holomorph <=> analytisch

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o.B.d.A. Auf diesen Beitrag antworten »
holomorph <=> analytisch
Hallo zusammen!

Ich beschäftige mich gerade mit Funktionentheorie. Neben dem Skript habe ich auch bei Wikipedia gelesen und bin dabei auf die Aussage "Funktion holomorph analytisch" gestoßen. In dem mir vorliegenden Skript ist diese Aussage aber an die Voraussetzung geknüpft.
Sehe ich es richtig, dass man in der Funktionentheorie unter versteht, dass die Funktion reell stetig (partiell) differenzierbar ist?
Ich weiß bereits, dass aus Holomorphie bereits die oben genannte Voraussetzung folgt. Aber folgt diese auch aus der Analytizität? Dann wäre ja die allgemeine Aussage aus Wikipedia verständlich.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass im Skript der Riemannsche Hebbarkeitssatz wie folgt lautet:
Sei holomorph und beschränkt. Dann existiert eine analytische Forsetzung von .

Im Netz bin ich aber auf den Satz mit Holomorphie anstatt Analytizität gestoßen. Wenn die allgemeine Aussage aus Wikipedia korrekt ist, könnte ich ja im Satz "analytisch" durch "holomorph" ersetzen und hätte die im Netz gefundene Aussage.

Würde mich freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte!

Viele Grüße
therisen Auf diesen Beitrag antworten »
RE: holomorph <=> analytisch
Zitat:
Original von o.B.d.A.
Sehe ich es richtig, dass man in der Funktionentheorie unter versteht, dass die Funktion reell stetig (partiell) differenzierbar ist?


Ist wohl eine Definitionsfrage. Holomorphie impliziert aber, dass die Funktion reell stetig differenzierbar ist.

Jedenfalls ist komplexe Differenzierbarkeit echt stärker als reelle Differenzierbarkeit (vgl. Cauchy-Riemannsche-DGLen). Es gibt auch Funktionen, die nirgends holomorph sind, aber in gewissen (überabzählbar vielen) Punkten komplex-differenzierbar sind. Tatsächlich sind Holomorphie und Analytizität auf offenen Mengen äquivalent.
system-agent Auf diesen Beitrag antworten »

Noch als kleine Ergänzung:

Komplexe Differenzierbarkeit ist etwas ausserordentlich lokales, nämlich wie therisen andeutete:
Es kann passieren dass eine Funktion nur an einzelnen Punkten komplex dfb ist (zb. Konjugation nur an einzelnen Achsen).

Holomorphie ist, salopp gesagt, komplexe Differenzierbarkeit an einem Punkt und noch ein bischen drum herum [exakter: holomorph im Punkt wenn es in komplex Differenzierbar ist und zusätzlich noch eine Umgebung von gibt so, dass die Funktion in allen Punkten dieser Umgebung auch noch komplex dfb ist]

Speziell den Begriff "analytisch" kenne ich folgend:
Eine Funktion ist analytisch wenn sie in eine Taylorreihe entwickelbar ist (und die Reihe natürlich auch gegen die Funktion konvergiert).
Daher auch die Sache mit der offenen Menge die therisen angesprochen hat:
Jede holomorphe Funktion ist (in einem gewissen Radius) in eine Taylorreihe entwickelbar und damit sind die Begriffe "Holomorphie" und "Analytizität" gleichwertig.
o.B.d.A. Auf diesen Beitrag antworten »

Erst einmal danke für eure Antworten!

Sorry, dass ich nicht die Def. von "analytisch" nochmal angegeben habe. Mir sind nämlich auch zwei verschiedene Def. bekannt:
1. Die von system-agent genannte
Zitat:
Eine Funktion ist analytisch wenn sie in eine Taylorreihe entwickelbar ist (und die Reihe natürlich auch gegen die Funktion konvergiert).

2. Die mir aus dem Skript vorliegende:
heißt analytisch, falls es für alle ein und Zahlen gibt, so dass für alle .

Nach 2. bedeutet analytisch also, dass um jeses lokal als Potenzreihe darstellbar ist.

Aber diese Potenzreihe muss doch nicht der Taylorreihe entsprechen, oder?
Ist vielleicht deshalb die Voraussetzung des folgendes Satzen bei oben genannter Def. nötig?:

Für eine Funktion ist holomorph genau dann, wenn analytisch ist.

Nur nebenbei zum Verständnis:
Wenn reell stetig differenzierbar ist, bedeutet das doch, dass ich als auffasse und die Einträge der Jacobi-Matrix (also die partiellen Ableitungen) stetig sein müssen, oder?
Mathespezialschüler Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von o.B.d.A.
Aber diese Potenzreihe muss doch nicht der Taylorreihe entsprechen, oder?

Doch, natürlich. Ist in einer Umgebung eines Punktes durch eine Potenzreihe (mit diesem Punkt als Entwicklungspunkt) darstellbar, dann ist die Taylorreihe von mit ebendiesem Entwicklungspunkt gerade diese Potenzreihe.

Zitat:
Original von o.B.d.A.
Nur nebenbei zum Verständnis:
Wenn reell stetig differenzierbar ist, bedeutet das doch, dass ich als auffasse und die Einträge der Jacobi-Matrix (also die partiellen Ableitungen) stetig sein müssen, oder?

Ja.
o.B.d.A. Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Mathespezialschüler
Ist in einer Umgebung eines Punktes durch eine Potenzreihe (mit diesem Punkt als Entwicklungspunkt) darstellbar, dann ist die Taylorreihe von mit ebendiesem Entwicklungspunkt gerade diese Potenzreihe.


Das klingt eigentlich einleuchtend, da ja die Taylorreihe eine Potenzreihe ist. Allerdings ist durch die Darstellbarkeit in eine Potenzreihe nicht garantiert, dass die Taylorreihe existiert, oder?

Dass aus Holomorphie Analytizität folgt ist mir klar. Aber kann mir nochmal jemand erklären, warum die Rückrichtung gilt? Warum folgt aus der Darstellbarkeit als Potenz- oder Taylorreihe die Holomorphie?

Und wieso folgt aus der Analytizität einer Funktion , dass ?

Sorry, dass ich so darauf herumreite smile
 
 
system-agent Auf diesen Beitrag antworten »

Ihr hattet sicherlich einen Satz der sagt, dass

innerhalb des Konvergenzkreises eine holomorphe Funktion definiert (dass die nach eurer Definition analytisch ist ist klar).

Nehmen wir mal deine Definition der Analytizität, es gibt also Zahlen so, dass

mit der Entwicklungspunkt.
Nun nehmen wir auch an, dass in eine Taylorreihe entwickelbar ist (um ), das heisst


Innerhalb eines gemeinsamen Radius um sollen beide Reihen konvergieren, das heisst innerhalb hat man

für jedes "innere" . Was muss dann für die Folge der Zahlen gelten?


Damit sind Holomorphie und Analytizität das gleiche.
Mathespezialschüler Auf diesen Beitrag antworten »

Jede auf einer offenen Menge konvergente Potenzreihe ist dort unendlich oft differenzierbar und kann gliedweise differenziert werden (das sollte bekannt sein - es folgt z.B. aus der Tatsache, dass die gliedweise differenzierte Reihe einer Potenzreihe auf jeder kompakten Teilmenge des Konvergenzbereiches gleichmäßig konvergiert). Berechnet man nun für



die -te Ableitung durch gliedweise Differentiation, so bekommt man speziell

.

Daraus ergibt sich, dass die Summenfunktion der Potenzreihe in eine Taylorreihe entwickelt werden kann und dass die Taylorreihe nichts anderes als die ursprüngliche Potenzreihe selbst ist.
o.B.d.A. Auf diesen Beitrag antworten »

Ich habs verstanden! smile

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten!
koeffizient Auf diesen Beitrag antworten »
C-unendlich und C analytisch
Hallo!

Ich habe eine Frage die thematisch dazupasst, und sich auf den Unterschied von C-unendlich und C analytisch bezeiht.

f C-unendlich bedeutet, dass f unendlich oft differenzierbar ist, jedoch nicht notwendigerweise, dass f in eine Potenzreihe entwickelt werden kann.

Ist f analytisch (holomorph) dann kann f in eine Potenzreihe entwickelt werden.

Sind diese beiden Aussagen richtig?

Vielen Dank für eure Hilfe!
koeffizient Auf diesen Beitrag antworten »
C-unendlich C-analytisch
Ich hab noch eine Ergänzung zu meiner Frage

Ist f:R-->R C-unendlich Funtkion dann bedeutet, dass nicht notwendigerweise, dass f in eine Potenzreihe entwickelt werden kann.
z.B f(x)=e^x^-2 für x 0 f(x)=0

Ist f:R-->R auf ganz R C-unendlich Funktion und f kann in eine Potenzreihe entwickelt werden, dann bedeutet dass nicht notwendigerweise dass f auf ganz R analytisch ist.
z.B f(x)=1/(1+x^2) kann in eine Potenzreihe mit Radius R=1 entwickelt werden

Ist f: --> holomorph dann auch analytisch (wie oben beschrieben)

Ich denke das stimmt jetzt so?
Mathespezialschüler Auf diesen Beitrag antworten »

Die erste und dritte Aussage sind richtig. Bei der zweiten würd ich gern wissen, was bei dir "analytisch" bedeutet, bevor ich was dazu sage. Deine Formulierung ist aber auch so ziemlich uneindeutig.
koeffizient Auf diesen Beitrag antworten »

f ist analytisch auf ganz R wenn f in eine Potenzreihe mit Konvergenzradius ganz R entwickelt werden kann.
Das scheint falsch zu sein.

Bedeutet f ist analytisch lediglich, dass f in eine Potenzreihe entwickelt werden kann, sagt aber nichts über den Konvergenzradius aus?

Also ist f(x)/1+x^2 auf ganz R reell-analytisch, weil auf ganz R differenzierbar?
Mathespezialschüler Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von koeffizient
f ist analytisch auf ganz R wenn f in eine Potenzreihe mit Konvergenzradius ganz R entwickelt werden kann.

Was ist denn ein Konvergenzradius ganz R? Meinst du damit Konvergenzradius , d.h. dass sie auf ganz konvergiert?

Ich kenne tatsächlich eine andere Definition, nämlich dass es um jeden Punkt eine Umgebung gibt, in der in eine Potenzreihe entwickelbar ist.

Falsch können Definitionen nicht sein. Es geht also einfach darum, welche Definition ihr hattet.
koeffizient Auf diesen Beitrag antworten »

Ja ich habe Konvergenzradius unendlich gemeint.

Das Problem ist, dass wir den Begriff in der Vorlesung Funtkionentheorie nicht definiert haben.

Wir haben lediglich das Beispiel (1/(1+x^2) erwähnt.
Diese Funktion ist auf ganz reell-analytisch besitzt aber nur einen Konvergenzradius R=1.
Erst im Komplexen erkennt man anhand der Singularitäten warum der Konvergenzradius lediglich eins ist.

Wenn ich deine Definition anwende heißt dass, das ich diese Funktion um jedem Punkt in eine Potenzreihe entwickeln kann.

Mit dem Konvergenzradius hat der Analytizitätsbereich also a priori nichts zu tun.

Wenn das so stimmt, hab ichs verstanden!

Vielen Dank Freude
Mathespezialschüler Auf diesen Beitrag antworten »

Ja, genau.
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