Vollständige Induktion: Teilbarkeit für alle Zahlen n>=0 beweisen

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mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »
Vollständige Induktion: Teilbarkeit für alle Zahlen n>=0 beweisen
Hallo, ich muss für ein Übungsblatt folgende Aufgabe lösen:

Zitat:
Zeigen Sie mittels Induktion, dass durch 9 teilbar ist für alle ganzen Zahlen .


Ich hatte dazu folgenden Gedankengang:

  • Diese Teilbarkeit liegt ja vor, wenn es ein aus den ganzen Zahlen gibt für .
  • Außerdem bietet sich bei der vollständigen Induktion eine Summenformel an von bis , sodass ich alle Zahlen abdecke, für die diese Formel gelten soll.
  • Den in der Angabe gegebenen Term mache ich also zur folgenden Gleichung:
  • Diese Gleichung tut beim Induktionsanfang das, was sie soll: Sie ergibt bei das Ergebnis , also . Es gibt damit ein in den ganzen Zahlen, das die Formel erfüllt.
  • Für die Induktionsannahme nehme ich ganz normal an, dass die Aussage gilt für n: .
  • Im Induktionsschritt berechne ich , was heißt: Das Ergebnis , das ich in der Induktionsannahme für n als wahr annehme, addiert mit dem Ergebnis , das bei herauskommen muss. Konkret steht dann da: . Ich kann damit dann zwei verschiedene Dinge machen:
  • ---> (1) Ich setze auf der rechten Seite der Gleichung beide Male für die in der Induktionsannahme als wahr angenommene Formel ein. Durch Ausrechnen erhalte ich schließlich das Ergebnis , was durch 9 teilbar ist. Das ist ein etwas absurder Weg, da er ja auf nicht viel mehr hinausläuft als auf eine Äquivalenzumformung mittels Multiplikation mit . Aber er scheint mir gültig zu sein, wenn das ganze Restliche oben stimmt: Ich kriege ja eine Lösung x in beiden Fällen, das ergibt sich an dieser Stelle rein formal und zeigt ja schon an, dass wahr ist, was ich beweisen möchte.
  • ---> (2) Ich setze auf der rechten Seite der Gleichung einmal statt die in der Induktionsannahme als wahr angenommene Formel ein, und für das andere setze ich die neue, zu beweisende Formel für ein: . Ich erhalte dann durch Ausrechnen das Ergebnis , das wieder durch teilbar ist.
  • Damit müsste doch eigentlich bewiesen sein, dass die Teilbarkeit dieses Ausdrucks sowohl für als auch für gilt und damit für alle .


Meine Frage ist: Ist das sinnvoll oder ist das völliger Blödsinn und beweist eigentlich überhaupt nichts? Ich habe mir ganz konkret bei der Formulierung einer Formel schwer getan, die ich für den Beweis verwenden kann. Bei der gegebenen Aussage muss man sich ja irgendwie die andere Seite des -Zeichens überlegen, um das zu einer Gleichung zu machen. In meinem Fall () konnte diese nicht abhängig vom k sein, wie das ja oft in Summenformeln der Fall ist, denn bei und hätte ich dann direkt im Induktionsbeginn die falsche Aussage . Darum die Idee mit der Variable , die nicht durch den "Counter" beeinflusst werden kann und mir sozusagen eher indirekt meine Beweisabsicht (nämlich Teilbarkeit durch ) anzeigt. Ich steige auch nach langer "Mathe-Pause" wieder ein und daher sind die Basics ein bisschen eingerostet. Kann also gut sein, dass ich schon an einer sehr frühen Stelle rein rechnerisch ganz schlimmen Blödsinn mache. Vielleicht kann mir ein guter Mensch sagen, ob ich damit auf dem ganz falschen Dampfer bin. Vielen Dank!
rumar Auf diesen Beitrag antworten »
kleiner Tipp
Um die Aufgabe sofort etwas angenehmer zu gestalten, würde ich stattdessen den Term



für alle ganzzahligen mit betrachten.

Dieser Term lässt sich sofort deutlich vereinfachen; man muss sich mit weniger Potenzausdrücken rumschlagen.
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

OK, danke! Ich werde das mal probieren. Vorher sollte ich mir wohl eh nochmal die binomischen Gesetze auch für Exponenten größer 2 anschauen... verwirrt Also meine Lösung ist ja erstmal rechnerisch falsch (ist mir leider etwas zu spät aufgefallen), ich würde mich da nochmal dransetzen und dann hier noch einmal nachhaken. Tanzen
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »
RE: kleiner Tipp
Zitat:
Original von rumar
Um die Aufgabe sofort etwas angenehmer zu gestalten, würde ich stattdessen den Term



für alle ganzzahligen mit betrachten.

Dieser Term lässt sich sofort deutlich vereinfachen; man muss sich mit weniger Potenzausdrücken rumschlagen.

OK, also ich habe jetzt nochmal Folgendes probiert:
  • Dasselbe wie oben (also anhand der Formel ), nur diesmal richtig berechnet. Das führt zu einem unbrauchbaren Resultat: Es gibt dann doch kein aus Z, das die Gleichung lösen würde.
  • Dasselbe mit dem vereinfachten Term, den du aufgeschrieben hast: Also . Das führt auch zu keinem brauchbaren Ergebnis (was mich langsam vermuten lässt, dass mein Ansatz oben nicht hinhaut). Außerdem wäre ich nie auf den Term gekommen, den du vorgeschlagen hast, und komm auch nicht drauf, was du gemacht hast, um vom Ausgangsterm dorthin zu kommen.
  • Mit dem vereinfachten Term eine Lösung finden, die das als Variable berücksichtigt. Aber da komme ich auf keinen Term mit dem , der die Gleichung wahr macht. Bei geht das schon, wegen der Besonderheit von halt, aber bei ist es schon vorbei. Also z.B. geht nicht, und auch sonst komme ich auf nix drauf, wo die linke Seite der Gleichung mit der rechten verlässlich übereinstimmt.

Ich bin deshalb langsam mit meinem Latein am Ende (probiere seit vorgestern recht amateurhaft diverse Lösungswege durch) und würde mich über einen Tipp freuen, was der richtige Ansatz sein könnte, um das zu lösen.
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

Ohne mich groß einmischen zu wollen: Was willst Du eigentlich mit dieser komischen Summe? Du musst doch nur zeigen, dass die rechte Summe, bestehend aus drei Summanden mit kubischen Exponenten, durch 9 teilbar ist, d.h.
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Helferlein
Ohne mich groß einmischen zu wollen: Was willst Du eigentlich mit dieser komischen Summe? Du musst doch nur zeigen, dass die rechte Summe, bestehend aus drei Summanden mit kubischen Exponenten, durch 9 teilbar ist, d.h.

OK, danke, ich komme leider auch damit nicht weiter, weil mein Ansatz wohl einfach nicht passt. Die Summenformel hab ich als Notbehelf angewandt, um irgendeine "Regel" zu haben, wie ich sowohl n als auch n+1 in einen gemeinsamen Induktionsschritt bringen kann. Sonst verstehe ich nämlich nicht, wie ich z.B. den von dir formulierten Ausdruck eben um n+1 erweitere – bzw. worauf genau ich überhaupt als Ergebnis abziele. Meine Bücher sagen, ich nehme A(n) an und beweise unter dieser Annahme, dass auch A(n+1) wahr ist – das Konzept ist klar soweit, auch axiomatisch usw.usf., aber ich scheitere außer in seltenen Ausnahmefällen an diesem letzten, aber doch relativ entscheidenden Schritt. Einer der ganz wenigen Beweise mittels vollständiger Induktion, die mir nicht wie Zauberei vorkamen, hat eben auch mit einer Summenformel gearbeitet. Darum der Versuch. Aber ich werde dann einfach mal schauen, ob ich irgendeine Erklärung der Beweisprinzips finde, die mir einleuchtet; ich denke, da gibt es wohl ein recht grundlegendes Verständnisproblem bei mir.
 
 
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

Dann mal Schritt für Schritt:

Induktionsverankerung:n=1
Es ist

Induktionsannahme:
Für ein bestimmtest n gilt

Induktionsschluß:
Die Aussage gilt auch für n+1, d.h.

Nutze nun die Annahme, um den Schluß durchzuführen.
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

OK, Knoten geplatzt, glaube ich: Ich habe die Induktionsannahme umgeformt, sodass und damit das aus der Gleichung im Induktionsschritt mit substituiert. Durch Ausrechnen (diesmal sogar unter Beachtung binomischer Formeln) komme ich auf:



Dass nach dem Ausrechnen negativ ist, sollte ja kein Problem sein, da wir ja nach wir vor im Bereich sind. Jedenfalls habe ich damit unter Verwendung der Aussage für (von der ich annehme, dass sie durch teilbar ist) gezeigt, dass die Aussage für ebenfalls durch teilbar ist. Oder?

Danke auf jeden Fall! So nah war ich bisher noch nicht dran, ich habe da wohl einfach um mehrere Ecken zu viel gedacht.
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

Auch wenn Du dicht an der Lösung dran bist, habe ich meine Zweifel, ob Du die Sache wirklich durchschaut hast.

Wo hast Du denn gezeigt, dass existiert und wieso sollte das negativ sein, wo doch laut Induktionsannahme gilt?
Für die Teilbarkeit reicht eine ganze Zahl als Teiler aus, aber in diesem Beweis kann es sich nur um positive Teiler handeln.
Dein Ziel sollte es sein konkret angeben zu können und aus der Darstellung zu schließen, dass es sich um einen natürliche Zahl handelt.
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Kleine Anmerkung:

Zitat:
Zeigen Sie mittels Induktion, dass durch 9 teilbar ist für alle ganzen Zahlen .

Der Induktionsanfang (bzw. Induktionsverankerung) sollte daher bei n=0 statt bei n=1 erfolgen.
rumar Auf diesen Beitrag antworten »
RE: kleiner Tipp
Ich möchte nun doch noch meinen vorgeschlagenen Ansatz zu Ende fführen. Wie schon gesagt, betrachte ich den Term mit dem um 1 verschobenen Index, also



Dabei können wir uns auf die N mit beschränken - allerdings klappt eigentlich alles auch schon für n=0 sowie auch für negative Werte.
Der Term lässt sich sofort vereinfachen zu:



Wegen des schon offensichtlichen Faktors 3 bleibt nur noch zu zeigen, dass im zweiten Faktor noch ein weiterer Faktor 3 steckt. Für diesen Nachweis kann man nun die vollständige Induktion noch einsetzen.
Für n=1 ist , also durch 3 teilbar.
Sei nun n eine natürliche Zahl, für welche U(n) durch 3 teilbar ist, also mit ganzzahligem k. Dann folgt:




D.h. , auch U(n+1) ist wieder durch 3 teilbar, was noch zu zeigen war.
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Ein möglicher direkter Weg (ohne Induktion) könnte über gehen:

a) Von den drei aufeinander folgenden ganzen Zahlen im Produkt ist genau eine durch 3 teilbar, somit auch deren Produkt.

b) Auch denkbar ist es, die grundsätzlich geltende Ganzzahligkeit der Binomialkoeffizienten auszunutzen, sofern man diese verwenden darf: Es ist und damit .
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Helferlein
Auch wenn Du dicht an der Lösung dran bist, habe ich meine Zweifel, ob Du die Sache wirklich durchschaut hast.

Wo hast Du denn gezeigt, dass existiert und wieso sollte das negativ sein, wo doch laut Induktionsannahme gilt?
Für die Teilbarkeit reicht eine ganze Zahl als Teiler aus, aber in diesem Beweis kann es sich nur um positive Teiler handeln.
Dein Ziel sollte es sein konkret angeben zu können und aus der Darstellung zu schließen, dass es sich um einen natürliche Zahl handelt.

Ist das das Ergebnis?



Damit müsste für jedes ebenfalls sein. Die Teilbarkeit durch 9 ist offensichtlich. Und ist damit der Beweis vollendet, da ich durch Annahme der Wahrheit von n und damit der Wahrheit von auch beweisen konnte, dass es ein wahres gibt? Hab ich das richtig verstanden (und gemacht)?

Danke euch, rumar und HAL 9000! Hab eure Vorschläge gelesen und durchgedacht. Würde selber nicht so ohne Weiteres draufkommen. Ich versuch, die Basics dieser Beweisführung zu checken, und bin dann hoffentlich auch irgendwann in der Lage, solche alternativen Wege zu finden. :-)
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

Da ich deiner Argumentation nicht vollständig folgen kann, kann ich Dir leider auch nicht sagen, ob Du das Vorgehen richtig verstanden hast. Ich hätte zum Beispiel nicht die beiden Gleichungen voneinander abgezogen, da die letzte erst noch zu zeigen ist. Ferner kann ich in deiner Argumentation nicht erkennen, wieso "die Teilbarkeit durch 9 offensichtlich ist". Vermutlich beziehst Du Dich auf die . Aber um die geht es an der Stelle doch gar nicht mehr. Ziel war es eine natürliche Zahl anzugeben, für die gilt.

Hier noch mal in Reinform, wie ich es gemacht hätte:

Es gilt
.

Mit ist also auch durch 9 teilbar.
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Ich hätte zum Beispiel nicht die beiden Gleichungen voneinander abgezogen, da die letzte erst noch zu zeigen ist.

Du meinst, es ist sauberer, sich wie du der Umformung mit und zu bedienen (und darüber die Induktionsannahme reinzubringen), weil ich damit die Terme der Ausgangsform bzw. der zu beweisenden Form der letzten Gleichung erst einmal "intakt" lasse?

Zitat:
Mit ist also auch durch 9 teilbar.

OK – also es passiert da jetzt verkürzt folgendes:



  1. Ich komme unter der Induktionsannahme rechnerisch von auf , d.h. ich sehe: es gibt ein , das die Aussage wahr macht (nämlich ).
  2. Von diesem weiß ich, dass es ist, weil n mit n>=0 und (durch die ausgedrückt wird) in der Induktionsannahme als wahr angenommen werden.
  3. Und das alles hat jetzt belegt, dass , weil ich durch unter der Induktionsannahme auf ein gekommen bin?
  4. Bzw. weil ich weiß: Genau das , das nachweislich wahr macht, muss auch wahr machen, da ?
Das wäre mal mein letzter Versuch für die nächsten Tage, das nachzuvollziehen. :-) Wenn ich mich damit jetzt nicht verständlich machen konnte, sollt ich es wohl einfach ein paar Tage sacken lassen und vielleicht mal an anderen Beispielen üben.
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

zu 2.
Nicht wird als wahr angenommen, sondern die Existenz einer natürlichen Zahl .

Der Rest sollte stimmen, wobei ich 4. ziemlich kompliziert ausgedrückt finde.

Um zu testen, ob Du es wirklich verstanden hast, kannst Du mit Induktion versuchen zu zeigen, dass stets durch zwei teilbar ist oder alternativ: ist immer durch sechs teilbar.
HAL 9000 Auf diesen Beitrag antworten »

Im Zusammenhang mit solchen Teilbarkeitsaussagen zu Polynomen sowie den obigen Überlegungen dazu gilt folgende interessante Aussage:

Zitat:
Für ein Polynom mit reellen Koeffizienten gilt genau dann , wenn es in der Form mit ganzen Zahlen dargestellt werden kann.

Die Rückrichtung ist trivial, wirklich interessant ist die Hinrichtung.
mrclndr Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Helferlein
Um zu testen, ob Du es wirklich verstanden hast, kannst Du mit Induktion versuchen zu zeigen, dass stets durch zwei teilbar ist oder alternativ: ist immer durch sechs teilbar.

habe ich, glaube ich, hingekriegt – es kommt heraus, d.h. .

Und bei erhalte ich .
Da habe ich aufgrund der Brüche kurz überlegt, ob ich einfach so annehmen darf, dass das eine natürliche Zahl wird, aber und einer der Faktoren im Zähler ist definitiv gerade (d.h. durch 2 teilbar, d.h. ich kann den Nenner in jedem Fall wegkürzen). War das wieder mal unnötig kompliziert? ;-) Aber die Lösungen sind richtig, oder?
Helferlein Auf diesen Beitrag antworten »

Ich denke jetzt hast Du das Prinzip verstanden. Beides ist richtig gelöst. Freude

Abschließend vielleicht noch die Bemerkung, dass Induktion zwar ein schönes Beweisverfahren ist, man aber oft auf direkterem Weg einen Beweis führen kann. Die beiden Beispiele von mir sind direkt beweisbar, wenn man , sowie ausnutzt.
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