Mathematik studieren?

Neue Frage »

Hakan78 Auf diesen Beitrag antworten »
Mathematik studieren?
Meine Frage:
Hallo zusammen,

Ich mache momentan meine Fachhochschulreife in Bereich der Technik. Ich habe mich in letzter Zeit sehr viel mit der Universitätsmathematik beschäftigt. Auf wikibooks nehme ich nach und nach die Grundlagen durch, und ich bin überrascht, dass ich ziemlich viel nachvollziehen und verstehen kann und freue mich auch!

Ich würde gerne danach Mathematik auf der Universität studieren(mit Fachhochschulreife in Technik auch in Niedersachsen möglich).

Ich bin einfach soo interessiert!! Immer wenn ich etwas verstehe, bekommt ich so ein schönes Gefühl. Mir machen die Abbrecherquoten etwas Angst. Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und frustrationstoleranz habe ich denke ich. Trotzdem habe ich Angst, da viele sagen, dass man ein genie sein muss.

Sind alle Absolventen überdurchschnittliche begabt?
Kann jeder das Studium schaffen?
Man muss sagen, dass ich so meine Probleme mit meiner Entwicklung hatte, da ich aus einem anderen land hierher gezogen bin, und mich etwas entwickeln musste, auch, was das schulische betrifft. So aber der 7 oder 8 wurde ich schulisch plötzlich besser. Ich weiß, dass die Noten nichts Aussagen. Meine sehen zum Halbjahr so aus:

Elektrotechnik :2(eigentlich 1 Schüler)
Mess Steuer Regelungstechnik :1
Mathematik :1


Mir fallen diese Fächer ziemlich leicht, während es sehr vielen schwer fällt. Ich finde aber, wenn man es neutral betrachtet, ist es ziemlich einfach bis etwas komplizierter. Kurvendiskussion, vektoren, ohmsches Gesetz, komplexe Zahlen elektrotechnik.

Außerdem: ich muss eventuell 100km weit weg ziehen. Möchte es aber nicht sooo gerne, daher überlege ich, zuhause zu lernen, und nur für die Prüfungen dorthin zu fahren. Wenn es sein muss, würde ich aber hinziehen. Ich war eigentlich immer jemand, der gerne zuhause lernte.

Wie seht ihr das? Soll ich es aufnehmen?

Meine Eltern sagen, ich soll einfach hier auf eine fh und dann auf die Universität um meinem Master zu machen. Ich möchte mir es aber zum einen nicht leichter machen und zum anderen interessiert es mich sehr (!) und ich möchte es nicht unversucht lassen!

Zudem : ich bin Leistungssportler und habe 7 mal die woche training, wird das klappen? Mit sehr viel lernen habe ich überhaupt kein Problem, natürlich etwas Freizeit sollte sein.

Gibt mir bitte eure Einschätzung.

Meine Ideen:
/
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Es gibt fast nichts schöneres als Mathematik. Wenn du studieren willst, ist das mit 8 bis 10 Stunden täglich 7 Tage die Woche und 50 Wochen pro Jahr machbar. Du musst an eine gute Uni (Bonn, München, Aachen, Göttingen?) und du musst dort leben, wo du studierst. So nebenbei kann man Mathematik nicht machen, Mathematik muss man leben. Nix Freizeit, nix Leistungssport, nix sonst. Ausserdem ist es egal, wie du dich beurteilst, an der Uni machen das andere.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Wenn es dir gelungen ist, die Grundlagen zu verstehen indem du wikibooks liest, so verrate mir doch bitte, was die natürlichen Zahlen deiner Meinung nach sind.
Mathe-Novize Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathematik studieren?
Ich rate dir: schnapp dir mal ein richtiges Mathematikbuch (kein Wikibook oder sowas), eher sowas wie den Arens und arbeite das mal durch. Und dann wirst du sicher schon bald auch an deine persönliche Verständnisgrenze kommen und feststellen, dass reine Mathematik eben auch kein Zuckerschlecken ist. Und nur, weil man in einem technischen Fach die Mathematik gut versteht und vielleicht komplexe Zahlen miteinander verrechnen kann und evtl. auch noch weiß, was komplexe Wurzeln sind und wozu sie dienen, so heißt das bei weitem nicht, dass man in einem Mathematikstudium nicht schon bald auf Granit beißen wird.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass du das nicht versuchen solltest. Aber dir muss eben klar sein, dass die Mathematik in einem reinen Mathematikstudium eben nicht so abläuft, wie z.B. in der Elektrotechnik oder anderen Ingenieurswissenschaften. Wo vermutlich in anderen Studiengängen die Mathematik bereits aufhört, da fängt es in einem richtigen Mathestudium wahrscheinlich erst an. In den meisten Studiengängen, in denen unter anderem auch Mathematik benötigt wird, hat man vermutlich Fächer wie Mathe 1 & 2, da kriegt man dann die wichtigsten Grundlagen wie die elementaren Funktionen, Mengenlehre, Differenzial- & Integralrechnung und Lineare Algebra. Vielleicht macht man aber noch etwas weniger, vielleicht hat man aber auch noch Mathe 3 & 4 (so wie bei mir) und lernt dann noch etwas über unendliche Reihen und Taylor-Reihen und noch einige interessante Sachen wie die Fourier- & Laplace-Transformationen und etwas über Differentialgleichungen und Systeme von Differentialgleichungen. Und damit ist man (so finde ich zumindest) schon recht gut für seinen Bereich ausgestattet, was die Mathematik angeht. Natürlich muss man bei der Mathematik immer etwas abstrahieren und vor seinem geistigen Auge vorstellen, etwa wenn es um den Kern einer linearen Abbildung geht und was dieser eigentlich über die Lösungen aussagt. Aber in der Ingenieursmathematik ist es dennoch häufig so, dass es ausreicht, wenn man das Konzept (und bestenfalls auch die Herleitung) verstanden hat und sicher damit umgehen kann, dann kann man häufig die Abkürzung über bekannte Formeln nehmen.

Aber in einem richtigen Mathestudium ist das nicht genug. Ein Mathematiker möchte nicht einfach nur eine Lösung für ein Problem haben, um dieses dann damit erschlagen zu können. Er ist meistens nicht wirklich daran interessiert eine konkrete Lösung für z.B. einen technischen Prozess oder ähnliches zu finden. Vielmehr geht es in der Mathematik darum, Muster und Strukturen zu erkennen und neue Erkenntnisse daraus abzuleiten. Mathematiker denken in Körpern, Gruppen und Räumen und versuchen Ähnlichkeiten und Muster in diesen herauszuarbeiten. Manchmal ist die Arbeit daran natürlich durch tatsächliche Problemstellungen, wie z.B. der Verschlüsselungstechnik, motiviert und manchmal fallen auch quasi als Nebenprodukt Lösungen für echte Probleme dabei an.

In einem Mathestudium wird man sich nicht damit zufrieden geben, dass man die komplexen Zahlen und ein paar Additionstheoreme kennt und vielleicht ein paar Vektoren miteinander verrechnen kann. Vielmehr wirst du wahrscheinlich einen Kurs nur zur Funktionentheorie haben. Dann wieder einen anderen nur zur Funktionalanalysis. Und dazu dann noch zig andere Kurse, jeweils zu eigenen Gebieten innerhalb der Mathematik. Und bedenke: in einem Semester hast du ja in der Regel mehrere Kurse (5-6 sicherlich), sofern du nicht vor hast, 20 Jahre zu studieren.

Schaffbar ist alles, es ist wie immer nur eine Frage der Motivation, dem Willen, der Belastbarkeit und dem Durchhaltevermögen. Und natürlich auch der äußeren Umstände und dem Umfeld. Aber von nichts kommt bekanntlich nichts. Erst recht nicht in der Mathematik. Und so viel kann ich dir schon vorab sagen: mit 100 km Entfernung und zusätzlich noch so starker Verpflichtung als Leistungssportler wird das sehr sehr schwierig bis unmöglich. Ich kann natürlich nichts über deine persönliche Lernkapazität aussagen, aber man kann sich nicht zu 100% dem Sport widmen und gleichzeitig noch zu 100% einem Mathestudium (denn das wird es von dir verlangen). Das sollte selbst einem Nicht-Mathematiker einleuchten. Und dann noch ein Privatleben haben? Naja verwirrt Du solltest ja auch noch eine gesunde Balance in deinem Leben haben.

Denk daher nochmal gründlich darüber nach, ob es wirklich gleich ein Mathestudium sein muss oder ob dir nicht eigentlich das Lösen von Problemen (z.B. elektrotechnischen) mithilfe der Mathematik viel näher liegt. Denn auch das kann schon sehr befriedigend sein und das notwendige mathematische Handwerkszeug dafür ist auch schon knifflig genug.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

@Hakan78

Warum habe ich nach natürlichen Zahlen gefragt ? Investiere 29,99 € in Springer Spektrum von Stefan Müller-Stach (Hrsg.) Richard Dedekind "Was sind und was sollen die Zahlen" und "Stetigkeit und Irrationalzahlen".

Das sind nur schlappe 200 Seiten, und wenn du damit durch bist, kannst du bis drei zählen. Augenzwinkern Wenn dich das glücklich macht und dein Interesse weckt, bist du vielleicht auf dem richtigen Weg. Du musst dann nur noch dauerhaft neugierig bleiben und weiter fragen.

Selbstverständlich darf dich auch jedes andere nichttriviale Gebiet der Mathematik motivieren, ein Studium aufzunehmen und durchzuhalten. Ohne Motivation sehe ich keine Chance.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Selbststudium ist völlig unmöglich. Mathematik lernt man von guten Mathematikern, in der intensiven Zusammenarbeit mit Kommilitonen und dann auch aus klassischer und moderner Literatur. Allein das Verständnis von Büchern setzt ein weitgehend abgeschlossenes Studium voraus. Nimm das zur Hand, was ich vorgeschlagen habe, und du wirst sehen, dass du nichts verstehst. Nach dem Studium wirst du alles verstehen.
 
 
Hakan78 Auf diesen Beitrag antworten »

Und was, wenn ich beispielsweise während eines Informatik Studiums (fh) zusätzlich noch Mathematik lerne? Würde das gehen?
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Informatiker haben keine Zeit für Mathematik und machen deshalb nur das, was alle Anwender machen, also viel zu wenig . Mathematik kann man mit Nebenfach Informatik studieren, habe ich z.B. gemacht. Das ist eine Möglichkeit unter vielen, um als Mathematiker eine Anwendung im Beruf zu nutzen.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

gelöscht.
Iorek Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Elvis
Wenn du glaubst, du hast Interesse an einem Mathematikstudium und die Fähigkeiten dazu, dann höre dir mal eine 11 * 1,5 stündige Vorlesung Algebra II an https://video.ethz.ch/lectures/d-math/20...1-2004-00L.html (in der "modernen Algebra" von B.L. van der Waerden ist das ein kleiner aber wichtiger Teil der Algebra I) .


Also einem interessierten Neuling direkt die Algebra II antun zu wollen, halte ich für ziemlich verantwortungslos. verwirrt
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

stimmt. habe meinen beitrag gelöscht.

Nachtrag: Die Vorlesung habe ich zusammen mit meinem 83-jährigen Freund (Dipl.-Ing.) gehört und ausgearbeitet. Mit geduldiger Anleitung hat er verstanden worum es geht, und er hat sich nicht beschwert.
Hakan78 Auf diesen Beitrag antworten »

Habe mir jetzt analysis 1 von forster gekauft. Werde segen wie ich es finde.
Ulrich Ruhnau Auf diesen Beitrag antworten »

Hakan,

ich als Physiker habe in meinem Grundstudium die Mathevorlesungen Analysis I + II sowie Lineare Algebra I + II, sowie Differentialgleichungen und Funktionentheorie zusammen mit den Mathematikstudenten gehört. Zu Beginn meines Studiums hatte ich das Handicap, daß ich in der Schulzeit nie Vektorrechnung gehabt hatte. Da habe ich gewaltige Unterschiede zum Mathematikunterricht in der Schule wahrgenommen.

1. In der Schule rechnet man immer etwas aus - Im Mathe-Studium wird stets etwas bewiesen oder widerlegt. Etwas auszurechnen ist sekundär.

2. In der Schule kaut der Lehrer den Stoff bis zu vier mal durch. - An der Uni wird alles nur einmal an die Tafel geknallt. Im Übungsbetrieb, (Gruppenuntericht zu den wöchentlichen Übungen) werden die Aufgaben zum Glück einmal erklärt.

3. An der Schule sind die Lehrer pädagogisch ausgebildet. - An der Uni schert sich niemand um Pädagogik.

4. In der Schule kann man die Lehrer sofort fragen. - An der Uni höchstens mal, wenn man zur wöchentlichen Sprechstunde geht.

An der Uni besteht man nur, wenn Fleiß und Begabung zusammen kommen. Die Motivation durch die Lehrer an der Schule muß man durch Eigenmotivation ersetzen, wenn man studiert. Am besten arbeitet man ein gutes Buch parallel zur Vorlesung durch.

Zum Glück gibt es für Physikstudenten auch spezielle Mathematikvorlesungen, die das Manko der Mathematiker ausgleichen, die sich überwiegend mit Beweisen beschäftigen wollen. Da geht es darum, daß man lernt Physikalische Formeln im drei- oder vierdimensionalen Raum anzuwenden und Rechenergebnisse zu produzieren.

Im übrigen sollte man sich fragen, was man hinterher mit seinem Mathematikstudium anfängt.

Man ist dann Versicherungsmathematiker und macht Risikoabschätzungen. Oder man ist Wirtschaftsanalyst oder arbeitet als Programmierer z.B. für Banken oder ist Systemadministrator. Die wenigsten können an der Universität bleiben und Akademischer Rat, Professor oder Max-Planck-Direktor werden und so der Forschung dienen.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Das stimmt im wesentlichen. Mathematik ist hauptsächlich das Bestreben, mathematische Theorien zu entwickeln und zu erweitern. Das geht nur dadurch, dass man die "richtigen" Begriffe definiert und Sätze beweist.
Analysis zum Beispiel ist die Theorie der reellen Zahlen und der reellen Funktionen. Sie wird beherrscht unter anderem vom Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung.
Dass man manche Funktionen differenzieren und integrieren kann, und dass man Integrale auf verschiedene Arten berechnen kann, gehört auch dazu und ist für Anwender wichtig. Für Mathematiker ist das interessant, weil man durch Beispiele und Rechnungen weitere Einsichten in die Theorie bekommen kann.
Viel wichtiger als das Berechnen von Integralen ist für Mathematiker die Tatsache, dass man Integrale berechnen kann, wenn eine Funktion integrierbar ist, und dass man Integrale nicht berechnen kann, wenn eine Funktion nicht integrierbar ist. Existenz und Eindeutigkeit sind wichtig, irgendwelche Werte nur dann, wenn sie über den Einzelfall hinaus eine Bedeutung haben.

zu 3. Es gibt auch hervorragende Professoren, die ausgezeichnete Didaktiker sind. Gerade deshalb lohnt es sich, die Universität gut zu wählen, an der man studieren möchte.
Pippen Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Elvis
Selbststudium ist völlig unmöglich.


Wenn das so wäre, dann wäre da ja eine ordentliche Marktlücke.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Es gibt Universitäten, an denen man Mathematik studiert. Eine Marktlücke sehe ich nicht.
Neue Frage »
Antworten »



Verwandte Themen

Die Beliebtesten »
Die Größten »
Die Neuesten »