Mathe Krise im ersten Semester...

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oscura23 Auf diesen Beitrag antworten »
Mathe Krise im ersten Semester...
Hey smile
ich bin gerade in der Mitte des ersten Semester und weiß nicht ob es sich lohnt weiterzumachen. Ich hab schon Bio und Spanisch auf Lehramt quasi fertig und wollte Mathe noch hinterher machen. Zum einen weil man einfach weitaus bessere Chancen hat einen Job zu finden und zum anderen, weil Mathe mir in der Schule immer viel Spaß gemacht hat und ich eigtl auch nie Probleme hatte irgendetwas zu verstehen.
(Btw, sorry wenn der Text etwas länger wird)
An sich macht mir Mathe auch immernoch Spaß. Ich bin es auch durch Bio gewohnt, viel arbeiten zu müssen. Aber ich zweifel gerade einfach immens daran, ob ich nicht einfach nicht schlau genug bin... Ich hab permanent das Gefühl dass, egal wieviel ich nach den VL nacharbeite (und mitunter sogar vorarbeite), ich hänge immer hinterher. Und selbst wenn ich dann mal die Vl komplett verstanden habe, schaffe ich die Arbeitsblätter trotzdem nicht ohne Hilfe.
Währendessen sehe ich um mich zig Personen die es weitaus schneller zu verstehen scheinen wie ich. Das sind dann die, die die guten Einfälle haben, wie man die Übungsblätter lösen könnte. Leider fallen diese mir so gut wie nie ein...
Die ganzen basic Aufgaben schaffe ich ohne Probleme. Aber sobald es nur etwas abstrakt wird und eben nicht mehr so, wie der Prof (oder nette Youtube-Leute) es uns vorgemacht hat, komme ich nicht weiter. Ich weiß wirklich nicht mehr was ich machen soll. Und die ganze Zeit habe ich diese blöden 80% Durchfallquote von den letzten Semestern im Kopf.

So, jetzt zu meiner Frage; Ging es euch auch so ähnlich? Lohnt es sich jetzt nocht weitere 3 Monate jeden Tag bis um 11 Uhr abends zu lernen? Ich habe mich wirklich nie für blöd gehalten, aber im Augenblick habe ich fast jeden Tag das Gefühl, mein Hirn sei langsamer als das vieler anderer.
Das traurige an der ganzen Sache ist, dass ich Mathe eigtl super spannend finde (vorallem LA) und auch ziemlich sicher eine gute Mathelehrerin werden würde...

Sorry für den langen Text, ich bin nur wirklich etwas am Ende gerade...


Liebe Grüße,
Oscura
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Mein Mathematikstudium liegt schon ein paar Jahrzehnte zurück. Ich kann daher nur allgemein etwas sagen, zur besonderen Situation heute an den Hochschulen können sich andere sicher kompetenter äußern.

Ja, die gibt es, die alles schneller begreifen und verstehen als man selbst und immer schon die Lösung parat haben, wo man selber noch nicht einmal das Problem erfaßt hat. Aber das sind die wenigsten. Den meisten geht es wie dir. Nur - wer gibt es schon so offen zu wie du, daß er gerade nicht gut mitkommt. Und so tun viele so als ob. Als ob sie es verstanden hätten, als ob sie die Lösung schon wüßten, als ob alles doch so ganz einfach wäre. Aber es ist nur ein Getue. Fühl dem einen oder andern mal auf den Zahn, wenn er groß tut. Er soll dir seine ach so tolle Lösung doch einfach mal erklären. Vielleicht ist es einer von den wenigen Überfliegern. Aber meistens ist es einer, der das auch nicht so richtig erklären kann, was darauf hindeutet, daß er es auch nicht so richtig verstanden hat. Ich war an meiner Schule der einzige meines sehr kleinen Abiturjahrgangs, der Mathematik studiert hat. Ich kann mich aber an eine Gruppe von Kommilitonen erinnern, die auf derselben Schule gewesen waren und sich daher schon kannten, die die Aufgaben gemeinsam lösten, während ich immer etwas am Rand stand. Und ich dachte mir: Warum verstehen die das sofort und ich nicht? Nun, außer einem habe ich von diesen nach dem ersten Semester keinen mehr in der Mathematikvorlesung gesehen. Und das lag nicht daran, daß sie die Universität gewechselt hätten.
Mir ging es im ersten Semester so, daß ich beim Nacharbeiten zwar meistens den einzelnen Schritt verstand - und trotzdem nichts begriff. Man könnte es mit dem berühmten Sprichwort beschreiben: Ich habe vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen. Als der Professor mit den Dedekindschen Schnitten begann, setzte es bei mir aus. Ich erinnere mich noch, wie ich beim Nacharbeiten in den Semesterferien an dieser Stelle hängenblieb. Und plötzlich machte es Klick. Als hätte ich gerade gehört, wie eine Synapse in meinem Gehirn zuschnappte. Ich verstand alles. Ich verstand nämlich, daß die Dedekindschen Schnitte nichts anderes tun, als, was ich dem mathematischen Gefühl nach schon immer mit reellen Zahlen verbunden hatte, in logisch klare und überzeugende Konturen zu meißeln und so schrittweise die reellen Zahlen aus den rationalen zu erschaffen. Eine geniale Idee von Herrn Dedekind. Plötzlich sah ich den Wald.
Von da ab verlief mein Mathematikstudium störungsfrei. Nicht daß es einfach gewesen wäre und ich nicht an der ein oder anderen Stelle noch einmal hätte tief nachdenken müssen. Aber das Prinzip war mir klar. Und insofern war es dann doch "einfach".
Meine Empfehlung wäre: durchhalten. Das erste Semester durchhalten. Und dann erst entscheiden.
zweiundvierzig Auf diesen Beitrag antworten »

Leopold hat viel wesentliches gesagt.

Ich möchte hinzufügen, dass man nicht gleich zum Scheitern verurteilt ist, nur weil es nicht gelingt alle Aufgaben eines Übungsblatts selbständig zu lösen.

Natürlich muss man am Ende die Dinge selbst verstehen, aber das ist ein Prozess. Und in diesem Prozess spielt Kommunikation über Mathematik eine große Rolle, sei es in Form von Gruppenarbeit, Nachfragen in Übungs- oder Sprechstunden oder bloß kleiner Gespräche mit Kommilitonen in der Mittagspause über einzelne mathematische Fragen -- all dies bringt einen voran.

Es ist gut und unerlässlich, dass du (allein?) viel nach- und vorarbeitest, aber vielleicht wirst du einige Lücken füllen können, indem du ein paar Gelegenheiten nutzt um über Mathematik zu sprechen, an der Uni oder hier im Forum. smile

Du hast Spaß und Interesse am Thema. Das ist für dich persönlich ausschlaggebender als das Können oder Nichtkönnen anderer. Wink
Mathe-Novize Auf diesen Beitrag antworten »

Also ich studiere zwar keine reine Mathematik, aber auch in meinem Studium spielt die (Ingenieurs-)Mathematik eine große Rolle. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass es sehr viel ausmacht, sich gut zu vernetzen und mit den Kommilitonen zu sprechen. Wie bereits erwähnt wurde, sind viele eben nur gut darin, schlau auszusehen und daher zu reden, aber viel Substanz ist da dann nicht. Auch ich habe immer wieder das Erlebnis gehabt, dass ich Leute gebeten habe, mir einen bestimmten Sachverhalt zu erklären, weil es schien, dass sie das Thema bestens durchdrungen hatten, und dann kam heraus, dass sie das Thema eigentlich selbst noch nich begriffen hatten.

Mathematik ist nun mal ein schwieriges Thema und viele haben daran zu knacken, da wirst du nicht die letzte bleiben. Und verzweifle nicht daran, wenn du mal eine Erklärung eines Profs oder eines Studenten nicht verstehst, denn jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Zugang zu und Vorstellungen von den Dingen der Welt. Wenn dir also jemand etwas erklärt, sei es nun Anhand von Beispielen oder von Analogien, und du hattest aber immer eine andere Vorstellung davon, dann muss dein Zugang dazu ja nicht falsch sein. In dem Moment treffen einfach nur zwei Vorstellungen von der Welt zusammen, die man eben nur durch Kommunikation abgleichen kann.

Der beste Rat, den ich dir daher geben kann ist: gehe zu Übungs- und Selbstlerngruppen (da triffst du schon mal tendenziell die Leute, die motiviert sind) und sprich dort mit den Leuten über deine Probleme, die du mit den Aufgaben hast und halte dich an die Leute, die dir die Dinge gut erklären können. Und vielleicht kannst du ihnen ja auch bei einem Problem helfen, das wäre natürlich ideal. Denn dann lernst du sogar doppelt etwas für dich, weil du den Stoff noch besser verstehen musst, wenn du in der Lage sein willst, es jemandem erklären zu können.
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