Plagiatsfälle in der Politik [War: Karl-Theodor zu Guttenberg und andere]

Neue Frage »

Shortstop Auf diesen Beitrag antworten »
Plagiatsfälle in der Politik [War: Karl-Theodor zu Guttenberg und andere]
Hallo zusammen,

das Jucken in meinen Fingern hat nun die Überhand übernommen und ich entschied mich dazu hier mal eine Diskussion zu starten.

Grund dafür ist folgendes Bild:

[attach]20712[/attach]


welches mich in Verbindung mit dieser Seite sehr nachdenklich stimmt.

Vorweg muss ich sagen, dass ich einer von denen bin, der die Person Guttenberg in unserer Politik doch sehr begrüßt hat, schon als Wirtschaftsminister. (Die Gorch-Fock-Geschichte lassen wir jetzt mal außen vor). Doch bin ich zwiegespalten:

Einerseits halte ich es für völlig übertrieben und anmaßend in welcher Dimension dieses Thema jetzt durch die Medien gepresst wird. Alle stürzen sich wie die Haie auf einen blutenden Artgenossen als gäbe es kein Morgen mehr.

Andererseits habe ich nun einige Ausschnitte gelesen, vor allem solche, die als "verschleiertes Plagiat" bezeichnet werden und muss sagen, dass das teilweise schon an Unverschämtheit grenzt.

Die Frage ist, in wie weit solche Sachen menschlich sind und wo der Betrug anfängt. Sicherlich gibt es dazu verschiedenste Meinungen, aber grade bei den vielen Studenten hier im Board würde mich interessieren, welche Meinung hier überwiegt. Denn klar ist ja: Wenn Guttenberg mit dieser Geschichte "durchkommt", kann jeder Student die berechtigte Frage stellen: Wieviel Arbeit sollte ich mir noch für Bachelor-, Master-, Diplom- oder Doktorarbeit machen?

In gespannter Erwartung auf ein paar Meinungen,

kvnb

tigerbine: Ergebnis 1


Zitat:
Guttenberg - Doktor oder nicht Doktor?
nein:26 92.86%
ja:2 7.14%



tigerbine: Ergebnis 2
Zitat:

Soll Guttenberg Minister bleiben?
nein 21 63.64%
ja 12 36.36%


tigerbine: Ergebnis 3
Zitat:

Rückkehr von Guttenberg?
Nein. 30 69.77%
Ja, nach einer gewissen Frist. (Mit Rücktritt ist der Fall "Dr." erledigt.) 7 16.28%
Ja, sofort. 6 13.95%


edit: Grafik eingefügt, da ein Link zu einem externen Anbieter führte.
LG sulo
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Guttenberg hat mittlerweile Fehler eingestanden und selber gesagt, dass er auf seinen Doktortitel dauerhaft verzichten werde, z.B. http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...,746886,00.html.

Wäre es anders gekommen, wäre es auch eine Unverschämtheit gewesen. Wenn bei meiner Seminar/Hausarbeit winzige, formale Fehler vorhanden sind, bekomme ich die zur Überarbeitung zurück, das Fehlen von 150 Fußnoten zu (beinahe) wörtlich übernommenen Aussagen aus anderen Arbeiten ist da nochmal ein ganz anderes Vergehen (ebenso wie der Unterschied einer Seminar- zu einer Doktorarbeit).
Shortstop Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Iorek
Guttenberg hat mittlerweile Fehler eingestanden


Habe es grad auch in den Nachrichten gehört. Das macht die Umfrage jetzt natürlich ziemlich gegenstandslos.

Halte es aber für die richtige Entscheidung.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zuerstmal technische Informationen: Er hat eine sog. Dissertationstastatur im Guttenberg-Layout verwendet (Bild).

Und jetzt Scherz beiseite:

Ich bin auch zwiegespalten. Zu seiner Politik kann ich mich nicht äußern, da ich davon nichts weiß. Fakt ist aber, dass er, egal welche Position er hat, wie jeder andere Student eine korrekte Doktorarbeit abzuliefern hat. Sollten sich die Vorwürfe v.a. in diesem Ausmaße bestätigen, so muss sowas auch Konsequenzen haben. Ob es bis zur Aberkennung des Doktortitels gehen sollte weiß ich nicht, das hat die Universität zu entscheiden, die das ganze ja auch genauer recherchiert.

Dennoch ist klar, dass er in den Medien unnötig hart zerfleischt wird. Aber so ist das wohl mit dem ungeliebten Volk der Politiker in einem Land voller BILD-Leser. Und auf seine Arbeit als Verteidigungsminister hat das erstmal keinen direkten Einfluss (möglicherweise aber durchaus darauf, ob er je in diese Position gekommen wäre).

Zum Schluss nochmal ein "fun fact": Sein Großvater, seinerzeit CSU-Politiker, hat damals ein Buch mit dem Titel "Fußnoten" veröffentlicht.

air
Mystic Auf diesen Beitrag antworten »

Eigentlich wollte ich hier gegen Guttenberg polemisieren, doch hat dieser ja inzwischen bekanntgegeben, dass er auf das Führen des Dr.-Titels dauerhaft verzichten wird... Er hat nach eigener Aussage "die Doktorarbeit vor sechs, sieben Jahren geschrieben und an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren"... Unter diesen Umständen möchte ich eigentlich gar nichts mehr sagen...
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

@Mystic
Er hat es nicht vor sechs, sieben Jahren geschrieben, sondern sechs, sieben Jahre lang.

Zum Thema:
Warum er in seiner Erklärung übrigens keine genaue Zeitdauer nennt, ist mir ein Rätsel. Weiß er nicht genau, wie lange er dran gesessen hat?

Er verwendet den Ausdruck "sechs, sieben Jahre" gleich zweimal, und dies macht er aus dem gleichen Grund, aus dem er auch die Formulierung "mühevollste Kleinarbeit" für seine Arbeit verwendet und die Anzahl von 1300 Zitaten unterstreicht:
Er buhlt damit um das Mitleid der Menschen, um Verständnis, dass man bei einem solchen Mammutprojekt im Detail schon mal den Überblick verlieren kann.

Dabei übersieht er geflissentlich, dass es auch gerade das Behalten des Überblicks über die Fülle an (eigenem und fremdem) Material ist, was einen Teil einer Dissertation ausmacht.
Wer nicht ordentlich und systematisch arbeiten kann, sollte sich ein solches Projekt als Feierabendbeschäftigung nicht aufhalsen.
Nicht umsonst unterschreibt man eine eidesstattliche Versicherung, dass das Werk aus der eigenen Feder stammt und man alle zitierten Quellen genannt hat.
 
 
Cel Auf diesen Beitrag antworten »

Das mit der Versicherung an Eides statt wollte ich auch anmerken. Wenn ich da an meine im Bachelor denke und an meine Sorge, dass meine Weiterentwicklung zufällig irgendwo zu finden sei ...

Es könnte ihm auch eine Strafe drohen, nicht? Er sagt jetzt einfach, ich lass den Titel dauerhaft ruhen. Damit ist es doch wohl nicht getan.
tmo Auf diesen Beitrag antworten »

Während er diese "Doktorarbeit" geschrieben hat, saß er schon im Bundestag und hat sich königlich vom Steuerzahler vergüten lassen.
Das ist doch irgendwie traurig, sind die Politiker im Bundestag etwa nicht ausgelastet? Warum haben die noch Zeit sich irgendwo 400 Seiten zusammenzukopieren?
Ich finde es irgendwie nicht ok, wenn man dann im Nachhinein einfach sagt "Sorry Leute, ist passiert, ich lasse den Titel jetzt halt weg". Immer so lange wegducken, bis es nicht mehr geht, dann schnell Fehler eingestehen und hoffen, dass Gras drüberwächst...
Wenn das bei einem Arzt passieren würde, wäre der sofort seinen Job los und müsste evtl. sogar Strafe zahlen. Auch wenn er schon etlichen Leuten in Not-OP's das Leben gerettet hätte.


An dieser Stelle Glückwunsch an Frau Merkel, man kann von ihr halten, was man will, aber im Gegensatz zu vielen anderen schafft sie es, sich nach oben zu arbeiten und dort ohne Skandale auch zu verweilen.


PS: Der Anteil der Doktorarbeiten, bei denen nicht alles mit rechten Dingen zugeht, ist aber bestimmt gar nicht so gering, da ist der Freiherr bestimmt in guter Gesellschaft.
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Cel
Er sagt jetzt einfach, ich lass den Titel dauerhaft ruhen. Damit ist es doch wohl nicht getan.


Vllt. bin ich nicht auf dem neuesten Stand, aber wollte er ihn nicht nur vorläufig weglassen, bis die Universität ihre Entscheidung fällt?

air
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Scheint so, als gäbe es keine weitere Strafe. Die Aberkennung des Titels ist allerdings schon schlimm. Wenn man da mehrere Jahre dran gesessen hat und zumindest teilweise die einzige Motivation das Erlangen des Titels war, gibt man ihn ungern wieder her. Augenzwinkern

Scheint allerdings auch so, als gäbe es eine regelrechte Plagiatkultur (nicht nur) in Deutschland, siehe obigen Link.


edit: Air, klicke mal auf meinen Link "Erklärung". Augenzwinkern
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Spiegel
Kelkheim - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat am Montagabend Verletzungen des Plagiatverbots beim Verfassen seiner Doktorarbeit eingeräumt und will seinen Doktortitel ruhen lassen - dauerhaft.


Zumindest sagt er das jetzt, in den nächsten Tagen kommt eine großzügige Spende auf das Unikonto, die Prüfung seiner Arbeit fällt positiv für ihn aus und er ist von allen Vorwürfen reingewaschen. Teufel
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

@Iorek
Ich glaube, wenn die Sache nicht so öffentlich wäre, würde es tatsächlich so laufen... unglücklich
Mystic Auf diesen Beitrag antworten »

@sulo

Sorry, wegen dem "vor sechs, sieben Jahren", da habe ich wohl zu wenig genau hingehört...

Im Grunde bin ich natürlich auch der Meinung: So etwas darf nicht passieren, das ist schlicht und einfach "Betrug"... Wie immer die Sache jetzt auch weitergeht, die bislang steil nach oben zeigenden Karrierekurve des Herrn Guttenberg hat erst mal einen deutlichen Knick...
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Laut der Zeit hat unser guter Minister auch den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags für seine Doktorarbeit benutzt. unglücklich

Glaub da frage ich für nächstes Semester auch mal an, eine Hausarbeit sollte für die doch ein Leichtes sein.
Math1986 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von sulo
Nicht umsonst unterschreibt man eine eidesstattliche Versicherung, dass das Werk aus der eigenen Feder stammt und man alle zitierten Quellen genannt hat.
Woher hast du die Information, dass eine solche eidesstattliche Erklärung abgegeben wurde?

Zitat:
6. eine ehrenwörtliche Erklärung des Bewerbers darüber, daß er die Dissertation selbständig
verfaßt und keine anderen als die von ihm angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt hat;
daß er die Dissertation nicht bereits einer anderen Hochschule zur Erlangung eines
akademischen Grades eingereicht hat; daß er nicht bereits diese oder eine gleichartige
Doktorprüfung an einer anderen Hochschule endgültig nicht bestanden hat.

Promotionsordnung für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Bayreuth,§8,Absatz 6
Im Gegensatz zu einer eidesstattlichen Erklärung hat eine "ehrenwörtliche Erklärung" keine rechtliche Bedeutung.

Ich finde es aber richtig dass er den Doktortitel abgegeben hat
René Gruber Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Math1986
Im Gegensatz zu einer eidesstattlichen Erklärung hat eine "ehrenwörtliche Erklärung" keine rechtliche Bedeutung.

In der Politik hat das "Ehrenwort" seit Dr. Uwe Barschel eh einen faden Beigeschmack:

Soweit ich mich erinnere, hat das nach Barschel nur noch ein namhafter bundesdeutscher Politiker in den Mund genommen: Dr. Helmut Kohl, als er verkündete, den anonymen CDU-Spendern sein Ehrenwort gegeben zu haben.
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

@Math1986

Ich bin davon ausgegangen, dass das Verfahren an allen (deutschen) Unis gleich ist. Aber offenbar gibt es Ausnahmen. Warum manche Unis sich statt mit einer eidesstattlichen Erklärung mit einer ehrenwörtlichen Erklärung zufriedengeben ist mir ein Rätsel.

Seit der Barschel-Geschichte sind mir Ehrenworte sehr suspekt. Die betroffenen Unis sind da offenbar großzügiger.

edit:
Das habe ich jetzt nicht bei meinem Vorredner abgeschrieben. Augenzwinkern
René Gruber Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von sulo
Das habe ich jetzt nicht bei meinem Vorredner abgeschrieben.

Der Bezug zu Barschel lag ja geradezu in der Luft. Augenzwinkern
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Dann hoffen wir mal, dass man den Baron nicht demnächst in einer Badewanne findet... Augenzwinkern
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Mich interessieren vor allen Dingen zwei Dinge:

1. Warum kommt das JETZT raus, bzw. wer hat ein Interesse daran, dass es jetzt rauskommt? Die Doktorarbeit ist ja jetzt auch nicht erst gestern geschrieben worden. Oder ist das wirklich nur per Zufall jetzt rausgekommen?
2. Wer wundert sich ernstlich, dass bei reinen Typ II-Arbeiten (also Arbeiten um des Titels willen) nicht ziemlich schlampig und voll mit Plagiaten gearbeitet wird?

Ein Gutteil der Abgeordneten macht "nebenbei" noch einen Doktortitel für's Papier. Auch deswegen dauern diese Arbeiten immens lange, weil sie nur nebenbei geschehen. Beispiele?
Frau Schröder - übrigens gibt's auch hier genug Probleme mit zu viel Mitarbeit von außerhalb, weswegen ich jetzt mal zu behaupten wage, dass auch die Mitarbeit des wissenschaftlichen Diensts des Bundestages an einer Doktorarbeit nicht gerade selten ist: http://www.fr-online.de/politik/dr--kris...44/-/index.html
Ludger Vollmer (Grüne) - vergleiche dazu seine Tätigkeitszeiträume im Bundestag und den Dissertationszeitpunkt (über das Thema möchte ich mal gar nicht reden...) http://de.wikipedia.org/wiki/Ludger_Volmer
Norbert Röttgen http://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_R%C3%B6ttgen
und ich meine, auch Ulla Schmidt schreibt derzeit an der Fernuni Hagen an ihrer Doktorarbeit...

Ich möchte damit nichts entschuldigen, lediglich nur meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass das so hohe Wellen schlägt und jedermann so überrascht ist (nur empört kann ich nachvollziehen). Ich bin der Meinung, man solllte diese Arbeiten "des Titels Willen" so gut wie möglich unterbinden - aber das geht vermutlich kaum.
Das Problem ist auch, dass Plagiate über lange Zeit verharmlost wurden und immer noch werden.
kurellajunior Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
Ich möchte damit nichts entschuldigen, lediglich nur meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass das so hohe Wellen schlägt und jedermann so überrascht ist (nur empört kann ich nachvollziehen). Ich bin der Meinung, man solllte diese Arbeiten "des Titels Willen" so gut wie möglich unterbinden - aber das geht vermutlich kaum.
Das Problem ist auch, dass Plagiate über lange Zeit verharmlost wurden und immer noch werden.

Ich glaube die Empörung entwächst einer entTäuschung. Genauer dem Ende einer fasst Kollektiven Selbsttäuschung über den Charakter eine zu Guttenberg.
Ich glaube viele wollten einfach, dass er der liebe, kompetente, ehrliche und kompetente Nachwuchspolitiker ist, den wir so sehr brauchen.

Die empörung ist also eher die Wut über den eigenen Irrtum...
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Ich gebe ihnen mein Ehrenwort!
Der war super, René Big Laugh

Aber jetzt zum Thema:
Ich finde die Uni Bayreuth ist am Zug. Sie ist diejenige, die sich blamiert. Guttenberg hat etwas gemacht, was - wovon ich fest ausgehe - ihm nur seine Sippe und seine Partei ermöglicht haben und was ein gewisses bewusstes Wegschauen voraussetzte. Jetzt wurde es aufgedeckt und die Uni Bayreuth begibt sich freiwillig und ohne Gegenwehr in die Rolle des Gelackmeierten (Nachlässigkeit, Bevorzugung, Unwissenschaftlichkeit).
Und er kann bei den Einzellern noch Dank seines Vertrags mit der Bild (den er ja selbst zugibt) punkten "Mir haben in der Schul auch immer abgeschreibt getut und der arme Freiherr hat ja auch Frau und Kinder zu ernähren getut gehabt, da hat ma kei Zeit, wenn ma Schicht schaffe tut!" (dem, glaube Steinmeier wars, haben seine PR-Berater auch mal empfohlen, dass er sagen soll, er habe sich die Verletzung beim Putzen zugezogen, das mache ihn öffentlich sympathischer).

@Iorek:
Ich spreche nur von Korruption, wenn es dafür Beweise gibt. Ich unterstelle also nicht, dass jetzt zweckgebundene Spenden bei der Uni Bayreuth eingehen.
Aber da gibt es ganz andere Mittel... In Bayern gehen die Uhren wirklich anders, das Ausmaß kann man anderswo kaum glauben und Oberfranken ist nicht nur braune, sondern insbesondere schwarze Hochburg.


edit:
@kurellajunior:
Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber bei CSU-"Nachwuchs"politikern habe ich grundsätzlich große Bedenken. Wer in der CSU mit unter 40 groß rauskommt, war immer ein gnadenloser Hardliner.
Und Söder, Bär und Haderthauer sind perfekte Beispiele dafür.
Ich finde auch der gekaufte Doktor und die vielen rollenden Köpfe sind ein Beleg für einen Hardcore-Karrieristen.
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
Mich interessieren vor allen Dingen zwei Dinge:

1. Warum kommt das JETZT raus, bzw. wer hat ein Interesse daran, dass es jetzt rauskommt? Die Doktorarbeit ist ja jetzt auch nicht erst gestern geschrieben worden. Oder ist das wirklich nur per Zufall jetzt rausgekommen?


Mich wundert es, dass bei der Korrektur an der Universität dies offensichtlich nicht festgestellt wurde. Es wurde eine Bewertung "Summa cum laude" vergeben und ich bin gespannt auf die Stellungnahme aus Bayreuth, die für heute Nachmittag angekündigt ist.

In diesem Zusammenhang vermute ich, dass die Bitte um Rücknahme des Titels die elegante Variante für beide Seiten ist. Die Universität muss diesem Gesuch wahrscheinlich nur zustimmen.

Ich bin entsetzt, wie schnell es in der Diskussion zu dem Thema in den Medien zu Themaverfehlungen kommt. Quelle: ARD, Anne Will (Video, noch bis Sa on) Mir fiel da fast einzig Herr Lauterbach (ab 22min) positiv auf. Was soll man von den Kommentaren von Herrn Wedel (Frau Schwarzer und Frau Hohmeier) halten? Ich fasse sie halbzitiert zusammen (ab 11min) "Die guten besten Schüler der Klasse waren ja nie die erfolgreichsten und es waren ja auch nicht die angenehmsten Mitschüler. Die möchte ich nicht, dass die mich regieren." War das also nur ein guter Marketinggag von Guttenberg: Raus aus der Streberecke?

Dann sollten mich die Umgragewerte: Rücktritt? ja 22%, nein 74%. ARD nicht verwundern. Dennoch: woher diese große Toleranz? Die Sache mit dem Ehrenwort habt ihr ja schon angesprochen. Ich kann nur vermuten, dass die meisten Leute nicht in der Situation

Zitat:
Cel
Wenn ich da an meine im Bachelor denke und an meine Sorge, dass meine Weiterentwicklung zufällig irgendwo zu finden sei ...

kennen und auch nicht den Scheibvorgang einer solchen Arbeit. Man fügt die Quellen ja nicht erst am Ende ein. Augenzwinkern

Vor gut einem Jahr erschien der Artikel (Spiegel) über Frau Käßmann mit dem reißerischen Titel "Aufstieg einer Sünderin". Ich möchte da nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber ihr Umgang mit ihrem Fehler war doch ein ganz anderer.

Um noch mal auf das "warum jetzt" zurück zu kommen. Guttenberg bekleidet ein hohes Amt nach einem rasanten, steht auch für seine Politik in der Kritik. Es wundert nicht, dass "Gegner" dort nach den "Leichen im Keller" suchen. Für mich ist es erstaunlich, was sie gefunden haben.

Dafür, dass die Kanzlerin hinter ihm steht, mag ich noch andere Gründe vermuten. Mit diesem "Makel" dürfte der beliebteste Politiker (der Regierung?) ihre Position weniger gefährden. ZDF: Politbarometer
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

@tigerbine

Wobei ich das schiere Kotzen bekomme, wenn ich den Artikel über Frau Käßmann lese. Schön und gut, dass sie beispielhaft schnell zurücktritt, aber die wird in dem Artikel ja wie eine Nationalheldin gefeiert, nachdem sie eine Straftat beging und potenziell Menschenleben gefährdet hat. Das ist doch krank ...

Nunja. Darum gehts hier nicht. Wie tigerbine richtig sagte, bei wichtigen Personen wird immer nach Dreck am Stecken gesucht. Das ist nicht die "feine Art", aber wenn es sich als mehr als berechtigt herausstellt, wie das bei Guttenberg der Fall ist, dann sollte man schon auch froh darüber sein, dass die Wahrheit rauskommt. Ich jedenfalls bin das - die ursprüngliche Motivation, ihm ggf. karrieretechnisch zu schaden, ist mir dabei egal. Er hat sich das ja selber zuzuschreiben.
Auch ist "Das macht ja jeder" oder ähnliches kein Argument für Herrn Guttenberg. Egal, warum er die Doktorarbeit schreibt, er hat sie korrekt zu schreiben oder mit den Konsequenzen zu leben, die ihm ja von Anfang an bewusst sind.

air
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
tigerbineIn diesem Zusammenhang vermute ich, dass die Bitte um Rücknahme des Titels die elegante Variante für beide Seiten ist. Die Universität muss diesem Gesuch wahrscheinlich nur zustimmen.


Nein, sie muss dennoch prüfen. (Ausschnitt aus ARD-Brisant von heute)
Airblader Auf diesen Beitrag antworten »

"Ich will meinen Titel aber nicht mehr!" - "Pech gehabt." Big Laugh

air
Johnsen Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bin selbst Student an der Uni Bayreuth und als ich gestern mal unsere Uni-Homepage aufgerufen habe, musst ich erstmal schmunzeln, weil es so viele Neuerung gab, die direkt ins Auge stechen. Alle Promotionsordnungen der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Stellungenahmen etc. direkt auf der Startseite. Denke mal, dass die Startseite in den letzten Tagen besonders oft aufgerufen wurde. Um nun direkt zu den interessanten Teilen zu gelangen gibts eben Links direkt zu den Pages, netter Service Big Laugh

http://www.uni-bayreuth.de/index.html

Gruß Johnsen
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Die Ladezeiten der Seiten sind beachtlich. Augenzwinkern

Aktuell: Guttenberg bezieht selbst im Bundestag Stellung (ARD tagesschau)
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »

Ich denke, wir brauchen eine Reform der gesamten Promotionsregelungen in D: was hier passiert ist, ist ein deutliches Zeichen, dass da der Wurm drin ist.

Andreas Fischer-Lescano, der mir ein hervorragend ausgebildeter Jurist zu sein scheint, hat durch seine Rezension Courage gezeigt und eine Lawine losgetreten.

Grüße Abakus smile
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Livestream aus dem Bundestag
Shortstop Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von tigerbine
Livestream aus dem Bundestag


Danke Tigerbine! Da bin ich ja mal gespannt...
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Ich finde es jedenfalls höchst seltsam, dass manche Menschen nun versuchen, zu Guttenberg in einen guten Politiker und einen unfähigen Wissenschaftler aufzusplitten. So, als wäre seine Glaubwürdigkeit als Politiker nahezu unberührt durch das, was er sich mit seiner Doktorarbeit geleistet hat.

Ich würde jedenfalls einen Rücktritt von allen Ämtern für angemessen halten.
[Andere Politiker mussten zurücktreten, weil sie privat ihre Bonusmeilen genutzt haben oder sich ihre Hochzeitsreise von Fluggesellschaften finanzieren ließen. Was zu Guttenberg gemacht hat, finde ich persönlich gravierender.]
Black Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Dennis2010
Ich finde es jedenfalls höchst seltsam, dass manche Menschen nun versuchen, zu Guttenberg in einen guten Politiker und einen unfähigen Wissenschaftler aufzusplitten. So, als wäre seine Glaubwürdigkeit als Politiker nahezu unberührt durch das, was er sich mit seiner Doktorarbeit geleistet hat.


Naja das hängt doch stark davon ab ob er absichtlich, oder "nur" grob fahrlässig gehandelt hat. Ob man das jedoch Nachweisen kann wage ich zu bezweifeln
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Ich finde den Versuch an sich total abstrus - egal, ob da nun Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorliegt. Der zu Guttenberg, der bei seiner Doktorarbeit ein seltsames Verhalten an den Tag gelegt hat, ist doch der gleiche zu Guttenberg, der Entscheidungen als Verteidigungsminister trifft, wie soll man das trennen können?

Wenn er vorsätzlich gehandelt hat - geht das sowieso nicht.
Wenn er fahrlässig gehandelt hat oder unwissend, spricht das auch nicht für seine Kompetenz.
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Ach shit, das Spiel hat bis jetzt gedauert. Wollte mir die aktuelle Stunde eigtl anschauen. Die Fragestunde war aber auch witzig. Der arme Gast aus Kroatien Augenzwinkern
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Dr. [a.D.] Karl-Theodor zu Guttenberg
Was sollte das denn jetzt?

verwirrt
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Leider habe ich etwas zu spät zugeschaltet. Die erste Stellungnahme von Guttenberg habe ich nicht gesehen. Fall sie in die Mediathek eingestellt wird, werde ich dann verlinken.

Seine aktuelle Stellungnahme macht mich traurig, und zeigt auf der anderen Seite doch, seine juristische Finesse. Wie man bei dieser erdrückenden Menge von ungekennzeichneten Zitaten etwas sagen kann à la "Ich habe Fehler gemacht, aber nicht absichtlich." ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich ist es Reue nach dem Maß, was man nachweisen kann. unglücklich

Vielleicht hat der Titel "Dr." ja aber auch schon seinen Zweck erfüllt. Denn der wichtigere Titel ist aktuell wohl "Verteidigungsminister". Und der Verteidigunsminister lässt sich, wenn er denn mal Zeit hat, dazu herab, seine Arbeit noch mal im Detail zu sichten. Und dies soll dann nicht arrogant sein? Die Wahl des Briefpapiers seines Schreibens an die Uni Bayreuth wirft auch Fragen auf. (financial times deutschland auf wissen.de)
René Gruber Auf diesen Beitrag antworten »

Eine Gewinnerin der Affäre kann man wohl schon benennen: Die Kanzlerin

Zumindest innerparteilich (als CDU/CSU-Block verstanden) hat sie ihre Position gefestigt. Nachdem die BILD-Zeitung dem KT ja schon in unterwürfiger Ehrerbietung die Krone ... äh, Kanzlerschaft angetragen hat, ist er nun wieder auf Normalmaß zurückgestutzt. Den Rest der Affäre wird er jetzt wohl aussitzen, mit den immer noch erstaunlich hohen Beliebtheitswerten im Rücken.
kurellajunior Auf diesen Beitrag antworten »

boah ist das furchtbar: Kaum ein Redner schafft es mehr als 20% der Zeit beim Thema zu bleiben. Exkurse in die abstrusesten Nebenschauplätze. bah!
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Was hast Du denn konkret auszusetzen, kurellajunior?

Wo wird hier denn groß abgewichen vom Thema?
Neue Frage »
Antworten »



Verwandte Themen

Die Beliebtesten »
Die Größten »
Die Neuesten »