Wie kann man sich in die Analysis reinfinden? Es kommt mir vor wie ein "Fass ohne Boden".

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Waldgrün Auf diesen Beitrag antworten »
Wie kann man sich in die Analysis reinfinden? Es kommt mir vor wie ein "Fass ohne Boden".
Hallo, ich studiere Physik im 2. Semester. Das erste Semester Analysis fand ich relativ einfach (im Vergleich zu dem was folgt), Beweise spielten in Übungsaufgaben eher eine geringere Rolle. Der Professor war auch gut, zumindest hatte man das Gefühl den Inhalt zu können, wenn man etwas tut.
Doch bei Analysis 2 fühlte ich mich wie vom Blitz getroffen. Die Sätze sind plötzlich so unverständlich geworden und die Fülle davon ist so groß. Die Beweise verstehe ich fast garnicht mehr und der neue Professor erwartete irgendwie, dass man das schon gut kann, zumindest gab es Übungsaufgabenserien, die nur aus Beweisen bestanden, wo ich ohne Hilfe 0 Punkte gekriegt hätte.
Also hab ich mir Lehrbuch der Analysis Teil 2 von Harro Heuser gekauft, aber auch dort das selbe: Im Text wird kaum mal ein Beweis ausgeführt, sondern es kommen nur kommentare, wie dass die Aussage leicht aus den Sätzen 101.3, 102.1 und ... folgen würde. Wie soll man denn das alles im Kopf haben? Und selbst wenn die betreffenden Sätze kenne, erscheint mir die Schlussfolgerung dann "eher nicht leicht" verwirrt Und das ist natürlich ganz schön deprimierend, wenn der irgendwelche Zusammenhänge als Trivial deklariert, die man nicht versteht.

Diese ganze Analysis erscheint mir wie ein Fass ohne Boden. Ich musste Analysis 2 jetzt erstmal auslassen und werde es wohl hoffentlich wiederholen können, aber ich hab keine Ahnung wie ich an dieses Fach rangehen soll um diese Fähigkeit sowas zu verstehen, bzw. die Aufgaben zu lösen, zu erwerben, insbesondere die Beweistechnik und Schlussweise.

Vielleicht gibt es jemanden, der ähnliche Probleme hatte und mir helfen kann. Also wie geht man als nicht Durchschnittsstudent da ran, um sich das anzueignen? Oder ist das garnicht möglich? (zumindest erscheint es mir häufig wie Hexenwerk, ich kann mir einfach nicht so viele Zusammenhänge merken, wie das dort gefordert wird) unglücklich
terri Auf diesen Beitrag antworten »

Hi,

ich bin auch Physikstudent im 2. Semester und stehe jetzt kurz vor meiner Matheprüfung unglücklich

Mir erscheint es einfacherer, den umgekehrten Weg zur Vorlesung zu gehen:
Erst einmal sich aneignen, wie man die Dinge dann auch wirklich berechnet (zur Not Bücher für Ingenieure lesen, da ist das immer wesentlich praktischer gehalten und nicht so abstrakt), und wenn man das dann praktisch einigermaßen kann, sich die Sätze und Definitionen anschauen, da versteht man oft schon mehr als vorher.

Wir haben auch schon viele Dinge in der theoretischen Physik vorweggenommen, weil man es dort einfach braucht. Wenn man da die Dinge wiedererkennt, hilft das auch. Also wir hatten eine Vorlesung "Rechenmethoden der theoretischen Physik", und da kamen viele Dinge dran, die wir jetzt in Analysis hatten. (Oder auch noch haben werden.) Damals hatte ich das kaum verstanden, aber sich beides mal parallel anzuschauen hat mir auch geholfen, zu verstehen wie man das Zeug aus analysis anwenden kann, und wo die Rechenmethoden eigentlich herkommen.

Ansonsten ist es wirklich wichtig, die Definitionen zu können, da man sonst ja keine Ahnung hat, worum es eigentlich geht. Dazu habe ich jetzt angefangen, einfach alle in der Vorlesung gegeben Definitionen alphabetisch sortiert noch einmal zusammen zu tragen - hilft bei den Hausaufgaben, da man so nicht immer ewig alles nachblättern muss, ein einprägen tut sich es so auch schon Stück.

Ansonsten vielleicht mal verschiedene Übungsleiter ausprobieren, manche erklären den Stoff nochmal "einfacherer", andere eben nicht. Das hat mir auch oft geholfen.
Waldgrün Auf diesen Beitrag antworten »

Hmm bei uns gibt es leider nur einen Übungsleiter und der ist nicht besonders gut. Das stört mich zb auch enorm, dass die Übungsaufgaben nichtmal vollständig und richtig nachvollziehbar aufgelöst worden sind.

Hmm ich hab noch nicht theoretische Physik, erst ab nächsten Semester. Das kommt ja dann noch hinzu... traurig
gonnabphd Auf diesen Beitrag antworten »

Das Ding ist halt in der Mathe, dass man das vorher behandelte unbedingt verstanden haben muss, bevor man weitergeht - vielleicht nicht so, dass man alles bis ins klitzekleinste Detail wieder rausfinden könnte, aber halt in grossen Zügen muss man "das Bild sehen".

Die Themen sind alle miteinander verwoben und bauen aufeinander auf: Für das Riemannintegral muss man was über Reihen wissen und über Stetigkeit und dafür muss man alles über Folgen wissen und Kompaktheit und verschiedene äquivalente Charakterisierungen von Stetigkeit und Kompaktheit müssen parat sein und und und...

Wenn du jetzt nichts mehr verstehst, solltest du an den Punkt zurückgehen (notfalls wieder ganz an den Anfang) an dem du das erste Mal etwas nicht so ganz verstanden hast. Und dann wieder vorarbeiten. Keine Angst: Beim zweiten Mal geht das viel schneller und mit dem zusätzlichen Wissen, wie/wo man die Dinge nachher einsetzt, sieht man auch viel leichter was das überhaupt soll - da gehen dir dann bestimmt plötzlich viele Lichter auf.

Ansonsten ist Mathe halt denkintensiv, das kann dir niemand abnehmen.
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

ja, deinen Schmerz kann ich gut nachvollziehen. Anscheinend ist deine Kritik so aktuell wie bei mir in den 70. Jahren.
Es ist einfach Fakt, dass alle(?) an der Uni nur Ihrem momentanen Status folgen. Ich gebe dir recht, dass viele Übungsaufgaben Ihren Namen nicht verdienen. Schlampig, unvollständig und immer den "Durchblicker" voraussetzend.
mögliche Folgerungen:

1.) Prof und Rest zur Rede stellen
2.) Ein sit-in beim Prof ( Belagerung seiner Räume )

wenn dir zu Beidem der Mut fehlt, dann eben Zähne zusammenbeissen und weitermachen...
Waldgrün Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von gonnabphd
Das Ding ist halt in der Mathe, dass man das vorher behandelte unbedingt verstanden haben muss, bevor man weitergeht - vielleicht nicht so, dass man alles bis ins klitzekleinste Detail wieder rausfinden könnte, aber halt in grossen Zügen muss man "das Bild sehen".

Die Themen sind alle miteinander verwoben und bauen aufeinander auf: Für das Riemannintegral muss man was über Reihen wissen und über Stetigkeit und dafür muss man alles über Folgen wissen und Kompaktheit und verschiedene äquivalente Charakterisierungen von Stetigkeit und Kompaktheit müssen parat sein und und und...

Wenn du jetzt nichts mehr verstehst, solltest du an den Punkt zurückgehen (notfalls wieder ganz an den Anfang) an dem du das erste Mal etwas nicht so ganz verstanden hast. Und dann wieder vorarbeiten. Keine Angst: Beim zweiten Mal geht das viel schneller und mit dem zusätzlichen Wissen, wie/wo man die Dinge nachher einsetzt, sieht man auch viel leichter was das überhaupt soll - da gehen dir dann bestimmt plötzlich viele Lichter auf.

Ansonsten ist Mathe halt denkintensiv, das kann dir niemand abnehmen.


Danke für deinen Beitrag das hat mir wirklich geholfen, denke ich. Mein Problem mit zum Beispiel Stetigkeit ist nicht die Definition zu verstehen, bzw. verstehen was damit gemeint ist, sondern zb Stetigkeit für irgendwelche Abbildungen nachzuweisen. (also mit der Definiton der gleichmäßigen Stetigkeit oder der Lipschitzstetigkeit). Das müsste eigtl. etwas sein, was man gut üben könnte, aber ich verstehe diese Beweisführung immer an irgend einer Stelle nicht, wo die dann (die Mathematiker) einfach sagen "also existiert ein epsilon > 0" usw. und ich kann nicht begreifen, wie man das so einfach aus dem nichts heraus behaupten kann. Bzw. zumindest verstehe ich den Zusammenhang nicht (irgendwie wird der entscheidende Schritt immer übergangen es ist zum Haareraufen^^).

Gibt es vielleicht ein Buch, was Analysis wirklich verständlich erklärt, am besten mit viel Text zu jedem Schritt und welches auch Tipps gibt, wie man am besten vorzugehen hat?
 
 
zweiundvierzig Auf diesen Beitrag antworten »

Vielleicht hilft Dir Behrends: Analysis Band 1 weiter. Allerdings habe ich das Buch selbst nicht gelesen.
Waldgrün Auf diesen Beitrag antworten »

Danke. Hab mir mal die Seiten angeschaut die dort abgebildet sind und finde dass das vielversprechend aussieht. Wichtig wäre mir auch, dass es davon fortstetzungen gibt, die es ähnlich ausführlich erklären.

Kennt jemand vielleicht das Buch und denkt, dass es das richtige für mich wäre?
Waldgrün Auf diesen Beitrag antworten »

Sorry für Doppelpost, ich kann die Beiträge als unregistrierter nicht ändern...

Jedenfalls hab ich mich ein bisschen über das Buch informiert und denke dass es die richtige Wahl für mich ist.

Trotzdem wäre ich froh, wenn vieilleicht noch jemand bestätigen könnte, dass das geeignet ist smile
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