Mathestudium oder Physikstudium?

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DerAjani Auf diesen Beitrag antworten »
Mathestudium oder Physikstudium?
Meine Frage:
Hallo,
Ich hab absolut keine Ahnung was ich genau studieren soll. Ich liebe Mathe. Probleme lösen und logisch denken war schon immer mein Ding und ich liebe es das zu machen. Aber ich liebe auch Astrophysik und Atomphysik, auch sowas wie Quantenphysik interessiert mich voll. Am liebsten würde ich Mathe studieren und dann Astrophysiker werden, aber das ist schlecht möglich.

Meine Ideen:
Ich schwanke jetzt zwischen einem Mathestudium mit Physik als Nebenfach und einem Physikstudium mit Mathe als Nebenfach. Hat da irgendjemand Erfahrungen gemacht oder Tipps?
Ehos Auf diesen Beitrag antworten »

Vor dem gleichen Problem stand ich vor 35 Jahren und habe mich dann für Physik entschieden, was ich nie bereut habe - trotz vieler schrecklicher Praktika. Mich persönlich interessieren eher Anwendungen, z.B. in der theoretischen Physik (Mechanik, Quantenmechanik, Elektrodynamik usw.).

Übrigens sind Schulmathematik und Hochschulmathematik zwei völlig verschiedene Dinge. Die reinen Mathematiker beschäftigen sich aus meiner Sicht zuviel Formalitäten - z-B. ob eine Funktion 2 Mal oder 3 mal differenzierbar sein muss usw. Das ist zwar aus theoretischer Sicht wichtig, aber für den Praktiker ist das meist ohne Auswirkung. Das ist keine Wertung, sondern reine Geschmackssache. Setz' dich mal in einige Vorlesungen der Mathematiker und Physiker hinein und entscheide selbst.

Die ersten 3 Jahe des Physikstudiums enthalten ein Mathematikstudium im Schnelldurchlauf: Lineare Algebra, Funktionentheorie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Analysis, Geometrie usw. Hier wird aber nicht jeder Beweis bis ins letzte Detail vorgeführt wie bei den Mathematikern.

Leider gibt es zu wenig Kommunikation zwischen Mathematikern und Physiker. Physiker beherrschen oft zu wenig Mathematik und Mathematikern fehlt oft der praktische Hintergrund zur Anwendung ihrer Formalismen. Das ist sehr schade.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Egal wofür du dich entscheidest, egal warum du dich dafür entscheidest. Mathematik ist großartig, Physik ist großartig. Das Leben muss man vorwärts leben und hinterher damit zufrieden sein. Im Multiversum werden deine alternativen Ichs zu 50 % Mathematik und zu 50 % Physik studieren. Jeweils 50 % erfolgreich und 50 % erfolglos. Jeweils 50 % zufrieden und 50 % unzufrieden. Ich wünsche dir, dass du zu den 25 % gehören wirst, die erfolgreich und zufrieden studiert haben werden.
Ich wollte Chefmathematiker auf Perry Rhodans Kugelraumschiff werden, also habe ich Mathematik studiert. Meinem Ziel bin ich damit sehr nahe gekommen, ich kenne einen deutschen Astronauten, der Physik studiert hat und auf der ISS war. Das finde ich genauso gut.
Mathematik enthält viele wunderbare Theorien und bietet mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten, Physik desgleichen.
Ulrich Ruhnau Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathestudium oder Physikstudium?
Wer Physik studiert, der bekommt eine dazu passende mathematische Ausbildung. Man hört als Physikstudent ebenso viele Mathe-Vorlesungen wie Physik-Vorlesungen. Als Physiker hat man den Vorteil, an viele mathematische Herausforderungen zu gelangen, von denen Mathematiker noch nicht mal Kenntnis haben. Mich befriedigt es immer mehr, ein echtes Problem zu lösen, als ein erdachtes. Augenzwinkern

Z.B. gibt es das Finite-Elemente-Programm Ansys nur aus dem Grund, weil man für viele Probleme noch keine analytische Lösung hat. geschockt Wenn ich beispielsweise anschaue, was es bei den Mathe-Wettbewerben für Aufgaben gibt, dann finde ich es schade, daß man noch nicht auf die Idee gekommen ist, so viel Intelligenz auf echte mathematische Probleme loszulassen. Erstaunt2

Wenn es nach mir ginge, dann würde man mathematische Wettbewerbe auf die Lösung ungelöster Probleme umstellen. Jedes mathematische Problem aus der realen Welt hat eine Lösung, man muß sie nur finden. Freude
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Wer Mathematik studiert, der bekommt eine wesentlich bessere mathematische Ausbildung als jeder Anwender, und etwas Anwendung lernt man im Nebenfach. Ein Mathematikstudium befähigt zum Nachdenken über mathematische Theorien und zum Lösen von Problemen, von denen kaum ein Physiker jemals gehört hat. Als Mathematiker den oftmals unbedarften Anwendern zu helfen, ihre Problemchen zu lösen, kann auch Spaß machen - auf jeden Fall kann man gut davon leben.

Mich befriedigt es vielmehr, in tiefer liegende Zusammenhänge einzudringen und zu verstehen, was nicht so offen an der Oberfläche liegt, dass jeder Mensch es verstehen kann. Kreative Mathematiker sind darüber hinaus fähig, neue Theorien zu entwickeln und eigene Vermutungen aufzustellen und eigene Theoreme zu beweisen.

Mathematiker verstehen, dass es lösbare und unlösbare Probleme gibt und wissen, welche Strukturen die Lösungen von einigen lösbaren Problemen haben. Dieses Wissen ist uns viel wichtiger und fundamentaler als die Benutzung von Standardlösungen für Standardprobleme, wie sie von vielen Anwendern praktiziert wird. Mathematik hat wenig mit der realen Welt zu tun, sie ist eine eigene Welt, die die Realität transzendiert. Es gibt keinen logischen Grund, warum reale Probleme mathematisch lösbar sein sollten.
Dopap Auf diesen Beitrag antworten »

Manches, anfänglich nicht reales Problem oder auch Spielerei genannt hat wurde später einer Lösung zugeführt oder näher gebracht.

- Mithilfe der Spieltheorie konnte ein religiöses Problem gelöst werden.
- Oder die optimierte Suche nach Schiffbrüchigen ...

Ob eine mögliche Lösung des Problem der Existenz einer optimalen Strategie für das Spiel TIC TAC TOE in 4 Dimensionen der Tiefe 5 zur realen Welt einen Bezug hat, möchte ich nicht entscheiden.

Manchmal braucht das Gehirn eben etwas zum Spielen.
 
 
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Reale Welt (was immer das auch sein mag, ich postuliere, dass sie existiert) --> Teil der realen Welt ---> Mathematische Modellierung (oft in Form von Gleichungssystemen mit Operatoren) ---> Mathematische Berechnung von Lösungsmengen (früher gerne mit Algorithmen, heute oft mit Computerprogrammen realisiert) ---> Interpretation von Lösungen ---> Aussagen über Teil der realen Welt

So ungefähr ist meine Vorstellung des Zusammenhangs zwischen Realität und Mathematik.
Die Welt ist nicht nur aber auch als Ideengenerator für Mathematiker geschaffen worden (wir wissen nicht von wem, wir wissen nicht ob sie einen Existenzgrund hat oder braucht). Die Welt kommt auch ohne Mathematik ganz gut zurecht.
Die Mathematik ist nicht nur aber auch als Denksystem über die Welt geschaffen worden (von Mathematikern). Die Mathematik kommt auch ohne Welt ganz gut zurecht, Mathematiker brauchen die Welt nur wie alles Seiende um darin zu sein.
Ulrich Ruhnau Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Elvis
Die Welt kommt auch ohne Mathematik ganz gut zurecht.

Ohne Mathematik gäbe es nur noch einstürzende Brücken und Häuser ROFL , Fehlkalkulationen mehren sich und nichts paßt so recht! Big Laugh

Aber ich würde sagen, wenn man die Teile der Mathematik weglassen würde, die von Ingenieuren und Wissenschaftlern nicht genutzt werden, dann käme die Welt auch ganz gut zurecht. Freude Hätte man jedoch die Schnapsidee, den Mathematikunterricht in den Schulen wegzulassen, könnte man unsere Zivilisation begraben. traurig

Aber man kann ja auch Physik und Mathematik gleichzeitig studieren. Allerdings ist das aufwendig und dauert länger.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Mit Welt meinte ich eher das Universum, und ich bin ganz sicher, dass es ohne unsere Mathematik und Naturwissenschaft im Großen und Ganzen genauso aussieht wie mit unserer Mathematik und Naturwissenschaft. Der hübsche kleine blaue Planet Erde spielt nur für uns eine Rolle, und so wichtig wie wir manchmal glauben, sind wir nicht.

Ich hatte einen Kommilitonen, der Mathematik und Physik erfolgreich und glücklich studiert hat. Wer es sich leisten kann, sollte es tun.
Ulrich Ruhnau Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathestudium oder Physikstudium?
Zitat:
Original von DerAjani
Ich hab absolut keine Ahnung was ich genau studieren soll. Ich liebe Mathe. Probleme lösen und logisch denken war schon immer mein Ding und ich liebe es das zu machen.

Viel Physiker arbeiten schon längst nicht mehr in ihrem Fach, von Mathematikern ganz zu schweigen. Solide wäre es, Elektrotechnik zu studieren mit Schwerpunkt Schaltungstechnik. Solche Leute werden gebraucht und werden nicht so schnell arbeitslos. Weder Mathematik noch Physik kommen in diesem Studium zu kurz, lediglich die Quantenmechanik. Ohne ein gutes Verhältnis zur Mathematik, sollte man kein E-Technik-Studium anfangen. Auch Maschinenbau braucht Mathematik und gute Kenntnisse der Thermodynamik (Physik der Gase).
Luftikus Auf diesen Beitrag antworten »

Kleine Bemerkung:

inzwischen gibt es die "mathematische Physik" als eigenen (interdisplinären) Studiengang (an ausgewählten Unis).
Sie ist in Bezug zur Mathematik in etwa so wie "Technomathematik" im Verhältnis zu technischen Studienrichtungen zu sehen.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Elektrotechniker, Maschinenbauer, Ingenieure aller Art brauchen mehr oder weniger Mathematik. Für die Anwendung in Routinetätigkeiten brauchen sie nur wenig Mathematik (je mehr sie verstehen, desto besser können sie ihren Job machen), leitende Ingenieure und Entwicklungsingenieure müssen sehr viel mehr von ihrer Anwendung und von Mathematik verstehen.

Wer sein Fachgebiet nicht nur als Lohnarbeiter ausfüllen will muss sowohl fachlich als auch mathematisch hervorragend sein, das gilt insbesondere für Forscher im Bereich Naturwissenschaft und Technik.

Während meines Studiums hatte ich schon mit Elektrotechnikern, Physikern, Maschinenbauern und Informatikern zu tun. Das sind alles ehrenwerte Berufe, jeder hatte solide mathematische Grundkenntnisse, aber nur Mathematiker können und wollen wirklich Mathematik verstehen und machen.

Für Ingenieure ist Mathematik eine simple Hilfswissenschaft, für Mathematiker ist die Natur eine Sammlung von trivialen Übungsaufgaben.
Nils Hoppenstedt Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathestudium oder Physikstudium?
Zitat:
Original von DerAjani
Ich schwanke jetzt zwischen einem Mathestudium mit Physik als Nebenfach und einem Physikstudium mit Mathe als Nebenfach. Hat da irgendjemand Erfahrungen gemacht oder Tipps?


Ich sag mal so: Physik verhält sich zur Mathematik wie eine aufregende Liebesnacht zur Selbstbefriedigung.
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

Der eine mag dies, die andere das. Archimedes wurde der Akademie von Alexandria verwiesen, weil er den reinen Geist der Mathematik mit schmutziger Materie besudelte.
Ulrich Ruhnau Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Elvis
Elektrotechniker, Maschinenbauer, Ingenieure aller Art brauchen mehr oder weniger Mathematik.

Ein Ingenieur, der keine Mathematik gebraucht, arbeitet nicht als Ingenieur. Schläfer

Die Mathematik ist ohne Natur- und Ingenieurswissenschaften und wie ein Wohnhaus ohne Bewohner.
Luftikus Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Mathestudium oder Physikstudium?
Zitat:
Original von Nils Hoppenstedt
Ich sag mal so: Physik verhält sich zur Mathematik wie eine aufregende Liebesnacht zur Selbstbefriedigung.


Da erkennt man den Feynman-Kenner Freude smile
Elvis Auf diesen Beitrag antworten »

@DerAjani
Was machst du nun ? Wir wissen alle, was gut für uns war. Was ist gut für dich ?

Tipp: Wenn du Mathematik studieren möchtest, dann nenne diese deine Wissenschaft Mathematik und nicht Mathe. Damit gewöhnst du dich schneller an die Ernsthaftigkeit deines Unternehmens.

Nachtrag: Wenn du Mathematik nur als Technik der Problemlösung ansiehst, dann schau mal hier rein: https://www.geogebra.org/u/walter.fuechte (habe ich heute erst gefunden, weil ich nach ergänzendem Material zu einem Buch über komplexe Kreisgeometrie gesucht habe). Das ist Wissenschaft, Kunst, Kultur und Ästhetik in einem.
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