Mathematikstudium

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Black Auf diesen Beitrag antworten »
Mathematikstudium
Ich werde wohl nun im Herbst - nach langem Zögern - ein Studium der Mathematik bzw. der Wirtschaftsmathematik beginnen.
So ganz überzeugt bin ich jedoch noch nicht von meiner Wahl.

Was mich abschreckt ist zum einen die hohe Abbrecherquote. Einerseits heißt es, dass man keine 15 Punkte in Mathe haben muss, um das Studium bestehen zu können, andererseits jedoch hab ich schon von vielen gehört, die in der Schule regelrechte Matheüberflieger waren, und im Studium kläglich gescheitert sind.

Ein weiterer Punkt ist, dass ich nicht wirklich weiß, was mich erwartet. Ich hab mir jetzt mal ein Buch zu Analysis 1 (den Foster) zugelegt. Dort schreckte mich sofort die mir unbekannte Darstellungsweiße ab.
Ich kann die dort aufgeführten Sätze und Beweise zwar nachvollziehen, aber dass ich da von selbst drauf kommen könnte, halte ich für ausgeschlossen.
Das Ganze hat auf den ersten Blick einfach nichts mit der Schulmathematik gemein.

Sehr gute Noten in der Schule scheinen also noch lange nicht zu bedeuten, dass man dem Studium gewachsen ist.

Aber kann man davon ausgehen, dass wenn einem die Schulmathematik Spaß gemacht hat, auch die Hochschulmathematik Spaß macht? Oder sind das einfach zwei vollkommen verschiedene paar Schuhe?
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bin zwar (noch) kein Mathestudent, aber habe mich ja durchaus schon viel damit beschäftigt.

Es kommt stark darauf an, was dir an Mathe in der Schule Spaß gemacht hat. Für ein Mathematikstudium ist logisches Denken, Abstraktion und der Ehrgeiz, Aufgaben lösen zu wollen, sehr wichtig.
Übermäßig gutes Kopfrechnen dagegen ist sicherlich nicht schädlich, aber nicht von Nöten.

air
Bjoern1982 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Aber kann man davon ausgehen, dass wenn einem die Schulmathematik Spaß gemacht hat, auch die Hochschulmathematik Spaß macht? Oder sind das einfach zwei vollkommen verschiedene paar Schuhe?


Definitiv 2 Paar Schuhe.
Wenn man es etwas überspitzt sagt könnte man sogar meinen, dass es genau andersrum ist: Wem Schulmathe zu anwendungsbezogen war könnte in der Hochschulmathematik seine Muse finden smile
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

War in der Schulmathe immer ganz gut. 1er oder 2er. Mich hat dann aber mein LK Lehrer (zumindest in Klausuren und Abfragen) fast zum kursschlechtesten runtergestaucht, weil meine Lösungen "zu unpraktisch" oder "nicht nach dem Weg, den wir gerade gelernt haben" gingen.

Im Studium jetzt läufts hingegen super. Da ist Abstrahieren, Querdenken und einen Schritt weiterdenken sehr gefragt. Gerade in der Analysis, die sicher Hauptgrund für die Abbrecher ist (bei uns haben Ana I nur 20% bestanden).

Es sind also definitiv zwei paar Schuhe.

Spaß ist aber das wichtigste. Macht es dir nur Spaß bei einer langen Rechnung das richtige Egebnis zu haben, oder hast du des öfteren mal das Bedürfnis eine Aussage zu übertragen, zu verallgemeinern?
Neigst du dazu, wenn nicht alles glatt läuft oder du garkeine Lösung siehst, zu kapitulieren und frustriert zu sein oder bist du bereit länger an einem Problem zu kauen und ggf. auch mal durch das "auf die Schnauze fallen" zu lernen?

Mach dir mal wegen den Beweisen, die du jetzt noch nicht naheliegend findest keine zu großen Gedanken. Es sind die Methoden, die dir noch erklärt werden, und schließlich auch die Erfahrung, die dich Beweise finden lassen.
Black Auf diesen Beitrag antworten »

Ich hab kein Problem damit, mich auch längere Zeit mit Aufgaben auseinander zusetzen. Ich habe auch schon öfters am Bundeswettbewerb Mathematik mitgemacht, wo ich mich zum Teil auch mehrere Tage mit Aufgaben beschäftigt habe - die Befriedigung, wenn man so eine Aufgabe eindlich gelöst hat, wiegt die ganze Mühe bei weitem auf. Problematisch könnte es nur werden, wenn die Erfolgserlebnisse ausbleiben, wenn man rechnet und rechnet und einfach nicht zum Ergebnis kommt.

Was mir außerdem Sorgen bereitet, ist der Einstieg. In Baden-Württemberg gibt es keine Leistungskurse mehr, ich hatte die letzten Jahre nur 4 Stunden Mathe in der Woche.
Vor allem im Bereich Stochastik habe ich absolut 0 Vorkenntnisse, wären da Vorbereitungskurse sinnvoll, oder wird der Stoff wirklich von Grund auf hochgezogen?
Der Sorge habe ich nun in soweit Tribut gezollt, indem ich mich wohl nicht auf einer Uni, sondern auf einer FH einschreiben werden - dort soll der Einstieg angeblich einfacher sein.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Black
Vor allem im Bereich Stochastik habe ich absolut 0 Vorkenntnisse, wären da Vorbereitungskurse sinnvoll, oder wird der Stoff wirklich von Grund auf hochgezogen?
Der Sorge habe ich nun in soweit Tribut gezollt, indem ich mich wohl nicht auf einer Uni, sondern auf einer FH einschreiben werden - dort soll der Einstieg angeblich einfacher sein.

Es wird tatsächlich bei Null angefangen. Die Entscheidung mit der FH könnte dir aber mal zum Verhängnis werden, nämlich dann, wenn du nach dem Studium einen akademischen Weg gehen möchtest.
 
 
Black Auf diesen Beitrag antworten »

In wie fern zum Verhängnis werden? Ich mach doch dort einen ganz normalen Bachelor, und kann dann bei Bedarf auch an einer Uni meinen Master usw. machen, oder etwa nicht?
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Eben dieser Wechsel brach schon so manchem das Genick, denn wie du schon sagtest sind die Lehrmethoden (und Inhalte) qualitativ (und quantitativ) sehr unterschiedlich.
Black Auf diesen Beitrag antworten »

Aber die Lehrinhalte werden sich doch auch so von Hochschule zu Hochschule unterscheiden, oder lässt sich da schon ganz pauschal sagen, dass man an der FH nicht soviel mitbekommt?
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

An dieser Stelle wäre es mal interessant, jemanden zu hören, der wirklich weiß, wie Mathematik an der FH ist. Davon habe ich auch keine Ahnung, aber es würde mich auch sehr interessieren.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »

Ich habe bisher von nur einen Diplomer (FH) gehört, dass er an einer Uni zum Promotionsstudium (Mathematik) zugelassen wurde. Und der hat ganz schön gestöhnt, vor allem über die mangelhafte FH-Ausbildung in den Spezialvorlesungen (Vertiefungen).

Trotzdem würden mich auch andere Berichte von FHlern freuen.
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Was für die Uni mangelhaft ist, muss es für die FH nicht sein. Mir geht es mehr um den Stoff, der in einem Mathestudium an der FH gelehrt wird.
Black Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von WebFritzi
Was für die Uni mangelhaft ist, muss es für die FH nicht sein. Mir geht es mehr um den Stoff, der in einem Mathestudium an der FH gelehrt wird.


Könntest du das evtl. etwas ausführen? Hast du selbst die Erfahrung gemacht, oder kennst du jemanden auf den das zutrifft?
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Nein. Würde ich sonst fragen? verwirrt
addor Auf diesen Beitrag antworten »
Mathe an FH
Ich gebe an verschiedenen FH Mathematikkurse, vor allem Analysis, elementare Zahlentheorie und diekrete Math.

Analysis ist im Niveau, was ich seinerzeit im Gymnasium hatte, also Mittelschulstoff. Kein saubere Grundlegung nach Cauchy und Weierstrass. Das Studium ist sehr gerafft, die Studenten bekommen einfach nicht so viel mit, wie wir in der Mittelschule. Wofür wir z.B. zwei Jahre mit 4-6 Wochenstunden hatten, muss ich jetzt in einem Semester mit 2-4 Wochenstunden hinein quetschen. Dafür gibt es an der FH manchmal ein Zusatzsemester mit einfachen Diffgleichungen.

Die Vorlesung, die sich "diskreten Mathematik" nennt, enthält die Themen
-Mengen
-Relationen
-Logik
-Lineare Algebra
-Graphen
Mengen und Relationen sind auf einem absolut einführenden Niveau. Logik enthält neben Aussagenlogik ein wenig Prädikatenlogik, allerdings sehr hemdsärmlig. Graphen betont vor allem Spannende Bäume und ein paar Algorithmen, wie z.B. Euler, Dijkstra und Kruskal. Linalg führt Matrizen ein und löst Gleichungssysteme mit dem Gaussalgorithmus.

Zahlentheorie soviel, um eine RSA-Verschlüsselung zu machen, speziell Chinesischer Restklassensatz, verallgemeinerter Euklidischer Algorithmus und Satz von Euler.

Es hängt alles ziemlich von der FH und der Studienrichtung ab. Wirtschaftinformatik betont Anwendungsbeispiele aus der Wirtschaftsmathematik: Nachfrage-, Kosten- und Gewinnfunktionen, Elastizitäten, Konsumenten- und Produzentenrente, Input-Output-Analyse und Gozinto-Graph nach Leontieff. Ich habe von mir aus noch ein bisschen Spieltheorie rein gebracht.

Alles in allem: Die wissenschaftliche Methode der Universität kommt an einer FH nicht zum Tragen. Sie war das Wesentlichste, was ich in meinem Mathestudium gelernt hatte. Eigentliche Mathe bringt man sich selber bei, aber die mathematische Denkweise muss man sich an der Uni reinziehen, das kriegt man an einer FH nicht vermittelt.
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Danke für diese Übersicht, addor. Hat man denn mit einem abgeschlossenen FH-Mathestudium gute Jobaussichten? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, denn die Firmen werden wohl lieber einen Uni-Mathematiker nehmen, oder? Das denke ich, weil die in der Wirtschaft ja gerade die Denkweise von Mathematikern so schätzen. Und wenn man das an der FH nicht beigebracht bekommt... Aber vielleicht wissen die das ja auch gar nicht.
Black Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathe an FH
Zitat:
Original von addor
Alles in allem: Die wissenschaftliche Methode der Universität kommt an einer FH nicht zum Tragen. Sie war das Wesentlichste, was ich in meinem Mathestudium gelernt hatte. Eigentliche Mathe bringt man sich selber bei, aber die mathematische Denkweise muss man sich an der Uni reinziehen, das kriegt man an einer FH nicht vermittelt.


Falls ich nun den Bachelor an der FH machen sollte, habe ich dann noch eine realistische Chance, den Master an einer Uni zu schaffen?
Und weshalb besteht ein so krasser inhaltlicher Unterschied zwischen Mathematik an Uni und FH? Grundsätzlich sollte doch jeder mit einem Bachelorabschluss zumindest grob das selbe Wissen haben?
Ist das Tempo an der FH einfach langsamer, hat man weniger Unterricht, sind die Lehrmethoden andere, oder worin liegt denn genau das Manko?
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathe an FH
Zitat:
Original von Black
Zitat:
Original von addor
Alles in allem: Die wissenschaftliche Methode der Universität kommt an einer FH nicht zum Tragen. Sie war das Wesentlichste, was ich in meinem Mathestudium gelernt hatte. Eigentliche Mathe bringt man sich selber bei, aber die mathematische Denkweise muss man sich an der Uni reinziehen, das kriegt man an einer FH nicht vermittelt.


Falls ich nun den Bachelor an der FH machen sollte, habe ich dann noch eine realistische Chance, den Master an einer Uni zu schaffen?


Nach addors Beitrag würde ich sagen: Nein, außer mit ganz viel Fleiß. Ich frag mich aber auch, wozu. Wenn man eh nach dem Bachelor den Master an einer Uni machen will, warum geht man da nicht gleich an die Uni? verwirrt
Black Auf diesen Beitrag antworten »

Nunja, meine Wunschhochschule (RheinAhr Campus Remagen) ist eben eine FH. Diese hat, nachdem was ich bisher gehört habe, einen guten Ruf.
Dazu kommt, dass es eine kleine Hochschule ist - mir widerstrebt es, mich mit anderen 300-400 Studenten um einen Stehplatz prügeln zu müssen (wie das bspw. an der Uni Karlsruhe der Fall sein soll).
chrizke Auf diesen Beitrag antworten »

In Mathe wirst du dich wohl nicht um einen Stehplatz prügeln müssen.

Das mag für Wirtschaftsvorlesungen gelten, abern in Mathe werden nicht soooo viele sein, dass du noch nicht mals nen Sitzplatz bekommst. Und sollte das doch mal der Fall sein gibts zwei Möglichkeiten:

1) Früher hingehen

2) Zwei wochen warten.
42 Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo,
Zitat:
Und weshalb besteht ein so krasser inhaltlicher Unterschied zwischen Mathematik an Uni und FH? Grundsätzlich sollte doch jeder mit einem Bachelorabschluss zumindest grob das selbe Wissen haben?

Naja wenn FH und Uni das selbe vermitteln würden, dann könnte man sich zurecht die Frage stellen, warum man überhaupt noch zwischen Uni und FH unterscheidet? Dann könnte man doch die Klassifizierung in Uni und FH abschaffen.

Man möchte aber eine gewisse Vielfalt im Bildungssystem haben und daraus ergeben sich auch entsprechende Unterschiede im Lehrplan.

Die Uni ist eher darauf bedacht, theoretisches Wissen zu vermitteln, für eine mögliche weitere, wissenschaftliche Laufbahn.
Die FH möchte Praxis vermitteln, d.h., es wird Wissen vermitteln, welches direkt so im Beruf angewendet werden kann.

Das Problem an Mathematik ist nun, dass richtige Mathematik ausschließlich theoretisch ist und man dort nur recht schwer Praxiswissen vermitteln kann.
Die Mathematik die man später in der Wirtschaft benötigt ist meistens vergleichsweise trivial zur Mathematik an der Uni, bzw. die meisten Mathematiker in der Wirtschaft benötigen nie wieder ihr Mathe Know-How, sondern nur die Denkweisen.

Da Fachhochschulen praxisorientiert lehren, wird eben meist nur 'triviale' Mathematik den Studenten vermittelt. Eher nach dem Schulprinzip, wie berechne ich das lokale Maximum einer Funkion ohne aber zuerst die mathematischen Grundlagen für soetwas zu vermitteln.




Und Mathematik-Vorlesungen sind echt angenehm leer im vergleich zu Wirtschatfsvorlesungen.
Die ersten Vorlesungen, die auch Physiker, Informatiker, Lehrer, hören müssen sind noch relativ voll, aber nach wenigen Wochen sind bereits wieder viele abgesprungen.
Und im höheren Semester, wenn nur noch Mathematiker da sind, sitzen in manchen Vorlesungen teilweise nur noch 20 Studenten, wenn es hoch kommt.

Das man sich um Sitzplätze schlagen muss, habe ich noch von keinem Mathe-Studenten gehört.
Evt. bei der ersten Vorlesung im ersten Semester, wenn noch alle kommen, danach hat man aber nie ein Problem einen Sitzplatz zu erhalten.


Deswegen würde ich dir empfehlen an eine Uni zu gehen.
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