Motivation beim Mathelernen

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ANDREvolution Auf diesen Beitrag antworten »
Motivation beim Mathelernen
Mich würde mal interessieren was euch persönlich antreibt.

Viele (so wie ich auch zum Teil) haben große Probleme mich an manchen Tagen zum Mathelernen zu motivieren.

Benutzt ihr besondere Techniken oder gehts euch einfach von der Hand.

Bin sehr gespannt auf eure Antworten Big Laugh
weisbrot Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Motivation beim Mathelernen
mathe ist einfach geil Augenzwinkern
Eleanor Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Motivation beim Mathelernen
Zitat:
Original von weisbrot
mathe ist einfach geil Augenzwinkern


Das ist normal auch meine Einstellung, aber ich muss auch gestehen, das aktuell im Rahmen der baldigen Prüfung nebst deren Vorbereitung selbst ich gerade in meiner Vorliebe wanke. Aktuell hab ich das Gefühl, mein Leben besteht nur noch aus Vorlesungen und das Durcharbeiten von Skripten, wenn ich Abends meine Augen zu mache, sehe ich statt Schäfchen Summensymbole über einen Zaun hüpfen.

Und das Schlimmste ist, das ich aktuell das Gefühl habe, gar nichts mehr aufzunehmen. Ich meine, ich sehe eine Vorlesung, es ist mir alles glasklar, was der Dozent erklärt, dann sitze ich vor den Aufgaben und alles ist weg unglücklich
Als hätte ich nur eine mit luftgefüllte Blase im Kopf böse

Was mir meistens hilft, ist zumindest, das ich diesen Zustand als endlich ansehe. Grade Mathe bietet viel Frust, aber eben auch tolle Erfolgserlebnisse. Ich weiß noch, was ich für Probleme damals mit der Taylorapproximation und dem Taylorpolynom hatte, und es hatte ewig gedauert, bis ich da den Durchblick.

Aber, Yeah, was war das dann für ein berauschendes Gefühl, als der Groschen gefallen ist! Ich bin durch die Wohnung getanzt und habe mich gefühlt wie King Kong auf Kokain.
Solche Momente der Erfolge helfen mir dann beim Durchhalten, weil die Wahrscheinlichkeit immens ist, das, wenn man man dran bleibt, so ein tolles Erlebnis wieder kommen wird.
Nur eben, wenn man die Flinte ins Korn wirft, nicht Augenzwinkern

Ob es mir leicht von der Hand geht oder hakt, hängt dann oft von meiner Tagesform ab. Was wahrscheinlich bei vielen Dingen so ist. Augenzwinkern

Vielleicht hilft dir auch, dich ins Freie zu setzen. Ich mache das, wenn ich mich selber dabei ertappe, das ich mich beim Lernen dauernd ablenken lasse. Dann verschwinde ich mit dem Skript nach draußen, bei Regen in ein kleines Lokal. Es gibt Tage,da bin ich dann leider sehr empfänglich, das ich mich dabei erwische,l das ich zwischendurch immer mit etwas anderem rumdaddele statt zu lernen.

Nächstes Semester habe ich zwei Kurse, die fast ausschließlich am PC statfinden - ein Alptraum. Grade beim PC ist der Ablenkungsfaktor immer hoch (Zum Beispiel, das ich grade im Forum stöbere, statt mir eine Onlinevorlesung zum Thema Potenzreihen anzusehen ^^), daher versuche ich eigentlich immer, das ich mich beim Lernen NICHT in der Nähe eines PCs befinde, außer ich muss wirklich dringend etwas nachrecherchieren.
rousie Auf diesen Beitrag antworten »

Im Grunde mochte ich früher Mathe, aber jetzt verstehe ich druch den Lehrer nichts. Also hab ich kein Bock, aber ich sag mir einfach immer bei den Hausaufgaben: "Mach es einfach, dann hast du es hinter dir"

Aber so Techniken hab ich nicht.


@ geht mir genauso, hab auch das gefühl nichts mehr aufzunehmen.
Sternentraum95 Auf diesen Beitrag antworten »

Die Euphorie am Ende ist groß, wenn die Lösung stimmt oder es endlich "klick" gemacht hat.

Aber meine Motivation im Moment ist: Ich will es selber wissen ob ich es kann oder nicht. Damit ich bei meiner Studienwahl nicht komplett daneben liege! Freude
Tesserakt Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von rousie
Im Grunde mochte ich früher Mathe, aber jetzt verstehe ich druch den Lehrer nichts.


Alte Ausrede ist alt. Augenzwinkern
 
 
Adramelec Auf diesen Beitrag antworten »

Ich studiere jetzt nicht Mathe oder so .. Muss.. Ah, ich meine: Ich darf aber doch (relativ?) viel Mathe machen... (Besuche eine HTL (googeln falls nicht bekannt)) und.. ich mag Mathe auch erst seit kurzem.

Ich fand eig. diese Basic Themen relativ langweilig, weil ich nix davon hatte wenn ich Brüche multipliziere/dividiere oder was auch immer.. Aber mit dem Thema funktionen - und wie man anhand meine Fragen im Forum bemerkt - wir uns gerade bei Differentialrechnung aufhalten machen wir was, wo ich mir einen Sinn vorstellen kann.

Es ist doch irgendwie spannend zu sehen, wie so eine Funkion verläuft.

Mathe lernen ist cool, weil man Ergebnisse hat. (Da find ich etwas auswendig lernen wesentlich schwieriger - also sich dafür zu motivieren)

Der Beginn ist hart, wenn ich aber mal 1 Beispiel hab, mach ich gern weiter.. smile

(Sry, da war wohl kein Tipp dabei :/ )

PS: Das Matheboard hier, hat ein wesentlich Teil dazu beigetragen das ich gerne Mathe mach. Die Community ist einfach unglaublich Freude
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Tesserakt
Zitat:
Original von rousie
Im Grunde mochte ich früher Mathe, aber jetzt verstehe ich druch den Lehrer nichts.


Alte Ausrede ist alt. Augenzwinkern


Das muss keine Ausrede sein.
In unserer Stadt gibt es mehrere Lehrer, von denen bekannt ist, dass sie in höheren Klassenstufen kein Mathe unterrichten können. Einige sind ab Klasse 10 ohne ihre Lösungen aufgeschmissen, andere führen in der Oberstufe Themen ein, indem sie uralte Kopien verteilen und sagen: "Erarbeitet es euch selbst". Wäre nicht schlecht aber: Sie stehen für Nachfragen grundsätzlich nicht zur Verfügung, vielmehr kommen Beleidigungen im Sinne von "wenn ihr das nicht versteht, seit ihr zu blöd für das Gymnasium".
Und das alles nur, um zu kaschieren, dass sie den Stoff nicht beherrschen... unglücklich

Es kursiert sogar der Witz, dass wir vom Nachhilfeinstitut einen gewissen Lehrer bestechen würden, weil er absolut unverständlichen Unterricht macht und somit einen beständigen Strom von Nachhilfeschülern produziert.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von sulo
Es kursiert sogar der Witz, dass wir vom Nachhilfeinstitut einen gewissen Lehrer bestechen würden, weil er absolut unverständlichen Unterricht macht und somit einen beständigen Strom von Nachhilfeschülern produziert.


Jetzt sag doch so was nicht! Ich hätte auch in Zukunft gern einen üppigen Scheck von euch, damit ich so weiter mache, und das müssen ja nun wirklich nicht alle wissen...

Bei uns war es zwar nicht ganz so extrem, ich habe aber selber (zum Glück nur für 4 Monate) unter einer absolut inkompetenten Mathelehrerin leiden müssen. Mathematisches Verständnis war nicht vorhanden, didaktisches Fingerspitzengefühl war ein Fremdwort, Erklärungen nicht vorhanden. Das war auch schulweit bekannt, trotz einiger Beschwerden bei Vertrauenslehrern, Stufenleitern, Elternpflegschaft etc. wurde nichts geändert. Im Jahrgang nach uns hat die sogar einen Mathe LK übernommen...die Begründung: Leute im Mathe LK haben genug Interesse und können genug, da kann die nicht so viel Schaden anrichten.
Kaugummi_x3 Auf diesen Beitrag antworten »

[quote]Original von Sternentraum95
Die Euphorie am Ende ist groß, wenn die Lösung stimmt oder es endlich "klick" gemacht hat.

Genau Augenzwinkern Ausserdem schiebe ich sonst Panik, wenn ich etw. aus dem Mathe Unterricht nicht verstanden habe, was Klausur relevant ist ..
Kaugummi_x3 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von sulo
Zitat:
Original von Tesserakt
[quote]Original von rousie
Im Grunde mochte ich früher Mathe, aber jetzt verstehe ich druch den Lehrer nichts.


Alte Ausrede ist alt. Augenzwinkern


Das muss keine Ausrede sein.
In unserer Stadt gibt es mehrere Lehrer, von denen bekannt ist, dass sie in höheren Klassenstufen kein Mathe unterrichten können. Einige sind ab Klasse 10 ohne ihre Lösungen aufgeschmissen, andere führen in der Oberstufe Themen ein, indem sie uralte Kopien verteilen und sagen: "Erarbeitet es euch selbst". Wäre nicht schlecht aber: Sie stehen für Nachfragen grundsätzlich nicht zur Verfügung, vielmehr kommen Beleidigungen im Sinne von "wenn ihr das nicht versteht, seit ihr zu blöd für das Gymnasium".
Und das alles nur, um zu kaschieren, dass sie den Stoff nicht beherrschen... unglücklich
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So Lehrer gibt es bei uns auch .. besonders toll wenn diese Lehrer dann noch eingeteilt werden Mathe Extra Stunden zu machen für Schüler die Hilfe brauchen etc., aber selber über das Koordinatensystem zeichnen und einen Graphen nicht rauskommen in der Oberstufe ..
Tesserakt Auf diesen Beitrag antworten »

@sulo: Es mag sein, dass es Lehrer gibt, die nicht in der Lage sind, Sachverhalte in größter Verständlichkeit zu vertreten. Dennoch bin ich der Ansicht, dass mit steigender Klassenstufe vom Schüler erwartet werden kann, dass er den Stoff zu Hause repetiert, wenn er ihn nicht in der Schule verstanden hat.
Und da setzt dann meine Behauptung, dass es eine alte Ausrede sei, die Schuld auf den Lehrer abzuwälzen, an. Jeder, der es verstehen will, kann sich autodidaktisch den Schulstoff beibringen.
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

Nein, das ist eine Behauptung, die ich so nicht akzeptiere.

Die Schüler sollten didaktisch durchdacht an neue Themen herangeführt werden. Dazu sind Lehrer da und dafür werden (gerade Gymnasiallehrer) auch nicht schlecht bezahlt.

Du sprichst hier offensichtlich aus eigener Erfahrung - man sieht ja im Board, dass du über ein besonders gutes Verständnis für mathematische Zusammenhänge besitzt.
Aber du kannst nicht voraussetzen, das alle anderen Schüler auch dieses besondere Verstännis besitzen, denn das tun sie nicht.
Ich arbeite seit 20 Jahren in der Nachhilfe und weiß aus praktischer Erfahrung, dass viele Schüler in ein Thema eingeführt werden müssen und dass man ihnen bei Nachfragen die Dinge so lange erklären - und bei Bedarf verschiedene Einganfskanäle ansprechen muss sowie denn Stoff zunächt didaktisch reduzieren muss - bis sie es verstanden haben.

Die Behauptung, dass jeder Schüler sich den Stoff alleine aneignen kann, setzt daher vielfältige, sorgfältig ausgearbeitete Lernmaterialien voraus - sowie eine kompetente Lehrkraft, die bei Fragen geduldig und ohne Vorwürfe erklärt.
Diese Art von Unterricht gibt es sogar, ist aber sehr selten - leider.


Wenn du also sagst, dass jeder, der es lernen will, es auch kann, dann ist dies ein Schlag ins Gesicht für all jene Schüler, denen Bücher nicht reichen zum Verständnis, weil du ihnen unterstellst, dass sie es gar nicht wirklich lernen wollen.
Tesserakt Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von sulo
Du sprichst hier offensichtlich aus eigener Erfahrung

Das stimmt allerdings. Und die meisten meine Mitschüler geben mir doch stark den Eindruck, dass sie es einfach nicht verstehen wollen. Während des Unterrichts wird sich mit allem beschäftigt, aber nicht mit der Aufgabe. Es mag sein, dass es tatsächlich Menschen gibt, die Probleme haben, sich auf die Logik der Mathematik einzulassen. Dennoch denke ich, dass diese in der Minderheit sind.
weisbrot Auf diesen Beitrag antworten »

es ist immer leicht andere menschen zu missachten wenn man ihre probleme nicht hat.
es sollte auch eigendlich solch eine diskussion überhaupt nicht geben - in deutschland besteht nicht nur für jeden schulpflicht sondern es hat auch jeder ein recht auf bildung.
@tesserakt: wie meinst du soll sich ein interesse für ein fach (wenn es nicht vorher schon bestanden hat) einstellen wenn es schlecht gelehrt wird?
lg
Tesserakt Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von weisbrot
@tesserakt: wie meinst du soll sich ein interesse für ein fach (wenn es nicht vorher schon bestanden hat) einstellen wenn es schlecht gelehrt wird?


Ich kann verstehen, wenn nicht jeder Mathematik toll findet. Aber rational betrachtet ist ein gewisses Interesse während der Schulzeit schon alleine deshalb nötig, weil man doch mindestens ein befriedigend auf dem Realschul-Abschlusszeugnis benötigt, um realistische Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
Bakatan Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
weil man doch mindestens ein befriedigend auf dem Realschul-Abschlusszeugnis benötigt
Spätestens hier habe ich mich entschlossen, doch einmal meine Sicht darzulegen. Was folgt ist etwas länger geworden als ursprünglich geplant, zudem ist es ein eher wirrer nicht unbedingt immer geradliniger Pfad. Eine Fülle an Details wurde ausgelassen, an manche Zeitpunkte kann ich mich nicht mehr zu genau erinnern. Manchmal ist es auch einseitig geschildert. Es ist ein Gedankenknäul zur Schule, das dann gegen Ende in eine kleine Lebensgeschichte endet. Auf präzise Ausformulierung wurde absolut nicht geachtet. Wieso ich das schreibe weiss ich nicht, vermutlich haben Menschen einfach manchmal das Bedürfnis danach. Nicht zu ernst nehmen Wink
_____________

Je älter ich wurde, desto mehr stellte ich in Frage. Das ist grundsätzlich nichts schlimmes, führte aber ab einem gewissen Punkt zu einem immer größer werdenden Problem.

Fragen wie "wieso muss ich das lernen?" und "was ist die eigentlich richtige Antwort?" waren und sind mir bis Heute für manche Themen nicht klar. Ich interessierte mich nicht für Musikgeschichte und Teile des deutschen Gesetzes empfand ich als geradezu absurd. Mittlerweile liegt meine Überzeugung darin, dass ich Recht hatte - große Teile des zu lernenden Stoffes mancher Fächer haben, tun und werden mich nie interessieren. Essentiell sind sie auch nicht. Ständig wurde ich dennoch gezwungen, eine Vielzahl von Dingen meist ohne Verstand auswendig zu lernen - gerade in Geschichte, Musik, Deutsch, Wirtschaft & Recht und ähnlichem. Sogar in Fächern wie Englisch wurde sehr oft nicht nur die Sprache bewertet, sondern ebenfalls Englische Geschichte oder einfach irgendetwas arbiträres, was gerade auswendig gelernt werden sollte.

Ein weiterer Punkt ist sehr nah an dem, was hier besprochen wird: wie wird der Stoff gelehrt? Als wohl bestes Beispiel dient der Deutschunterricht - so sollte man doch zu oft eine Erörterung oder ähnliche Texte verfassen, die Benotung war den wenigsten verständlich. Warum der eine Text besser war als ein anderer wurde nie erklärt, um den Punkt herumgeredet. Kommentare wie "unklar formuliert" sind der Alltag, in der Stunde gibt es eigentlich nur leeres Gelaber. Viel später bekam mein Bruder ein Buch über Schreibtechniken geschenkt (er wollte wissen, wie man Geschichten schreibt) und die Sache war klar. Das Buch erläuterte das, was man im Deutschunterricht gelernt haben sollte. Es wurde ersichtlich, weshalb Texte mancher Personen immer wiederkehrend schlecht benotet wurden. Die Schule hatten wir allerdings beide bereits abgeschlossen. Sicherlich haben wir im Deutschunterricht viel besprochen, aber eben alles bis auf das Wichtige. Als Beispiel war es offensichtlich in der 12. und 13. Klasse noch notwendig, Gedichte auswendig zu lernen (kein Witz).
Zudem gab es genug Lehrer der richtig schlechten Sorte. Ein Kettenraucher mit gelben Fingernägeln - die zurückgegebenen Klausuren stanken nach Rauch. Er war bekannt dafür, Kinder eigentlich zu hassen, und man sollte nie auf seiner schwarzen Liste landen, sonst hat man Glück, wenn man das Jahr schafft. Szenen, in denen nach dem Zurückgeben eines Tests eine Traube von Schülern versucht ihn über ihre schlechten Noten zu fragen und seine Antwort schlicht "haha, da kann man nichts machen" ist. Szenen, in denen klar wird, dass weil er ein alter Kumpel des Schulleiters aus der Studentenbewegung ist es nahezu unmöglich wird, gegen ihn vorzugehen. Es wurde mir glaubhaft (das ist ja immer etwas schwer wenn man die Geschichte von Beteiligten und deren Freunden erzählt bekommt), dass dieser Lehrer und der Schulleiter zusammen Schüler nahezu fertig gemacht und mit Absicht durch eine Nachprüfung fallen ließen. Soweit ich mich erinnere ging dieser Fall zu höheren Instanzen und die Prüfung wurde schließlich wiederholt. Die Regel hier war: Widerspreche dem Lehrer nicht, frage nicht nach, falle nicht auf. Einer meiner Freunde berichtete mir, er kam mit der Strategie ihm soviel wie nur irgend möglich in den Ar*** zu kriechen auf gute Noten. Als weiteres Beispiel zu diesem Lehrer eine Frage eines Tests: "Wer war Bundeskanzler im Jahre ****?". Fehlte bei der Antwort seine Partei und ähnlich nicht mal annähernd gefragte Daten, so gab es Null Punkte.

Je mehr ich all dies wahrgenommen und verarbeitet habe, desto schlimmer wurde die Situation. Ich lernte immer mehr, sowohl das Lernen selbst als auch allmögliche Themen, die mir aufgezwungen wurde zu hassen. So kann ich bis heute jede Art von Gedichten, deutscher Literatur oder Ähnliches nicht ausstehen. Selbst wenn mein logisches Denken mir sagt, dass manche dieser Werke eigentlich sehr hochwertig sind, so kann ich meinen unterbewussten Hass bis Heute nicht unterdrücken. Manch andere "Werke" sind selbst logisch betrachtet einfach nur Müll. Ein Teufelskreis, aus dem man praktisch nicht entkommen kann, denn je mehr man das Lernen abweist, desto weniger Erfolgserlebnisse bleiben einem. Dies eskalierte in der Kollegstufe, also der 12. und 13. Klasse. Es ging mir nicht darum, den Stoff zu verstehen, sondern nur um die Note, mein Lernaufwand war so minimal wie nur möglich. Ich hasste die Schule, den Lehrplan und manche der Lehrer.
Hier will ich kurz einwerfen, weshalb gerade das obige Zitat mich bewegt hat, hier zu antworten. Bin ich je durchgefallen? Nein. Ich habe das Abitur in Bayern bestanden, sogar mit Zwei Komma irgendwas, was zwar nicht wirklich gut aber auch nicht wirklich schlecht ist. Meine Hauptfächer waren Mathematik und Physik, Englisch mündlich und zwangsweise Wirtschaft & Recht als drittes Abiturfach (es sollte bereits erkennbar gewesen sein, wie weit ich es gemocht habe). In der Phase zwischen dem Besprechen des letzten neuen Materials und dem schriftlichen Mathematik-Abitur habe ich insgesamt zwei Stunden gelernt, das war grob von 17:00-19:00 am Abend davor. Das Kolloquium in Englisch ging über ein Buch, was ich mir nicht gekauft habe. Ich hatte nicht einmal den Umschlag gesehen. Das ich praktisch nicht durchfallen konnte war mir klar - die hier zuständigen Lehrerinnen und Lehrer waren zwar nicht gerade die Besten, würden mich aber, solange ich ihnen passable Kenntnisse der englischen Sprache darstellen konnte zumindest bestehen lassen. Englisch reden war aber nicht das Problem, schließlich hatte ich seit Kind an Computerspiele auf Englisch gespielt, Filme im Originalton (meist eben englisch) gesehen und ein Austauschschüler aus Kanada war mehrfach über die Jahre bei uns. So war mir insgesamt ein Gedanke wie der in obigem Zitat extrem fremd, ich brauchte nicht wirklich etwas zu tun und würde dennoch (irgendwie) durch das Abitur kommen.

Ein weiterer Faktor ist Mobbing. Begnügen wir uns zu dem Thema mit der Aussage, dass ich eines der Ziele war.

Das insgesamte Resultat ist trotz bestandenem Abitur eine Katastrophe. Ich ging mit einem Hass auf das System, Lernen im generellen und einer starken Abneigung gegen viele Themen aus der Schule. Kurz darauf versank ich vermutlich gerade deswegen in World of Warcraft, was für die nächsten 1.75 Jahre mein Leben bestimmen würde und mich dazu bringt, nicht ernsthaft zu studieren. Ich habe nichts gegen meine Familie, aber hätte in dieser Zeit jemand meinen Computer aus dem Fenster geworfen und mich ernsthaft gefragt, was los sei würde ich im Nachhinein sehr dankbar sein. Mein Bruder bereut es bis heute, mir das Spiel zum Geburtstag geschenkt zu haben, schließlich waren wir beide begeisterte Fans aller Blizzard Spiele.

Letztendlich war ich es selber, der beschloss, dass WoW mein Leben nur immer weiter zerstört und hörte nahezu spontan mit dem Spielen auf. Das eigentliche Problem hatte sich in dieser Zeit aber nicht von selber gelöst, sondern sich eher in seiner Vielfalt erhöht und mit der Zeit in der ich mich nicht aktiv damit beschäftigte in fast alle Teile meines Denkens eingeschlichen. Ganz abgesehen von offensichtlichen Entzugserscheinungen nach WoW, die bei mir auftraten - ich wusste gar nicht, was ich überhaupt tun sollte. Der allgemeine Trend war aber klar - ich kann tun was ich will. Meine Familie ist zwar nicht reich, es ist allerdings genug Geld vorhanden, sodass nie ein Ende dieser Freiheit in Sicht wäre. So war nie ein Ende der Egalität direkt in Sicht, es war egal, ob ich am nächsten Tag wieder nichts tat. Zudem hatte sich der Kontakt mit meiner Familie erschwert, über meine WoW-Zeit hinweg hatte sich jeder daran gewöhnt, dass mit mir schwer zu reden war. Niemand beschwerte sich mehr darüber, wenn ich nicht zum Essen erschien, einfach gar nicht mehr antwortete, nachts wach war und am Tag schlief oder im Allgemeinen mich um nichts kümmerte. Mein aktueller Zustand blieb folglich eher unbeachtet. Es bestand große Erleichterung und Freude, dass ich mit WoW aufgehört hatte, wie man mit mir umgehen sollte war allerdings dennoch nicht klar - gerade meine Eltern waren überfordert, sie wussten nicht, wie man mit mir interagieren oder mir helfen konnte. Vor allem hatten sie nach der Zeit in WoW aufgegeben. Dieser Teil ist vermutlich zu bemängeln, allderings ist niemand perfekt. Mir fehlte nie etwas Materielles, sie haben mich immer gemocht und mir geholfen. Stark genug mein Problem zu diesem Zeitpunkt zu lösen waren sie allerdings nicht(-mehr?). Es folgte ein Kampf zwischen meiner Aversion zu Lernen und meinem eigentlichen Interesse an naturwissenschaftlichen Themen in Zusammenhang mit dem bereits bestehenden, sich immer weiter verstärkenden Selbsthass. Ich bin ein Perfektionist und mir war klar, dass ich die verlorene Zeit nie wieder bekommen könnte. Ich könnte nie so gut werden, als hätte ich sowohl in der Schule mehr für naturwissenschaftliche Fächer (nicht für andere) getan und sofort richtig studiert. Irgendwo aus der Zeit von kurz vor dem Ende von WoW bis ein Stück danach habe ich eine Narbe, die mich auf immer daran erinnert, dass es meine Entscheidung war, noch zu leben. Eine Situation, an die ich mich entweder mit Erleichterung erinnern kann, dass ich es nicht getan habe, oder mit Verachtung, denn dann wäre es damals bereits vorbei gewesen. Es war ein Relikt aus meiner Jugend, das mich "rettete" - Ich hatte irgendwann früher darüber nachgedacht, dass wenn man Selbstmord begehen würde, man sich zumindest sicher sein sollte. Im Verlauf dessens hatte ich mir viel früher einen kleinen Haken in meine Gedanken gebaut, der mir keinen "einfachen" Weg genehmigen würde. Keine Überdosis Schlaftabletten, Hängen oder Ähnliches, wobei man die Kontrolle bis zum Ende verliert. Ich müsste meinen Selbsterhaltungstrieb in direkter Konfrontation überwinden. Genau das habe ich damals nicht geschafft. Die Verletzung hat übrigens gerade weil es nicht komisch war, wenn ich Kontakt gemieden habe, niemand bemerkt.

Die erste wirkliche Besserung begann damit, dass ich mich wider Willens durchgerungen habe, meinen Bruder direkter in die Sache mit hinein zu ziehen. Als ich ihm die Worte "ich sterbe" sagte, war er übrigens nicht sonderlich überrascht, Befürchtungen dieser Art waren bereits vorhanden. Letztendlich hatte ich mich überrungen, keine Chance zu meiden in Angst jemand könnte mich vom Gegenteil überzeugen. Dies war erneut wegen des Gedankengangs, dass wenn ich mir sicher wäre, es eh keine Rolle spielen würde. Ein Schwert, was ich mir bestellt hatte, damit es das nächste Mal klappen würde, war bereits auf dem Postweg. Diese Information brachte - erwarteter Weise - meinen Bruder dazu, mehr Aufwand zu betreiben, bestehende Probleme anzugehen und mehr darauf aufzupassen, was ich den ganzen Tag tat. Als Nebenbemerkung - Das Schwert liegt bis Heute an der Wand hinter meinem Bildschirm, an dem ich gerade tippe, gegen Korrosion geölt und verpackt in einem purpurnen Stoffhülle. Zwar hielt der ursprünglich große Aufwand nicht sehr lange an, das ständige Bewusstsein der Situation von meinem Bruder brachte aber dann eine Bewegung nach Oben. Ein paar Erfolgserlebnisse brauchten mich dazu, von alleine wieder etwas zu tun, drei Jahre nach meinem Schulabschluss.

Ich habe etwas später angefangen, Informatik zu studieren, wobei ich die ersten drei Semester nie etwas anderes als 1.0 in Klausuren hatte. Erwartungsgemäß schließe ich in regelstudienzeit den Bachelor ab und mache dann den Master. Aufgrund meines eher krummen Einstiegs zum geraden Semester fange ich erst jetzt mit dem Nebenfach Mathematik an (und vielleicht später noch Bachelor Mathematik dazu, viele Teile des Nebenfachs sind eh direkt die BA Mathematik Fächer) - auf dass es meinen Notendurchschnitt nach unten ziehen möge, denn ohne Schwierigkeit hat man auch keine Erfolgserlebnisse. Denn selbst jetzt empfinde ich nahezu keine Gefühle mehr. Ich habe keine "Lust" auf etwas, um genauer zu sein verstehe ich nicht einmal, was mich am studieren hält - vermutlich meine doch nie ganz verschwundene Neugier und Wissbegierigkeit. Wirklich Freude bereitet mir nichts, selbst in den vergangenen drei Semestern brachte mir der Blick auf eine weitere Note 1.0 höchstens ein paar Sekunden oder Minuten Freude. Ich hatte als ich anfing diesen Thread zu lesen eigentlich kein Interesse zu antworten, denn meine "Motivation" ist schwer zu erklären. Wieso lerne ich? Vermutlich, weil wenn ich aufhören würde, ich auch aufhören würde zu existieren.
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Mit den Lehrern hatte ich an meiner Schule eigentlich meist Glück, aber die mussten sich leider auch an den Rahmenlehrplan halten.

Zitat:
Original von Bakatan[quote]
Ständig wurde ich dennoch gezwungen, eine Vielzahl von Dingen meist ohne Verstand auswendig zu lernen

Das ging eigentlich in fast jedem Fach so...

Zitat:
Sogar in Fächern wie Englisch wurde sehr oft nicht nur die Sprache bewertet, sondern ebenfalls Englische Geschichte oder einfach irgendetwas arbiträres, was gerade auswendig gelernt werden sollte.

Wir mussten als Hintergrundthema irgendeinen Wirtschaftskram durchnehmen.
Im Prinzip hatten wir also Wirtschaftsunterricht auf Englisch, wobei die Lehrerin gleich klargestellt hat, vom Thema keine Ahnung zu haben.
Noch besser war der Deutschunterricht, in dem wir über moderne Sprache o.ä. reden mussten. Jedenfalls sollte uns der (schon etwas ältere) Lehrer über Internetsprache erzählen. Das endete darin, dass wir ihm erklärt haben, was ein Smiley ist.
Aber zum Glück war sich dieser Lehrer bewusst, dass das Thema der reinste Blödsinn ist, hat es mit der Anwesenheit am Ende nicht mehr zu streng genommen und die Klausur wurde über ein Buch geschrieben, dass wir vorher noch gelesen hatten.

Sowieso verstehe ich nicht, was sich der Senat (oder wer auch immer die Lehrpläne erstellt) dabei denkt, wenn er annimmt, ein Schüler würde aber der achten/neunten Klasse perfekt Deutsch sprechen, bräuchte also keinen sprachlichen Unterricht mehr und würde sich für Literatur interessieren.

Ich weiß noch, wie mir mein Geschichtslehrer einmal erzählte, wie der MSA (mittlerer Schulabschluss) wieder eingeführt wurde. Zu der Präsentationsprüfung stand in der offiziellen Bekanntgabe etwas über "Gruppen von höchstens drei, aber nicht mehr als vier Schülern".
Das erklärte einiges...
sulo Auf diesen Beitrag antworten »

@Bakatan
Du hast sehr offen geschrieben und ich verstehe jetzt vielleicht, warum du vor drei Jahren von einem Tag auf den anderen verschwunden bist, nachdem du doch in den Monaten zuvor ein eifriger und beliebter Helfer warst.
(Und ich dachte schon, dein Studium ließe dir keine Zeit mehr für das Board...)

Ich freue mich sehr für dich, dass du die Abhängigkeit von der virtuellen Welt überwunden hast. Den Thrill und den Kitzel, den man dort so überreichlich finden kann, gibt es in diesem Ausmaß im echten Leben nicht, vielleicht erklärt das ein wenig die Freudlosigkeit, die du empfindest. Im real life wird doch eher auf kleiner Flamme gekocht und es ist wohl eine gewaltige Umstellung, verbunden mit massiven Entzugserscheinungen, wenn man hier wieder Fuß fassen will.
Aber glaub mir: Es wird besser.
Gut wäre es, wenn du ein Ziel hättest, denn du scheinst nur zu studieren, weil du ein gewisses Interesse am Stoff hast. (Zugegeben, bei mir war es nicht anders, aber mir hat das Studieren als solches immer gefallen.)

Aus persönlicher Erfahrung möchte ich den Gedanken in den Ring werfen, dass es sehr befriedigend sein kann, mit Menschen zu arbeiten, ihnen unter den unterschiedlichsten Aspekten zu helfen.
Wenn man mit den Problemen anderer konfrontiert wird (weil man sich beruflich oder privat sozial engagiert oder im weitesten Sinne sogar hier im Board) und wenn man helfen kann, dann relativieren sich die eigenen Probleme und man spürt zudem, dass man nicht ganz nutzlos ist. Augenzwinkern

Ich freue mich jedenfalls, dass du den Absprung geschafft hast und auch, dass du hier wieder im Board aktiv bist und wünsche dir, dass du wieder Freude an den kleinen Dingen im Leben finden kannst.

smile
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