Physik oder Mathe studieren?

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leoclid Auf diesen Beitrag antworten »
Physik oder Mathe studieren?
Hallo, ich werde bald (okay ist noch ein Jahr hin, aber trotzdem) mit dem Studium anfangen und überlege jetzt schon nach dem Fach. Es kommen zwei Stück in Frage.....


MATHEMATIK
Finde ich einfach faszinierend. Ich habe mich schon ein bisschen mit Uni Mathe beschäftigt und ich fühle mich bei diesen ganzen Definitonen und Beweisen und dieser Abstraktivität einfach Pudelwohl. Und auch dieser "Höhenrausch, dieses ergribbelde Gefühl, das man beim Mathe machen hat", von dem Mathematiker immer wieder sprechen, kann ich nachvollziehen.

PHYSIK
Finde ich auch sehr spannend. Die Vorgänge erklären die sich in der Natur abspielen. Besondern interessiert mich in der Physik Elementarteilchen / Atomphysik / Astrophysik, Mechanik interessiert mich auch, Thermodynamik/Festkörperphysik eher weniger.


Ich habe gehört, dass MATHE und PHYSIK Master und selbst ein Fach Master, dass andere Bachelor UNMACHBAR ist, deswegen muss die Wahl auf eines Fallen.

Ich habe gehört, dass man im Physik Studium ohnehin viel Mathematik macht, also bekomme ich da meine Portion ab. (Aber wieviel und wie tief geht man da genau in die Materie ein.....)

Andererseits, studiere ich Mathematik (Nebenfach wird dann Physik sein), kriege ich zwar Physik mit, aber nicht soviel, dass ich irgendwann in der Physikalischen Forschung arbeiten könnte.


Könnt ihr mir noch Tipps / Ratschläge geben, mir bei meiner Entscheidung einen Tick helfen????
Rbn Auf diesen Beitrag antworten »

Ich stehe auch noch vor der Wahl, habe mich aber vor einem Jahr entschieden. Für Physik. Ich habe mich dafür entscheiden, weil der Reiz des ,,die Natur an sich" ergründen und verstehen größer war, als das formale System der Mathematik, zumal man ohnehin in Studium viel damit arbeitet und ich dem grundsätzlich nicht abgeneigt bin.
Daher hat das Interesse an der Natur anstelle der überaus (studentisch) theoretischen und axiomatischen Mathematik gesiegt smile
Gast11022013 Auf diesen Beitrag antworten »

Studiere doch erst das eine und dann das andere.
Entscheiden solltest du es letztendlich ohnehin selbst.

Ich studiere Mathematik und habe nicht Physik als Nebenfach. Allerdings fand ich schon immer Themen wie Quantenphysik oder das was du beschreibst irgendwie interessant, ohne mich da jetzt näher auszukennen.
Dieses Semester wird bei uns eine Vorlesung angeboten. Die nennt sich "mathematische Physik" und dabei soll es darum gehen die mathematische Grundlage der statistischen Physik und Quantenfeldtheorie sich näher anzuschauen.

Als uns die Vorlesung vorgestellt wurde, wurde gesagt man bräuchte keine Physik und es geht eben nur um die Mathematik. Das kann ich auch bestätigen. Allerdings habe ich nach 4 Wochen diese Vorlesung nicht mehr weiter besucht und zwar aus folgenden Gründen:

Ich war der einzige Mathematik Student aus dem vierten Semester, ansonsten waren nur Physik Studenten im Master anwesend.
Die Vorlesung wurde als Einführungsvorlesung für die Funktionalanalysis angepriesen. Allerdings kannst du dir die Vorlesung dann so vorstellen, dass andauernd irgendwelche Sätze aus der Funktionalanalysis benutzt wurden, ohne davon einen Beweis gesehen zu haben, oder die Aussage an die Tafel geschrieben wurde. Wir hatten auch niemals definiert was ein Operator ist.
Da kamen dann immer die Zusätze vom Professor "das ist ein Satz aus der Funktionalanalysis, für den man auch eine komplette Vorlesung benötigen könnte" (so in etwa...).

Auch in den Hausaufgaben sollten wir Sätze verwenden die ich nie vorher gesehen hatte.
In den Vorlesungen ist mir regelrecht schlecht geworden, wenn Dinge benutzt wurden die ich gar nicht kannte und warum dies als Einführungsvorlesung zur Funktionalanalysis angeboten wird, wenn so viel Funktinalanalysis "voraussgesetzt" wird, war mir dann irgendwann auch zu schleierhaft.
Mag ja sein, dass man keine Funktionalanalysis Vorlesung gehört haben muss um die Dinge anwenden zu können, aber so möchte ich keine Mathematik machen.

Dann habe ich mir gedacht, dass es wohl doch eher eine Physikervorlesung ist und Physiker ruhig so "Mathematik" betreiben können, also einfach irgendwelche Sätze benutzen, von denen sie wissen, dass sie gelten, aber nicht wissen warum.
Am Anfang dachte ich auch ich nehme Physik als Nebenfach, aber habe das nicht getan.

Ich kann nicht beurteilen wie eine Physikvorlesung ist, bzw. eine Physikvorlesung in denen man Mathematikkentnisse benutzt, aber wenn das so ist wie in der Vorlesung, die ich dieses Semester angehört habe, dann bin ich heilfroh, dass ich mich nicht für Physik entschieden habe.

Mach doch erstmal deinen Mathematik Master mit Nebenfach Physik (oder umgekehrt) und danach häng den anderen Master noch an.
Ohne mich jetzt irgendwie auszukennen kann ich mir auch vorstellen, dass du mit einer Promotion in Mathematik und Physik als Nebenfach, auch in der physikalischen Forschung Chancen hast.
10001000Nick1 Auf diesen Beitrag antworten »
RE: PHYSIK ODER MATHE studieren?
Zitat:
Original von leoclid
MATHEMATIK
Finde ich einfach faszinierend. Ich habe mich schon ein bisschen mit Uni Mathe beschäftigt und ich fühle mich bei diesen ganzen Definitonen und Beweisen und dieser Abstraktivität einfach Pudelwohl. Und auch dieser "Höhenrausch, dieses ergribbelde Gefühl, das man beim Mathe machen hat", von dem Mathematiker immer wieder sprechen, kann ich nachvollziehen.

Das sind auf jeden Fall schon mal gute Voraussetzungen für ein Mathematikstudium. Augenzwinkern

Zitat:
Original von leoclid
Ich habe gehört, dass man im Physik Studium ohnehin viel Mathematik macht, also bekomme ich da meine Portion ab. (Aber wieviel und wie tief geht man da genau in die Materie ein.....)

Ich habe Physik im Nebenfach. Physiker betreiben Mathematik meist nach dem Motto: So, wir können da jetzt einen Satz anwenden, die Voraussetzungen werden schon erfüllt sein...

Zitat:
Original von leoclid
PHYSIK
Finde ich auch sehr spannend. Die Vorgänge erklären die sich in der Natur abspielen. Besondern interessiert mich in der Physik Elementarteilchen / Atomphysik / Astrophysik, Mechanik interessiert mich auch, Thermodynamik/Festkörperphysik eher weniger.

Solltest du dich für ein Mathestudium mit Nebenfach Physik entscheiden, musst du dich mal informieren, welche Physikvorlesungen du dann belegen musst. Bei mir sind im Bachelor Mechanik, Elektrodynamik und Quantenmechanik Pflicht; erst im Master kann man die Vorlesungen frei wählen (aus allen möglichen Bereichen der Physik).
Und auch andersrum kann man als Physikstudent entscheiden, ob man seinen Wahlpflichtbereich mehr oder weniger mathelastig gestaltet.


Aber wie schon gesagt: Entscheiden musst du es selbst. smile
Rbn Auf diesen Beitrag antworten »
RE: PHYSIK ODER MATHE studieren?
Zitat:
Original von 10001000Nick1

Ich habe Physik im Nebenfach. Physiker betreiben Mathematik meist nach dem Motto: So, wir können da jetzt einen Satz anwenden, die Voraussetzungen werden schon erfüllt sein...


Wenn das so ist, dann kann man sich ja ggf. noch in der Literatur schlau machen, woher dieser Satz kommt und falls es Verständnisfragen gibt, kann man sich auch hier noch melden smile Also ich glaube die Mathematik kommt im Physikstudium manchmal etwas kurz, aber nachdem was ich so mitbekomme wohl kaum zu kurz Big Laugh
Jayk Auf diesen Beitrag antworten »

Also Physik+Mathe parallel ist prinzipiell schon machbar (in Regelstudienzeit, versteht sich). Meiner Meinung nach ist das aber wenig sinnvoll, weil Du dann wirklich vollzeitbeschäftigt bist und für nichts Anderes mehr Zeit hast. Also nicht einmal dazu, Themen, die Dich interessieren, über die Vorlesung hinaus zu vertiefen. Du kannst aber erstmal mit einem der Fächer anfangen und später noch wechseln. Beispielsweise studiere ich Physik im vierten Semester, interessiere mich aber für Mathematische Physik und belege schon einige Matheveranstaltungen (z.B. Differentialgeometrie, Funktionentheorie und Funktionalanalysis). Als Physiker kannst Du je nach Uni über einige der zu sammelnden Leistungspunkte mehr oder weniger frei verfügen und als Mathematiker mußt Du sowieso ein Anwendungsfach wählen. Nach dem dritten Semester hatte ich etwas über 120 Leistungspunkte, 80 davon hätte ich mir als Mathematiker anrechnen lassen können. Bis dahin war für mich der Studienfachwechsel also eine echte Option, die ich auch ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Ich habe lage darüber nachgedacht, denn die Schlampigkeit vieler Physiker treibt mich genauso in den Wahnsinn wie die Pedanterie vieler Mathematiker. Am Ende interessiert mich Physik aber doch ein kleines bisschen mehr, sodaß ich mich entschieden habe, zu bleiben und einfach "unentgeltlich" etwas mehr zu machen. Für jemanden, den Experimentalphysik überhaupt nicht interessiert (wie mich), könnte aber ein echter Grund für Mathe sein, daß man sich als Physiker mit den zeitraubenden Praktika herumschlagen darf (für die Auswertung darfst Du locker ein halbes Wochenende veranschlagen, bei mir eher mehr). Die Mathematiker müssen zwar auch Praktika machen (bei uns jedenfalls), aber längst nicht so viele. Dafür dürfen die Wahrscheinlichkeitstheorie, Numerik und Informatik ähnlich uninteressante Dinge hören (ich höre Widerspruch).
Allerdings: Nicht alle Unis bieten Dir als Physiker von vorn herein an, die "echten" Mathevorlesungen zu hören. Von einigen weiß ich, daß sie es auf Antrag zulassen (dann hast Du natürlich aber keine Garantie darauf, daß Du es überschneidungsfrei bekommst).

[QUOTE="10001000Nick1"] Ich habe Physik im Nebenfach. Physiker betreiben Mathematik meist nach dem Motto: So, wir können da jetzt einen Satz anwenden, die Voraussetzungen werden schon erfüllt sein...[/QUOTE]

Dem stimme ich zu. Für einen Hauptfachmathematiker sollte es dann aber ein Leichtes sein, den verwendeten Satz zu erkennen und die Voraussetzungen zu überprüfen. Viel schlimmer finde ich, daß manche Dinge, die Physiker von sich geben, schlicht und einfach konzeptionell falsch sind. Zum Beispiel ist man mit der Reihenfolge, in der Grenzwerte im weitesten Sinne des Wortes ausgeführt werden, gerne etwas freizügig nach dem Motto: Das ist zwar nicht exakt, aber da wir ja sowieso vorhaben, später diesen Grenzwert auszuführen, können wir es so behandeln. Manchmal kann man die Situation retten, indem man sich einfach ein Landausymbol hinzudenkt, aber längst nicht immer. Ein gutes Beispiel sind Pfadintegrale in der QM, für die es lange Zeit keine exakte Theorie gab. Oder etwa die Einsteinsche Behandlung der Brownschen Bewegung. Oder die Diracsche delta-Funktion.
In der klassischen Mechanik (in der Hamiltonschen Mechanik und allem, was danach kommt) arbeitet man im Prinzip mit Differentialformen, ohne jemals ein Wort darüber zu verlieren. Die Operatoren in der Quantenmechanik sind praktisch alle unbeschränkt. Trotzdem ist in den Kursvorlesungen alles Hilbert-Schmidt... Und jeder selbstadjungierte Operator hat eine Eigenwertbasis.
Daß es jetzt exakte Theorien zu unbeschränkten Operatoren, Differentialformen, Distributionen, Wiener-Prozessen oder Pfadintegralen gibt, ist wohl der Tatsache geschuldet, daß es Mathematiker gab, die die intuitiven Ideen der Physiker ernst genommen haben, statt sie zu verurteilen.

Die Uni Würzburg bietet übrigens auch einen Bachelor-Studiengang "Mathematische Physik" an. Das ist keine Empfehlung, bloß ein Hinweis.

PS: Es gibt eine Reihe sehr guter Bücher, die Physik mathematisch korrekt darstellen. Beispielsweise:
1. als Einführung: Lehrbuchreihe von Florian Scheck.
2. vertiefend: Walter Thirring, Lehrbuch der Mathematischen Physik (vier Bände)
3. Vladimir Arnold, Mathematical Methods of Classical Mechanics (seit kurzem wird wohl auch die deutsche Übersetzung wieder gedruckt); ein sehr einfaches Buch, nichts für Pedanten
4. Brian Hall: Quantum Mechanics for Mathematicians;
speziell für die mathematischen Grundlagen gibt es Gerald Teschl, Mathematical Methods in Quantum Mechanics (setzt nur Analysis 1+2 und Funktionentheorie voraus; Integrationstheorie und Grundlagen der Funktionalanalysis sind enthalten, inklusive Beweisen; hat mir auch als Lehrbuch für Analysis 3 sehr gut gefallen, wenn ich in der Vorlesung den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen habe)
5. Gerd Rudolph, Martin Schmidt, Differential Geometry and Mathematical Physics (klassische Mechanik)
6. Andreas Knauf, Mathematische Physik: Klassische Mechanik
7. Robert Wald: General Relativity; Yvonne Choquet-Bruhat: Introduction to General Relativity; Nicholas Woodhouse: General Relativity
8. David Ruelle, Statistical Mechanics
9. Gerald Folland, Quantum Field Theory

Fortgeschrittene Bücher speziell zu mathematischen Grundlagen der Physik:
1. Yvonne Choquet-Bruhat, Cecile DeWitt-Morette: Analysis, Manifolds and Physics (zweibändig, vor allem Band 1 ist sehr gut)
2. Michael Reed, Barry Simon: Methods of Modern Mathematical Physics (vierbändig, vor allem Band 1 "Functional Analysis" ist ein Klassiker)

Also auch, wenn im Hörsaal nicht immer alles mathematisch korrekt aussieht, heißt das nicht, daß die Physik nicht mathematisch korrekt ist.
 
 
MI Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Jayk
Also Physik+Mathe parallel ist prinzipiell schon machbar (in Regelstudienzeit, versteht sich).

Volle Zustimmung. Habe ich gemacht: Bachelor Mathematik + Bachelor Physik (Aachen) in insgesamt sechs Semestern. Im Endeffekt hängt das von dir ab. Wie schnell verstehst du etwas? Ich habe damals mit Physik angefangen, aber schon die Mathevorlesungen für Mathematiker gemacht und mich dann später überreden lassen, Mathematik mitzustudieren. Nach einem oder zwei Semestern weiß man besser, ob man das stemmen kann.

Zitat:
Meiner Meinung nach ist das aber wenig sinnvoll, weil Du dann wirklich vollzeitbeschäftigt bist und für nichts Anderes mehr Zeit hast. Also nicht einmal dazu, Themen, die Dich interessieren, über die Vorlesung hinaus zu vertiefen.

Es ging tatsächlich. Im Master habe ich Theoretische und Mathematische Physik (Einfachmaster) in München studiert und hatte dort mehr zu tun, als mit den zwei Fächern vorher - und das hieß dann wirklich, dass ich keine Zeit mehr für anderes hatte. Aber es ist natürlich schon anstrengend, insbesondere war es eine Herausforderung, gegen Ende der Bachelorarbeitsabgabefrist (zwei Bachelor heißt natürlich auch zwei Arbeiten). Ich würde nur folgende Einschränkungen machen:
a) Es ist schwierig, wenn du die Physikpraktika während der Vorlesungszeit hast, die fressen viel Zeit und in der freien Zeit ist's einfacher.
b) Mir ging gegen Ende der Klausurenzeit schon die Luft aus - man muss durchaus mal mit einem nicht so guten Resultat zufrieden sein.
leoclid Auf diesen Beitrag antworten »

Mein Traumberuf wäre eben schon die Forschung.
Ob in einem mathematischen Institut, in der theoretischen Physik oder einem physikalischen Experiment.
Ich habe mein Schulpraktikum am Karlsruhe Institute oft Technology Institut für Kernphysik gemacht und die Atmosphäre dort war bombastisch. Man ist unter lauter Leuten die so denken wie man selbst.
Wie sieht es denn mit den Jobchancen für Mathematiker an so physikalischen Einrichtungen aus???

Ich finde halt beides toll
Abstraktivitaet der Mathematik
Und physikalische Theorien/ Modellfindung

Und würde gerne einen Beruf finden, in dem ich beides verbinden kann.

Ich werde meinem Abi sowieso ein Auslandsjahr nachstellen und habe somit noch gut zwei Jahre Zeit.....

Schönes Wochenende euch allen
leoclid Auf diesen Beitrag antworten »

Ich glaube auch, dass in Physik die Praktika ein bisschen nerven, während mir Mathe dann doch noch theoretisch ist.
Jayk Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von leoclid
Ich glaube auch, dass in Physik die Praktika ein bisschen nerven, während mir Mathe dann doch noch theoretisch ist.


Wie gesagt, Du mußt Dich nicht sofort entscheiden. Ob Du Mathe mit Nebenfach Physik oder Physik mit Mathe im Wahlpflichtbereich studierst, ist in den ersten beiden Semestern völlig unerheblich. Und danach kannst Du Dich immer noch entscheiden, ob Du beides oder eines von beiden machst.
Ferragus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Jayk

3. Vladimir Arnold, Mathematical Methods of Classical Mechanics (seit kurzem wird wohl auch die deutsche Übersetzung wieder gedruckt); ein sehr einfaches Buch, nichts für Pedanten


In welcher Welt ist das Buch von Arnold bitte einfach? Und was soll der Hinweis "Nichts für Pedanten" bedeuten? Ich kenne von deiner Liste zumindest die Bücher von Scheck, Thirring, Hall und Reed & Simon und schwieriger finde ich keines davon, vor allem nicht letzteres.


Übrigens sei nicht vergessen, worum es einem geht. Wenn man sich für Mathematik interessiert, ist obige Auswahl sicher nicht verkehrt. Je nachdem, wie weit man das treibt, hat das aber nichts mehr mit Physik zu tun. Zu Physik gehört nicht nur mathematisches Handwerk und zu echtem Verständnis etwa der klassischen Mechanik verhelfen echte Physikbücher wie Landau / Lifschitz auch ohne Differentialgeometrische und andere Kenntnisse. Umgekehrt ist es schwieriger.
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Ich würde da ganz stark das Buch von Spivak empfehlen (Physics for Mathematicians – Mechanics).
Ferragus Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Che Netzer
Ich würde da ganz stark das Buch von Spivak empfehlen (Physics for Mathematicians – Mechanics).


Das kenne ich bisher nicht, kannst du vielleicht ein paar Worte dazu sagen? Ich bin bei Büchern mit dem Titel "Physik für Mathematiker" um ehrlich zu sein ähnlich skeptisch wie bei "Mathematik für Physiker". Vorallem, wenn sie von einem Fachfremden geschrieben sind.
Che Netzer Auf diesen Beitrag antworten »

Im Vorwort selbst heißt es
Zitat:
It is only necessary for me to explain what I mean by a mathematician, and what I mean by physics.
By a mathematician I mean some one who has been trained in modern mathematics [...]
And by physics I mean ... well, physics, what physisicts mean by physics, i.e., the actual study of physical objects, even wheels, weights, ropes and pulleys (rather than the study of symplectic structures on cotangent bundles, for example).

Es ist also tatsächlich kein Buch über mathematische Physik, sondern tatsächlich eins über Physik, nur dass die Zielgruppe aus Mathematikern besteht.

Die ersten Kapitel behandeln die Newtonsche Mechanik, erst nach über 400 Seiten werden Mannigfaltigkeiten erwähnt (aber es wird nicht intensiv Differentialgeometrie betrieben), wenn die Lagrangesche Mechanik beginnt.

Spivak ist zwar vielleicht kein Physiker, aber das zeigt sich sogar im postiven Sinne. Er geht auf (fast) alle Fragen ein, die man als Mathematiker beim Einstieg in die Physik haben könnte, und ist auch ehrlich: Er fängt nicht einfach an, von Kräften zu reden, sondern gesteht erst, "man müsse einfach eine Vorstellung haben, was man unter einer Kraft versteht". Auch schön ist
Zitat:
I was quite delighted to learn that a proton is made up of two "up" quarks and one "down" quark, [...] even though I haven't the slightest idea what quarks are.


Ich bin jedenfalls begeistert – meine absolute Empfehlung für jeden Mathmatiker, der eine rigorose Einführung in ("echte", nicht mathematische) Physik sucht smile

Ich habe nur einen einzigen Kritikpunkt: Die Zeitableitung wurde z.B. zu statt "übersetzt".


Letztens habe ich sogar gesehen, wie die Delta-"Funktion" nicht nur abgeleitet, sondern sogar in eine Taylor-Reihe entwickelt wurde.
Ferragus Auf diesen Beitrag antworten »

Danke für die Rezension. smile
Ich habe schon häufiger gehört, dass an Physik interessierte Mathematiker etwas Schwierigkeiten mit Physikbüchern haben und vielleicht vermittelt er die Mechanik ja auf eine Art, die für selbige verständlich ist. Was mich ehrlich gesagt aber ein bisschen stört ist das "für jeden Mathematiker, der eine rigorose...". Physik ist nicht Mathematik. Was aus mathematischer Sicht essenziell ist, kann aus physikalischer Sicht belanglos sein. Ich sage das, weil ich häufiger das Gefühl habe, dass Mathematiker (und junge Physikstudenten) die Abwesenheit mathematischer Strenge in der Physik als eine Art Markel erachten. Zu Unrecht - die hierfür nicht gerade bekannten Feynman-Lectures etwa oder die Bücher von Landau/Lifschitz gehören immer noch zum Besten, womit sich physikalisches Verständnis erwerben lässt. Und ich denke, dass es viel wert ist, von Menschen zu lernen, die wirklich Ahnung haben, wovon sie sprechen. Ich will da jetzt nicht voreilig urteilen, weil ich Spivaks Mechanik-Buch nicht gelesen habe, aber ich kenne ihn lediglich als Differentialgeometer und bin im Hinblick auf seine Kompetenz im Physikalischen immer noch ein bisschen misstrauisch.

Viele Grüße
Ferragus
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