Mathe Promotion - Stellen

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mathemag1er Auf diesen Beitrag antworten »
Mathe Promotion - Stellen
Hallo Leute,

ich stehe kurz vor dem Abschluss und möchte gerne promovieren. Leider habe ich auf meiner Suche festgestellt, dass die meisten Professoren entweder keine Stellen frei haben, oder, wenn sie Stellen frei haben, nur 50% - 75% (TVL-E13) anbieten können.

Im Vergleich zu meinen Freunden, die Ingenieurwesen studiert haben, ist das sehr ärgerlich. Die bekommen pauschal 100% Stellen, bei denen man nichtmal die volle 100%-Lehrbelastung hat.

Ich wollte euch fragen, ob ihr diesen Trend vorher kanntet und wie ihr dazu steht. Habe ich vielleicht bei den falschen Unis gesucht? Ich habe im Forum auch vereinzelt von Leuten gelesen, die ne 100% Stelle für die Promotion haben.

Grüße,
Mathemag1er
tmo Auf diesen Beitrag antworten »

Die fetten Jahre sind halt vorbei, ich glaube mit 75% bist du schon recht gut bedient.
mathemag1er Auf diesen Beitrag antworten »

Promovierst du in Mathematik?

Ärgert es dich?

Sind andere Mathe-Studenten/doktoranden nicht auch wütend? Lehrer
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Das ist in der Mathematik generell so - 75% sind schon ganz gut. Übrigens stehst du da nicht allein. Theoretische Physik ist ähnlich, genauso wie fast alle Geisteswissenschaften.

Die Ingenieure (und alle experimentellen Wissenschaften) haben halt einfach mehr Geld zur Verfügung - und sie brauchen auch mehr Leute, die die Arbeit der Professoren übernehmen (damit ist nicht nur Lehre gemeint). Da sind selbst 100% noch billige Arbeitskräfte.

So ist das Leben, da, wo Geld gemacht wird, gibt's auch Geld zu verdienen.

Ja, ich kenne genug Leute, die damit unzufrieden sind, aber solange es am Ende doch noch 50%-Stellen gibt, geht alles irgendwie noch. Es hilft auch nicht, darüber wütend zu sein.
Wissenschaft macht man eben in unserem Bereich aus Leidenschaft, nicht um damit Geld zu verdienen. Falls du ernsthaft an eine wissenschaftliche Karriere denkst, sollte dir das bewusst sein.

Gruß
MI
mathemag1er Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo MI,

danke für die Antwort. Ja ich stimme dir natürlich völlig zu.

Bzgl. Wissenschaft aus leidenschaft. Gut du hast recht, aber am Ende des Tages sollte man auch eine Familie ernähren können! Dass die 50% Stelle nur vorübergehend ist, mag vielleicht beruhigen. Meiner Meinung nach zeigt es aber einen Trend auf. Z.B. dass man auch nach der Promotion eine schwere Zeit haben wird, einen gutbezahlten Job zu finden. traurig
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Wenn du in der Wissenschaft bleiben möchtest - ja.
Bis du auf einer Professur sitzt, ist die Bezahlung (für die Expertise und den Arbeitsaufwand) sicherlich nicht sehr gut (sagen mir zumindest die Arbeitskollegen - ich bin selbst in einer ähnlichen Situation wie du).
Es hat seinen Grund, warum die meisten Professoren, die ich kenne, entweder nicht verheiratet sind oder die Familienplanung erst dann begonnen haben, als die Professur in Reichweite war.

Das ist einfach auch Angebot und Nachfrage - wenn du den Job nicht machen möchtest, findet sich jemand anderes, oder der Job wird halt nicht gemacht, weil er ohnehin für die Uni nicht wichtig ist.

Gruß
MI
 
 
Zellerli Auf diesen Beitrag antworten »

Langfristig abfinden solltest du dich damit jedenfalls nicht. Die Personalpolitik mancher Unis ist schlicht unter aller Sau. Das hängt oft direkt mit der Finanzierung (und ihren Bedingungen) durch die Länder zusammen, also merke dir die Problematik unbedingt für deine nächste Wahlentscheidung.
In wenig staatlichen Institutionen werden so sehr Hungerlöhne gezahlt, Tarifverträge mit Füßen getreten oder reguläre Vollzeitstellen gestrichen wie an Universitäten.

Das ganze System kippt in die falsche Richtung. Wie MI richtig festgestellt hat, sieht es in den wirtschaftlich bedeutenden Ingenieurwissenschaften deutlich besser aus. Dank der immer mehr zur tragenden Säule der Uni-Finanzierung werdenden sogenannten "Drittmitteln", die in den Naturwissenschaften (noch) hauptsächlich vom Bund kommen, aber schon in den Ingenieurwissenschaften zum größten Teil von Konzernen, meinen viele Landesregierungen die Bildung durch die Hintertür privatisieren zu dürfen und sich aus ihrer Pflicht zu stehlen.
Was dabei früher oder später total auf der Strecke bleiben wird, sind die Geisteswissenschaften. Das sieht man vielerorts schon jetzt, wo die baulichen Zustände an Ostblock-Staaten erinnern. Schon jetzt bestehen viele reguläre Lehrstühle in den Geisteswissenschaften aus nicht mehr als der Professur und einer halben Assistentenstelle.
Die Mathematik ist von dieser Entwicklung weniger betroffen, da sie ein gutes Stück wirtschaftlich bedeutend ist. Aber man sieht ja auch dort, für welche Art von Forschung Gelder zur Verfügung stehen und für welche weniger.
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