Glaube, etc.

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lgrizu Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Zellerli
@giles:
Schlimm ist es, wenn diese Menschen politisch mitentscheiden.
Eine Marktgemeinderats-Kandidatin von uns hat sich für 5000€ Metallstäbe in den Garten stecken lassen, um die "Erdstrahlen" der "Wasserader" unter ihrem Haus zu absorbieren.
Einer aus der anderen MGR-Fraktion verdient sich nebenbei als "Beleber" von Wasser (mit teuren, pseudowissenschaftlichen Methoden).
Sigmar Garbiel lehnt die "hoffnungslose", aber eben belegte These ab, dass Intelligenz zu (mehr oder weniger großen Teilen) vererbt wird.

Und das schlimmste ist:
Es ist sooo viel einfacher sich von diesen Menschen berieseln zu lassen, statt das eigene Hirn einzuschalten.

@Air:
Die müssen sich schon die wissenschaftliche Kritik gefallen lassen. Zumindest das Credo der Allgemeingültigkeit, das sie selbst Tag für Tag beim Besteigen eines Fahrstuhls, Flugzeugs oder Autos an den Tag legen.
Und damit kann man dann sämtliche Ursachen, die als selbsterzeugt postuliert werden, aus dem Weg räumen.
Das ist auch mein religionskritisches Argument gegen viele, die ernsthaft beten um Eingriffe hervorzubringen (und nicht unterbewusst durch eine meditative Entspannung und damit eine Wirkung auf sich selbst, was wiederum ihre Umgebung beeinflusst). Sämtliche Eingriffe laufen innerhalb der naturwissenschaftlichen Gesetze ab.


ein esoteriker kann in 5 minuten mehr schwachsinn verzapfen, als ein wissenschaftler in seinem ganzen leben wiederlegen kann....

zu "soll doch jeder glauben, was er will" möchte ich sagen, dass ich dem nur sehr beschränkt zustimme, gerade zum beispiel religionen sind immer ein mittel zur unterdrückung gewesen, geht es menschen objektiv besser, wenn sie an etwas glauben?
wenn jemand hunger hat und er findet hoffnung in der religion, dass sich alles zum guten wendet, so hat er immer noch hunger und verbraucht die zeit, die er mit dem kampf gegen die umstände verbringen müsste, sich gegen die situation zu wehren, die verantwortlich dafür ist, dass er hunger hat mit meiner ansicht nach religiösem mumpitz.

ebenso verhält es sich mit anderen formen des glaubens, denn glauben ist nicht wissen, sie lenken zu meist mehr oder weniger bewusst von tatsächlichen problematiken ab.
es gibt theorien, da wird einem ganz schwindelig, dieser salz-typ ist noch harmlos.
schaut euch mal die doku "kreationismus auf dem vormarsch an".....

...es gibt auch einen biologen, der lehrt an einer deutschen hochschule, der behauptet, viren machen nicht krank, sondern die medikamentierung, viren seien notwendig, um ein symbiotisches zusammenleben der mikroorganismen im körper zu gewährleisten, und der geht demnächst auf Afrika tuornee und will das dann millionen von HIV infizierten erzählen....
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

@Igrizu:
Also unterm Strich gibt es soweit ich weiß keine Untersuchung (weil keinen objektiven Maßstab) ob Gläubige glücklicher sind als Ungläubige.
Aber ich habe schon vor längerer Zeit aufgehört zu bohren (auch wenn ich das nicht mit meiner Naturwissenschaftler-Natur vereinbaren kann), wenn ich merke, dass der Glaube eines Menschen auf einem extrem wackligen Fundament steht, er damit aber ein (in seinen Augen) glückliches Leben bei oftmals sehr vorbildlicher Ethik (in meinen Augen) lebt.

Weil was haben wir anzubieten?
Nichts. Was soll ich dem denn erzählen, der meint nach seinem Tod steht er in einer Art anderen Welt wieder auf? Ich verstehe ja noch nichtmal den Satz, den er da glaubt, der passt nicht annähernd in mein physikalisches Weltbild.
Ich kann ihm erzählen was ich glaube, aber das ist ja auch nicht ansatzweise greifbar. Dann würde ich erzählen: Ich glaube nach dem Tod ist nichts mehr. Das ist wie vor der Geburt. Aber das ist sowieso egal, denn du bist nicht mehr als die Summe deiner Teile und lebt dein Fleisch ab, gibt es kein Bewusstsein (was wohl irgendwie ein Produkt deiner Gehirnströme sein muss) mehr, dass dieses Nichts irgendwie spüren könnte.
Dann kann ich Pech haben und ihn holt das von seinem hohen Ross mit Himmel oder irgend einem anderen "Jenseits", das er postuliert, runter und er sagt:
Du hast Recht. War sehr naiv das zu glauben. Aber da kommt ja nichts mehr! Was mach ich denn jetzt? Mann, hab ich eine Angst vor dem Tod (Angst vor dem Nichts und so)! Der ist total endgültig und ich kann nichts mehr korrigieren. Ein Stress.
Ich kann auch Glück haben und er sagt: Nichts? Das kann sich doch keiner vorstellen, du Spinner!
Der Spruch, der Mr Jesus zugeschrieben wird: Seelig die Armen im Geist (auch wenn die Übersetzung Interpretationssache ist) trifft es da doch recht gut.

Wo ich allerdings gerne am Fundament kratze ist, wenn jemand total verängstigt lebt, weil er tierische Angst vor der Hölle, dem Knecht Ruprecht oder sonst einer Konstruktion menschlicher Phantasie hat. Und jemanden mit einem Gottesbild, das sogar reproduzierbaren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht (der also bewusst blind ist gegenüber den nachgewiesenen Widersprüchen), sehe ich auch überhaupt nicht gerne mit Macht über andere Menschen.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

@ lgrizu

Wer sagt denn, dass es wichtig ist, ob es mir objektiv besser geht? Ich fühle mich nur gut, wenn es mir subjektiv gut geht. Objektiv geht es jedem Deutschen doch gut, mal so verglichen mitden Hungernden in Afrika. Subjektiv kanns uns aber auch hier ganz schön schlecht gehen. Wenn ich die Wahl hätte, dass es mir entweder meiner Ansicht nach gut geht oder nach der Ansicht aller anderen Menschen auf der Welt ... ich würde meine wählen!

Dass Religion oft falsche Wege nimmt ist nicht die Schuld der Religion als Konzept, sondern die Schuld derjenigen, die dieses Konzept anwenden (gruppendynamische Effekte mal vernachlässigt; ob nun jeder Einzelne oder die Gruppe als Ganzes schuld ist spielt im Moment keine Rolle). Mit einem kleinen Vergleich: Wenn jemand mit einem Hammer erschlagen wird, dann ist das die Schuld des Täters, nicht die des Hammers.

Du tust glatt so, als ob der Glaube (was übrigens erstmal was anderes als Religion ist) ein nutzloses Konzept wäre. Die Sichtweise ist mir um Einiges zu radikal. Und auch in der Wissenschaft ist der Glaube kein unbekannter Begriff mehr. Jeder Psychologe kann dir bestätigen, wie wichtig und mächtig der Glaube sein kann - denken wir nur mal an den Placebo-Effekt, der sowohl subjektiv als auch 'objektiv' (im wissenschaftlichen Sinne) deutliche Veränderungen hervorrufen kann (und nur ein Beispiel unter vielen ist).

Wieder mehr in eine philosophische Richtung gedrängt wird es übrigens auch schwer die Begriffe "Wissen" und "Glauben" überhaupt noch zu differenzieren. Die Naturwissenschaften sind letztlich auch "nur" eine Form des Glaubens, die sich auf ein System von Kriterien stützt, die es selbst hervorgebracht hat - so gesehen kein besonders stabiles Fundament. Der Unterschied liegt hier wohl eher darin, dass die NWen ein sehr komplexes Format haben, das dennoch keine Widersprüche zeigt bzw. gute Ergebnisse liefert und sich so legitimiert, aber eben nur wissenschaftlich-subjektiv =: objektiv. Das macht also durchaus Sinn auf einer logischen Ebene, aber ein zwingendes Argument für die Gültigkeit existiert hier doch auch nicht.

Beleuchten wir einen anderen Aspekt: Welcher Mensch ist denn frei von "Glaube"? Niemand. Unsere gesamte Persönlichkeit ist vom Glaube geradezu durchwachsen. An manchen Stellen etwas offensichtlicher, aber an den meisten Stellen in einer Form, die uns erstmal gar nicht bewusst ist. Es gibt einige Themen, bei denen man vieles darüber lernt, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Aber zu einem Ende kommt man da nicht so schnell (wenn überhaupt Augenzwinkern ).

Der nächste Punkt ist, dass viele unwissenschaftliche Theorien gar nicht antiwissenschaflich sind. Sie bieten selbst vielleicht keine wissenschaftlichen Erklärungsmodelle, aber das bedeutet noch lange nicht, dass diese nicht existieren. Ich erinnere mich jetzt z.B. an eine spezielle (unter Otto-Normal-Bürgern völlig unbekannte) Technik, von deren Effektivität ich nun auch aus privateren Kreisen immer wieder höre*, obwohl sie (noch!) keine wissenschaftliche Erklärung besitzt. Aber ist etwas Humbug, weil es noch nicht erklärt ist? Ist ein mathematischer Satz falsch, solange er nicht bewiesen ist? Hat das Universum Anfang des 20. Jahrhunderts plötzlich seine Struktur verändert, weil Einstein ein paar tolle Sachen vorhergesagt hat und das Universum das ganz klasse fand?

Jetzt bringe ich mal noch eine ganz banale Perspektive: Laien wird bei so mancher quantenmechanischer Theorie auch ganz schwindelig und es ist doch alles "Blödsinn". Ist die Quantenmechanik also falsch? Oder liegt es an der Unwissenheit dieser Personen? Aber warum hälst du es dann für ausgeschlossen, dass du bzgl. anderer Theorien in der selben Situation steckst? Was macht deine (und damit meine ich nicht explizit deine, sondern die eines jeden Menschen, inklusive meiner eigenen) Meinung besser als irgendeine andere? Augenzwinkern

Das sind nun aber erstmal alles nur Gedanken. Ich möchte einfach mal ein paar Sichtweisen anbieten, die erstmal nicht meine Meinung widerspiegeln.

Ich persönlich sehe das sehr zwei-schienig. Glaube ist nicht nur ein mächtiges, sondern vor allem auch wichtiges Konzept. Die Wissenschaft aber auch. Da ich es nun selbst so widersätzlich formuliert habe betone ich aber: Glaube und Wissenschaft sind schon lange keine gegensätzlichen Konzepte mehr.
Es gibt viele Glaubensvariationen, die auf einer intuitiv-logischen Ebene Humbug sind, aber diese Ebene ist eben nichts Fixes, sondern sehr flexibel. Als Gesellschaft schützen wir uns dadurch, dass wir zu arg abweichende Meinungen unterdrücken bzw. für unsinnig erklären. Das ist nichts Neues und auch das ist auf einer gewissen Ebene ein vernünftiges Vorgehen. Aber das kann auch schiefgehen, wie es sich schon öfters in der Geschichte gezeigt hat.

Ich bin in einem Forum, wo ich tagtäglich mit Esoterikern spreche, bei denen es dir schwindelig werden würde. Und das Meiste, was ich lese, ist für mich persönlich auch Quatsch. Und ich habe da viel Quatsch gelesen und argumentiere auch sehr gerne etwas wissenschaftlicher (insbesondere wenn sie die Wissenschaft missbrauchen, um ihre Theorien glaubhafter zu machen). Aber da dort auch einige "vernünftige" Menschen unterwegs sind habe ich auch viel gelernt, wenn es darum geht, wie ich gewisse Dinge betrachte.

Ich finde den Gedanken, dass es möglicherweise Dinge gibt, welche die Wissenschaft nicht nur noch nicht erkannt hat, sondern überhaupt gar nicht erfassen kann, eigentlich ganz interessant. Er ist ja auch erstmal nicht gefährlich und lässt doch einfach nur die Möglichkeit offen, darauf zu reagieren, sollte das mal eintreten. Ob man es überhaupt erkennen kann, wenn dies passiert, ist dann eine andere Frage - wir haben ja keine "besseren" Kriterien als die der gegenwärtigen Wissenschaft.

Und zu guter letzt stelle ich mal ganz frech eine Vermutung auf:
Ich behaupte, dass jeder einzelne User hier Glaubenssätze in seinem Vorrat hat, die auf wissenschaftlich-rationaler Ebene absolut unnötig bzw. unsinnig sind. Freude
Und wer jetzt meint, bei ihm sei das nicht so - der soll das eben glauben. Oder doch wissen? Hach, ist schon kompliziert, die Thematik. Augenzwinkern

*) Was nicht bedeutet, dass ich nicht noch immer skeptisch bin - aber doch schon deutlich neugieriger, da der erzielte Effekt keine Kleinigkeit ist, sondern ein echter Allrounder.

air
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Puh war das eine Aktion. Ich verheddere mich immer beim Teilen und Zusammenfügen.

Zum Thema:
Ich sehe bei Religionen schon systematische Probleme. Probleme, die dem Hammer absolut fremd sind.
Weil es keine allgemeine Definition gibt, definiere ich hier mal kurz eine mir wichtig erscheinende Tatsache der Religionen:
In Religionen finden sich Menschen zusammen, die die gleichen Wertevorstellungen und Glaubensgrundsätze teilen.
Vielleicht trifft es hier das Wort "Kirche" eher. Dann ist das jetzt keine Religionskritik, sondern eine Kirchenkritik. Ich verwende im Text die beiden Worte synonym.
Andere Definitionen des Wortes "Religion", die diskussionswürdig wären, fallen mir gerade auch nicht ein. Die Definition als "Wissenschaft, die den Glauben, die Entstehung des Glaubens und das Verhalten Gläubiger untersucht" wäre indiskutabel (das wäre wie Physik zu "diskutieren"). Also auf ins Gefecht:

Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich Menschen unter das Dach einer Religion zwingen, wenn die Mehrheit von ihnen nicht nur nicht das Credo dieser Kirche annimmt (weil nicht versteht oder schlicht nicht teilt), sondern sogar widersprechen muss, wenn sich ein anderer Vertreter der Religion im Namen dieser Religion äußert.

Das ist ein systemimmanentes Problem. Du findest einfach keine zwei Menschen, die das selbe Glauben, ja noch nichtmal zwei Menschen die in ausreichend vielen Gebieten das gleiche Glauben. Dazu ist das Feld, in dem geglaubt wird zu groß und die Möglichkeiten etwas zu glauben sind zu vielfältig.

Für mich hat die Religion als einzigen Nutzen, dass jeder sein Maul hält und bloß nicht ausspricht, was er gerade interpretiert, wenn er das Gebet aufsagt, das Lied singt oder den Segen empfängt, aber genauo hält er das Maul, wenn er einen kranken Menschen um seines eigenen Glauben Willens pflegt, einem Armen hilft oder einen Krieg anzettelt. Und daher entsprechend der Gottesdienstbesucher eine für ihn gewinnbringende (meditative, beruhigende, inspirierende, was auch immer - ich gehe selbst manchmal dahin, denke da sehr viel nach) Erfahrung macht oder eben ein Handeln an den Tag legt, das der Gesellschaft, nach mehrheitlicher Meinung der Mitglieder der Gesellschaft (ob gläubig oder nicht), nützlich ist.

Und, dass jeder brav das Maul hält (weil eine Diskussion aufgrund der oben genannten Aspekte unendlich lang andauern würde, weil die Meinungen einfach zu pluralistisch sind für eine halbwegs uniforme Religion) ist Grundvoraussetzung dafür, dass wir nicht statt einer Hand voll Religionen soviele Religionen wie Gläubige haben in Deutschland.

Auf der einen Seite sagt eigentlich jeder Gläubige (auch die Theologen) "Jeder glaubt individuell" und auf der anderen Seite rennen sie alle in die selbe Kirche und unterstützen das selbe konservative Weltbild, die selben rückständigen, nicht (basis)demokratisch legitimierten (was beim Thema indivueller Glaube unerlässlich wäre!) Kirchenvertreter und halten nicht nur brav das Maul, sondern sich auch brav zurück wenn es um Reformen geht.
Da braucht sich auch keiner rausreden und sagen "Ich bin zwar in der katholischen Kirche und legitimiere durch meine passive Unterstützung, dass ich als Frau mit Theologie-Diplom kein Pfarrer werden darf, aber ich glaube ja mein eigenes Ding und wähle ja die Grünen."

Also als Zusammenfassung: Religonen (Definition siehe oben) sind falsch, weil der individuelle Glaube nicht zur kollektiven moralischen und politischen Macht zusammengefasst werden kann, ohne sich selbst aufzugeben.
Reni Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Religonen (Definition siehe oben) sind falsch, weil der individuelle Glaube nicht zur kollektiven moralischen und politischen Macht zusammengefasst werden kann, ohne sich selbst aufzugeben.

Das halte ich so für falsch. Denn nach deiner Argumentation könnte man ja so, wenn ich das richtig verstehe, praktisch jeglicher Organisation den Untergang vorhersagen.
Schließlich werden zwei Menschen immer zu praktisch jedem Thema was finden wo sie unterschiedlicher Meinung sind. Das in den hierzulande üblichen kirchlichen Organisationen nicht Basisdemokratisch entschieden wird ist ja ein anderes Problem und nicht durch das Prinzip "Glauben" bedingt. Es heißt ja schließlich auch vor Gott sind alle Menschen gleich.

Ich möchte hier dann auch noch den Nutzen der Religion als Grund für die Moral hervorheben. Schließlich lässt es sich einigen Leuten nur schwer erklären das soziales handeln für sie notwendig ist. Da ist es doch ganz praktisch wenn man ihnen mit dem Teufel drohen kann Augenzwinkern
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Mal ein recht provokanter Zwischenwurf, wie willst du ohne eine Form von Glauben Mathematik betreiben?

"Ich glaube nicht an die Peano-Axiome. Damit wird es mir nur schwer möglich sein, Mathematik zu studieren. "

Für weiteres warte ich erstmal ab, wohin sich dieser Thread entwickelt

(Bin übrigens gläubiger Christ, was für mich ein großer Unterschied zwischen katolisch/evangelisch ist)
 
 
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

@ Zellerli

Den meisten Punkten bzgl. der systemimmanenten Sachen kann ich zustimmen. Aber im Gegensatz zu dir sind Glaube, Religion und Kirche für mich drei alles andere als synonyme Begriffe.

Ich kann glauben, ohne religiös zu sein. Zum Beispiel glaube ich, dass ich ein vernünftiges Leben führe. Oder ich glaube (daran), dass ich irgendwann wieder ein nettes Mädchen kennenlerne. Augenzwinkern
Aber deswegen bin ich doch noch nicht im klassischen Sinne religiös, oder? Augenzwinkern

Desweiteren kann ich religiöse Vorstellungen haben, ohne mich unmittelbar einer Kirche zuzuordnen. Zugegeben, das ist schon schwieriger - aber tatsächlich alles andere als selten anzutreffen. Ich kenne viele gläubige Menschen, die höchstens auf dem Blatt katholisch sind. Die gehen in keine Kirche und beten auch nicht. Gerade Religion ist für mich aber der dehnbarste Begriff. Für mich zählen viele Dinge in die Religion, die bei anderen vielleicht nicht dazugehören.

Auch der reine Glaube an einen Gemeinschaftsgedanken, ganz ohne göttliche Figur, kann als Religion aufgefasst werden (in meinen Augen!). Muss aber nicht. Und um ehrlich zu sein - das ist für mich Begriffsschieberei und damit Zeitverschwendung. Ein Mensch hat gewisse Vorstellungen. Ob man diese nun Religion nennt oder nicht kann dem Menschen ja völlig egal sein. Augenzwinkern

air
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

@Reni:
Das ist aber ein riesiger Unterschied.
In einer Partei zum Beispiel gibt es ein Parteiprogramm, dass "nur" mehrheitlich getragen wird und jeder weiß, dass das nicht jeder einzelne persönlich so sehen muss (aber eben die Mehrheit der Parteimitglieder).
In einer Kirche bekennen sich die Gläubigen zu ihrer Kirche/Religion und erklären ihre Gebote zu den persönlichen.

Übrigens teile ich deine Einschätzung zur Moral voll (nur dass es in meinen Augen bei den wenigsten der Teufel ist, sondern bei vielen durchaus das "Gott ist in jedem Menschen"). Ich habe noch keine Ethik angetroffen, die durch (vielleicht labile, aber ziemlich eindeutige) Glaubensgrundsätze motiviert, aber in ihrer Ausprägung nachher so klar und unterm Strich für die meisten Menschen hilfreicher ist (wegen ihrer Konkretheit und natürlich ihren Regeln an sich) wie die christliche (ich definiere diese Ethik als das, was die Kirchen verzapfen und was die meisten Christen aus dem FF aufsagen können). Ich schätze als getaufter und konfirmierter Protestant, als Absolvent eines 15 Pkt-Reli-Abitur-Collquiums Augenzwinkern und als immerhin in die evangelische Theologie als Magisternebenfach eingetragener Student auch sehr die Arbeit der Kirche, nicht zuletzt auch die der Pfarrer und Aktiven in den Kirchengemeinden vor Ort.
Da kann bisher keine Organisation mithalten, die mir bekannt ist.
Klar gibt es da aber auch Missstände (ich halte nichts vom Abtreibungsverbot und mir passt auch die Definition der beiden Kirchen nicht, dass eine befruchtete Eizelle Menschenwürde hat), aber unterm Strich verzapfen die Kirchen Handlungsanweisungen, die ich unterschreiben würde (nur eben nicht aus kirchlichen Gründen).
Insofern kann man dann die Kirche wirklich mit einer Partei vergleichen. Ich denke es unterschreiben hier die Mehrheit der Mitglieder zumindest die meisten ethischen Punkte (vielleicht nicht das Kondomverbot). Aber das ist ja nicht die Glaubensgrundlage, sondern eine Ausprägung.


@Iorek:
Ich glaube niemand hier behauptet, dass ein Mensch garnichts glaubt oder dass man nichts glauben soll/darf oder dass es einen Weg ohne Glauben gibt.

@Air:
Dass die religiösen Ideologien nicht einzigen sind mit krichlichem Charakter, ist ziemlich klar.
Zum Beispiel übertragen Menschen mit einem platten Gottesbild dieses besonders leicht auf ein Gut-Böse-Bild der Nationen, Völker, Rassen, Geschlechter, etc. Da ist vorher schon die Anlage zum faulen Schwarz-Weiß-Denken drin Augenzwinkern

Und deine Definitionen von Glaube, Religion und Kirche haben ja die selbe Daseinsberechtigung wie die meinigen (vor einer Diskussion muss nur jeder klar machen von was er redet, dass es nicht zum Aneinander-vorbei-reden kommt).
Ich würde mir niemals herausnehmen angesichts des so weitgefassten Begriffs "Religion" zu sagen: Das muss jetzt die und die Definition tragen. Vielmehr bin ich auf ein Gebiet des Begriffs eingegangen, dass für mich das am meisten (unter Umständen das einzige) diskussionswürdige darstellt.
Denn in den Glauben eines anderen greife ich aus vorher genannten Gründen ungern ein (bringt mir kein Glück und ihm auch nur seltenst).
Und über das Gebäude Wissenschaft "Religion" zu diskutieren ist wie über die Zeit zu diskutieren "Boa ich halte mal gaaarnichts von Zeit Big Laugh "
lgrizu Auf diesen Beitrag antworten »

zunächst einmal habe ich nicht jedliche form des glaubens verneint, sondern lediglich angemerkt, dass ich der aussage "soll doch jeder glauben, was er will" beschränkt zustimme und habe als besipiel die religion genannt.

@air:
ich finde den vergleich mit dem hammer etwas weit hergeholt. welche schicht hat sich im besonderen um die verbreitung der religionen bemüht?
die besitzenden, sie haben dadurch unter anderem eine rechtfertigung der aneignung des privateigentums, besitz an grund und boden besessen, die von der eigentlichen problematik abgelenkt hat, den sozialen differenzen.
sie haben sich die menschheitsgeschichte über immer eine form des humanismus auf die fahne geschrieben um eine rechtfertigung zur unterdrückung der breiten massen der bevölkerung zu haben.

wenn ein hammer von einem mörder entwickelt wird mit dem zweck zu töten, dann kann man das vielleicht mit der religion und im besonderen ihrer verbreitung vergleichen, aber selbst das halte ich für wage.

sicherlich existieren im weitesten sinne formen des glaubens, oder des "an etwas glaubens", die nicht den charakter von religösem glauben haben und ich stimme auch zu, dass es viele christen an der basis gibt, die meines erachtens eine hohe moralische wertvorstellung haben, einige unter ihnen stellen sich in den dienst der kirche und lassen sich von einem der größten kapitalistischen unternehmungen durch ehrenamtliche arbeit mit guten vorsätzen ausbeuten.
sie stellen ihre moral also demjenigen zur verfügung, der daraus kapital akkumuleirt und werte schafft, um sich humanismus auf die fahne zu schreiben.

dann hast du die frage in den raum geworfen, ob es wichtig ist, dass es einem objektiv gut geht und bist zu der amnsicht gelangt, dass es wichtiger ist, dass es einem subjektiv gut geht, gerade aber die religion, oder besser gesagt die kirche als instrument nutzt genau diesen punkt aus, lass sie doch krepieren, solange es ihnen subjektiv gut dabei geht.
die menschen, wenn sie solch eine form des glaubens entwickelt haben wenden sich nicht mehr den problemen zu, die sie jetzt betreffen, sondern denen, die sie nach ihrem tod betreffen könnten, sie verbringen ihre zeit nicht damit, konstruktiv etwas an ihrer situation zu ändern, das hat die geschichte gezeigt.

ich denke auch (bin mir da aber nicht sicher), dass du hoffnung und glaube ein wenig durcheinander wirfst, glaubst du zum beispiel daran, dass du ein liebes mädel kennenlernst oder hoffst du es hauptsächlich?
sicherlich hängen hoffnung und glaube in gewissem maße zusammen, doch ist in gewissen beziehungen eines von beiden hauptseitig zu betrachten, während das andere nebenseitig ist.

ich will nicht, und das wollte ich zu keinem zeitpunkt, den placebo effekt, oder eine form des glaubens in den naturwissenschaften oder geisteswissenschaften in frage stellen, die frage ist halt, wie sehr man an dem glauben fest hält, wenn er sich als irrtum erweist, und wie sehr man in der lage ist, irrtümer einzusehen.

sicherlich kann man religiösen glauben von kirche trennen, was, wie zellerli schon meinte um einiges schwieriger ist, und ich habe auch einige kennegelernt, die sich als christen bezeichnen und die kirchen verfluchen, die verbreitung des christentums übernimmt aber noch immer die kirche, es sind eher seltene erscheinungen.




der papst geht auf welttournee und bittet den chauffeur, der ihn am flughafen abholen soll, den fahrersitz einmal ihm zu überlassen, er sei so lange kein auto mehr gefahren.
der papst brettert dann mit 100 sachen durch die stadt und wird von der polizei angehalten. der polizist funkt sofort seinen vorgesetzten an:"wir haben hier einen seeeehr wichtigen mann mit 100 geblitzt, was sollen wir tun?"-"egal, wie wichtig der mann ist, er war zu schnell."-"aber es ist gott."-"haben sie getrunken?"-"nein, es muss gott sein, für wen sonst sollte der papst als chauffeur arbeiten?"
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