Diplomarbeit - Themenwahl und offene Fragen

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Fletcher Auf diesen Beitrag antworten »
Diplomarbeit - Themenwahl und offene Fragen
Guten Abend,

ich bin mittlerweile im 7. Semester angekommen und mache mir langsam ernsthafte Gedanken zu der anstehenden Diplomarbeit. Mir fehlt im 8. Semester noch ein Hauptseminar und deshalb möchte ich mich schon jetzt in den Ferien anfangen mit einem mögichen Thema auseinanderzusetzen. Allerdings bin ich mir noch ziemlich unschlüssig in welche Richtung die Reise gehen soll. Zur Auswahl stehen bei mir Optimierung oder Wahrscheinlichkeitstheorie. Bei beiden Fächern sehe ich Vor - und Nachteile.

Mich würde mal interessieren, nach welchen Gesichtspunkten ihr diese Entscheidungen getroffen habt?

Auf was kommt es eigentlich an bei einer DA? Bei mir an der Uni hört man die verschiedensten Dinge. Es gibt Professoren, die möchten den Diplomanden wöchentlich bzw. 14-tägig zu Gesicht bekommen. Andere Professoren lassen dem Diplomanden komplett die freie Hand und sind sogar der Meinung "umso mehr Hilfestellung gegeben wird desto schlechter wird die Note". Deshalb möchte ich gerne wissen, wie das denn genau abläuft? Was hat man vorallem als Diplomand konkret zu leisten?

Offiziell sollte eine DA ja nur 6 Monate dauern, allerdings stelle ich fest, dass kaum jemand in diesem Zeitraum fertig wird. Ich kenne welche die schreiben schon seit 15 Monaten, andere wiederum haben es in 8 oder 9 Monaten gepackt. Von was würdet ihr die Dauer abhängig machen?

Vielen Dank für die Eindrücke.

MfG
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Leider kann man dir auf keine Frage eine Antwort geben, denn es kommt einfach bezüglich jeder Frage drauf an. Auf den Prof, das Thema und auf dich. Übrigens auch auf dein Glück. Augenzwinkern
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Diplomarbeit - Themenwahl und offene Fragen
Auch wenn WebFritzi prinzipiell Recht hat, hier ein Versuch, eine Antwort auf deine Fragen zu geben:

Zitat:
Original von Fletcher
Mich würde mal interessieren, nach welchen Gesichtspunkten ihr diese Entscheidungen getroffen habt?


Wichtig war mir, i) daß mich das Thema interessiert, ii) daß der Prof ok ist, iii) das die Arbeitsgruppe ok ist (etwa in der Reihenfolge). Vom Thema hängt ab, wie gut man sich motivieren kann, wenn es auch mal nicht so gut läuft (und das wird es sehr wahrscheinlich auch mal tun), vom Prof hängt eigentlich alles ab und von der Arbeitsgruppe hängt ab, wie gut man unterstützt wird, wenn es auch mal nicht so gut...du weißt schon (s.o.). D.h. man sollte nicht von vornherein davon ausgehen, daß alles prima ist, und danach auch ein bißchen die Entscheidung bedenken (ok, man sollte andererseits auch nicht gleich alles schwarzmalen). Wirklich wichtig ist es, ein Thema zu finden, das man sich zu einem gewissen Grad zu eigen machen kann...nicht zu anspruchslos, daß es langweilig wird, nicht zu anspruchsvoll, daß man es nicht schaffen kann (da hilft dir aber üblicherweise dein Prof weiter, wenn es konkret wird, der kann das meistens besser einschätzen).

Zitat:
Original von Fletcher
Auf was kommt es eigentlich an bei einer DA? Bei mir an der Uni hört man die verschiedensten Dinge. Es gibt Professoren, die möchten den Diplomanden wöchentlich bzw. 14-tägig zu Gesicht bekommen. Andere Professoren lassen dem Diplomanden komplett die freie Hand und sind sogar der Meinung "umso mehr Hilfestellung gegeben wird desto schlechter wird die Note".


Die Formalitäten stehen in der unieigenen Prüfungsordnung. Bevor man jeden Unsinn glaubt, einfach mal nachlesen.

Was der Prof will, das erfährt man früh genug, bzw. auch da, einfach direkt fragen. Es wird einem nicht als Nachteil ausgelegt, wenn man sich informiert, zumal man sich ja eine gewisse Zeit gegenseitig bindet (deshalb sollte der Prof normalerweise genauso viele Fragen an dich haben) bzw. die spätere Richtung festgelegt wird (glaubt man oft nicht, ist aber, schon aus Bequemlichkeit, meist so).

Zitat:
Original von Fletcher
Deshalb möchte ich gerne wissen, wie das denn genau abläuft?


Auch hier...offizielle Quellen helfen weiter...z.B. das Prüfungsamt. Ältere Semester sind manchmal auch hilfreich. Vor allem natürlich aus der Gruppe des zukünftigen Profs. Vielleicht kennt man ja schon jemanden aus der Gruppe, von einem Seminar, einer Übung, einer Party smile . Der grobe Ablauf ist denke ich so...man spricht mit dem Prof (oder mehreren) über mögliche Themen, tastet schon mal ab, ob sie einen evtl. nehmen würden...entscheidet sich dann...kriegt die weiteren Informationen vom Prof oder der Gruppe...meldet sich offiziell an. In meinem Umkreis konnte man z.T. auch vorher schon mal durch freiwillige zwei- bis vierwöchige Praktika reinschnuppern.

Zitat:
Original von Fletcher
Was hat man vorallem als Diplomand konkret zu leisten?


Man soll einen eigenständigen Beitrag zur Forschung leisten. Nicht völlig von Grund auf (das Thema ist in den Grundzügen meistens schon von anderen bearbeitet worden), nicht völlig erschöpfend (eher ein kleiner, abgeschlossener Teilaspekt), nicht völlig allein (der Prof und die Gruppe helfen normal) aber doch in einem gewissen Grad eigenständig und originell. Im besten Fall eignen sich die Ergebnisse einer Diplomarbeit z.B. gut für einen Zeitschriftenartikel. Ansonsten sollte man eine gewisse Begeisterung für das Thema erkennen lassen (also nicht immer spät und schlecht gelaunt zur Arbeit kommen, weil es keinen Spaß macht), ruhig mit einem Schuß naiven Idealismus, daß man derjenige ist, der die meiste Literatur dazu findet und die besten Resultate erzeugt und überhaupt am Ende DEN Standard für die kommenden Jahrzehnte setzt.

Zitat:
Original von Fletcher
Offiziell sollte eine DA ja nur 6 Monate dauern, allerdings stelle ich fest, dass kaum jemand in diesem Zeitraum fertig wird. Ich kenne welche die schreiben schon seit 15 Monaten, andere wiederum haben es in 8 oder 9 Monaten gepackt. Von was würdet ihr die Dauer abhängig machen?


Die Dauer einer Diplomarbeit ist normalerweise keine freie Entscheidung, sondern wird eindeutig durch die Prüfungsordnung festgelegt. In meinem Fall waren das 6 Monate mit optional maximal einer Verlängerung um 3 Monate. Wie jemand 15 Monate damit beschäftigt sein kann, verstehe ich nicht. Das sollte auch nicht so sein, denn die Diplomarbeit soll eine prinzipielle Eignung zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten feststellen, aber auch nicht mehr (vor allem ist man nicht der Sklave seines Chefs, was die Zeit betrifft (das ist man erst mit dem Doktor Augenzwinkern )).

Die Dauer ist natürlich abhängig davon, wie es läuft. Ob man schnell ausreichend gute Ergebnisse bekommt, oder nicht. Das kann man kaum planen (wenn man es planen kann, dann ist das Thema schon ausgelutscht und intellektuell nicht besonders herausfordernd).

Man soll ruhig erst mal auf 6 Monate planen...ruhig auch dem Chef in der Hinsicht etwas Druck machen. Nur wenn man wirklich nicht fertig wird, weil es schlecht lief, ist eine Verlängerung gerechtfertigt. In 9 Monaten sollte aber alles erledigt sein. Sollte man merken, daß das Thema sich nicht optimal entwickelt, sollte man vorher schon die Reißleine ziehen und sich evtl. ein neues Thema geben lassen. Spätestens nach 6 Monaten sollte man kritische Bilanz ziehen, wenn man bis dahin nicht schon fertig ist. Zeit lassen kann man sich bei der Doktorarbeit, wenn man das anstrebt.

Gruß
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Diplomarbeit - Themenwahl und offene Fragen
Zitat:
Original von Iridium
ruhig mit einem Schuß naiven Idealismus, daß man derjenige ist, der die meiste Literatur dazu findet und die besten Resultate erzeugt und überhaupt am Ende DEN Standard für die kommenden Jahrzehnte setzt.


Ich hoffe, hier übertreibst du. Solche Leute kann ich schonmal gar nicht leiden. Vor allem die nicht, bei denen das nicht einmal stimmt. Ein guter Mathematiker ist im allgmeinen bescheiden.


Ich kann noch etwas zur Planung sagen. Die meisten, die ich so kenne (mich eingeschlossen), haben erstmal angefangen und haben die DA erst dann angemeldet, wenn sie das Ende absehen können, z.B. wenn es ans Aufschreiben ging, was auch seine Zeit kostet (denn auch das Verfassen der DA gehört zur wissenschaftlichen Arbeit). Wenn ich mich recht entsinne, konnte man so 3 Monate später abgeben.
Fletcher Auf diesen Beitrag antworten »

@Iridium
Danke für die ausführliche Antwort, dass einem das Thema interssieren sollte ist selbstverständlich. Momentan habe ich zwar schon etliche Hauptdiplom-Veranstaltungen besucht, aber man ist dennoch relativ weit vom eigentlichen Arbeitsgebiet der Professoren entfernt. Deshalb weiß man manchmal gar nicht was einen wirklich Spaß macht. Da hilft wohl nur ein paar Veröffentlichungen vorher schonmal zu studieren, oder?
Ansonsten bin ich etwas überrascht, dass man mit einer DA den Standard für die nächsten Jahrzente setzen könnte. Ich glaube das ist wirklich übertrieben und bin da eher bei WebFritzi's Meinung.

Mit der Planung kenne ich es übrigens auch so, wie es WebFritzi beschrieben hat.

Ich war bislang immer der Meinung, dass man in einer DA eben nicht das Rad neu erfinden müsse oder irgendwelche Standards für die nächsten Jahrzente zu setzen hat. Es geht doch vielmehr darum, das Paper zu verstehen und vielleicht in die eine oder andere Richtung aufzumotzen. Sprich, den ein oder anderen Beweis mal zu verallgemeinern oder eine Aussage anstatt auf ungerade auf gerade Zahlen anzuwenden. Natürlich gehört auch eine ausgiebige Recherche dazu. Ich denke dahingehend zielt doch eine DA ab, oder nicht?

Schönen gruß
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Diplomarbeit - Themenwahl und offene Fragen
Zitat:
Original von WebFritzi
Zitat:
Original von Iridium
ruhig mit einem Schuß naiven Idealismus, daß man derjenige ist, der die meiste Literatur dazu findet und die besten Resultate erzeugt und überhaupt am Ende DEN Standard für die kommenden Jahrzehnte setzt.


Ich hoffe, hier übertreibst du.


Zitat:
Original von Fletcher
Ansonsten bin ich etwas überrascht, dass man mit einer DA den Standard für die nächsten Jahrzente setzen könnte.


Augenzwinkern , was denkt ihr denn...natürlich war das ironisch gemeint...wobei ich auch nicht den arroganten Schnösel meine, der mit seinen Leistungen herumprotzt, sondern halt ein gesundes Selbstvertrauen. Bekanntlich soll man sich die Ziele höher setzen, als das, was man erreichen möchte. In diesem Sinne wäre das zu verstehen gewesen Augenzwinkern .

Zitat:
Original von Fletcher
Deshalb weiß man manchmal gar nicht was einen wirklich Spaß macht. Da hilft wohl nur ein paar Veröffentlichungen vorher schonmal zu studieren, oder?


Das ist ein guter Anfang. Wenn einem der Veröffentlichungsstil eines Profs gefällt und das Thema passt, dann ist das ein guter Hinweis.

Im übrigen kenne ich die Regelung natürlich auch, daß man erst mal so anfängt und sich erst nach drei Monaten offiziell anmeldet. Ich habe das aber schon nach zwei Wochen gemacht. Und ich finde es eigentlich auch besser, wenn man wirklich nur die zur Verfügung stehende Zeit nutzt, ohne das auf diese Weise auszudehnen. Sonst ist meiner Meinung nach das Thema falsch gestellt/zu umfangreich bzw. der Verdacht liegt nahe, daß man für den Prof ein billige Arbeitskraft ist. Auch als Idealist sollte man nicht immer so leicht seine Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung stellen. Vorrangig geht es ja darum eine Prüfungsleistung zu erbringen und einen akademischen Grad zu erwerben und nicht darum die Bedürfnisse des Profs an Arbeitssklaven zu erfüllen.
 
 
Fletcher Auf diesen Beitrag antworten »

Nach Ironie hat sich das auf den ersten Blick nicht angehört. Augenzwinkern
Prinzipiell verstehe ich aber was du meinst. Natürlich kann man Ziele haben und diese auch höher ansetzen, aber sie sollten dennoch realistisch und erreichbar bleiben.

Ansonsten würden mich noch weitere Meinungen intressieren.

Ich bin z.b. nach wie vor sehr unentschlossen, welcher Professor und welches Fachgebiet dir richtige Wahl ist. Man hat natürlich seine Entscheidungskritieren, aber die Entscheidung ist dennoch nicht so leicht. Manche hatten schon von Anfang an ein entscheidendes Fachgebiet wie algebraische Geometrie oder sowas. Ich kann mich leider nicht dazu zählen.

Viele Grüße
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Fletcher
Ich bin z.b. nach wie vor sehr unentschlossen, welcher Professor und welches Fachgebiet dir richtige Wahl ist.


Vielleicht solltest du zunächst ein weiteres Seminar belegen und da ein schwierigeres (vertiefendes) Thema auswählen - also keines, welches irgendwelche Grundlagen darstellt. Daraus könnte sich dann zB ein DA-Thema ergeben. Weiterführend sind sicher auch weitere vertiefende Vorlesungen.

Das DA-Thema solltest du einfach interessant finden - da ansonsten zuviel zu erwarten oder hinein zu interpretieren führt aber zu nichts.

Es geht darum, das Arbeiten mit wiss. Texten/Veröffentlichungen zu erlernen und selbst ein begrenztes Thema eigenständig zu bearbeiten. Dazu erstellst du eine Arbeit, die eben eine bestimmte Gliederung aufweist: Vorwort, Inhaltsverzeichnis, einige Kapitel über dein Thema, Literaturverzeichnis usw.

6 Monate Bearbeitungszeit sind viel, bei anderen DAen hat man nur 6 Wochen oder 2 Monate. Nichtsdestotrotz dauert immer alles länger als man so denkt - selbst dann, wenn man diese Regel berücksichtigt (nach Murphy). Also Vorsicht bei der Zeitplanung (alleine sich die Literatur zu besorgen, dauert schon).

Grüße Abakus smile
Iridium Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Abakus
Nichtsdestotrotz dauert immer alles länger als man so denkt - selbst dann, wenn man diese Regel berücksichtigt (nach Murphy).


Ja, das kann ich aus eigener Anschauung bestätigen.

Was die Wahl des Fachgebietes angeht...es ist schwer, einem anderen da zu raten, zumal es ja nicht so ist, daß man selbst nicht vielleicht zwischendurch seine Meinung geändert hat...d.h. was man am Anfang toll fand, stellt sich im Laufe des Studiums als doch nicht so toll heraus und umgekehrt.

Nehmen wir mal an, meine Art der Entscheidung sei irgendwie übertragbar (was sie vermutlich nicht ist), aber in der Essenz war es bei mir damals eine spezielle Methode/Theorie, die ich faszinierend fand und die ich im Prinzip bei zwei Profs hätte erlernen können, jeweils in anderen Anwendungen. Ich habe eindeutig gewusst, daß es diese Methode/Theorie sein muß, aber nicht zu welchem Prof ich gehen soll. Ich habe dann, aus einem komischen irrationalen Impuls, dem Prof den Vorzug gegeben, bei dem die Anwendung einerseits für mich viel unbekannter war (beim anderen Prof hätte ich nahtlos an ein vorheriges Praktikum anschliessen können), andererseits hat aber gerade das einen gewissen Reiz ausgeübt. ob man dem dann wirklich gewachsen ist. Gerade zu Beginn der Arbeit waren die Zweifel aber riesig. Ein echter Sprung ins kalte Wasser.

Was ich aber auch gelernt habe...wenn ein Grundinteresse da ist, dann kann fast jedes Thema, mit dem man sich eine Zeit lang intensiver beschäftigt, zum "eigenen" Thema werden. Die Begeisterung entwickelt sich dann idealerweise mit dem Fortschritt.

Ich finde es auch hilfreich nachzuforschen, welche Arbeiten von anderen man bewundert. Im fortgeschrittenen Studium hat man ja schon die ein oder andere Veröffentlichung gelesen...Artikel, Buchbeiträge oder auch Poster usw...Ich konnte nicht unbedingt immer sagen, was für ein Thema ich bearbeiten möchte, dazu fehlt einem oft, am Anfang der DA, die Übersicht. Aber ich habe gemerkt, daß ich eine bestimmte Art zu forschen, eine bestimmte Art zu denken und eine bestimmte Art die Ergebnisse zu präsentieren bzw. eine bestimmte Art, wie man Dinge im Kontext sieht und einordnet mir sehr nachahmenswert erschien. Vielleicht rückt auf diese Weise das eigentliche Thema in den Hintergrund, wenn es einem schwerfällt, sich da zu entscheiden, und die Art, wie man ein Thema angeht, egal was für eins, wird wichtiger (d.h. man sollte einmal versuchen das Unmögliche denken, nämlich, wie möchte ich gerne, daß meine Diplomarbeit am Ende aussieht?)?

Gruß
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