Was fasziniert euch an der (reinen) Mathematik

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gast545 Auf diesen Beitrag antworten »
Was fasziniert euch an der (reinen) Mathematik
Meine Frage:
Eigentlich wollte ich Physik studieren. Bei uns müssen die Physiker (leider) mit den Mathematikern die Anfängervorlesungen zusammenhöhren und deren Klausuren mitschreiben.
Jedenfalls:
Ich nehme grade an einem Vorkurs für Mathematiker, Physiker, etc teil und habe mich nun entschieden mich in einen anderen Studiengang umzuschreiben. Der hat zwar auch etwas Mathe, ist aber eine Art Ingeneurstudiengang, bei dem sich das ganze (hoffentlich) als machbar erweißt
Aber das ist ja garnicht so wichtig...
Was ich eigentlich wissen möchte steht im Titel:
Das einzige was mich wirklich fasziniert, ist diese geistige Herausforderung die man hat. Man benutzt wirklich sein Gehirn und das kann (aber leider ziemlich selten) durchaus glücklich machen, wenn man etwas verstanden hat. Allerdings merke ich schon, dass ich mit den ganzen Mathecracks im Vorkurs nicht im geringsten mithalten kann, was ich aber muss. Eigentlich ist mir das auch garnicht so wichtig, wenn nicht gesiebt werden würde... Es ist auf jeden Fall schon erfrischend einen (vermeintlich) schwierigen Sachverhalt verstanden zu haben. Nur wenn das ganze in so eine Art "Wettbewerbsatmosphäre" abdriftet, bei der man sowiso von vornherein als der Verlierer dasteht, verliere ich den Spaß daran.... Ich als Otto-Normal-Verbraucher kann dem ganzen "mehr","in kürzerer Zeit" nichts abgewinnen, da dies für mich leider keine intellektuelle Herausforderung mehr darstellt sondern eher ein Knockoutargument ist...
Desweitereren kann ich mir nicht vorstellen, dass ich persönlich durch das betreiben von Mathematik auf Dauer glücklich werden kann.
Mathematik scheint mir eher so eine Art Spielzeug für Hochbegabte zu sein.. ?
Jedenfalls würde mich interessieren was euch an die Mathematik fesselt!
Ist es einfach so, dass man "Pure Mathematics" studiert einfach nur weil man gut darin ist? Wo genau liegt der Sinn? Ist es ein Hobby, sowas wie Briefmarkensammeln?
Ich kann wie gesagt nur nachvollziehen, dass man hier sein Gehirn wirklich bis in den letzten Winkel benutzt und das schon eine tolle Herausforderung ist...

Berichtet mir von eurer Motivation! smile

Meine Ideen:
-
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Ich beantworte es mal mit einer Gegenfrage:

Worin liegt der Sinn, Physik zu studieren? Studiert man das einfach, weil man einen Kick bekommt, wenn man ausrechnen kann, mit welcher Geschwindigkeit eine Kugel die Ebene herunterrollt? Augenzwinkern

Mathematik ist zuletzt nicht nur eine intellektuelle Herausforderung, sondern birgt v.a. auch eine ganze Menge an Schönheit (auch wenn die meisten Menschen dies nicht sehen können).

air
gast555 Auf diesen Beitrag antworten »

Physik hat aber einen Sinn und Zweck. Man kann damit die Welt erklären: Warum ist die Welt eben so wie sie ist.
Das sehe ich bei der reinen, nicht angewandten Mathematik nicht....
Was die Schönheit betrifft: Meinst du damit die Beweise? Sicherlich, bei allen steckt Köpfchen dahinter und es macht Spaß sie nachzuvollziehen (Ich kann nur von den Klassikern (Wurzel 2 irrational, etc)) sprechen.... Aber dabei habe ich nicht wirklich "das" Glücksgefühl schlechthin... Selbst Beweise zu machen andererseits überfordert mich ganz einfach irgendwie,...
Also du würdest schon sagen, dass man dafür eine gewisse Liebe braucht, fast eine Art "Sucht"?.... Ist es nicht so wie mit dem Briefmarkensammler, oder man könnte auch jedes x beliebige "Hobby" nehmen, das man selbst nicht nachvollziehen kann?
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von gast555
Physik hat aber einen Sinn und Zweck. Man kann damit die Welt erklären: Warum ist die Welt eben so wie sie ist.


Und du berechnest diese mit den Mitteln der Mathematik, also ist die Mathematik sehr wohl u.A. dazu da, die Welt zu erklären wenn du es so sehen willst.
mYthos Auf diesen Beitrag antworten »

@gastxxx
Bitte, bleibe bei einem Namen! Diesen dauernd zu wechseln ist unhöflich und nicht erwünscht.

mY+
papahuhn Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Was faszniert euch an der (reinen) Mathematik
Mich fasziniert die Endgültigkeit und Grenzenlosigkeit der Mathematk. Ein mathematischer Beweis ist, sofern korrekt, bis in alle Ewigkeit gültig. Man ist nur durch die eigene Vorstellungskraft und die Vernunft beschränkt. Und obendrein ist sie unheimlich praktisch.
 
 
gast555 Auf diesen Beitrag antworten »

Ja sicherlich, klar. Die angewandte Mathe eben. Aber ich meine die reine Mathematik... Ich meine wo findet man eine Anwendung der Tatsache, dass die reellen Zahlen nicht abzählbar sind und man dafür entsprechende Beweise liefert...

Außerdem betreiben die Mathematiker die Mathe ja nicht aus dem Ziel daraus irgendeine Anwendung zu machen
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von gast555
Physik hat aber einen Sinn und Zweck. Man kann damit die Welt erklären: Warum ist die Welt eben so wie sie ist.


Versuch' das mal ohne Mathematik. Und indem du die "reine" und "angewandte" Mathematik trennst kannst du dich da nicht herausreden - so klare Grenzen gibt es da nicht. smile
Ich befürchte, dass deine Vorstellung hier arg "eindimensional" ist. Wäre es möglich, dass "Man kann sie in der realen Welt anwenden" die einzige Antwort ist, die du zulässt bzw. nachvollziehen kannst?

Ja, Mathematik wird oft "nur" um der Mathematik willen betrieben. Allerdings wird diese rein theoretische, abstrakte Mathematik meist früher oder später dann von den Naturwissenschaften herangezogen, um etwas in der Natur zu beschreiben. Außerdem ist es auch durchaus so, dass Mathematik vor dem naturwissenschaftlichen Hintergrund betrieben wird.

Zudem ist das Studium der Mathematik ein Studium der Möglichkeiten. Ich persönlich finde es faszinierend, welche Strukturen wir auf theoretischer Basis entwickeln können. Darin liegt für mich eine besondere Schönheit, die es zu studieren lohnt.
Die Schönheit der Mathematik liegt sicher auch im Instrument des Beweises. Aber nicht nur. Mein Lieblingswort hier ist "Struktur". Es gibt so wahnsinnig viel Struktur in der Mathematik! Diese können sehr abstrakt sein, sehr wenige Axiome enthalten, aber auch sehr viele Axiome, dazu gibt es Symmetrien und was es noch so alles gibt. So einfach zu beschreiben ist das wohl leider nicht. Augenzwinkern

Für die Mathematik braucht man definitiv das Interesse dafür, ja. "Sucht"? Nein. Warum solche negativen Begriffe? Ein Mathematiker muss kein absoluter Vollnerd sein, der kein soziales Leben hat. Augenzwinkern
Mit Briefmarkensammeln kann man das in meinen Augen nur so gut vergleichen, wie man das mit jedem anderen Studiengang auch kann.

Das Problem scheint zu sein, dass du es nur nicht nachvollziehen kannst, da du selbst nicht so denkst. Sei dir aber z.B. im Klaren darüber, dass manche Leute auch nicht nachvollziehen können, wie man jegliche Form der Naturwissenschaft interessant finden kann. Wenn dir hier das Vorstellungsvermögen fehlt, musst du vorerst wohl akzeptieren, dass manche Menschen eben andere Dinge spannend finden als du. Ist doch aber auch eine schöne Sache!
Ich habe z.B. für Politik nichts übrig - bin aber froh, dass es Menschen gibt, die das anders sehen. Nachvollziehen kann ich es durchaus.

Zurück zum Ausgangspunkt - ich würde dich gerne fragen, ob du vielleicht selber etwas täuschst und eigentlich nur eine Antwort erwartest, die du bereits im Kopf hast. Das ist nicht böse gemeint, kommt aber häufig vor und sollte dann auch erkannt werden. Es ist schlicht meine Vermutung im Moment. smile

air
papahuhn Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Ja sicherlich, klar. Die angewandte Mathe eben. Aber ich meine die reine Mathematik... Ich meine wo findet man eine Anwendung der Tatsache, dass die reellen Zahlen nicht abzählbar sind und man dafür entsprechende Beweise liefert...

Außerdem betreiben die Mathematiker die Mathe ja nicht aus dem Ziel daraus irgendeine Anwendung zu machen


Das ist doch eine andere Frage. Man muss ja nicht etwas anwenden können, um es faszinierend zu finden. Ich mag Science Fiction teilweise aus dem gleichen Grund, warum ich Mathematik mag. SciFi hat auch keine richtige Anwendung; es beflügelt aber das Vorstellungsvermögen.
gast555 Auf diesen Beitrag antworten »

@papahuhn
Danke, nachvollziehbar
@airblaider
Ja, ich müsste selbst erstmal meine Denke hinterfragen...., danke. Sicherlich ist man irgendwo entäuscht, dass das was man sich vorgenommen hat nicht klappt und versucht irgend einer Sache einen Teil dieser Entäuschung zuzuschieben.


Muss erstmal ins bett
Danke
gonnabphd Auf diesen Beitrag antworten »

Naja, ich glaube Mathe kann man gar nicht auf Dauer betreiben, wenn man nicht einen genügend grossen Kick und tolles Glücksgefühl erlebt, wenn man was neues rausgefunden oder eine neue Verbindung zwischen Dingen entdeckt hat. Ob es nun für andere Leute sinnvoll ist (sprich: es irgendeine Anwendung findet oder sonstwie Leute erfreut etc.) ist doch - wenn wir ehrlich sind - völlig zweitrangig.

Dasselbe gilt aber vermutlich in allen Forschungsbereichen: Auch derjenige der an einem Heilmittel für HIV arbeitet, macht das aus reinem Interesse, etwas neues zu entdecken (und vielleicht dafür, einmal hochangesehen zu sein). Dass dabei etwas sehr nützliches rauskommt, ist wohl nicht die eigentlich treibende Kraft (jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass das genug Motivation sein könnte, um mit dieser wohl frustrierenden Arbeit fertig zu werden).
Primär geht es - wie überall?! - um egoistische Beweggründe.

Und an einem solchen Egoismus sehe ich nichts schlechtes: Wenn man etwas im Grunde für sich selbst macht, aber dabei niemandem schadet bzw. sogar noch anderen hilft (z.B. dieses Matheboard), dann ist das doch eine gute Sache.

Wieso für manche Menschen nun Mathe interessanter ist und für andere Biologie, wiederum andere von Psychologie fasziniert sind?

Das verstehe ich auch nicht. Was allerdings allgemein bekannt ist:

1. Mathematik
2. Mathematische Physik
3. alles andere

Big Laugh

Damit ist also gezeigt, dass Mathe No. 1 ist.

Und über etwas abstraktes und schlecht definiertes wie "Realität" (worauf sich nur Leute berufen können, die nicht wirklich darüber nachgedacht haben) sollten wir wohl nicht zu reden anfangen...
chrizke Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
(...)
Dasselbe gilt aber vermutlich in allen Forschungsbereichen: Auch derjenige der an einem Heilmittel für HIV arbeitet, macht das aus reinem Interesse, etwas neues zu entdecken (und vielleicht dafür, einmal hochangesehen zu sein). Dass dabei etwas sehr nützliches rauskommt, ist wohl nicht die eigentlich treibende Kraft (jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass das genug Motivation sein könnte, um mit dieser wohl frustrierenden Arbeit fertig zu werden).
Primär geht es - wie überall?! - um egoistische Beweggründe.

Das sehe ich doch etwas anders. Du kannst doch nicht die Suche nach einem Heilmittel für AIDS mit der Suche nach dem Beweis für den großen Fermat vergleichen.
Den Beweis suchten die Leute weil es damals en vogue war und es reizte diesen Beweis, den Fermat ja in seinen Schriften provokant nicht angab, endlich zu erbringen, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen (jaja ich weiß der Wolfskehlpreis war ganz gut dotiert etc.)
Aber du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Leute das Heilmittel suchen, nur weil es Anerkennung bringt. Ich glaube dass die meisten Forscher, die daran arbeiten, hauptsächlich suchen, weil es wichtig ist einen zu finden.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

@ chrizke

Darüber kann man sich streiten.
Ich behaupte jetzt mal, dass die Forscher idR selbst nicht an der Kranheit leiden, das Heilmittel also nicht für sich selbst suchen. Dann kann man durchaus die Frage stellen, warum sie es denn dann suchen.

Die Antwort "Um anderen zu helfen" ist da vielleicht richtig, aber halt nur die halbe Wahrheit. Letztlich muss man psychologisch gesehen hinterfragen, warum sie das tun. Und die Antwort darauf lautet dann wohl "weil es ihnen ein positives Gefühl verschafft, das getan zu haben" (sollte da noch Ruhm dabei sein natürlich umso mehr).
Letztendlich geht es m.M.n. durchaus um eine Form der Anerkennung. Das mindert den Wert der Arbeit allerdings keineswegs.

air
gonnabphd Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Du kannst doch nicht die Suche nach einem Heilmittel für AIDS mit der Suche nach dem Beweis für den großen Fermat vergleichen.


Man darf das natürlich nicht missverstehen... Ich gehe davon aus, dass die Gründe für die Arbeit in solchen Gebieten sehr ähnlich sind. Das ist keine Aussage darüber, wie sich die Wichtigkeit eines Heilmittels gegenüber derjenigen einer Lösung von Taniyama-Shimura verhält.

Aber auch hier ist das mit der Wichtigkeit so ein Ding. Man vergisst gerne wie viel Mathematik überall um uns herum drinsteckt, damit man Strom hat, dass man telefonieren kann, und vorallem so viele Leute das gleichzeitig können, damit das Verkehrsystem funktionert.... damit alles mögliche funktionieren kann, braucht es eben höhere Mathematik.

Damit will ich nur sagen, dass viele Leute tagtäglich von Mathematik profitieren können, in ähnlichem Masse, wie sie das von medizinischer Forschung tun.
Im übrigen ist dein Vergleich etwas unfair gewählt... Genauso könnte ich mir jetzt ein Gegenbeispiel X raussuchen und fragen: "Denkst du wirklich man kann menschliches Klonen für Zwecke, die nicht der Forschung dienen mit den Anwendungen von X vergleichen?"

Sei X z.B. die Theorie von Differentialgleichungen.

Zitat:
Aber du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Leute das Heilmittel suchen, nur weil es Anerkennung bringt. Ich glaube dass die meisten Forscher, die daran arbeiten, hauptsächlich suchen, weil es wichtig ist einen zu finden.


Das finde ich eine edle Einstellung von dir und würde dieser auch gerne beistimmen können. Aber - wie schon erwähnt - glaube ich nicht, dass "weil es wichtig ist" eine genügend grosse Motivation darstellen kann. Im Gegensatz zu "weil man dann wichtig ist".
Cugu Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Physik hat aber einen Sinn und Zweck. Man kann damit die Welt erklären: Warum ist die Welt eben so wie sie ist.

Klar, aber wie Galileo Galilei gesagt haben soll:

Zitat:
Das Buch der Natur ist mit mathematischen Symbolen geschrieben. Genauer: Die Natur spricht die Sprache der Mathematik

Wo ziehst du die Grenze zwischen reiner und angewandter Mathematik?

Sagen wir mal, du hast als Ingenieur irgendein Problem zu lösen. Nehmen wir an, dass du das Problem mathematisch als partielle Differentialgleichung formulieren kannst. Soll ja mal vorkommen...
Du machst deinen PC an, startest ein Programm und ein Näherungsverfahren liefert dir eine numerische Lösung. So schön kann das Leben sein...

Da wäre es aber doch schon schön, wenn ein Mathematiker sich überlegt, dass das Verfahren wirklich eine gute Näherung zur exakten Lösung liefert!
Aber dafür braucht er gegebenenfalls die Erkenntnisse der reellen Analysis, Funktionentheorie, Funktionalanalysis, elementaren Topologie, Maßtheorie, linearen Algebra, Differentialgeometrie...

(Deine Ergebnisse schickst du einem Kollegen in einer E-Mail, die du mit einem Verschlüsselungsverfahren sicherst ... Algebra, Zahlentheorie ... )

Alles reine Mathematik! Dinge, die vielleicht vor über hundert Jahren schon bekannt waren und jetzt erst eine Anwendung finden.
Es kann doch nicht das Ziel einer akademischen Ausbildung sein, dass die Absolventen genau das können, was Fima X jetzt im Moment braucht.
Wenn sie mit dem Studium fertig sind, ist Firmal X vielleicht längst pleite und Firma Y hat ganz andere Voraussetzungen.
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