Warum ist 1+2+3+4+... gleich -1/12 ?

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Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »
Warum ist 1+2+3+4+... gleich -1/12 ?
Zählt man alle natürliche Zahlen zusammen (von denen keine negativ, und keine gebrochen ist), so ist das Ergebnis dieser Reihe eine negative gebrochene Zahl, nämlich -1/12:



Für diesen Satz gibt es mehrere Beweise. Leider kenne ich nur zwei davon, und habe bei beiden Verständnisprobleme.

Ich schreibe mal den ersten mir bekannten Beweis auf, und stelle erst danach meine Fragen dazu:

Beweis:
Erstes Lemma:
Sei


Anders geschrieben:



Dann ist



Auflösen der Klammer (alle Vorzeichen in der ehemaligen Klammer umkehren):



Die rechten Seiten von [2] und [4] sind gleich, folglich trifft das auch auf die linken Seiten zu:



Einfaches Umformen und Einsetzen von [1] ergibt das

1. Lemma:


Zweites Lemma:
Sei


Anders geschrieben:



Dann ist



Nun addiere ich die linken und rechten Seiten von [8] und [9], wobei ich auf der rechten Seite abwechselnd einen Summanden aus [8] und einen aus [9] zu einer Teilsumme zusammenfasse, und das für alle Summanden mache. (Die erste Zahl in jeder Klamemr stammt aus [8], die zweite aus [9]. In einer Klammer werden Summanden mit gleichen Positionen innerhalb der ursprünglichen Reihen zusammengefasst):



Links vereinfachen und rechts die Klammern durch ihre Werte ersetzen:



Rechte Seite durch [2] und dann durch [6] substituieren:



Umformen und Einsetzen von [7] ergibt das

2. Lemma:


Kommen wir nun zu dem, was eigentlich bewiesen werden soll:

Sei


Anders geschrieben:



ist also nichts geringeres als die Summe aller natürlichen Zahlen.

Nun brauche ich noch einmal die Zeile [8], allerdings mit umgekehrten Vorzeichen (alles mit -1 multipliziert)



Ich addiere nun die linken und rechten Seiten vom [15] und [16], und fasse jeweils wieder zwei Summanden so zusammen, wie ich das bereits in [10] getan habe:



Klammern durch ihre Werte ersetzen:



Nullen weglassen und 4 herausheben



Es fällt auf, dass in der Klammer die rechte Seite von [15] steht, also kann man stattdessen auch die linke Seite von [15] hinschreiben:



durch seinen Wert ersetzen (siehe 2. Lemma):



Nach auflösen:



Zum Abschluss für die rechte Seite von [14] einsetzen, und fertig ist der

Beweis:



In Worten: Zählt man alle natürlichen Zahlen zusammen, so lautet das Ergebnis -1/12.
Diesen Beweis kann man sich auch auf Youtube anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=w-I6XTVZXww

Nun gibt es zur Ermittlung des Wertes von aber auch andere Ansätze:

Alternative A



Zwei aufeinanderfolgende Summanden zusammenfassen



Klammern auswerten



Diese Reihe konvergiert, hat einen Häufungspunkt, und verhält sich auch sonst höchst konservativ. Daher steht ihr Wert außer Streit:



Alternative B



Wieder bilde ich Zweiergruppen, lasse aber den ersten Summanden alleine stehen. In eine Klammer kommen also Nr.2 und 3, in die nächste Klammer Nr.4 und 5 usw.:



Klammern auswerten



Auch diese Reihe kann man sehr einfach mit klassischen Methoden berechnen:



Nun frage ich mich:
Warum soll mich der Weg, bei dem für der Wert 1/2 herauskommt, mehr überzeugen, als die Alternativen A und B?

Oder könnte ich nicht auch das machen?:

Alternative C
Sei


Also:



Dasselbe gleich nochmal (weils so schön ist, und wegen dem was danach kommt)



Ich addiere nun nach den Schema der Zeile [10] die Zeilen [C2] und [C2']:



links vereinfachen, die Klammern auf der rechten Seite sind überflüssig:



die rechten Seiten von [C2] und [C4] sind gleich, daher auch die linken:



Nach auflösen:



Den soeben berechneten Wert von brauche ich gar nicht (Die Reihe hingegen schon), aber ich wollte zeigen, dass man auch für mit den bereits verwendeten Methoden einen Wert berechnen kann, dass also ein Wert existiert.

Nun verwende ich nochmals die Zeile [C2], jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen:



Nach gewohnter Manier addiere ich die linken und rechten Seiten von [C2] und [C6]:



Links vereinfachen (jetzt wird klar, war um ich den konkreten Wert von gar nicht brauche, weil es nämlich wegfällt), rechts die überflüssigen Klammern weglassen



Ich sehe, dass rechts genau dasselbe wie ganz oben in [2] steht, daher substituiere ich durch die linke Seite von [2]:



Oder andersrum, und Mithilfe von [1]:


Ich bekomme also nur dadurch einen anderen Wert für , dass ich diesen Wert auf einem anderen Rechenweg berechne. Und da frage ich mich, warum ausgerechnet der, bei dem 1/2 herauskommt, der richtige sein soll.

Denn wenn ich von ausgehe, erhalten ich und . Nehme ich aber die Lösung aus Alternative B an () komme ich zu und . Gehe ich auch bei der Ermittlung von und dann auch bei andere Wege, erhalte ich einen ganzen Strauß möglicher Werte für , die mich alle gleichermaßen überzeugen (nämlich in Wahrheit gar nicht).

In der Einleitung erwähnte ich auch einen zweiten Beweis für



und der geht so:

Zeta von s sei eine Funktion, die wir folgt definiert ist:



Setzt man für s den Wert -1 ein, ergibt sich:



Der Summand kann vereinfacht werden:



Das ist genau die Summe aller natürlichen Zahlen, also



Bernhard Riemann hat die Funktion



auf die gesamte komplexe Zahlenebene verallgemeinert, und Srinivasa Ramanujan hat 1910 bewiesen, dass diese Riemannsche Zetafunktion an der Stelle -1 den Funktionswert -1/12 hat.

Mein Problem dabei: Ich kann nicht nachvollziehen, wie Riemann die Verallgemeinerung durchgeführt hat, und ich kenne den Beweis von Ramanujan nicht.

Ich bitte um eines der folgenden Dinge:

a) Erklären, warum der Beweis mit den Reihen glaubwürdiger ist als meine Alternativen
oder
b) Erklären, wie die Riemannsche Verallgemeinerung der Zeta-Funktion funktioniert, und die Ramanujansche Berechnung von vorrechnen
oder
c)
Auf eine andere, aber allgemein verständliche, Weise beweisen, dass die Summe aller natürlichen Zahlen gleich -1/12 ist.

Danke!
verwirrt1234 Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Warum ist 1+2+3+4+... gleich -1/12 ?
"Zählt man alle natürliche Zahlen zusammen (von denen keine negativ, und keine gebrochen ist)"

Den Sinn der Angabe in der Klammer verstehe ich nicht, ebensowenig den der ganzen Aufgabe.
Wäre für eine Erklärung dankbar. verwirrt
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

1.) Für konvergente Reihen gibt es doch Kriterien ?
2.) Umsummationen in unendlichen Reihen sind meiner Meinung nach nur bei absoluter Konvergenz statthaft.

Für mich sind die Beweise eher Taschenspielertricks.

Die Herleitung mit der Zetafunktion sei davon ausgenommen.
Steffen Bühler Auf diesen Beitrag antworten »

Wir hatten übrigens dazu schon mal einen Thread.

Viele Grüße
Steffen
Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »

An verwirrt1234:
Wenn man als Ergebnis einer Addition eine negative gebrochene Zahl wie -1/12 erhält, muss man für gewöhnlich mindestens einen Summanden haben der selbst negativ ist, und einen Summanden, der gebrochen (also nicht ganz) ist. Mit dem Text in der Klammer wollte ich nur das Kuriosum betonen, dass man auch mit lauter positiven ganzen Zahlen zu diesem Ergebnis kommt, das auf den ersten Blick der Intuition widerspricht.

An Dopap:
1) Ja, wie du richtig festgestellt hast, für konvergente Reihen. Die hier betrachtete Reihe ist aber divergent. Daher greifen Regeln für konvergente Reihen hier ins Leere.
2) Definiere bitte »Umsummation«

Taschenspielertricks: Ja, so sieht das tatsächlich aus, aber offensichtlich ist es so, dass unter allen möglichen Taschenspielertricks genau jener korrekt und wahr ist, der das Ergebnis -1/12 ausspuckt. Meine Frage lautet: Warum ausgerechnet dieser Trick, warum kein anderer.

An Steffen Bühler:
Danke, diesen Thread habe ich davor leider nicht gefunden. Nachdem ich ihn nun überflogen habe, habe ich folgenden Eindruck:

Der »Beweis« ist tatsächlich, so wie ich es vermutet habe, Humbug. Dass das Richtige herauskommt, liegt nicht an der Legitimität der Methode, sondern ist reiner Zufall.

Das ist natürlich sehr ärgerlich.

In dem anderen Thread fand ich auch Links zur Ramanujan-Summation und zum Cesàro-Mittel. Hoffentlich werde ich dort seriösere Erklärungen lesen können.

Trotzdem noch eine Frage:

Welcher der angewendeten Schritte ist den nun unzulässig, und warum?
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Hubert1965
Bernhard Riemann hat die Funktion



auf die gesamte komplexe Zahlenebene verallgemeinert, und Srinivasa Ramanujan hat 1910 bewiesen, dass diese Riemannsche Zetafunktion an der Stelle -1 den Funktionswert -1/12 hat.

"Verallgemeinert" meinst du hier im Sinne von "analytisch fortgesetzt". In der Tat, für die analytische Fortsetzung gilt . Allerdings hat nur für komplexe Zahlen mit die Darstellung , für divergiert hingegen diese Reihe.


Das ist so ungewöhnlich nicht und kennt man im einfacheren Fall von der Geometrischen Reihe: Für ist



definiert. Nun kann man diese Funktion auf ganz analytisch fortsetzen - klar, natürlich durch . Trotzdem gilt wegen noch lange nicht



oder gar

. smile
 
 
DrummerS Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo zusammen Wink ,

Zitat:
Original von Hubert1965


Dann ist



Auflösen der Klammer (alle Vorzeichen in der ehemaligen Klammer umkehren):



Die rechten Seiten von [2] und [4] sind gleich, folglich trifft das auch auf die linken Seiten zu:


Danke!


für mich ist diese Vorgehensweise, [2] bis [5], ebenfalls unverständlich. Ab [3] kommt ein Summand auf der rechten Seite hinzu und dieser ist ungleich Null. Damit verändert sich definitiv der rechtsseitige Ausdruck, auch wenn die alternierende Reihe "unendlich" weitergeht. Scheinbar werden ja auch nur die ersten Summanden betrachtet und der Rest dem Unendlichen zugewurschtelt. Ein weiterer Widerspruch wäre wohl auch, dass für alle gilt:





Zitat:
Original von HAL 9000



Sehe ich daher auch so, aber eher:

Big Laugh

Viele Grüße!
Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »

An DrummerS:

Richtig, auf der rechten Seite kommt zu den unendlich vielen Summanden ein weiterer hinzu. Das sind dann:



Als gleich viele wie vorher. Oder sehe ich das falsch?

Mein Problem ist nämlich folgendes:

Ich halte für richtig:

Ich halte für richtig: für

Ich verstehe aber nicht, wie für mit zusammen hängt.

Man muss mich auch nicht lange davon überzeugen, dass . Mir kam das die ganze Zeit schon seltsam vor, aber dieser »Beweis« hat mich zwischenzeitlich doch daran glauben lassen. Ich bin irgendwie sogar erleichtert zu lesen, dass das Schwachsinn ist.

Aber ich erkenne nicht, welcher der Schritte aus dem zitierten »Beweis« nicht als logischer Schritt eines Beweises erlaubt ist, und warum der jeweilige Schritt problematisch ist.

Ich erkenne aber, dass der Beweis illegale Schritte enthalten muss, weil die von mir geschilderten Varianten dieselben Methoden benutzen, und trotzdem zu anderen Ergebnissen kommen.
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Hubert1965
Ich verstehe aber nicht, wie für mit zusammen hängt.

Dann recherchiere mal zu dem von mir gegebenen Stichwort analytische Fortsetzung (holomorphe Funktionen).

Zitat:
Original von Hubert1965
Ich erkenne aber, dass der Beweis illegale Schritte enthalten muss, weil die von mir geschilderten Varianten dieselben Methoden benutzen, und trotzdem zu anderen Ergebnissen kommen.

Bereits Schritt 1 ist illegal mit der angeblichen "Definition" eine Wertes als Reihenwert einer gar nicht konvergenten Reihe - schon ist Schluss:

Wenn man meint, von der klassischen Definition des Reihenwerts abgehen zu wollen, dann muss man eine alternative Definition bieten, und für diese dann die Rechenregeln (wie sie dann auch in Punkt [3][4] verwendet werden) auch noch extra nachweisen. Tut man dies nicht, dann ist es bloße wilde Heuristik, aber keine exakte Mathematik.
magic_hero Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Hubert1965
Ich bin irgendwie sogar erleichtert zu lesen, dass das Schwachsinn ist.

Schwachsinn ist es nicht, du hast ja bereits die Wikipedia-Artikel angesprochen/gefunden, da steht ein bisschen was dazu drin, wo man so etwas 'sinnvoll' verwenden kann. Da müsste man dann halt weiterlesen und sich mit beschäftigen.

Der illegale Schritt steckt, wie ja DrummerS schon erkannt hat, in den "..." - so darf man mit unendlichen Reihen nun mal "üblicherweise" nicht rechnen.
Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von HAL 9000
Bereits Schritt 1 ist illegal mit der angeblichen "Definition" eine Wertes als Reihenwert einer gar nicht konvergenten Reihe.


Tut mir leid, aber das klingt für mich nach einem Argument in der Art

Zitat:
Man kann nicht berechne, weil 5 größer als drei ist.


Wenn man aber in diesem Fall von beiden Zahlen die kleinere (also 3) abzieht (und somit aus den Ausdruck macht (der nach allen Regeln den selben Wert haben muss), dann die Null nicht mehr anschreibt (was zum Ausdruck führt), und diesen Ausdruck per Deklamation in den Rang einer Zahl erhebt (und somit die natürlichen Zahlen um die nun neu erfundene Menge der negativen Zahlen zur Menge der ganzen Zahlen erweitert), dann ist plötzlich berechenbar. Und nach genau demselben Mechanismus werden ja auch die rationalen Zahlen (), die algebraischen Zahlen (), die reellen und auch die komplexen Zahlen eingeführt: Man kann etwas innerhalb des vorhandenen Rahmens nicht ausrechnen, also erhebt man eine Teilmenge jener Ausdrücke, die bisher nicht berechenbar sind, in den Rang einer neuen Zahlenmenge, erfindet dafür eine vereinfachte Schreibweise, und schon kann man auch das berechnen, was davor nicht berechnet werden konnte.

Mit diesen Schema müsste man doch auch divergenten Reihen Werte zuweisen können. Meine Vermutung wäre zwar gewesen, dass damit eine neue Klasse von Zahlen erschlossen wird (sowas wie »unendliche Zahlen«, was jedoch ein wenig geeigneter Begriff ist, aber andeuten soll was ich mir in etwa vorstelle). Allerdings wundert es mich nicht, dass die Werte zumindest einiger divergenter Reihen bereits in den bereits bekannten Zahlenklassen enthalten sind (so wie auch die Werte von und natürliche Zahlen sind).

Von da her halte ich die Aussage, dass schon der Versuch, einer divergenten Reihe einen Wert zuordnen zu wollen, regelwidrig sein, für kurzsichtig.

Das denke ich auch deswegen, weil es durchaus mehrere Methoden gibt, bestimmten divergenten Reihen, wie etwa konkrete, und vor allem eindeutige, Werte zuzuordnen. Nämlich z.B. die Cesàro-Summe, die Abel-Summe oder auch das Summierungsverfahren von Ramanujan. (Angeblich gibt es auch ein Verfahren, das »Borel-Summe« heißt, habe darüber aber nichts genaueres gefunden)

Im Sinn dieser Überlegungen halte ich es durchaus für mathematisch sinnvoll, so etwas zu schrieben:



Denn auch die Berechnung der Cesàro-Summe, und die der Abel-Summe müssen zwangsweise mit dieser Zeile (oder einer anderen Schreibweise mit demselben Sinn) beginnen.

Daher muss der Fehler in der »Beweis«-Führung irgendwo anders liegen. Aber mir erscheint jeder Schritt plausibel, obwohl ich erkenne, dass andere, ähnliche Schritte, die mir ebenso plausibel erscheinen, zu einem anderen Resultat führen. Also muss irgend einer dieser Schritte unzulässig sein, aber ich kann nicht erkennen welcher.

Der erste Schritt (der Versuch der Reihe einen Wert zuzuordnen) scheint mir nicht der Bösewicht zu sein.
DrummerS Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Hubert1965
An DrummerS:

Richtig, auf der rechten Seite kommt zu den unendlich vielen Summanden ein weiterer hinzu. Das sind dann:



Als gleich viele wie vorher. Oder sehe ich das falsch?


Ich erkläre mir das so:

Der Index soll zur Berechnung der Summe ja alle Elemente der unendlichen Menge der Natürlichen Zahlen durchlaufen.
In einer Unendlichen Menge ist per Definition , weshalb keine natürliche Zahl sein kann und aus anderer Quelle generell keine Zahl ist.

Die Addition wäre daher nicht definiert, da somit kein Element eines Zahlenbereiches darstellen kann....
Trotzdem ist diese Argumentation irgendwie widersprüchlich verwirrt
magic_hero Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Hubert1965
Daher muss der Fehler in der »Beweis«-Führung irgendwo anders liegen. Aber mir erscheint jeder Schritt plausibel, obwohl ich erkenne, dass andere, ähnliche Schritte, die mir ebenso plausibel erscheinen, zu einem anderen Resultat führen. Also muss irgend einer dieser Schritte unzulässig sein, aber ich kann nicht erkennen welcher.

HAL 9000 hat schon erklärt, welcher der Schritte im üblichen Sinn unzulässig ist. Und er hat auch erklärt, inwiefern das ganze halt doch möglich/plausibel/sinnvoll sein könnte:
Zitat:
Original von HAL 9000
Wenn man meint, von der klassischen Definition des Reihenwerts abgehen zu wollen, dann muss man eine alternative Definition bieten, und für diese dann die Rechenregeln (wie sie dann auch in Punkt [3][4] verwendet werden) auch noch extra nachweisen. Tut man dies nicht, dann ist es bloße wilde Heuristik, aber keine exakte Mathematik.

Jetzt bin ich nicht tief genug in der Materie, um zu wissen, ob es solche alternativen Definitionen gibt, die ihrerseits in sich schlüssig sind, aber möglich (entweder schon geschehen oder zukünftig) halte ich auf alle Fälle, da es Personen gibt, die sich damit intensiv beschäftigen.

Bisher ist man in den meisten Bereichen aber gut damit verfahren, divergenten unendlichen Reihen keinen Wert zuzuordnen, insofern steht die Methodik in diesem Thread weiter erst mal hinten an.
Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »

HA! Ich habe die Antwort auf meine Frage nun selbst gefunden (glaube ich jedenfalls):

In dem von vielen verteufelten Beweis, der auch in dem umstrittenen Video zu sehen ist, ist jeder Schritt legitim. Jedoch enthalten meine Alternativen allesamt Elemente, die gegen eine wichtige Regel verstoßen, von der ich glaube, dass sie den Unterschied zwischen erlaubten und verbotenen Operationen ausmacht:

Sei die Anzahl der Summanden in einer (unendlichen) Reihe. Dann ist per Definition klar, dass



Nachdem keine ganze Zahl ist, ist auch keine ganze Zahl. Das hat zur Folge, dass die Zuordnung von N zu einer Restklasse eines ganzzahligen Moduls n nicht möglich ist. Insbesondere ist N weder gerade noch ungerade.

Ein Blick in mein Eingangs-Posting zeigt, dass ich das an mehreren Stellen nicht beachtet habe:

Die Formulierung des Ausdrucks [A3] geht davon aus, dass N gerade ist. Das ist aber nicht der Fall, folglich ist alles, was ich aus [A3] ableite, Makulatur.

[B3] wiederum wäre nur unter der Prämisse legitim, dass N ungerade ist. Da auch das nicht zutrifft, ist [B3] ebenso unbrauchbar wie [A3].

Bevor ich auch meinen Fehler in der Alternative C eingehe, möchte ich noch auf den ursprünglichen Beweis, der auch im Video zu sehen ist, eingehen:


[1] ist nur eine Definition, daran ist nichts falsch.
[2] ist ebenso unproblematisch, weil das nur eine andere Darstellung ist, die keine Annahmen voraussetzt.
[3] erscheint auf den ersten Blick verdächtig, jedoch ist weder das Einklammern einer Reihe, noch die Subtraktion des Klammerausdrucks von einer Zahl etwas, dass Dinge voraussetzt, die nicht erfüllt werden.

Auch die weiteren Ausdrücke, bis einschließlich [9] sind unverfänglich.

Interessant ist nun die Zeile [10]:

Die Zeile [10] ist eine Summe aus ebensovielen Klammerausdrücken, wie Summanden in [8] oder [9]. Da in [10] diese Klammerausdrücke die Summanden sind, und weil die Klammern gebildet werden können, ohne davon ausgehen zu müssen, dass N irgend einer Restklasse irgend eines Moduls angehört, ist dieser Schritt erlaubt.

In [11] wird nun jeder einzelne Summand aus [10] (der aus einem Klammerausdruck besteht), durch dessen Wert ersetzt. Auch das funktioniert, ohne für N eine Parität annehmen zu müssen.

Auch alle weiteren Schritte bis inklusive [23] funktionieren, ohne Annahmen darüber machen zu müssen, ob N gerade oder ungerade ist (oder bei der Division durch eine natürliche Zahl irgend einen bestimmten Rest zu lassen).


Nun zu meiner Alternative C:

Der Schritt [C3] sieht zwar eben so verdächtig aus wie [10], erweist sich aber als eben so zulässig.

Das Problem ist das Weglassen der Klammern, was zu [C4] führt. Warum?
In [C3] stehen unendlich viele Klammern, aber in jeder Klammer stehen genau zwei Zahlen. Das ist ja noch in Ordnung. Aber wenn man die Klammern weglässt, entsteht ein Ausdruck, der, so wie er entstanden ist, eigentlich eine gerade Anzahl von Summanden haben müsste. Das ist aber nicht der Fall. Der Ausdruck aud der rechten Seite von [C4] enthält unendlich viele Zahlen, somit ist die Anzahl der dort stehenden weder gerade noch ungerade.

Betrachten wir es mal von der anderen Seite: Wenn [C4] durch eine zulässige Äquivalenzumformung aus [C3] entstanden wäre, wäre auch die Erzeugung von [C3] aus [C4] durch die entsprechende Umkehrung (die es im Fall einer Äquivalenzumformung zwingend geben muss) möglich. Dieser Schritt ist aber nur erlaubt, wenn man davon ausgeht, dass N eine gerade Zahl ist. Das ist aber nicht der Fall (N ist überhaupt keine Zahl, und daher weder gerade noch ungerade), und somit ist dieser Schritt ebenso wie seine Umkehrung verboten.

Und da also [C4] nicht mit erlaubten Mitteln aus [C1] abgeleitet wurde, ist auch der Rest dieses Rechenweges unbrauchbar.

Und in der Tat gebe ich in der Alternative C ja vor, einen Wert für zu berechnen, erhalte aber, wegen des beschriebenen Rechenfehlers, einen falschen Wert (nämlich 0 statt -1/2).
Hubert1965 Auf diesen Beitrag antworten »

Ohje! Da ist noch immer irgendwo ein Wurm drin.

Gehen wir nocheinmal aus von



Auf diese Reihe kann man die Ramanujan-Summation anwenden, und erhält dadurch den Wert -1/12, der den Wert dieser Summe repräsentiert.

Für die Zeta-Funktion gilt dieser Zusammenhang:

Wenn man unterstellt, dass dieser Zusammenhang auch dort gilt, wo die rechte Seite divergiert, dann ist



und der Wert von ist bestens bekannt, das ist nämlich der oben schon erwähnte Wert -1/12.

Wenn man also der Summe aller natürlicher Zahlen einen Wert zuweisen kann, dann ist das ziemlich eindeutig der Wert -1/12:



Wenn nun alle Schritte aus meinem eingangs geposteten Beweis legitim wären, müsste auch das hier legitim sein:

Im ursprünglichen Beweis wurde die Zeile [3] aus der Zeile [2] gebildet, indem von einer ganzen Zahl (dort war es 1) die Terme der Gleichung [2] subtrahiert wurden. Das mache ich hier auch, ziehe aber nicht von 1, sondern von 0 ab:



Der nächste Schritt ist derselbe wie im Beweis, nämlich das Auflösen der Klammer:



Im nächsten Schritt fasse ich [D1] und [D3] zusammen, und gehe dabei genau so vor, wie im Beweis, wo die Zeilen [8] und [9] zu [10] zusammengefasst werden:



Der nächste Schritt gleicht der Erzeugung von [11]. Hier werden auf der rechten Seite die Klammern durch ihre Werte ersetzt, und der Ausdruck auf der linken Seite wird vereinfacht:



Das kann man auch so schreiben:



Auf die Summe auf der rechten Seite der Gleichung kann man nicht nur die Methode von Ramanujan anwenden, sondern man kann auch die Abel-Summe dieser Reihe berechnen. Beide Methoden liefern den Wert -1/2, was auch mit dem Funktionswert der Zeta-Funktion für x=0 übereinstimmt. Also in Wahrheit:



[D6] ist also falsch. Also ist irgendwo zwischen [D1] und [D6] ein Schritt getan worden, der den Wahrheitsgehalt der Gleichung umgekehrt hat. Nachdem alle Schritte eine Entsprechung im Beweis aus meinem Eröffnungsposting haben, ist auch dieser Beweis hinfällig (obwohl er das richtige Ergebnis liefert, was aber die Richtigkeit der Beweisführung nicht beweist).

Diese Erkenntnis ist zwar interessant (weil sie zu belegen scheint, dass der im Numberphile-Video gezeigte Beweis so nicht funktioniert), aber mich interessiert mehr:

Welcher der Schritte, die von [D1] zu [D5] führen, ist unzulässig? Und warum ist er unzulässig?
DrummerS Auf diesen Beitrag antworten »

Ich vermute das Problem beim Schritt von Schritt [D5] nach [D6].
In [D4] bildest du Summanden (in Klammern), wobei der erste Summand ein Summand aus der linksseitig addierten Reihe enthält und der zweite Summand den ersten Summanden aus der linksseitig subtrahierten (und gleichen) Reihe enthält. Wenn du von [D5] nach [D6] gehst, müsste die in [D4] linksseitig addierte Reihe "theoretisch" einen Summanden ungleich Null mehr als die in [D4] linksseitig subtrahierte Reihe enthalten. Damit wäre dann "theoretisch" , was natürlich im Widerspruch zu steht .
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