Meinungen: Doppelstudium Technische Mathematik/Technische Physik

Neue Frage »

antidote Auf diesen Beitrag antworten »
Meinungen: Doppelstudium Technische Mathematik/Technische Physik
Hallo,

wie im Titel angegeben, überlege ich (ich studiere noch nicht), ein Doppelstudium Mathematik/Physik zu machen. Ich interessiere mich wahnsinnig für Mathematik, aber in den letzten zwei Jahren hat sich mein Interesse an Physik auch sehr erhöht, vor allem im Bereich der Quantenphysik.

Jetzt würde ich gerne erfahren, ob es Leute mit einem ähnlichen Doppelstudium gibt, die mir ihre Erfahrungen berichten könnten. Generell habe ich gehört, dass ein Doppelstudium ziemlich stressig und anstrengend sein soll, doch Physik verlangt ja auch ziemlich viel Mathe, wäre das nicht eine Überlegung wert? Ich wäre natürlich auch bereit, überdurchschnittlich viel Zeit zu investieren, da ich wirklich extrem gerne beides machen würde.

Bin dankbar über jede Antwort! smile
MI Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Meinungen: Doppelstudium Technische Mathematik/Technische Physik
Geht es um Physik und Mathe oder um Technische Physik und Technische Mathematik? Da besteht nämlich ein Unterschied. Da du im Bereich "Technische Physik" noch ein bisschen Ingenieurskram lernen musst (inclusive Praktika), wird sich der Bereich theoretische Physik vermutlich arg verkleinern - und für die Experimentalphysik braucht's nicht mehr Mathematik, als man ohnehin bekommt. Das einzige, was noch helfen könnte, sind Vorlesungen in Numerik.

Zudem dürften eventuelle Industriepraktika ein Doppelstudium erschweren.

Falls du aber Physik und Mathe meinst (OHNE "Technische") - ein Doppelstudium ist möglich, aber wie gesagt mit sehr viel Aufwand verbunden und man wird wohl nicht nur 1,0er schreiben, weil sich Klausuren doch ziemlich häufen.

Gruß
MI
antidote Auf diesen Beitrag antworten »

hallo,

erstmal danke für deine Antwort! smile

Auf der Website der TU steht eigentlich nichts über eine etwaige Ingenieursausbildung. Bachelorstudium ist eine allgemeine Ausbildung in der Physik, und ab dem Master kann man sich dann in bestimmte "Ingenieurszweige", die man mit einem Maschinenbau oder Chemie Bachelor ebenso belegen kann (Biomedical Engineering, Materialwissenschaften) , spezialisieren, oder man bleibt bei technischer Physik ( was von der TU eben als typische Physikerausbildung angepriesen wird ). Denke, es gibt nicht so viel Unterschiede. Und wo liegen dann die Unterschiede zwischen Mathematik und technischer Mathematik? (nur Mathematik und nur Physik gibt es an dieser TU nicht)

Gruß
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Dann musst du verraten, welche Uni du angepeilt hast. Da gibt es durchaus Unterschiede. Die, die ich kenne, bieten sowohl Physik, als auch technische Physik an und entsprechend gibt es dann Unterschiede - wie von mir beschrieben.

Ganz grob: In einem normalen Physikstudium gibt es ca. 30 Credits Mathematik und 45 Credits Theoretische Physik (fünf mal 4+2 Wochenstunden: Einführung/Mechanik, Elektrodynamik, Quatenmechanik, statistische Physik). Solange das in dem Studiengang enthalten ist, ist das von der theoretischen Physik her vergleichbar mit einem normalen Physikstudium.

Zur technischen Mathematik kann ich nicht allzuviel sagen - was ich finde und von ein paar Kollegen gehört habe, ist, dass das Schwerpunktmäßig Simulation und Numerik ist. Das ist natürlich für die Physik - wenn man sich z.B. für Atomtheorie oder Hochenergiephysik, etc. interessiert und nicht so sehr für die rigorose mathematische Physik - durchaus nicht schlecht.

Ansonsten kann ich wie gesagt sagen, dass ein Doppelstudium machbar ist, aber durchaus nicht unanstrengend. Außerhalb des eigenen Verständnisses, was sich verbessert (wenn man mathematische Rigorosität mag), halten sich die Vorteile aber in Grenzen. Ich habe selbst Mathe und Physik studiert bis zum Bachelor (angefangen mit Physik, dann Mathe dazugenommen) und kenne noch einige weitere, die das gemacht haben. Man steht dann hinterher ein wenig zwischen den Stühlen - alle von den Doppelstudenten sind aber im Endeffekt in der Mathematik gelandet. Der Punkt ist, dass man die rigorosen Rechnungen der Mathematiker lernt und damit auch lernt, die Lücken der Physikerausbildung zu stopfen - gleichzeitig verliert man aber die Leichtigkeit, mit der Physiker mit ihren Annahmen und Rechnungen umgehen (und die für einen schnellen Fortschritt verdammt wichtig sind) ein wenig.

Gruß
MI
antidote Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von MI
Dann musst du verraten, welche Uni du angepeilt hast. Da gibt es durchaus Unterschiede. Die, die ich kenne, bieten sowohl Physik, als auch technische Physik an und entsprechend gibt es dann Unterschiede - wie von mir beschrieben.


TU Wien. Da hier wahrscheinlich die Mehrheit aus Deutschland kommt, werden hier die wenigsten Erfahrungen zu Wiens Universitäten haben unglücklich

Ich habe als Anhang die Module im Bachelorstudium beigelegt. In meiner großen .pdf-Datei des Studiums sehe ich keine allzu großen ingenieurstechnischen Bereiche, oder was meinst du? Ist das ein normales Physikstudium?

Tut mir Leid für all dieses (eventuell primitiven) Fragen, aber ich bin noch nicht sehr erfahren in diesen ganzen Studiensachen verwirrt

Gruß
daLoisl Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo,

aus ähnlichen Gründen wie die von dir geschilderten habe ich selbst im Oktober in Linz sowohl in Technische Mathematik als auch in Technische Physik inskribiert. Das Curriculum für Physik ist fast exakt gleich wie das von dir gepostete, insofern schätze ich die Situation in Wien in etwa so ein wie in Linz.

Im ersten Semester ist es auf jeden Fall möglich, beides parallel zu machen, wenn auch stressig. Im zweiten Semester wird es dann noch um einiges stressiger und danach ist es praktisch nicht ohne größere Verzögerungen möglich (eine Möglichkeit wäre zu versuchen, eines der beiden dann nur noch nebenbei laufen zu lassen und evtl. dann beim Bachelor zu sein, wenn man beim anderen beim Master ist.
Es ist halt dann Einstellungssache. Mit etwas Talent und Stressresisdenz ist es auf jeden Fall machbar, bei beidem durchzukommen, aber es ist extrem schwierig, überall gut zu sein.

Ich merkte schon den ersten Wochen, dass ich mit den Arbeitsmethoden der Physik nicht klar komme (wenn man die Mathematik ernst nimmt, wird einen echt übel bei dem Zeug, das die Physiker als Mathematik verkaufen). Auch das Einführungspraktikum (sehe ich jetzt bei dir nicht, fällt vielleicht unter Laborübungen) hat mir gar nicht zugesagt, weil für mich Messen nichts mit intellektueller Herausforderung zu tun hat. Ich kann aber empfehlen, sich beides anzusehen, dann wirst du schon merken, was dir mehr liegt.

Mit mir haben noch 3 Kollegen beides angefangen und eigentlich sind alle von Mathematik mehr überzeugt, was vermutlich an dem von MI angeführten Argument liegt.

Freundliche Grüße
Loisl
 
 
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Okay, wie gesagt - das sieht dann ja nach einem normalen Physikstudium aus (a.k.a. 30 Credits Mathe + 45 Credits theoretische Physik). Dann brauchen wir uns zumindest um das "Technische" vs. "reine" nicht weiter groß zu kümmern Augenzwinkern .

Was ich vergessen habe zu erwähnen (und was auch daLoisl vermutlich ein Poblem bereitet), sind Eigenarten der Universitäten: In Aachen gab es alle Experimentalpraktika in der vorlesungsfreien Zeit nach Ablauf der Klausurenphase. Die Klausurenphase begann quasi mit Ablauf der Vorlesungszeit und dauerte meistens einen Monat. Das heißt, man hatte zwar keine Ferien, aber in etwa genug Zeit, alles nebenher zu machen - wobei ich aus meinem Jahrgang der einzige war, der wirklich Mathe und Physik gleichzeitig in Regelstudienzeit abgeschlossen hat (war auch nicht so geplant, aber ich wollte wechseln). Die anderen haben jeweils ein Fach noch etwas länger studiert.

Wenn also an deiner Wunschuni die Klausuren jetzt aber schon IM Semester geschrieben werden (so ist das z.B. in München häufig der Fall) oder höchstens noch in der ersten Woche der vorlesungsfreien Zeit und die Praktika auch während der Vorlesungszeit absolviert werden müssen, dann wird's arg stressig und vermutlich kaum machbar, wenn man noch schlafen will.

Ansonsten möchte ich durchaus betonen, dass ich Physik sehr gerne gemacht habe - zumindest teilweise auch die Experimentalpraktika (aber nur vor dem Hintergrund, dass das nur ein paar Wochen dauert), ich kann nur Mathematik einfach besser, weswegen ich dann in der mathematischen Physik gelandet bin Augenzwinkern .

Gruß
MI
antidote Auf diesen Beitrag antworten »

Danke an euch beide für die ausführlichen Antworten! Ich habe ja noch Zeit zu entscheiden, in den letzten Wochen hat bei mir das Interesse am Physikstudium überwogen, aber eure Argumente sind natürlich nicht außen vorzulassen.

Bekommt man denn im Physikstudium auch einen breiten Überblick über die Mathematik und wird auch Wert auf Verständnis gelegt, oder sind das eben wirklich nur die Anwendungsrechnungen + ein paar Erklärungen nebenbei?

Und da ihr ja beide Physik angefangen habt, wie ist das anfangs mit dem Grundwissen? Wird man anfangs wirklich gefordert, das, was aus der Schulzeit verloren gegangen ist, zu wiederholen oder ist das Wissen aus der Schulzeit nicht das Wichtigste? Ich würde mich selbst nicht wirklich als Physik-Ass einschätzen, da an unserer Schule Physik nicht intensiv gemacht wird, aber Interesse meinerseits besteht ja. smile

Gruß
daLoisl Auf diesen Beitrag antworten »

Also bei uns machen die Physik-Studenten 1,5 Semester lang die gleiche Lineare Algebra Vorlesung+Übung wie die Mathematiker (ja das endet dann einfach mitten im 2. Semester smile ). Für Analysis gibt es in Linz eigens für Physikstudenten "Analysis 1+2 für Physiker". Da wird dann halt schon viel weniger auf exaktes Beweisen gelegt und viel "Pi mal Daumen" gerechnet, was man so hört. Allerdings kann man auch einfach die Analysis-LVAs der Mathematikstudenten besuchen und sich anrechnen lassen (macht bei uns einer, aber mittlerweile hat er es schon bereut, weil es doch aufwendiger ist Augenzwinkern ). Aber auf jeden Fall hast du die Möglichkeit, einen guten Überblick zu bekommen.

Mit dem Physik-Grundwissen ist es so eine Sache... Eigentlich benötigt man keines, weil wieder bei Null angefangen wird (SI-Einheiten, Kräfte, Kinematik, usw.), nur halt relativ schnell. Trotzdem ist man natürlich im Vorteil, wenn man einen soliden Grundstock hat. So hatten beispielsweise jene HTL-Absolventen, die ein eigenes Fach "Mechanik" hatten, sicherlich einen Vorteil beim Lösen der Übungszettel.
antidote Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von daLoisl
Mit dem Physik-Grundwissen ist es so eine Sache... Eigentlich benötigt man keines, weil wieder bei Null angefangen wird (SI-Einheiten, Kräfte, Kinematik, usw.), nur halt relativ schnell. Trotzdem ist man natürlich im Vorteil, wenn man einen soliden Grundstock hat. So hatten beispielsweise jene HTL-Absolventen, die ein eigenes Fach "Mechanik" hatten, sicherlich einen Vorteil beim Lösen der Übungszettel.


Na gut, Si-Einheiten, Kräfte, Newton'sche Axiome usw. sind kein Problem für mich. Ich dachte eher so an Optik oder Mechanik, da siehts bei mir eher nicht so gut aus, aber ich kann ja noch ein wenig was aufholen. smile

also wenn ich mich nicht eindeutig entscheiden kann, kann ich einfach mal beide nehmen und je nach dem, was mir eher liegt, dann das jeweils andere fallen lassen?

Gruß
Neue Frage »
Antworten »



Verwandte Themen

Die Beliebtesten »
Die Größten »
Die Neuesten »