Wie wird Mathematik gelernt?

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Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »
Wie wird Mathematik gelernt?
Was mir schon lange auf der Seele brennt und wo ich wirklich auf die Meinung von mathematicians gespannt bin, ist folgendes:

Wenn es ums Lernen geht, ist Mathematik eher vergleichbar mit:

-dem Ballett, wo man am besten so früh wie möglich anfängt zu trainieren, damit man mit 20 ein Barisnikov werden könnte?

-dem Fahrrad- oder Autofahren, dass man auch mit 50 Jahren noch lernen kann?

-einem Talent, dass man halt einfach in die Wiege gelegt bekommen hat?

-verbunden mit harter Arbeit, wie bei einem Handwerk oder der Kunst?
Ibn Batuta Auf diesen Beitrag antworten »

Alle 4 Wege führen da hin. Wobei ich, wenn ich nochmal 12 oder 13 wäre, den ersten Weg einschlagen würde und nicht Punkt 2 und 4.


Ibn Batuta
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Ich würde dem ersten Punkt widersprechen wollen. Um echte Mathematik betreiben zu können, muss man mit abstrakten Gebilden klar kommen, eine Fähigkeit die man normalerweise erst mit ~15 Jahren in dem Maße ausgebildet hat.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

Könnte man es auch mit einer Briefmarkensammlung vergleichen, bei der jede Briefmarke nur ganz bestimmte besondere Briefe versenden kann?
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Und für was sollen Marke und Brief stehen ...? verwirrt
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

Die Briefmarken könnten für die Formeln stehen.
Der Vergleich mit dem Brief ... hinkt vielleicht sogar ein wenig.
 
 
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

lol

Das halte ich grundsätzlich für eine ganz schwierige Frage. Da ich jetzt schon sehr lange in der Hochschulmathematik dabei bin, habe ich mit der Zeit die riesigen Unterschiede gemerkt, die sich mit der Zeit ergeben.

Jemand in der Schule lernt Mathematik ganz anders als jemand in den ersten beiden Semestern des Studiums. Der widerrum lernt ganz anders als jemand im zB. 7. Semester mitten im Hauptstudium. Dieser lernt andererseits noch völlig anders als ein Doktorand usw.

Wenn man Mathematik lernt, ist das oft für mich, als würde ich ein unendlich großes Puzzle Stück für Stück zusammensetzen. Da man mit der Zeit einen immer größeren Ausschnitt bereits zusammengesetzt hat, fällt es auch leichter, weitere Teile zu erschließen oder Lücken zu füllen.

Das alles ist natürlich jetzt höchst metaphorisch Big Laugh Ich würde Punkte 1,3,4 alle als gleich wichtig ansehen. An Punkt 2 ist meiner Ansicht nach aber nicht sehr viel dran. Um Mathe zu betreiben, muss man immer am Ball bleiben.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Jemand in der Schule lernt Mathematik ganz anders als jemand in den ersten beiden Semestern des Studiums.


Verstehe ich das dann richtig, dass außerhalb der Institution keine Mathematik gelernt werden kann?

Zitat:
unendlich großes Puzzle


Ab wann ist ein Experte geschaffen?
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Ich würde sagen: Wenn man eine Fläche erschlossen hat, auf der man ausgiebig entlangschländern und seine detaillierte Schönheit bewundern kann.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

Eine Feststellung: Mathematik ist eine gebärfreudige Mutter.

Sind alle einverstanden?

Edit: Hinzufügung
Edit 2: Rechtschreibfehler
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung was du mit deiner Feststellung ausdrücken willst.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

Ja, das habe ich ein wenig knapp formuliert.
Ich versuche mich an einen Vergleich heranzutasten, der einigermaßen stimmig ist, so ein Vergleich das überhaupt sein kann.
Was ich ja auch gerade erst erfahre, ist dass es viele verschiedene (unabhängige?) Felder sind, das hörte sich für mich so an,
als ob ein Einzelner nicht alle Felder gleich beherrschen und somit nicht Experte für die gesamte Mathematik sein kann.
Ist das so richtig?
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Es gibt, nach den Grundlagen sehr viele Spezialisierungen. In wie weit jemand allen in ähnlichem Maße nachkommen kann, kann ich nicht beurteilen. Aber das ist ja nicht nur in der Mathematik so.

Darf ich fragen, was dein mathematischer Hintergrund ist, dass du so daran interessiert bist, irgendwelche Vergleiche anzustellen? Augenzwinkern
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Wieso sollte es mit Mathematik anders sein als mit anderen Bereichen?
Es gibt überall Laien, Menschen, die etwas ganz gut können und Experten und je nach der Stufe, die man erreicht, spielen die Arbeit daran und Talent verschieden wichtige Rollen.

Die Einen können eben vielleicht ganz gut Klavier spielen, Manche können es wiederum besser und andere sind wahre Virtuosen.

Die Einen können Mathematik, die Anderen können es besser, Andere heißen Gauß oder Riemann.


Und wie man das lernt?
Naja, kein Mensch kommt wohl auf die Welt und kennt sich gleich in Analysis oder so aus. Natürlich ist das Arbeit und Mühe. Dennoch gilt natürlich, daß Manche ein gewisses Talent mitbringen, das Andere nicht haben.

Das Wissen ist erlernbar, das Talent wohl kaum.

Man fragt ja auch nicht: Wie lerne ich es, Mozart zu werden?
Aber Musik kann man natürlich theoretisch lernen.
Deswegen schreibt man nicht gleich Meisterwerke.


Naja, ein bisschen plakativ, was ich jetzt geschrieben habe.
Aber vielleicht kann das jemand schöner ausdrücken, wenn er der gleichen Ansicht ist.
pseudo-nym Auf diesen Beitrag antworten »

@Dennis2010:

Könnest du vielleicht erklären warum das Konzept "Talent" in deinen Ausführungen (und zwar generell, nicht nur auf diesen Post beschränkt) so oft auftaucht?

Ich habe nämlich nicht zum ersten Mal den Eindruck, dass du eine Diskrepanz zwischen der Art wie du Mathematik betreibst und der Art wie du gerne Mathematik betreiben würdest wahrnimmst und diese dann mit mangelndem Talent erklärst.

Ich kann diese Wahrnehmung nachvollziehen, da sie auch bei mir manchmal auftritt, aber verstehe nicht was einem die Existenz von Talent in so einer Situation bringt.
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Ich könnte es auch anders nennen.

Ich stelle nur seit längerem fest, daß es trotz guten Willens und vieler Arbeit oftmals nicht klappt. Also nehme ich an, daß es irgendwas gibt, das mir wohl fehlt.

Ob ich es nun Talent nenne oder sonstwie, spielt dabei keine Rolle.


Edit: Die Existenz bzw. die Annahme von Talent hilft einem natürlich nicht konkret weiter, aber manchmal braucht man wohl solche Erklärungen für das eigene Versagen! Augenzwinkern
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »

Ich denke hartes Training, also ständiges Rechnen von Aufgaben und Durchdenken von Problemen.

Um in einem Gebiet wirklich gut zu werden, braucht es 10.000 Stunden Training davon, um mal eine Hausnummer zu schätzen.

Und leider vergessen wir mit der Zeit wieder recht viel und nicht wiederholtes und/oder angewendetes Wissen ist weg. Daher muss man es in Zeitabständen repetieren (bereits während der Unizeit und danach noch verstärkt).

Abakus smile
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Abakus
Ich denke hartes Training, also ständiges Rechnen von Aufgaben und Durchdenken von Problemen.

Um in einem Gebiet wirklich gut zu werden, braucht es 10.000 Stunden Training davon, um mal eine Hausnummer zu schätzen.


Das halte ich für ein Gerücht. Auf hohem Niveau ist es oft nicht möglich, sein Können mittels ständigem "Rechnen von Aufgaben" zu stärken. Oft gibt es diese gar nicht. Generell halte ich "hartes Training" nur in der Anfangszeit eines mathematischen Werdeganges für sinnvoll. (Dann aber i.d.R. auch für wirklich nötig!)

Wenn genug der mathematischen Methodik in Fleisch und Blut übergegangen ist, nützt das einem aber nicht mehr so viel. Was mir dann tatsächlich gut hilft, ist es, über gewisse Sachverhalte einfach zu meditieren. Dabei geht es nicht unbedingt um konkrete Probleme, sondern vielmehr versuche ich in meinem Kopf, Klarheit zu schaffen über Zusammenhänge. Oft helfen auch schriftlich Zusammenfassungen. Ich finde, irgendwann wird vor allem umso wichtiger, dass man ein eher intuitives Verständnis für die Mathematik entwickelt. Auch um so eine Sichtweise der Dinge geht es häufig, wenn Doktoranden untereinander über etwas diskutieren. Ich denke, nichts ist mächtiger in der Lösung von komplexen Problemen als eine starke Intuition.
pseudo-nym Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Dennis2010
Edit: Die Existenz bzw. die Annahme von Talent hilft einem natürlich nicht konkret weiter, aber manchmal braucht man wohl solche Erklärungen für das eigene Versagen! Augenzwinkern


Und genau deswegen mag ich die Talenterklärung nicht. Ich halte die "Warum bin ich hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben?"-Fragestellung für wichtig und die Tatsache, dass sie aus einer Frustration entspringt, motiviert mich ihr auf den Grund zu gehen.
Und das mit Erfolg: Es kommt manchmal tatsächlich vor, dass ich nach einigen Aufgaben mental einen Schritt zurücktrete und ein (mich behinderndes) Muster in meinen Versuchen bemerke, welches nicht nur mein Versagen erklärt, sondern mir auch gleich etwas zu verbessern liefert.

Zu sagen ich hätte kein Talent, "erklärt" vielleicht mein Unvermögen, bannt aber nicht die Gefahr gegen immer die selben Wände zu laufen. (Eigentlich sollte man sich ja sogar daran gewöhnen. Nach dem Motto: "Die Welt ist halt so")
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Klar, wenn man sich quasi darauf ausruht, daß man "kein Talent hat", kommt man natürlich nicht voran. So meinte ich das auch nicht: Natürlich muss man trotzdem weiter machen und versuchen, daran zu wachsen und zu lernen.

Trotzdem - finde ich - ist das eine mögliche Erklärung dafür, weshalb man vielleicht mehr tun muss als Andere oder einem die Dinge schwerer fallen. Nur darf man das eben nicht als Ausrede benutzen.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

tigerbine:
Zitat:
Darf ich fragen, was dein mathematischer Hintergrund ist, dass du so daran interessiert bist, irgendwelche Vergleiche anzustellen?


Ich glaube, das eine hat das andere nicht bedingt, aber wenn du schon fragst, will ich mich bemühen es zu beantworten, was ich grade extrem schwierig finde. Also natürlich hatte ich Mathematik in der Schule, Abi und brauche viel Statistik wegen meines naturwissenschaftlichen Studiums.

Den Vergleich mit der Musik find ich schön Freude
tigerbine Auf diesen Beitrag antworten »

Meine Frage war nicht als "entblöße dich" gemeint. Nur klang es mir nicht so, als würdest du Mathe studieren.
Eulerwind Auf diesen Beitrag antworten »

smile
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

Eine interessante Diskussion. Hättet ihr vielleicht einen Tipp, wie man am besten vorgeht, um sich ein solides Mathe Grundwissen anzueignen? Zurzeit übe ich viel Algebra, d.h. Bruch-, Potenz- und Wurzel-Rechnung mit allgemeinen Zahlen. Hinzu kommen noch hi und da Abschweifungen in die Infinitesimalrechnung.

Wenn ich nun ein Mathematik Studium an einer Fachhochschule anfangen wollen würde, wie könnte ich mich dann eigentlich am besten vorbereiten? Lohnt es sich schon in die unendlichen Weiten vorzudringen, oder sollte ich lieber die Grundlagen festigen?

lg
Christian
Sycorax Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Eine interessante Diskussion. Hättet ihr vielleicht einen Tipp, wie man am besten vorgeht, um sich ein solides Mathe Grundwissen anzueignen? Zurzeit übe ich viel Algebra, d.h. Bruch-, Potenz- und Wurzel-Rechnung mit allgemeinen Zahlen. Hinzu kommen noch hi und da Abschweifungen in die Infinitesimalrechnung.



Mach das von dir genannte Grundlagenzeug, außer Prozentrechnung. Du solltest wissen was sind die Zahlenmengen, also wenn ich sage |R solltest du sofort wissen, um was es geht. Gleichungen umformen, Terme vereinfachen, Bruchrechnung etc. Mengenlehre dürfte auch ein Ausflug wert sein, um das Konzept einer Funktion besser zu verstehen. Danach kannst du denke ich die Analysis aufrollen.
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

danke Sycorax

Ja, Prozentrechnung hätte ich eh nicht vor gehabt, diese erklärt sich ja ganz allgemein aus dem Rechnen mit Brüchen.

lg
Christian
Aradhir Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P
danke Sycorax

Ja, Prozentrechnung hätte ich eh nicht vor gehabt, diese erklärt sich ja ganz allgemein aus dem Rechnen mit Brüchen.

lg
Christian


Auch wenn das ganze grade etwas vom Thema abschweift: Ich finde den Ausdruck "Prozentrechnung" sowie etwas seltsam. Hab mal bei ner Verwandten von mir gesehen, wie die in der Realschule lernen mit Prozenten zu rechnen, da hab ich mir dann gedacht: Jaaa, das geht aber auch einfacher ^^
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Aradhir
Zitat:
Original von Christian_P
danke Sycorax

Ja, Prozentrechnung hätte ich eh nicht vor gehabt, diese erklärt sich ja ganz allgemein aus dem Rechnen mit Brüchen.

lg
Christian


Auch wenn das ganze grade etwas vom Thema abschweift: Ich finde den Ausdruck "Prozentrechnung" sowie etwas seltsam. Hab mal bei ner Verwandten von mir gesehen, wie die in der Realschule lernen mit Prozenten zu rechnen, da hab ich mir dann gedacht: Jaaa, das geht aber auch einfacher ^^

stimmt! Zumindest verschleiern die Lehrer dann, dass Prozentrechnung eigentlich nichts anderes ist als das Rechnen mit Brüchen.
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »

Hm, ich würde eher sagen, man braucht entweder:

a) hoher Intellekt
b) Harte Arbeit

a + b= Mathekenntnis1

Und das beides sich gewissermaßen ausgleicht. Sprich, je schneller ich die einzelnen Punkte verstehe, desto weniger Arbeit im Umkehrschluss, je länger ich brauche, desto mehr Arbeit muss ich reinstecken. Zu der Arbeit zähle ich auch, jemanden zu finden, der es einem richtig und plausibel erklärt (auch nicht immer einfach)

Ich glaube, bei Mathe ist es nicht ganz so gravierend wie bei anderen Fertigkeiten, wenn man später anfängt.
Weil beim Ballett ist es ja so, das man als Kind noch biegsam ist und später man körperlich schwerer in der Lage ist, noch mal einen Spagat zu lernen.

Ich bin, was Mathe angeht, auch eher ein Spätzünder (Naja, verhältnismäßig gesehen)

Ich habe jahrelang gedacht, ich wäre schlecht in Mathe und hätte kein Talent, also waren meine Noten wenig berauschend. Bis ich an eine Lehrerin kam in der Oberstufe (also da erst!) die mir das richtig beigebracht hat und kein "Ich kann das sowieso nicht" nicht gelten lies.
Auf einmal hatte ich einen Heidenspaß an Mathe Big Laugh

Man ist in allen Sachen immer besser, wenn man Spaß daran hat (bzw. hat man natürlich auch leichter Spaß an Sachen, die man kann)

Jemand, der gerne Puzzle löst, wird immer besser sein als jemand, der keinen Spaß dran hat, selbst wenn ich dem eine Million Euro für das Lösen eines Puzzles biete.

Mit dem Alter kann man anbringen, dass die Gehirnleistungen langsamer werden, wenn man älter wird. Da gilt aber wieder obige Formel - mehr Arbeit, wenn das Gehirn langsamer wird.

So würde ich das sehen

Zu den Grundlagen:

Da gibt es ja mittlerweile auch recht gute Bücher. Da mein Schulmathe etwas eingerostet ist (Ich bin vor neun Jahren aus der Schule raus) und dieses Semester mit dem Mathestudium angefangen habe, musste ich auch Grundlagen wieder auffrischen.
Gut fand ich da das Buch "Brückenkurs Mathematik"
Allerdings muss man sich aus dem Netz die Lösungen holen, das ist eines der Nachteile des Buches. Da sind die Lösungen u.U. fehlerhaft. Da gibt es aber eine Seite, wo man die korrekten Lösungen runterladen und ausdrucken kann.

Und ich bin ein großer Fan der Dummies-Reihe.
Ich habe da Trigonometrie für Dummies geholt, weil ich Trigonometrie auch noch nie auf der Schule hatte. Glaubt mir kein Mensch, es heißt ja immer, Stoff der Klasse 10, aber ich habe es in der Schule nie gehabt.

Ansonsten eben auch: Learning by Doing - Man nimmt die Matheunterlagen und merkt da ja auch schnell, wenn man noch eine Lücke hat und kann die speziell nachschlagen (oder eben im Forum hier nachfragen oder eine Lerngruppe gründen/mit Freunden lernen und sich da austauschen)
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht doch ein entscheidender Vorteil ist, wenn man so früh als möglich sich mit Mathe beschäftigt. Natürlich vorausgesetzt, man hat Spaß daran und interessiert sich dafür. Die meisten großen Mathematiker haben ihre Entdeckungen in jungen Jahren gemacht. Riemannn wurde glaube ich nur 39 Jahre alt! Ich denke, dass man es immer schwerer hat, je älter man wird. Die Lebenserfahrung und Zielstrebigkeit ist dann im Allgemeinen besser ausgeprägt, sodass man einige Vorteile gegenüber jungen Studenten hat, die noch grün hinter den Ohren sind. Aber ansonnsten muss man, denke ich, recht hart arbeiten. Gerade ein junger Mensch muss sich recht früh entscheiden, was er will. Ein Mathe_Ass zu sein, wenn man noch nicht weis was man so richtig will, ist ziemlich schwer.

Ich habe auch erst spät angefangen, mich für Mathe richtig zu interessieren. Die absoluten Grundlagen habe ich jetzt so weit recht gut drauf, aber das Feld in Mathe ist so gewaltig, dass man sich fast verloren vorkommt, weil man nicht weis, was man als nächsten üben oder vertiefen soll. Auch ist der Schritt von der Schulmathematik zur Hochschulmathematik insofern recht gewaltig, da man im Studium lernen, muss mathematisch logisch, analytisch zu denken. Das war in der Schule nicht annähernd so ausgeprägt.

@Eleanor
Du hast gerade mit dem Studium angefangen, wie findest du den Umstieg oder Einstieg in die Hochschulmathematik? Ist es sehr gewöhnungsbedürftig für dich gewesen?


Gruß,
Christian
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P

@Eleanor
Du hast gerade mit dem Studium angefangen, wie findest du den Umstieg oder Einstieg in die Hochschulmathematik? Ist es sehr gewöhnungsbedürftig für dich gewesen?


Gruß,
Christian


Naja, wie gesagt bin ich schon neun Jahre aus der Schule raus, daher ist die Erinnerung auch nicht vollkommen präsent Augenzwinkern

In der Hochschulmathematik läuft natürlich viel mehr über Beweise als in der Schulmathematik. Man kriegt nicht nur eine Formel präsentiert, sondern wie sich die Formel aufbaut und herleitet.

Was ich gewöhnungsbedürftig finde, ist auf jeden Fall die Geduld, die man mitbringen muss. Ich war es gewöhnt, in der Schulmathematik sehr schnell zu verstehen, was Sache ist.
Beim Studieren jetzt brüte ich auch schon mal eine Stunde über einer Formel oder einer Erklärung herum.

Bei mir war vor allem der Anfang sehr holprig, weil Geduld eigentlich nie eine große Stärke von mir war. Ich finde das Mathematikstudium ist auch hilfreich dabei, Geduld zu lernen, weil sich jedes "Pfuschen" und bei Seiten zu schnell durchzuhuschen auch sehr schnell rächt.

Ich war auch überwältigt, wieviel an Mathe noch dran hängt und wieviel ein Thema hergibt. Ich kam und komme dabei so ein bisschen vor wie bei Per Anhalter durch die Galaxis, wo es diese Foltermaschine gibt, bei der man das ganze Universum präsentiert bekommt und man selbst als Minipünktchen daneben Augenzwinkern

Zitat:
Ein Mathe_Ass zu sein, wenn man noch nicht weis was man so richtig will, ist ziemlich schwer.


Wobei ich manchmal denke, Mathematik ist das ideale Fach, wenn jemand nicht genau weiß, was er will Big Laugh
Naja, natürlich nicht ganz. Ich komme nur darauf, weil ich die letzten Tage noch mal am recherchieren war, was man hinterher berufllich mit dem Mathestudium anfangen kann und bin jedesmal erschlagen davon, wo überall Mathematiker nachgefragt sind, wo ich es nie vermutet hätte.

Am Anfang des Studium wusste ich klarer was ich will, jetzt kriege ich immer mehr Infos, was noch alles mit dem Mathestudium machbar ist und wie viele Bereiche sich eröffnen.

Mehr Probleme als mit Mathe habe ich eher mit dem Nebenfach. Wo ich studiere, kann man Mathe eben nur mit Nebenfach studieren (geht es überhaupt ohne) und die Auswahl war/ist da begrenzt.
Ich habe mich todesmutig auf Informatik gestürzt (es gab nur noch zwei Fächer zur Auswahl, an denen ich aber weniger Interesse hatte) und hänge jetzt als Programmierneuling daran, eine Programmiersprache neu zu lernen.
Wo übrigens auch wieder das Thema Geduld zum Tragen kommt. Weil kaum vergisst man irgendwo ein Komma oder Strichpunkt, läuft das ganze Programm nicht ^^
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P
Die meisten großen Mathematiker haben ihre Entdeckungen in jungen Jahren gemacht. Riemannn wurde glaube ich nur 39 Jahre alt!


Die Lebenserwartung um 1840 herum dürfte bei ca. 40 J gelegen haben und hat sich seitdem verdoppelt. Jung und alt sind sehr relative Begriffe.

Zitat:
Ich denke, dass man es immer schwerer hat, je älter man wird. Die Lebenserfahrung und Zielstrebigkeit ist dann im Allgemeinen besser ausgeprägt, sodass man einige Vorteile gegenüber jungen Studenten hat, die noch grün hinter den Ohren sind. Aber ansonnsten muss man, denke ich, recht hart arbeiten. Gerade ein junger Mensch muss sich recht früh entscheiden, was er will. Ein Mathe_Ass zu sein, wenn man noch nicht weis was man so richtig will, ist ziemlich schwer.


Irgendetwas zu lernen und auch die Fähigkeit dazu ist nicht Privileg irgendeiner Altersgruppe. Ob jemand etwas lernt, ist primär eine Frage der Motivation und vielleicht der Intelligenz, denke ich.

Von jüngeren Leuten wird gemäß gesellschaftlicher Konvention erwartet, dass sie etwas lernen; sie stehen hier vielleicht mehr unter Druck. Von Älteren werden andere Dinge erwartet, auch hier spielt gesellschaftliche Konvention eine Rolle.

Abakus smile
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »

Ich stelle mir die Frage, ob es wirklich schwieriger ist, im Alter noch was neu zu lernen, als im gehobeneren Alter noch mal neu anzufangen.

Ich habe inbesondere in Deutschland das Gefühl, das es eine große Hemmschwelle gibt, noch mal mit etwas neu anzufangen, sobald die 2 vor der Alterszahl verschwunden ist.

Ich glaube, dieser Gedanke "wenn ich nicht schon als Kind angefangen habe" ist das eigentlich Tödliche. Dadurch wird das Argument zum Selbstläufer, weil wenn wenige Leute etwas anfangen, kann natürlich auch keiner erfolgreich werden.
Und wenn jemand eine neue Fertigkeit anfängt, ist das ja meistens eher aus Hobbygründen als aus dem Ehrgeiz hinaus, Experte zu werden. Weil die Leute, die in einem Gebiet Experte werden wollen, sind eben die, die sich scheuen, neu anzufangen.
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

@Abakus:
Ich sage ja nicht, dass ich den Stein der Weisen gefunden hätte Augenzwinkern Naja... viele Mathematiker, auch die der vorherigen Jahrhunderte, wurden durchaus recht alt. Riemann hatte leider ein bisschen Pech. Ja, du hast recht, das Älterwerden bringt viele neue Verpflichtungen mit sich. Motivation bzw. vielleicht besser, Spaß an der Sache sind wohl eher das Erfolgsgeheimnis, da stimme ich zu.

@Eleanor:
Geduld ist wirklich eine Tugend. Manchmal komme ich mir vor, als wenn ich gar nichts geschafft habe, wenn ich eine Aufgabe rechne und mir sehr lange den Kopf zerbrochen habe. Aus jedem Thema, wie du schon sagtest, aus jeder Kleinigkeit ist eine Menge herauszuholen. Ich bin gerade dabei mir auf ein eventuelles Studium vorzubereiten und ich habe oft das Gefühl gar nicht zu wissen, was ich am besten als Nächstes machen soll.

Mathe ist in meinen Augen das Ideale Fach, weil man im Grunde kein Faktenwissen braucht. Das stimmt natürlich so nicht ganz, man braucht Faktenwissen, aber in einem anderen Sinn. Literatur z.B. oder irgendein anderes ähnliches Fach wie Politikwissenschaften o.ä., verlangt mehr an Faktenwissen, vielleicht in dem Sinne, dass es zusammenhangsloser ist. Mit Mathematik ist man auf der abstrakten Seite und muss sich nicht mit Nebensächlichkeiten herumschlagen. z.B. Physik, an Physik nervt mich dieses thematische Gebundensein an irgendeinem langweiligen physikalischen Thema, das man dann behandeln muss. Natürlich kann man da auch viel rechnen, aber nicht ganz so losgelöst wie in purer Mathematik.

Noch mal zu Nebenfach: Ich habe vor an einer Fachhochschule zu studieren. Für mich die einzige Möglichkeit. So, jetzt ist man dort, aber auch an vielen Unis, gezwungen, programmieren zu lernen. Das ist glaube ich heutzutage auch nicht mehr wegzudenken. Mathe und Informatik verschmelzen da fast ineinander. Es gibt ja schon länger sogenannte Computerbeweise o.ä. Anwendungen z.B. Numerik etc. pp.
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »

Du musst bei Mathe zumindest nicht seitenweise Fakten auswendig lernen, das stimmt schon.


Allerdings, ist es bei Mathe wie du schon selbst sagst: Man brütet ewig über einer halbes Seite und hat dadurch das Gefühl gar nicht vorwärts zu kommen.

Ich glaube daher, man braucht eine höhere Frustrationstoleranz als in jedem anderen Fach.
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »

Zum Programmieren: Ich habe ja Nebenfach Informatik, aber bei mir an der Uni ist es auch so, selbst bei den anderen Nebenfächern ist Programmieren mit von der Partie.

Es ist immerhin auch eine interessante Erfahrung und steigert ja auch später die Berufschancen smile
Christian_P Auf diesen Beitrag antworten »

In der Fachhochschule hier ist es aufgeteilt in Programmieren und Analysis bis und noch ein bisschen Lineare Algebra. Das Gute am Programmieren ist, dass man lernt, rekursiv zu denken, das macht man in Mathe ebenfalls zum Beispiel beim Beweisen. Ich denke, dass Mathematik gerade später im Studium fast nur noch über den Computer läuft.
Pascal95 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P
Ich denke, dass Mathematik gerade später im Studium fast nur noch über den Computer läuft.


Hätte ich jetzt nicht erwartet!
chrizke Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P
(...)
Es gibt ja schon länger sogenannte Computerbeweise o.ä. Anwendungen z.B. Numerik etc. pp.

Das sind aber zwei verschiedene Paar Schuh'.


Ich befinde mich gerade "später im Studium" und vertiefe Numerik. Ja wir machen einiges mit dem Computer, aber der Hauptteil ist immer noch sich mit der nötigen Theorie dafür zu beschäftigen. Denn ohne die, weiß man auch nicht, was man dem Computer beibringen soll Augenzwinkern
Sly Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Christian_P Ich denke, dass Mathematik gerade später im Studium fast nur noch über den Computer läuft.

Das ist ein Gerücht
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