monaten/Jahren werden sie diesem undefinierten Gefühl nicht gerecht und stellen fest, daß sie sich eigentlich gar nicht lieben ... @Arthur Dent
In der Tat, allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob du das Gewicht dieser Aussage überprüft hast ![]() Mit Tristan und Isolde revolutionierte Wagner die Musikwelt, danach kam nichts wirklich Neues. |
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06.10.2007, 19:03 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique Du musst hier nicht dozieren - Musik ist und bleibt nun mal Geschmackssache, ich gönne dir ja deinen. Aber mir fallen auf Anhieb über 10 Komponisten allein des 19.Jahrhunderts ein, deren Werke ich weit höher schätze als das von Wagner: Beethoven Brahms Chopin Dvorak Smetana Grieg Mendelssohn Bartholdy Mussorgski Schubert Schuhmann Tschaikowski Verdi Sind bestimmt noch ein paar mehr - die mögen mir verzeihen, dass ich sie hier nicht genannt habe. EDIT: Als vor kurzem der gesamte Ring auf 3sat lief, hab ich mir das meiste davon angesehen und angehört (übrigens mit ganz guter Soundanlage). Mit Ausnahme der mir eh schon vorher bekannten Stücke "Walkürenritt" und "Siegfrieds Tod" hat mir musikalisch nichts sonderlich gefallen. Und das ist für summa summarum 16 Stunden schon etwas dürftig. Aber wie gesagt, das ist bekanntlich Geschmackssache. ![]() |
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06.10.2007, 19:30 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Genau das habe ich gesagt. ![]() @Arthur Dent Alle Namen in Deiner Liste sind in meiner Musiksammlung vertreten ![]() ![]() Falls du Dvoraks Rusalka hast (meine beliebteste nicht-Wagner Oper), etwa 30% der Motive aus dieser Oper findest du in Wagners Opern (Lohengrin, Das Rheingold, Die Walküre ...). Selbst sein Cello-Konzert (Opus 104) trägt Siegmunds und Sieglindes Passagen (Die Walküre, erster Aufzug); das hindert mich nicht daran, fünf verschiede Interpretationen dieses wunderschönen Cello-Werkes in meiner Sammlung zu haben ... ![]() Edit: jetzt habe ich dein Edit gelesen. |
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06.10.2007, 19:36 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Zumindest etwas davon kenne ich, siehe mein letztes Edit... Übrigens möchte ich deutlich betonen, dass es bei mir nicht ideologische Gründe sind, wie etwa bei Woody Allen und anderen Juden sowie Israelis. Es ist die Musik, wozu sicher auch beiträgt, dass ich bei klassischer Musik eher Sinfonik bevorzuge. ![]() |
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06.10.2007, 19:53 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Es gibt keine ideologischen Gründe, Wagners Musik nicht zu mögen. Richard Wagner kann nichts dafür, daß lange nach seinem Tod irgendwelche Leute irgendwelche Ideologien in die Welt gesetzt haben, gemordet haben und auch seine Musik gerne hörten. Sollen wir die Haltung von Schäferhunden verbieten, nur weil Hitler Schäferhunde hatte? Übrigens – Barenboim scheint Wagners Musik auch endlich entdeckt zu haben ... Du mußt Wagners Musik nicht hören - leg dir doch, wenn du hast, Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 2, zweiter Satz auf, ist auch ganz nett ... |
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06.10.2007, 19:59 | pseudo-nym | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Musik sind Geräusche in harmonischer, melodischer oder rythmischer Kombination. dachte ich... Musik an ein paar klassischen Komponisten festzumachen, erscheint mir ein wenig engstirnig. |
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06.10.2007, 20:07 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Besonders dann, wenn man es nur an einem festmacht. ![]()
Fakt ist, dass sich nach wie vor dennoch viele darauf berufen. Davor kannst du die Augen nicht verschließen. Ich weiß von Barenboim, und die Tatsache, dass seine Wagner-Konzerte in Israel mit dem Attribut "mutig" versehen wurden, spricht ja wohl Bände. |
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06.10.2007, 20:07 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Musik ist Musik - auch die klassische ... |
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06.10.2007, 20:12 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique Bevor die ersten Steine fallen ... mein Beitrag Bert, Heute, 13:31 war eine ironische Ambiguität. ![]() |
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06.10.2007, 20:15 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Gut, dass du das dazusagst - mir ist die Ironie dort entgangen. ![]() |
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06.10.2007, 20:17 | pseudo-nym | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Antwort
Tut z.B. Mathematik oder bildende Kunst das nicht auch? |
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06.10.2007, 20:54 | Lazarus | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Da muss ich vehement widersprechen! Der Tristanakkord ist durchaus ein wichtiger, wenn aber auch logischer Schritt gewesen in der Musikentwicklung im Laufe des 19ten Jahrhunderts. Etwas wirklich neues, bringt er allerdings nicht. Da ich hier leider weder einen Meersmann noch einen Wörner zum Nachschlagen und zitieren bei der Hand habe, kann ich lediglich aus dem Kopf zwei Beispiele bringen, die mindestens vergleichbaren Einfluss auf die Musikgeschichte hatten. Bachs "Erfindung" der Klavierkonzertes: Durch die Abkehr vom Generalbass setzte Bach ein wirkliches Zeichen und ermöglicht erst die Loslösung vom Formenschema der vorherigen 200 Jahre, wenn nicht noch länger. Daraus Entwickelt sich auch später die Vorklassik. Schönberg sowie die zweite Wiener Schule bringen eine Reihe neuer Ansätze, und damit meine ich nicht nur die Dodekaphonie sondern z.B. auch die Komprimierung (v.Webern) die Konzepte wie die Serielle Musik oder Grundsätze der Elektronischen Musik überhaupt erst Denkbar gemacht haben. Beethoven als Beispiel für alle Romantiker oder Schubert der sowohl zu Zeiten der Hochklassik sowohl Hochklassik als auch Hochromantisch komponiert möchte ich mal gänzlich aussen vorlassen ! Um der Legende der Einzigartigkeit noch den letzten Grundsatz zu nehmen: Martin Vogel machte sich mal die Mühe und untersuchte das Vorkommen des Tristanakkords in der Musik vor Wagner mit Erfolg: Von Renaissance über Barock bis hin zu Spätklassikern wie Beethoven fand er immer wieder das Vorkommen, lange bevor Wagner überhaupt geboren war. Ähnlich verhält es sich im Übrigen mit der Motivik in sehr vielen Musikstücken: Man wird niemand zum Vorwurf machen wollen, das er Trauer und Leid durch ein Seufzermotiv auszudrücken sucht, oder würde jemand wirklich sagen Chopin schreib von Bach ab ? Also bitte ! Die einzige wirklich Erfindung die Wagner machte war das Musikdrama, über dessen Wert wir sicherlich trefflich streiten könnten. Viele Leute haben die verschiedensten Ansichten darüber geäussert, entweder geprägt durch Faszination wie Schweitzer oder durch (späten) Hass und Verabscheuung wie Nietsche und nur wenige als nüchterne Analytiker wie Wolfgang Krebs. Leider habe ich den Script seiner Vorlesung auchnicht bei der Hand, der die tatsächlichen Auswirkungen dieser Erfindung Wagners auf die Musikwelt gut analysierte. Alles in allem lässt sich feststellen, dass die Bewertung des musikalische Schaffen Wagners dem persönlichen Geschmack des Betrachters überlassen bleibt. Seine Persönlichkeit allerdings mag für manche Menschen schon Grund genug sein, ihn als "Titanen" über die Maßen zu loben. Eine Einschätzung die ich einfach nicht teilen kann, da ich nie viel übrig hatte für narzistische, realitätsfremde sowie antisemitsche Nationalisten. |
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06.10.2007, 23:39 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Antwort
Ja, das tut sie; sogar in der gleichen selektiven Weise wie Musik – den einen Geist erreicht sie, den anderen nicht. Gemüter dagegen werden immer gebildet. |
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07.10.2007, 01:38 | Leopold | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Um das noch zu ergänzen: Hitler war auch Vegetarier! Wie Wagner sich verhalten hätte, hätte er noch zu Zeiten des Nationalsozialismus gelebt, weiß keiner. Tatsache ist, daß er ein schlimmer Antisemit war. Allerdings waren das im 19. Jahrhundert viele bedeutende Leute, eine schlimme Zeiterscheinung! Das mindert nicht Wagners herausragende Rolle in der Musikgeschichte. Gerade in der Musik der späten Nationalromantiker wie Dvorak, Smetana, Grieg ist viel Wagner drin. Auch Verdi wurde bei seinem Spätwerk angegriffen, weil es zu viel Wagner enthalte. Im übrigen ist Musik Geschmackssache. Niemand muß Wagner mögen. Allerdings sollte man sich seine Opern nicht am Fernsehen anschauen. Man sollte sich überhaupt keine Oper am Fernsehen anschauen. Das ist furchtbar langweilig. Opern sollte man sich an dem Ort anschauen, für den sie geschrieben sind: am großen Musiktheater. Wer Wagners Ring im Fernsehen anschaut, um gute Musik zu hören, hat schon verloren. Im Zentrum steht bei Wagner immer die Handlung. Die Musik begleitet diese Handlung, indem sie die seelischen Zustände der Personen beschreibt, ihre Absichten kundtut, bevor sie selbst sie wissen, ihren Untergang verkündet, während sie sich noch im Glanz des Sieges sonnen. So läuft Wagnersches Theater. Das ist halt nicht mehr die klassische Oper mit den schönen Arien. Und sie will es ganz bewußt nicht sein. Man stelle sich irgendeinen guten Film vor, der von Musik untermalt wird. Und dann höre man sich diese Musik ohne den Film an, anderthalb Stunden lang. Wird man sich da nicht auch langweilen, wenn hohe Streicher irgendein unverständliches dissonantes Tremolo-Geräusch spielen, vielleicht von tiefen häßlichen Klarinettentönen unterbrochen? Wenn man sich aber die Szene im Film vergegenwärtigt, wo diese Musik spielt, wird einem klar, was sie soll: sie soll Spannung erzeugen, wenn die Schattenhand langsam zur Tür greift - ist es die Hand vom Mörder? Ich glaube, wenn es zu Wagners Zeiten schon Filme gegeben hätte, wäre Wagner Drehbuchautor, Regisseur und Filmkomponist geworden. Offenbar haben Arthur und ich (fast) denselben Musikgeschmack. Alle Mitglieder seiner Liste gehören zu meinen Lieblingen. Es fehlen allerdings noch ein paar Namen: vor allem Wagner. |
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07.10.2007, 09:16 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Gut möglich, und in diesem Fall bin ich Wagner dankbar. Ich mag z.B. auch nicht Elvis Presley, die Beatles aber schon (vor allem das Spätwerk). Und zweifelsohne sind die Beatles von Presley inspiriert worden. ![]()
Das glaube ich eher nicht.
Das habe ich oben ja schon gesagt. Im übrigen habe ich mich in der Liste auf Komponisten des 19.Jahrhunderts beschränkt.
Streichen wir mal das "man" und ersetzen es durch "ich". Du kannst deine persönlichen Ansichten gern darlegen, aber dein Belehrungston überzeugt mich in diesem Fall wieder mal überhaupt nicht. ![]() Im übrigen mag es sein, dass Wagner ein bedeutender Musikdramaturg ist - ein herausragender Komponist ist er deswegen in meinen Augen noch lange nicht. Und nur für das bisschen Handlung (viel ist es ja wirklich nicht) 16 Stunden Oper direkt vor Ort anzutun - nein, das ist mir der Wagner nicht wert. Fernsehen kann ich jederzeit abschalten. Ich hatte oben ja schon betont, dass mir eher Sinfonik liegt. |
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07.10.2007, 10:36 | Leopold | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Es braucht dir nicht peinlich zu sein, dieselbe Musik zu mögen wie ich.
Du mußt dir schon gefallen lassen, daß andere Leute ihre Meinung kundtun, auch wenn sie dir nicht gefällt (hier ist "andere Leute" durch "ich" zu ersetzen). Und Ratschläge kann man annehmen oder nicht (hier ist "man" durch "du" zu ersetzen). Immerhin nehme ich zur Kenntnis, daß du dir 16 Stunden Wagner am Fernsehen angetan hast. So etwas tut ja keiner, der nicht ein wie auch immer geartetes Interesse an der Sache hat. Daß dabei der Funke nicht übergesprungen ist, ist wohl so. Woran es gelegen haben könnte, habe ich gesagt. Robert Schumann schrieb über den Tannhäuser an Mendelssohn-Bartholdy: "Da hat Wagner wieder eine Oper fertig - gewiß ein geistreicher Kerl voll toller Einfälle, und keck über die Maßen - aber er kann wahrhaftig nicht vier Takte schön, kaum gut hintereinander wegschreiben und denken ... Die Musik ist um kein Haar breit besser als Rienzi, eher matter, forcierter!" Kurze Zeit darauf revidierte Schumann sein Urteil in einem zweiten Brief an Mendelssohn: "... ich muß manches zurücknehmen, was ich Ihnen nach dem Lesen der Partitur darüber schrieb. Von der Bühne stellt sich alles ganz anders dar. Ich bin von vielem ganz ergriffen gewesen." aus dem dtv-Büchlein Alexander Witeschnik: Wer ist Wotan? Zur Entspannung ein kleiner Schüttelreim (der darin vorkommende Herr Mottl war ein Schüler Wagners und berühmter Wagner-Dirigent): Was gehst du bloß in Mottls Tristan und schaust dir dieses Trottels Mist an? Schaff lieber dir ein Drittel Most an, sauf dir mit diesem Mittel Trost an. Na, das ist doch eine schöne Alternative für alle Wagner-Geschädigten ... |
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07.10.2007, 10:47 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Schade, dass du keine PN empfängst - da werde ich dir wohl mal eine eMail schreiben müssen. |
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07.10.2007, 11:02 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
@Leopold Es ist uns nicht möglich, die Zeit, in der die Komponisten gelebt haben, nachzuempfinden, wir kennen nur die selektiven Erzählungen einiger Historiker - und nur einige von uns kennen die Musik dieser Zeit. Antisemitismus und auch Rassismus waren in Wagners Zeit durch ganz Europa weit verbreitet. Unsere heutige (friedliche und völkerverbindende) Sicht des menschlichen Zusammenlebens war für die meisten Menschen vor dem WWII unvorstellbar ... Ich will hier keinen Streit vom Zaun brechen, aber auch J.S. Bach, nach meinem Empfinden der größte Komponist aller Zeiten (der buchstäblich Musikgeschichte geschrieben hat), komponierte im Dienste einer menschenfeindlichen Macht, deren Diener Abermillionen unschuldige Menschen ermordet hatten, und er komponierte im Programm dieser Macht. Die damalige Zeit war so. Ich kann die Zeit nicht beurteilen, weil ich damals nicht gelebt habe, deswegen verurteile ich diese Komponisten auch nicht - ich betrachte die unermeßlichen Kulturgüter, die uns von Bach bis zu Wagner hinterlassen wurden. Und auch Smetana, dessen Name in Arthurs Liste die alphabetische Ordnung bricht, komponierte nationalistische Werke (Tabor, Blanik ...) - und es stört sich keiner dran, daß in seinen Werken Menschen als Nationalhelden hochgepriesen werden, die in unserem Land Morde, Vergewaltigungen und Plünderungen hinterlassen haben. Dennoch, auch ich höre mit Genuß Smetanas Musik und bewundere sein musikalisches Genie, denn er komponierte diese wunderschönen Werke taub! @ Arthur Dent Wagners Musik ist für mich etwas Besonderes. Es ist das Eintauchen in eine andere Welt. Und habe ich Tristan und Isolde zehnmal, zwanzigmal gehört, so entdecke ich in dieser Musik auch bei dem einundzwanzigsten Hören neue Dimensionen, als ob Wagner seine Musik "aufgewickelt" hätte, und ich entwinde mit jedem Hören eine neue, mir bisher unbekannte Dimension dieser Musik. Aber ich weiß, daß es so (vielleicht nur) mir geht, und daß ich dieses Empfinden keinem vermitteln kann. Diese Entdeckung kann nur jeder für sich machen. Und es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen lieblichen Vogelgesang handelt, oder ob es ein ohrenreißendes Froschgequake ist - jede Musik hat ihre Berechtigung, ihren Zauber und ihre Liebhaber. Wir, Menschen, haben die Musik nicht erfunden, wir können aber in der Musik vieles entdecken. Dann laßt uns das tun. ![]() |
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07.10.2007, 12:55 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Was ist Musik auf höchstem Niveau? - doch hoffentlich nicht technisch anspruchsvolle Musik!!!
Das ist in meinen Augen Quatsch - sorry. ![]() EDIT: Ich spiele nebst Klavier (autodidaktisch) und Geige noch seit 12 Jahren Schweizer Trommel. Das erlaubt mir irgendwie, viele Facetten auch von (unmelodiöser) Musik zu sehen und verstehen. Und da gibt es auch revolutionäre neue «Musik», selbst wenn diese teils schwierig zu verstehen ist, weil sie «nur» von Dynamik und Rhythmus lebt und keine eigentliche Melodie hat... Aber Neues gibt es immer... |
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07.10.2007, 13:16 | AD | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Ich hab diese Aussage so verstanden, dass von Wagner danach nichts Neues mehr kam ... Aber besser Bert äußert sich dazu, wie er es gemeint hat. ![]() |
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07.10.2007, 17:42 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Ja, ist wohl so zu verstehen, denn ansonsten gibt das wirklich null Sinn... ![]() EDIT: Ich bin noch ein Anhänger davon, die Musik als eigenes Objekt zu beurteilen und nicht die Ideologien des Komponisten in Betracht zu ziehen. Was kann den ein gutes Stück dafür, wenn es von einem Idioten komponiert wurde...? |
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07.10.2007, 18:03 | Leopold | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
![]() Ich habe Bert übrigens schon so verstanden wie Du anfänglich. Allerdings habe ich das nicht wortwörtlich genommen, sondern als eine ironisch-überschwengliche Aussage, um die Bedeutung Wagners im Musikleben hervorzuheben. Daß mit irgendjemandem die Musik anfinge oder aufhöre, wird auch Bert nicht behaupten wollen. Das wäre denn doch zu vermessen. |
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07.10.2007, 19:26 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Ich muss zugeben, dass ich in Sachen Musik ziemlich ernst bin und Ironie deswegen manchmal nur ungenügend wahrnehme... In diesem Sinn sorry an Bert. Das war ja eigentlich nicht wirklich zu missverstehen... ![]() |
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09.10.2007, 19:28 | WebFritzi | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Das widerspricht deinem 13:31-Post. ![]()
Ich sehe die Mehrdeutigkeit nicht. ![]() |
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09.10.2007, 20:29 | Tobias | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Lieber WebFritzi sieh es ein: Es sind nicht nur Operatoren die beschränkt sein können. Vielleicht ist aber auch deine Musik nicht intellektuell genug. Stell dir doch mal ein unermessliches Kulturgut in den Schrank! P.S.: Auch in meinem Beitrag darf nach ironischen Ambidingens gesucht werden. |
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10.10.2007, 02:46 | WebFritzi | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: suum cuique
Ne, jeder Mensch ist z.B. beschränkt. Man muss aber auch sehen, dass nicht jeder Operator beschränkt ist. ![]()
Jo, zum Beispiel Wagner. ![]() |
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12.10.2007, 15:55 | Bert | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
Was wollte ich damit sagen ...
Welche Musik würdest du als intellektuell bezeichnen? @alle Teilnehmer Sorry, daß ich geschwiegen habe, ich war verreist. Bemerkung: Ich bin kein Wagnerfan; ich höre auch einige seiner Werke sehr gern. Allerdings halte ich tatsächlich Wagners Ring und (besonders) Tristan und Isolde für revolutionäre Werke der Musikgeschichte; das mag euch subjektiv erscheinen, ich will es nicht zum Casus belli machen, aber es ist meine Sicht der Musikgeschichte vor dem Hintergrund meiner Kenntnisse dieser und anderer Musikwerke. Bei der Frage "was ist Musik" fiel mir ganz spontan eine alte griechische Definition und ihre mögliche Auslegung ein. Ich hätte wohl die Definition zuerst schreiben sollen, und dann eine ihrer möglichen Auslegungen; nun habe ich es so gemacht. Ich glaubte, mit meinem Beitrag "suum cuique" alle Mißverständnisse geklärt zu haben. Diese Definition (Musik ist die Geist und Gemüt bildende Betätigung.) kann jeder so auslegen, wie es ihm gefällt, ich habe sie (in meiner ironischen Art) so ausgelegt: Musik ist etwas, was Geist und Gemüt bildet. Sollte ein Geist/Gemüt durch etwas gebildet werden, muß er/es von dem "Etwas" erreicht werden. Wäre ein Geist/Gemüt nur von einer bestimmten Musik erreichbar (z.B. wegen political correctness nur von den zwei von mir zitierten Werken von Wagner), so würde Musik nur diese zwei Elemente enthalten. In dem schlimmsten Traum wäre mir nicht eingefallen, daß jemand den Beitrag Bert, 13:31 wirklich absolut nimmt, dabei habe ich mich mit dem verdammten Editor so sehr abgemüht, damit jeder sieht, daß es eine ironische Ambiguität ist, die zum Nachdenken bringen soll! Nur am Rande dachte ich dabei an Wagner, erinnern wollte ich vor allem andere Namen - Sergej Prokofjeff, Dmitrij Schostakowitsch, Swjatoslaw Richter ... Im tiefen Glauben an das Gute im Menschen betrachte ich Musik als etwas, was Menschen verbindet - Menschen musizieren gemeinsam, treffen sich im Opernhaus/Konzertsaal, um gemeinsam Musik zu spielen/hören; nahezu jedes (Liebes)Paar hat "sein Lied"; wo gesungen wird, dort laß dich nieder ... Und dennoch ist Musik ein Gegenstand (ewig) leidenschaftlicher Streite, der (nicht nur) Generationen trennt). Das finde ich einerseits traurig, andererseits auch (stammesgeschichtlich) interessant. |
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12.10.2007, 20:09 | Frooke | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Was wollte ich damit sagen ...
Da spricht mir einer aus der Seele! Und Du hast recht, so positiv die Musik sein kann, so niederschmetternd ist sie ein andermal... Und gemeinsam Musizieren ist für mich etwas vom Grössten... Und auf die Definition «intellektueller Musik» bin ich auch gespannt... |
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12.10.2007, 22:29 | WebFritzi | Auf diesen Beitrag antworten » | ||||||||
RE: Was wollte ich damit sagen ...
Schön. ![]() ![]() |
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