Merkwürdige Begebenheit

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Leopold Auf diesen Beitrag antworten »
Merkwürdige Begebenheit
Heute im fast leeren Zug setzte sich mir gegenüber ein kleines altes Männchen hin. Es trug einen verschlissenen Anzug mit Krawatte und wirkte irgendwie in seiner ganzen Aufmachung befremdlich. Mich angrisend sagte es "Guten Tag". Eigentlich erwidere ich solche Grüße freundlich, aber hier murmelte ich nur "Tag" und wandte mich gleich wieder ab, weil ich mich auf merkwürdige Weise abgestoßen fühlte. Ich überlegte, in welchen Märchen ich von bösen Zwergen gehört hatte, aber bald waren meine Gedanken wieder woanders und ich vergaß das Männchen mir gegenüber. Plötzlich fühlte ich bei einer unwillkürlichen Bewegung meines Beines nach vorne unter meinem Fuß etwas Weiches. Ich war auf den Fuß des Männchens getreten. Ich wollte schon zu meinem Gegenüber ein "Oh, Entschuldigen Sie bitte!" sagen, als mir beim Blick in sein Gesicht bewußt wurde, daß es gar nicht überrascht war, sondern nur darauf gewartet hatte, wie ich auf seinen Fuß treten würde, denn es hatte das Ganze eingefädelt, indem es sich geschickt so hingedreht hatte, daß es passieren würde. Ein triumphierendes Grinsen zog über sein Gesicht. "Hören Sie, ich finde das gar nicht komisch!", sagte ich zu ihm. Da änderten sich seine Gesichtszüge schlagartig. Sein Feixen wich einem harten Gesichtsausdruck. Es stand wortlos auf und verschwand. Als ich mich nach ein paar Minuten umdrehte, um danach zu sehen, ob es sich weiter hinten im Wagen hingesetzt hatte, konnte ich es nicht entdecken. Außer mir war nur die junge Frau im Wagen, die schon die ganze Zeit dagesessen hatte und immer noch auf ihrem Smartphone herumtippte.
Am Nachmittag kam dann Gerhard Loeffler im MatheBoard vorbei. Sozusagen Gerhard Nachmittag-Loeffler.
adiutor62 Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Merkwürdige Begebenheit
Warts ab. Das war ein Ami, der dich auf ein Million Dollar Schmerzensgeld verklagen wird.
Hoffentlich hast du ihm keinen heißen Kaffee übergeschüttet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stella_Liebeck
Gualtiero Auf diesen Beitrag antworten »

Da erinnert man sich unwillkürlich an eigene derartige oder ähnliche Erlebnisse.

Aber wenn man den Aspekt des Tatsachenberichts weglässt, ist das eine gut erzählte (Kurz-)Geschichte, die zu lesen Vergnügen bereitet.

Und wer weiß, wenn das Männchen wieder auftaucht, dürfen wir uns auf die nächste Folge freuen, vielleicht sogar auf einen Roman in Fortsetzungen.
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