Das Drama um die Null

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Theseus66 Auf diesen Beitrag antworten »
Das Drama um die Null
Ich bin fast sicher, dass ich die meisten hier unterfordere, aber der massive Streit in unserer Patchworkfamilie veranlasst mich dazu, hier diese Frage zu stellen und auf kompetente Antwort zu hoffen.

Anlass war die Aussage meines siebenjährigen Sohnes, der meinte "2 + 1 ist 2" (Er wußte, dass dies nicht stimmte. Er rechnet schon wesentlich komplexere Rechnungen für sein Alter)

Ich sagte ihm: Wenn man etwas zu 2 hinzufügt, kann das Ergebnis nicht 2 sein.

Damit fing das Drama an. Lautstarker Protest meiner Stieftochter (studiert seit einem Semester auf Grundschullehramt) , die meinte, dass ich dabei ja nicht die Null berücksichtigt hätte. Meinem Einwand, dass die Null ja nicht "Etwas" wäre sondern neutral hat sie widersprochen und läßt sich diesbezüglich auch nicht überzeugen.

Nun meine Frage: Liege ich falsch?

Der Duden definiert "etwas" als "ein bisschen, ein wenig" und damit meiner Meinung nach eine Menge größer Null. Die Bedeutung dieses Wortes ist für die Umsetzung einer "Texteaufgabe" von entscheidender Bedeutung und für mich ist die Null nicht "etwas, sondern neutral.
adiutor62 Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Das Drama um die Null
Zum Thema VIEL/WENIG...

vgl:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxie_d...Problemstellung
Liaro Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Das Drama um die Null
Das Problem liegt sicherlich darin, dass in der fraglichen Aussage zwei nicht komplett klare Begriffe verwendet werden, eben die Begriffe "etwas" und "hinzufügen". Sie haben wohl eher intuitive Bedeutungen. Daher kann man deine Frage nach der Richtigkeit der Aussage auch nicht ganz so angenehm beantworten. Da nun der Begriff "etwas" nicht klar ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass zwei Personen auch für sich zwei (zumindest im Detail) unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was es bedeutet. Die Antwort auf deine Frage lautet also: Ja, du hast Recht, genau wie deine Stieftochter. Wenn man eine klare Aussage will, bleibt es einem in letzter Instanz nur übrig, klare Begriffe zu verwenden. So könnte man bspw. sagen, dass wenn man eine Zahl ungleich Null zu 2 addiert, kann das Ergebnis nicht wieder 2 sein.

Leider gibt es so dank solcher Problematiken öfter (insbesondere Text-)Aufgaben in der Schule, die nicht eindeutig lösbar sind^^

Ein ähnlich problematisches Beispiel wäre sicherlich die Aussage, dass wenn man etwas zu 2 hinzufügt das Ergebnis nicht kleiner als 2 sein kann. Schließlich könnte man ja auch negative Zahlen dazuaddieren. Da würde sich dann eben die Frage stellen, was man unter "hinzufügen" versteht.

Es hatte schon so seine Gründe, warum es einige Zeit in der Geschichte gedauert hat, bis man die Null als Zahl "entdeckt" hat smile
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Das Drama um die Null
Du vermischst hier ganz verschiedene Fachbereiche.
Was der Duden "definiert", ist der Mathematik vollkommen egal.
Und eine Textaufgabe ist noch kein mathematisches Problem. Es muss zunächst ein mathematisches Modell gewählt werden und wenn man zwei verschiedene Modellierungen betrachtet, kann man durchaus zu verschiedenen Ergebnissen kommen.
Eine gute Lösung einer Textaufgabe zeichnet sich dadurch aus, dass ein geeignetes Modell gewählt wurde und natürlich das entstehende mathematische Problem ordentlich gelöst wurde.
Zu beurteilen, was ein geeignetes Modell ist, ist natürlich nicht immer einfach. Und ganz ohne Kontext ist es teilweise gar nicht möglich, zu beurteilen, ob "etwas" nun auch Null sein kann.
Entweder sollte man die Aufgabe gleich komplett ins Mathematische übersetzt haben und keine unklaren Begriffe verwenden – oder man sollte einen Kontext bieten, anhand dessen man ein gutes Modell wählen kann.

Wenn eine Textaufgabe übrigens mehrere Lösungen hat, ist sie nicht schlecht gestellt, solange sich diese nicht grundlegend unterscheiden.
Theseus66 Auf diesen Beitrag antworten »

@Liaro:
Danke für Deine Antwort. Die Problematik wurde damit vollständig zusammengefasst. Nur ist eben die Eindeutigkeit des Wortes "etwas" zu beweisen. "Hinzufügen" kann man ruhigen Gewissens mit "addieren" gleichsetzen.

Hier mal die komplette Dudenbeschreibung zu "etwas":

Bedeutungen
bezeichnet ein nicht näher Bestimmtes, eine [gewisse] Sache, ein Ding, Wesen o. Ä.
bezeichnet eine nicht näher bestimmte Sache, die bedeutsam erscheint
bezeichnet einen nicht näher bestimmten Anteil
ein bisschen, ein wenig

Synonyme zu etwas
Ding, irgendetwas, Sache; (umgangssprachlich) [irgend]was
Bedeutendes, Bedeutsames, einiges, Großes, viel
ein Stück/Teil, irgendetwas; (umgangssprachlich) [irgend]was
ein bisschen, eine Idee, eine Kleinigkeit/Nuance, eine Spur, einige, ein [klein] wenig, geringfügig, nicht viel; (umgangssprachlich) ein Tick; (süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich) ein bisse[r]l; (österreichisch mundartlich) ein Alzerl; (veraltend) etliche

Somit ist in diesem Zusammenhang "etwas" mit "ungleich null" gleichzusetzen.

Ich bitte um weitere Meinungen.
Theseus66 Auf diesen Beitrag antworten »

@Che Netzer:

Klar handelt es sich um verschiedene Fachbereiche, nur kann ich zur Deutung eines Begriifs aus dem Fachbereich Deutsch keine mathematische Lösung verwenden.

Wenn 0 = "etwas" wäre, dann läge ich falsch
Wenn 0 < "etwas" wäre, ist meine Aussage richtig

Oder, um es anders zu fragen. Was ist "etwas" in der Mathermatik?
Oder kann man das in der Mathematik nicht eindeutig beantworten?

Danke für eure Comments
 
 
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Theseus66
Oder, um es anders zu fragen. Was ist "etwas" in der Mathermatik?

Nicht definiert.

Wie gesagt, ob man "etwas" auch mit Null übersetzen kann, hängt vom gewählten Modell ab. Dieses sinnvoll zu wählen, ist bei fehlendem Kontext aber schwer.

Das ist so, als würde man sagen, nur wenige (natürliche) Zahlen seien Primzahlen.
Einerseits würde es stimmen, wenn man meint, dass es natürliche Zahlen gibt, die keine Primzahlen sind und in den ersten 1000, 10000 etc. Zahlen die Primzahlen eine Miderheit bilden.
Andererseits gibt es unendlich viele Primzahlen und sogar genauso viele wie natürliche Zahlen.
Da ist das "wenige" auch nicht eindeutig zu übersetzen.
Liaro Auf diesen Beitrag antworten »

Wenn man es im rein mathematischen Sinne korrekt beantworten wollte, würde gelten: Da die Aussage mathematisch nicht definierte Begriffe verwendet, ist es auch keine Aussage im mathematischen Sinn (ebenfalls auch keine leere Aussage). Dementsprechend kann sie auch weder wahr noch falsch sein.

Es ist natürlich fraglich ob dies die Antwort ist die du dir gewünscht hast, oder ob eine fachlich durchweg korrekte Formulierung deinem Sohn in der Situation einen Mehrwert an Wissen gebracht hätte smile
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