Reibschwinger mit linear zunehmender Reibung

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Chander Auf diesen Beitrag antworten »
Reibschwinger mit linear zunehmender Reibung
Es geht um die Bewegungsgleichung eines horizontalen Feder-Masse-Schwingers. Ganz im Speziellen geht es um die Geschwindigkeit.
Anbei eine Skizze. Die Masse m bildet den Schwinger. Sie wird von einer Druckfeder k angetrieben, Federkonstante k. Bei t=0 ist die Feder Meter vorgespannt, die Geschwindigkeit der Masse betrage = -1 m/s. Die Bewegung der Masse ist reibungsbehaftet, Reibzahl .

Ein Druckbolzen lastet auf einer Schrägfläche der Masse m. Die Feder c des Bolzens hat die Federkonstante c; sie ist auf die Länge vorgespannt. Die Massen von Feder und Druckbolzen seien vernachlässigbar. Es besteht Reibung an der Gleitfläche zu m, gleiches wie oben. Der Einfluss auf die Reibung hervorgerufen durch den Druck des Bolzens, wodurch die Masse m stärker auf den Untergrund gedrückt wird, sei vernachlässigbar.
Bei t=0 berührt der Druckbolzen die Schrägfläche und wird folglich nach oben ausgesteuert.

Die Reibkraft der Masse m auf dem Untergrund ist


Jetzt wird die durch den Bolzen verursachte Reibkraft in x-Richtung ermittelt, als Funktion der Auslenkung x des Federschwingers:

mit

wird


Das schreiben wir um in

wobei



Die Differentialgleichung für die Bewegung des Schwingers in Wirkrichtung der Druckfeder k:






Die Bewegungsgleichung lautet

mit




Falls es jemand mit Leben füllen möchte:
m = 0,5 kg, = -1 m/s, = 0,16 m, = 0,15 m, k = 500 N/m, c = 400 N/m, = 0,15, = 20°

Kann mir jemand sagen, wo der Fehler ist? Es sollte doch korrekt sein, die Reibwirkung des Bolzens in die Komponenten und zu unterteilen - in einen ersten Teil, von Auslenkung x unabhängig, und einen zweiten als Funktion von x? Aber womöglich lenkt mich genau dieses Detail vom tatsächlichen Fehler ab...
Chander Auf diesen Beitrag antworten »
Edit: Korrektur
Sorry, hatte den Formeleditor nicht im Griff. Korrigiere in :












Die eigentliche Frage bleibt: Ist die Differentialgleichung und ihre Lösung korrekt? Sie führt zu einer Erhöhung der Kreisfrequenz , obwohl ich eigentlich eine Abnahme erwarten würde.
Huggy Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Edit: Korrektur
Zitat:
Original von Chander
Die eigentliche Frage bleibt: Ist die Differentialgleichung und ihre Lösung korrekt? Sie führt zu einer Erhöhung der Kreisfrequenz , obwohl ich eigentlich eine Abnahme erwarten würde.

Ja, im ersten Moment hatte ich auch diese Vermutung. Aber es ist wohl alles so korrekt. Die durch den Bolzen verursachte Reibkraft in x-Richtung ist positiv. Da sich die Masse nach links bewegt, wirkt sie entgegen der Bewegungsrichtung, wie es sein soll. Wenn sich nach links bewegt, wird kleiner und damit größer und damit die Reibkraft durch den Bolzen größer. Auch das ist so, wie es sein soll. Der rein von abhängige Teil der Reibkraft des Bolzens wirkt dadurch in dieselbe Richtung wie die Feder und erhöht somit .
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Hallo Huggy, vielen Dank fürs Feedback. Leider kann ich noch nicht so ganz „mitschwingen“. Die Gegenprobe der Geschwindigkeit passt mal wieder nicht.

Verwendet wird:







Die Gegenprobe erfolgt über die Energieerhaltung:





Die Betrachtung endet bei einer Auslenkung von x= 0,15 m. Mit diesem Wert erfolgt die Berechnung der Geschwindigkeit über die Energie. Ergebnis: -2,010 m/s
Für die v auf Basis der Bewegungsgleichung ist die Dauer erforderlich:



Die Dauer beträgt 6,61636 ms und damit ergibt sich eine Geschwindigkeit von -2,011 m/s.
Eigentlich ist alles nach Schema F; aber irgendwas passt nicht. Bei meiner Betrachtung geht es insbesondere um die Dauer des Ablaufs. Ich komme nicht auf den Fehler. Wenn die Gegenrechung über die Energieerhaltung korrekt ist, muss der Fehler in der Bewegungsgleichung liegen.
Über Tipps und Anregungen würde ich mich sehr freuen.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Interessante Beobachtung: Wenn = 0 (beispielsweise im Falle von =0) , dann ist



und die auf Basis von Bewegungsgleichung bzw. Energieansatz berechneten Geschwindigkeiten sind identisch.

Dies deckt sich mit der bekannten Aussage, dass die Kreisfrequenz des horizontalen Federschwingers mit konstanter Reibung die gleiche ist, wie bei vergleichbarer Anordnung ohne Reibung.

Nun bin ich ratlos. Wie lässt sich die stetig zunehmende Reibung berücksichtigen?
Huggy Auf diesen Beitrag antworten »

Beim Energieverlust durch Reibung ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen. Man kann ihn nur bei konstanter Reibkraft einfach durch



berechnen. Ist die Reibkraft vom Weg abhängig, gilt



Zum Nachrechnen fehlt die Angabe vom l und .
 
 
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Was für ein Minenfeld.

Nur kurz:

...mache mich jetzt gleich dran.
Ehos Auf diesen Beitrag antworten »

Ich kann die Berechnung der Reibkraft auf der schrägen Fläche nicht nachvollziehen. Der allgemeine Weg zur Berechnung der Reibkraft ist wie folgt:
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Zuerst bestimmt man bei der Reibung die sogenannte Dissipationsfunktion D. Diese gibt an, mit welcher Wärmeleistung in [Watt] die mechanische Energie infolge der Reibung "verbraucht" wird. Bei allgemeinen Bewegungen kann diese Wärmeleistung von vielen Größen abhängen: Ort, Zeit, Geschwindigkeit u.a. Speziell bei Gleitreibung ist die Dissipationsfunktion proportional zur Geschwindigkeit (also sehr einfach). Es gilt (Quelle: www.reibungsphysik.tu-berlin.de/fileadmi...-w3.formeln.pdf , Seite 1)



- Dissipationsfunktion
- Gleitreibungskoeffizient
- Normalkraft auf die Schräge Fläche
- Geschwindigkeit des reibenden Punktes


Darin muss man die Größen und bestimmen. Die Normalkraft auf die schräge Fläche lautet , wobei m die Masse und g die Erdbeschleunigung bezeichnet. Die Geschwindigkeit des reibenden Punktes auf der Schräge ist größer als die Geschwindigkeit v der waagerechten Bewegung. (In der Differentialgleichung tritt nicht auf, sindern v). Es gilt nämlich . Einsetzen beider Größen in die obige Formel führt zum Herauskürzen des Kosinus aus der Dissipationsfunktion


Aus dieser Dissipationsfunktion errechnet man die Gleitreibungskraft, indem man die 1.Ableitung nach der Geschwindigkeit bildet (Siehe Seite 1 in der oben genannten Quelle). Die Gleitreibungskraft auf der Schräge lautet also



Demnach hängt die Gleitreibungskraft auf der Schräge nicht vom Winkel der Schräge ab. Das gilt natürlich nur, wenn man die Bewegung in waagerechte Richtung betrachtet, wie in deiner Differentialgleichung.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Huggy


@ Huggy und Ehos: An dieser Stelle schon mal vielen Dank.

Zunächst die Antwort für Huggy: Nun stimmt die Gegenrechnung über die Energieerhaltung! Bin von den Socken!

Klappte auf meiner Seite nicht auf Anhieb. Musste bzgl. und aufpassen, da , somit



Was für eine Erleichterung! Herzlichen Dank für Deine Zeit und Deinen Input.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »
Dissipationsfunktion
@ Ehos: Vielen Dank für den Link und die gute Erklärung. Aus den Angaben im Link wäre ich nicht schlau geworden.

Den Erläuterungen folgend, hatte ich oben ein Mal den Cosinus zu viel drin. Danke für den Hinweis.

Nochmal laut vor mich hingedacht:
Die Reibkraft wird hervorgerufen durch einen federbelasteten Bolzen. Die Massen von Bolzen und zugehöriger Druckfeder c seien vernachlässigt; es wirkt einzig die Federkraft resultierend aus der Federkonstanten c und dem Weg des Bolzens. Dieser Weg errechnet sich aus dem Winkel in Kombination mit der Auslenkung x von Masse m.
Die ungespannte Länge der Feder c ist , im Einbauzustand und somit bei t=0, beträgt ihre Länge . Verschiebt sich nun m in negativer x-Richtung, ergibt sich die Längenänderung


Die Kraft des Bolzens beträgt





Die Normalkraft auf der Schrägfläche


Dissipationsfunktion:




Aus der ersten Ableitung der Dissipationsfunktion nach der Geschwindigkeit folgt die Reibkraft des Bolzens:


Nach meinem Verständnis entspricht einer Reibkraft, die senkrecht zu und somit parallel zur Schrägfläche wirkt. Deshalb zerlegt man sie in ihre x- und y-Komponenten. Die Wirkung in y-Richtung wird in der Betrachtung vernachlässigt (ebenso wie die Masse des Bolzens). Man erhält für die Komponente der Reibkraft in x-Richtung:


woraus folgt


Hab ich’s schon erwähnt? Vielen Dank!
Ehos Auf diesen Beitrag antworten »

@ Chander
Du hast recht. Ich habe bei meiner Rechnung nicht die Federkraft der senkrechten Feder berücksichtigt.
Huggy Auf diesen Beitrag antworten »

Inzwischen habe ich mir mal die Modellierung des mechanischen Systems angesehen und meine, dass sie noch immer nicht korrekt bzw. inkonsistent ist.

Die Feder ist bisher nur über die Reibung an der Schräge berücksichtigt. Aber auch ohne Reibung bewirkt sie über die Schräge eine Gegenkraft zur Feder . Oder von der Energiebilanz her betrachtet, in ihr fehlt die Energie der Feder .

Am Anfang wurde gesagt:

Zitat:
Original von Chander
Der Einfluss auf die Reibung hervorgerufen durch den Druck des Bolzens, wodurch die Masse m stärker auf den Untergrund gedrückt wird, sei vernachlässigbar.

Numerisch ist aber die Kraft der Feder deutlich größer als das Gewicht der Masse m.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

@ Huggy
Danke für den Hinweis. Ich sehe es nun auch: Die Feder c liefert am Ende des Ablaufs eine Kraft von 5,46 N.
Ich hatte versucht, ein stark vereinfachtes Beispiel meines Anwendungsfalls zu kreieren. Offensichtlich wählte ich die Parameter ungeschickt. Absolut korrekt; die Reibkraft der Masse m nimmt deutlich zu und dieser Effekt ist nicht vernachlässigbar.

Der Einfluss als "Gegenwirkung" zur Feder k ist dann in

in Form von berücksichtigt. Ähnlich wie einem Feder-Masse-Schwinger anderer Ausführungsart, bei dem sich die Masse unmittelbar zwischen zwei Federn befindet.


Beim Energieansatz ist der Einfluss von Feder c in berücksichtigt. Darin sind Federkonstante c und Auslenkung enthalten, was dann wiederum als unter der Wurzel steht.
Huggy Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Chander
@ Huggy
Danke für den Hinweis. Ich sehe es nun auch: Die Feder c liefert am Ende des Ablaufs eine Kraft von 5,46 N.

Bei und komme ich schon im Ausgangszustand auf eine Kraft von oder habe ich da die Daten falsch interpretiert.

Zitat:
Beim Energieansatz ist der Einfluss von Feder c in berücksichtigt. Darin sind Federkonstante c und Auslenkung enthalten, was dann wiederum als unter der Wurzel steht.

ist doch proportional zu . Das führt zu einem durch Reibung "vernichteten" Anteil der Energie. Setzt man für die Schräge, verschwindet dieser Anteil. Die potentielle Energie der Feder ändert sich aber immer noch, wenn wenn sich ändert. Dieser von Reibung unabhängige Energieanteil der Feder fehlt meiner Meinung nach bisher.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Huggy
Bei und komme ich schon im Ausgangszustand auf eine Kraft von oder habe ich da die Daten falsch interpretiert.

Sorry, da liegt eine Misinterpretation vor. Die Feder c ist im ungespannten Zustand 0,1 m lang und im Einbauzustand 0,09 m. Sie ist folglich um 0,01 m komprimiert und liefert im Einbauzustand bei t= 0 dann 0,01*400 = 4 N.


Zitat:
Original von Huggy
ist doch proportional zu . Das führt zu einem durch Reibung "vernichteten" Anteil der Energie. Setzt man für die Schräge, verschwindet dieser Anteil. Die potentielle Energie der Feder ändert sich aber immer noch, wenn wenn sich ändert. Dieser von Reibung unabhängige Energieanteil der Feder fehlt meiner Meinung nach bisher.

Sehr gut; jetzt verstehe ich. Anbei eine Skizze. Es geht um die Kraft


Oh jeh! Dann muss die auch noch in die Differentialgleichung aufgenommen werden:


Frage am Rande:
Wie kann man feststellen, ob der Ablauf zum Stillstand kommt? Über das Kräftegleichgewicht? Die antreibende Kraft von Feder k muss größer sein als alle übrigen Kräfte in x-Richtung?
Huggy Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Chander
Oh jeh! Dann muss die auch noch in die Differentialgleichung aufgenommen werden:

Wenn man das von dir skizzierte mechanische System analysieren will, dann ja. Wenn man nur analysieren will, wie sich eine von der Position linear abhängige Reibkraft prinzipiell auswirkt, kann man auch die Feder und die Schräge weglassen und stattdessen



setzen.

Zitat:
Wie kann man feststellen, ob der Ablauf zum Stillstand kommt? Über das Kräftegleichgewicht? Die antreibende Kraft von Feder k muss größer sein als alle übrigen Kräfte in x-Richtung?

Schreibt man die DGL in der Form



besteht die rechte Seite aus einem zu proportionalen Summanden und einem nicht von abhängigen Summanden. Letzterer enthält die Nettokraft der beiden Federn in x-Richtung. Diese Nettokraft sollte bei einem Nulldurchgang der Geschwindigkeit dem Betrag nach größer sein als der Betrag des Reibsummanden. Ansonsten stoppt die Bewegung.
Chander Auf diesen Beitrag antworten »

Huggy, an dieser Stelle herzlichen Dank. Deine Hilfe war phänomenal!
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