Literatur auf Englisch - eine Plage

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RussischerGast Auf diesen Beitrag antworten »
Literatur auf Englisch - eine Plage
Hallo! Ich möchte gern eure Meinung zu folgender von mir als ein großes Problem empfundenen Entwicklung hören.

Ich möchte aber vorweg darauf hinweisen, dass ich weder ein Nationalist noch Antiamerikanist, noch ein Feind der Globalisierung oder der Englischen Sprache bin. Tatsächlich komme ich aus Russland und hatte in meiner schulischen Vergangenheit vielmehr mit Englisch zu tun als mit Mathematik, obwohl ich jetzt gerade Mathe studiere.

Es geht um die Rolle der englischen Sprache in den Wissenschaften, aber vor allem in der Mathematik. "Die Wissenschaft spricht Englisch", bekommt man überall zu hören. Ja, ich bin überzeugt, dass die Welt und insbesondere die Welt der Wissenschaften sich durch Verwendung einer gemeinsamen Sprache näher zusammenrückt. Eine internationale Sprache lässt sich nicht erfinden, sondern wird durch die vorherrschende Rolle der Träger dazu auserwählt. Ich habe absolut nichts gegen Englisch. Englisch und Englischsprechende, Amerikaner, Engländer, haben es mit der Zeit verdient, ihre Sprache auf dem international höchsten Rang vorzufinden. Ja ich finde sie sogar flexibler (wenn nicht so präzise als Deutsch) und mittlerweiler auch reicher (was Vokabular angeht) als Deutsch. Aber ich finde auch, dass ihre Rolle LOKAL, also hier im Lande, überschätzt wird. Die Deutsche Sprache verkümmert (Die Problematik von anderen, außer Deutsch und Russisch, ist mir nicht geläufig) durch die Invasion von Anglizismen. Darüber gibt es viele Diskussionen. Das ist aber ein breiterer Themenkreis.

In der Mathematik scheint mir die Situation katastrophal zu sein. Ich bin zwar Befürworter von auf Englisch geführten Gesprächen und Korrespondenzen von Mathematikern aus aller Welt untereinander, auch von auf Englisch verfassten Zeitschriftenbeiträgen und Kongressschriften, aber ich bin empört darüber, dass zu wenig (ich würde sogar sagen gar keine gute) Literatur für professionelle Mathematiker, Studenten, Schüler sowie auch breitere Öffentlichkeit auf Deutsch vorhanden ist. Die Bücher, die sich über Jahrzehnte bewährt haben, sind entweder "zu alt" und werden nicht mehr gedruckt oder sie sind in Deutscher Sprache noch nie erschienen und es gibt dazu keine Übersetzung, obwohl sie von solchen Giganten des DEUTSCHEN Verlagswesens wie Springer, Birkhäuser, Teubner, Vieweg herausgegeben werden. Die deustche Fachsprache verkümmert mit noch schnellerem Tempo als die Alltagssprache.

Ich glaube jeder wird mir zustimmen, dass man ein gutes wissenschaftliches Gespräch in seiner eigenen Muttersprache am besten führt. Wir dürfen nicht vergessen, dass Deutsch die Sprache von solchen Riesen wie Hilbert, Gauss, Leibniz, Hausdorff, Hopf, Riemann und vielen anderen war.
Ich musste auch feststellen, dass das Mathestudium auch deshalb schwer ist, weil man von Profs mit ihren "Empfehlungen" irregeführt wird, mit ihren Forster, Jänich in ähnlichen möchte-gern-mathebuch-Schreibern. Es gibt weitaus bessere Quellen und Studienbegleiter, durch die man nicht nur die Kopf zerbrechenden Bourbaki-Stil Vorlesungen von Profs besser versteht, sonder auch mehr von der eigentlichen Natur der Mathematik erfährt. Ich habe von vielen nur dadurch erfahren, dass ich seit kurzem als Hiwi in der Fachbereichsbibliothek arbeite. Das Problem ist, die sind alle nur auf Englisch oder ältere Exemplare auf Deutsch liegen gut versteckt von der Öffentlichkeit und sind teilweise nur für Mitarbeiter zugänglich!! Wo sind die pädagogischen Meisterwerke von Polya, Töplitz, Hilbert?? Ein Buch von Polya ist millionenfach wertvoller als alle Lehrbücher der Oberstufe zusammen genommen! Gott sei dank ist "Wie löse ich das" noch nicht "out of print", wie es auf Springers oder Birkhäusers Webseiten so schön heißt. Trotzdem ist in der Schule davon keine Spur zu finden. Und dann redet man über PISA und ähnliches. Zuerst muss man Literatur für alle zugänglich machen und die meiste (ich bestehe nicht auf alle Bücher) in der Muttersprache. Parallel könnte man auch Ausgaben auf Englisch drucken und damit im Welthandel profitieren, wenn es für Springer so wichtig ist. Mir wird keiner abstreiten, dass man hierzulande z. B. Greiner und Landau lieber auf Deuscht liest!.. Da gibts viel-viel mehr zu sagen...Zusammenfassung: Es lohnt sich nicht mehr Mathe auf Deutsch zu lernen, da wo man nix auf Deutsch bekommt (sogar manche Vorlesungen/Kurse als Diplomer - katastrophale Tendenz).

Ich bin hier in Deutschland und als Ausländer möchte ich ja auch die Identität und Mentalität des Volkes kennen lernen und "erfühlen". Darf man noch von irgendeiner Identität reden, wenn der Geist des Volkes, die Wissenschaft und die Sprache, so rücksichtslos und brutal vernachlässigt oder einfach zertreten werden??
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von RussischerGast
Ich glaube jeder wird mir zustimmen, dass man ein gutes wissenschaftliches Gespräch in seiner eigenen Muttersprache am besten führt.

Nein. Nur wenn man das so gewohnt ist.

*verschoben*
Lazarus Auf diesen Beitrag antworten »

Ich glaube nicht, dass das ein Problem der Mathematik insbesonders ist.
z.b. Mediziner finden sämtliche Kongresse (auch z.b. Innerdeutsche Vortbildungen in Kassel o.ä.) auf Englisch statt, ebenso die meisten Vorlesungen in späteren Semestern. Andere Fächer wie z.b. Molecular Sience (...) findet beinahr gänzlich auf Englisch statt, ausser die Kurse die sich mit z.b. den frühen Dipl Chem überschneiden.
Das hab ich zumindest so über ne Freundin mitbekommen.
Ich selbst bin noch nicht an der Uni.
RussischerGast Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von Dual Space
Zitat:
Original von RussischerGast
Ich glaube jeder wird mir zustimmen, dass man ein gutes wissenschaftliches Gespräch in seiner eigenen Muttersprache am besten führt.

Nein. Nur wenn man das so gewohnt ist.

*verschoben*


Kannst du dich denn auf Englisch absolut spontan, ohne zu zögern und ohne nur ein einziges Wort im Kopf zu suchen unterhalten? Ich glaube das können nur Muttersprachler bzw. diejenigen, die mit der Sprache von klein auf wachsen und sie ständig nutzen. Ich hab mit Englisch noch vor der Schule angefangen, auch wohne ich seit 6 Jahren in Deutschland und hab hier mein Abi gemacht. Ich kann aber trotzdem nicht sagen, dass ich meine Gedanken in diesen beiden Sprachen so gut strukturieren und ausdrücken kann wie wenn ich das auf Russisch mache. Dazu finde ich das dauerhafte Behalten von den Inhalten im Kopf einfacher, die in meiner Muttersprache "kodiert" sind,...aber das ist vielleicht nur mein Fall.

Aber es geht doch um mehr - um die Kultur und Selbstwert des Volkes.

Ich kann beim bestem Willen nicht verstehen, wieso manche Treffen, auf "Deutsch" - Meetings, nur auf Englisch abgehalten werden, wenn nur Deutsche dabei sind (davon hab ich schon oft gehört und auch mal einen Artikel in Speigel drüber gelesen). Ich habe einen bekannten Lehrer, der erzählt hat, dass die Eltern ihn dazu gedrängt haben, den Unterricht in der Schule für ihre Kinder auf Englisch zu halten!! Hallo, geht's noch? Vielleicht machen wir aus Englisch gleich die Amtssprache? Zuerst an den Unis und Schule und dann überall - psst, kein Wort Deutsch!! Und da spricht man noch von Integration und Deutschkenntnissen als Voraussetzung für Uni-Zulassung und Aufenthalt. Welche sind das? Mit deisen Mitteln sind die Deutschen auf dem besten Weg, sich selbst zu desintegrieren!
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von RussischerGast
Kannst du dich denn auf Englisch absolut spontan, ohne zu zögern und ohne nur ein einziges Wort im Kopf zu suchen unterhalten?

Das habe ich nie behauptet. Dennoch ist es oft in Englisch leichter.
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von Dual Space
Zitat:
Original von RussischerGast
Kannst du dich denn auf Englisch absolut spontan, ohne zu zögern und ohne nur ein einziges Wort im Kopf zu suchen unterhalten?

Das habe ich nie behauptet. Dennoch ist es oft in Englisch leichter.

Nein! Wenn du mit einem ausländischen Wissenschaftler sprichst, ja. Aber auch da wünschte ich mir, ich könnte auf deutsch reden. Fällt mir halt leichter. Aber ich denke, man kommt mit Englisch ans gleiche Ziel. Nur dauert es wohl i.a. etwas länger.
 
 
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von RussischerGast
Ich kann beim bestem Willen nicht verstehen, wieso manche Treffen, auf "Deutsch" - Meetings, nur auf Englisch abgehalten werden, wenn nur Deutsche dabei sind (davon hab ich schon oft gehört und auch mal einen Artikel in Speigel drüber gelesen). Ich habe einen bekannten Lehrer, der erzählt hat, dass die Eltern ihn dazu gedrängt haben, den Unterricht in der Schule für ihre Kinder auf Englisch zu halten!! Hallo, geht's noch? Vielleicht machen wir aus Englisch gleich die Amtssprache? Zuerst an den Unis und Schule und dann überall - psst, kein Wort Deutsch!! Und da spricht man noch von Integration und Deutschkenntnissen als Voraussetzung für Uni-Zulassung und Aufenthalt. Welche sind das? Mit deisen Mitteln sind die Deutschen auf dem besten Weg, sich selbst zu desintegrieren!

Der russische Gast hat da, denke ich, nicht ganz unrecht. Die obigen Beispiele sind echt zum haareraufen. Das mit der Literatur sehe ich zwar ganz anders, denn ich kenne genügend gute deutsche Matheliteratur (ja, auch den Forster, den ich nicht schlecht finde!), aber die derzeitige Entwicklung ist schon teilweise etwas lächerlich. In ein paar Jahren werden wahrscheinlich alle Vorlesungen auf englisch gehalten werden. Das halte ich für vollkommen übertrieben. Einige sind gut - nämlich für die Erasmus-Studenten. Aber doch bitte nicht alle! Und das Beispiel oben mit der Schule und dem gedrängten Lehrer finde ich auch krass. Mein Vater - mittlerweile über 60 Jahre alt - hat damals ganz normal englisch auf der Schule gelernt und ist besser als ich darin. Und das ohne Werbung und dergleichen.
A propos Werbung. Der Höhepunkt der Lächerlichkeit ist für mich die Douglas-Werbung. "Come in and find out" spricht da eine friedliche Herrenstimme... Man, der Typ sollte erstmal lernen, wie man das ordentlich ausspricht!
RussischerGast Auf diesen Beitrag antworten »

Ich meine, außer deutscher Literatur bzw. außer von deutschen Autoren verfassten Werken sind da noch viele andere, die unter Mathematikern größere Anerkennung finden. Die sind aber alle auf Englisch und niemand hat es vor, sie ins Deutsche zu übersetzen.

Es wäre zum Beispiel toll, wenn jemand auf die Idee käme, ein paar (am besten natürlich möglichst alle)Bücher aus Springers Reihe Graduate Texts in Mathematics ins Deutsche zu übersetzen! Warum macht das niemand?
So hätte ich für (lineare) Algebra statt Bosch oder Jänich viiieel lieber den Lang oder Greub auf Deutsch (Greubs LA gibts verstaubt in der FB-Bibliothek, ein Nachdruck - Fehlanzeige). Geht es um die Differentialgeometrie/Topologie, so wäre eine Übersetzung von Masseys "Algebraic Topology - An Introduction" oder Dubrovin/Novikov/Fomenko "Modern geometry - Methods and Applications". Das sind doch wahre Meisterwerke! Lasst doch die Amerikaner und Engländer die englischen Ausgaben und die Deutschen die deutschen Ausgaben lesen!

Stört euch dieses Problem überhaupt nicht? Mir ist es im Prinzip egal. Ich kann jetzt völlig auf Englisch umsteigen und mir keine Mühe machen, mein Hirn mit deutscher Terminologie zu belästigen. Doch dann soll auch keiner von mir verlangen, dass ich meine Diplom(vor)prüfungen sowie Übungen, Sprechstunden und Tutorien auf Deutsch absolviere. Ja, das ist genau das Ziel, wonach die Hochschulpolitik so schwärmerisch und zielgerichtet strebt. Wieso also der ganze Aufwand? So n Paradoxon gibt's nicht mal in der Mengenlehre!...nach dem Motto: "Wir sind doch in Deutschland, Throsten - Lass uns also Englisch sprechen!" Hähhh??
AD Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von RussischerGast
Es wäre zum Beispiel toll, wenn jemand auf die Idee käme, ein paar (am besten natürlich möglichst alle)Bücher aus Springers Reihe Graduate Texts in Mathematics ins Deutsche zu übersetzen! Warum macht das niemand?

Die zuständigen Verlage mit den nötigen Rechten sehen vielleicht keinen ausreichenden Markt dafür, dass sich dieser Aufwand lohnt. Ob das so stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, dazu fehlen mir die Rahmendaten.

Wenn du (vor allem wirtschaftlich) überzeugende Argumente für solche Übersetzungsausgaben findest, dann kannst du dich ja gern an diese Verlage wenden. Hier im Board wirst du sicher viel Zustimmung erfahren, leider nützt das nicht viel für dein Anliegen - falsche Adresse.
Lazarus Auf diesen Beitrag antworten »

Wer Lust hat kann ja mal anfragen was eine professionelle Übersetzung kostet. Ein Kumpel von mir hat das mal gebraucht und mir ist fast die Kinnlade runtergefallen als ich das gehört hab. Dabei war das nur ein normaler Prosatext...
Leopold Auf diesen Beitrag antworten »

Anläßlich einer Prüfung bei einer Informatik-Fortbildung sollte ich das Prinzip des Kellers in der Speicherverwaltung erklären. Neunmalklug begann ich, den Professor darüber aufzuklären, daß der originale Begriff "stack" in der deutschen Übersetzung "Stapel" das Prinzip viel besser veranschauliche als das deutsche Wort "Keller". Woraufhin mich der Prüfer belehrte, daß das Prinzip des Kellers von deutschen Informatikern entwickelt worden und erst später als "stack" ins Englische übernommen worden sei. Reingefallen - und wieder was gelernt!
Ich muß immer (innerlich) schmunzeln, wenn ich Leute vom "Köhrser" reden höre ("Cursor"). Denn das ist ja ein lateinisches Wort (cursor ~ Läufer). Ich spreche es daher konsequent als "Kurrsor" aus, auch wenn ich die mitleidigen Blicke der Leute ernte, die glauben, ich könne kein Englisch. Auch bemühe ich mich, dort, wo es ein passendes deutsches Wort gibt, dieses und nicht das englische zu verwenden. So sage ich z.B. meistens "Strang" und nicht "Thread", ich schreibe auch keine "Posts", sondern "Beiträge". Lange Zeit habe ich auch keine "E-Mails" verschickt, sondern "E-Post" (sprich: Eh-Post). Letzteres habe ich aber inzwischen aufgegeben.
Manche mögen mich, wenn sie es gut meinen, für kauzig-altmodisch und im ungünstigeren Fall für borniert-unbelehrbar halten. Das ist mir egal. Im Gegenteil: Es macht mir Spaß, nicht den Slang (huch! gibt es da ein deutsches Wort dafür?) der Millionen zu sprechen, sondern wider den Stachel zu löcken.

Und zum guten Schluß: Bei mir heißt ein Körper im Sinne der Algebra immer und nicht (engl. field). Auch dieser Begriff wurde von deutschen Algebraikern des 19. Jahrhunderts entwickelt und ging erst später als field ins Englische über. (Allerdings sage ich inkonsequenterweise "Galois-Feld", weil ich "Galois-Körper" nicht in dieser Bedeutung kenne.)

Nein, noch etwas! Wie sagt ihr für die Untereinheit des Euro? Ich spreche das (meistens) "Zent" aus, habe allerdings auch hier die Erfahrung gemacht, daß die Leute (bestenfalls) an einen Sprachfehler bei mir glauben. Wenn ich Fünftkläßler habe, also Zehn-, Elfjährige, werde ich regelmäßig von denen verbessert, ich solle doch "ßent" sagen. Dann frage ich sie, ob sie auch "ßentner" und "Pro-ßent" sagen würden. Schließlich komme das Wort vom lateinischen "centum". Und das werde nun einmal im deutschen nach humanistischer Tradition als "zentum" ausgesprochen. Und nur weil die Engländer dazu "ßent" sagten, was ihnen gestattet sei, müsse ich das ja nicht auch tun!

Why ist 10 afraid of 7?
Because 7 - 8 - 9.
RussischerGast Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Arthur Dent
Zitat:
Original von RussischerGast



Es wäre zum Beispiel toll, wenn jemand auf die Idee käme, ein paar (am besten natürlich möglichst alle)Bücher aus Springers Reihe Graduate Texts in Mathematics ins Deutsche zu übersetzen! Warum macht das niemand?

Die zuständigen Verlage mit den nötigen Rechten sehen vielleicht keinen ausreichenden Markt dafür, dass sich dieser Aufwand lohnt. Ob das so stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, dazu fehlen mir die Rahmendaten.

Wenn du (vor allem wirtschaftlich) überzeugende Argumente für solche Übersetzungsausgaben findest, dann kannst du dich ja gern an diese Verlage wenden. Hier im Board wirst du sicher viel Zustimmung erfahren, leider nützt das nicht viel für dein Anliegen - falsche Adresse.


Das mit dem Markt hab ich auch vermutet. Ich weiß nicht, ob jetzt z. B. Springer eine Aktiengesellschaft ist. Falls dies zutrifft, kann es natürlich sein, dass jemand große Anteile hat und daher ein Wörtchen auf Englisch mitreden darf.
Beim ersten Überlegen scheint mir die Übersetzertätigkeit der einzige Aufwand zu sein. Kein Wunder eigentlich, dass der Beruf des Übersetzers heutzutage als "brotlose Kunst" bezeichnet wird.

Naja, im Alleingang werde ich wohl nix erreichen... zudem ich mit Wirtschaft aber sowas von nix am Hut
hab! Detaillierte Lösungsvorschläge hab ich auch nicht. Wenn ich die auch hätte, dann wäre das bloß meine eigene Meinung und nur eine ist bekanntlich nie genug. Auch wird es kaum was bringen, wenn ich zu Studiversammlungen gehe und das auf die Agenda stelle. Da muss schon fast jede Bildungseinrichtung dabei sein. Dennoch glaub ich nicht, dass Foren total falsche Adresse sind für solche Anliegen. Jeder von uns Studis hat direkten Einfluss auf Uni-Leben und damit auch auf Bibliothekswesen und dadurch auf Verlage. Wenn was ist, bin ich natürlich dabei.
Wir sind schließlich Abnehmer deren Produkte!! Man muss erstmal diese Beschwerde unter Kommilitonen, Bibliotheken und, ganz wichtig, unter Profs verbreiten. Ich glaub nicht, dass sie gleich an ihren Ohren vorbeischweifen wird und sie gleichgültig lässt.

Ich war halt empört darüber, dass in den Medien diese ganze Situation (überhaupt die mit der deutschen Sprache) als weder schlimm noch schädlich bewertet wird, höchstens bedauernswert..weil sich ja das ganze im Zeichen der Globalisierung abspielt - deshalb dieser Appell meinerseits. Auch hab ich von Studenten dazu noch nix negatives gehört. Das ist so, als ob sie das ganze überhaupt nicht wahrnehmen.



Ich löse mich jetzt vom Speziellen ab und übertrage alles auf die Situation mit Denglisch. --
Die Sprache ist das, was Menschen verbindet. Die Menschen hierzulande begreifen nicht, dass sie sich ihrer Sprache berauben lassen und dass sie dadurch ihre kulturelle Bindung selbst lösen. Will man ein Volk zähmen, so ist ihre Sprache zu rauben die beste Möglichkeit dies zu tun. Beispiel Kasachstan. Wer glaubt denn, die Russen-Deutsche sind noch Deutsche? Niemand! Argument - sie sprechen kein Deutsch mehr. Richtig. Warum tun sie dies nicht? Der Stalin hat dafür gesorgt, dass sie kein Wort Deutsch mehr reden durften! Ergebnis - sie sind weder Deutsche noch Russen. Sie begreifen, dass sie eigentlich Deutsche sein sollten, dies aber nicht mehr sind; gleichzeitig werden sie als Russen nicht anerkannt (da spielt der Ausweis kaum eine Rolle, was zählt ist die Mehrheit drumherum). Resultat - keine Identität führt zur Demütigung und Leid, manchmal auch (immer noch so) zur Deskriminierung.
Außerdem ist es euer Land, eure Kultur, eure Sprache, die ihr verteidigen müsst...wenn ihr wollt. Doch bitte, wenn ihr heute die Fussball-WM feiert und Bier trinkt, im Fahnenmeer aus Schwarz-Rot-Gelb, und morgen an einem "Meeting" auf Englisch teilnehmt, dann sagt bitte nicht ihr seid da auf der Suche nach eurer Identität! Die gibt's nämlich anderswo - in eurem Munde!

Tut mir leid, dass ich so direkt bin. Ich mein's nicht böse, aber es is so.
Dual Space Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Zitat:
Original von RussischerGast
Die deustche Fachsprache verkümmert mit noch schnellerem Tempo als die Alltagssprache.

Dem stimme ich zu, aber es geht anderen Sprachen genauso. Nach wie vor stehe ich aber für englische Fachsprache, denn immer wieder muss ich feststellen, dass in erster Linie französische und italienische Landsleute offenbar eine ähnliche Ansicht vertreten, wie unserer Russischer Gast.

So gibt es das Paper "Somme d’opératours linéaires de type parabolique" von Labbas & Terreni meines Wissens nach leider nicht in englischer Übersetzung, was das "Lesen" wesentlich erschwert.
Abakus Auf diesen Beitrag antworten »
RE: Literatur auf Englisch - eine Plage
Wer unbedingt etwas rauskriegen möchte, muss es halt in der Sprache lesen, in der es der Autor verfasst hat... oder es selber herleiten Teufel .

Englisch hat hier den Vorteil, dass es viele englisch-sprechende Wissenschaftler gibt und so eine fachliche Auseinandersetzung stattfindet (die in selteneren Sprachen nicht garantiert ist). Die Wissenschafts-Sprache kann sich mit der Zeit aber verschieben: es war früher ja Deutsch, jetzt Englisch, und zukünftig vielleicht Chinesisch oder Spanisch ?

Grüße Abakus smile
gast1 Auf diesen Beitrag antworten »

Ich sehe kein Problem. Für mich macht es absolut keinen Unterschied, ob ich ein englisches oder ein deutsches Mathebuch lese. Wie die paar Fachbegriffe, die eingeführt werden und deren Übersetzung nicht sofort klar ist, auf Deutsch heißen, bekommt man schnell mit und so kann ich, nachdem ich ein englisches Buch zu einem Thema gelesen habe, auch genauso gut auf Deutsch darüber diskutieren.
Und selbst, wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich lieber für das Original. So habe ich mir gerade die englische Fassung eines Buches gekauft, von dem sogar eine Übersetzung existiert. Eigentlich merke ich beim Lesen nicht einmal, welche Sprache ich da vor mir habe, so egal ist es. Ich hatte noch nie ein französisches Buch zur Mathematik gelesen, setze mich jetzt gerade ein bisschen mit EGA auseinander und es bereitet, was die Fachsprache angeht, absolut keine Probleme. Damit haben wir übrigens auch ein Beispiel für DAS Standardwerk zu einem der größten Gebiete der reinen Mathematik, das es nicht auf Englisch gibt. Doch auch hier kommt niemand auf die Idee, es zu übersetzen, da es einfach keinen guten Grund gibt, der diesen enormen Aufwand rechtfertigen würde.
RussischerGast Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von Lazarus
Wer Lust hat kann ja mal anfragen was eine professionelle Übersetzung kostet. Ein Kumpel von mir hat das mal gebraucht und mir ist fast die Kinnlade runtergefallen als ich das gehört hab. Dabei war das nur ein normaler Prosatext...


Naja, die Übersetzung eines wissenschaftlichen Buches kostet nach meiner Information auf jeden Fall nicht mehr als die eines Romans.

Zitat:
Englisch hat hier den Vorteil, dass es viele englisch-sprechende Wissenschaftler gibt und so eine fachliche Auseinandersetzung stattfindet (die in selteneren Sprachen nicht garantiert ist). Die Wissenschafts-Sprache kann sich mit der Zeit aber verschieben: es war früher ja Deutsch, jetzt Englisch, und zukünftig vielleicht Chinesisch oder Spanisch ?


Nochmal, ich hab nix dagegen, wenn die wiss. Mitarbeiter, Kongressteilnehmer und Teilnehmer internationale Seminare oder ähnliches auf Englisch austauschen. Im Alltag bin ich damit einverstanden, dass viele Begriffe der Informationstechnologie englische sind, weil sie als englische Begriffe erfunden worden sind und es gibt selten eine treffende Übersetzung (wobei ich glaube, dass man trotzdem nach Übersetzungsmöglichkeiten suchen MUSS und nicht blind alles übernehmen soll, denn wenn Menschen sich unter gewissen Dingen etwas vorstellen, dann sind diese Vorstellungen in den meisten Völkern dieselben und es lassen sich passende Wortbeschreibungen dazu finden, nicht immer aber meistens, nur man muss nicht gleich den "cool"-Merkmalen eines Wortes zum Opfer fallen)...

Aber ich kann nicht einsehen, dass ich mich wie oben beschrieben in vielen Fällen, und es werden immer mehr, unter Deutschen auf Englisch unterhalten soll, und dass ich im Land, das sich DEUTSCHland und nicht ENGland nennt dazu gezwungen werde Bücher in einer anderen Sprache zu lesen, außer um die Sprache selbst zu erlernen. Um sich verständlich und erfolgreich zu unterhalten, muss man nicht alle Bücher auf Englisch verfassen, sondern den Leuten beibringen, gescheit Englisch zu sprechen, mit Grammatik, Idiomen und allem was dazu gehört, und nicht immer die primitiven "if..then" und "since...it follows,that"- Satzstrukturen mit ein paar "fibre bundle" und "manifold" dazwischen zu benutzen. Nochmal also, meine Forderung wäre: für MÖGLICHST viele berühmte Werke - eine englische und eine deutsche Ausgabe gleichzeitig!

Aus dem Alltag: auch kann ich nicht einsehen, dass die Abendnachrichten bei sat1 "Late Night News" heißen oder das Motto bei Pro7 "We love to entertain you" heißt (obwohl private Sender sind sowieso n Dreck, das sind die Volksverblödungsinstrumente...schade, dass es auch ZDF und ARD mit Tagesschau langsam dahin treibt).
Tut mir leid, insgesamt ergibt das ganze für mich keinen Sinn. Um es noch klarer zu machen, ...

Zitat:

Ich sehe kein Problem. Für mich macht es absolut keinen Unterschied, ob ich ein englisches oder ein deutsches Mathebuch lese. Wie die paar Fachbegriffe, die eingeführt werden und deren Übersetzung nicht sofort klar ist, auf Deutsch heißen, bekommt man schnell mit und so kann ich, nachdem ich ein englisches Buch zu einem Thema gelesen habe, auch genauso gut auf Deutsch darüber diskutieren.
Und selbst, wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich lieber für das Original. So habe ich mir gerade die englische Fassung eines Buches gekauft, von dem sogar eine Übersetzung existiert. Eigentlich merke ich beim Lesen nicht einmal, welche Sprache ich da vor mir habe, so egal ist es. Ich hatte noch nie ein französisches Buch zur Mathematik gelesen, setze mich jetzt gerade ein bisschen mit EGA auseinander und es bereitet, was die Fachsprache angeht, absolut keine Probleme. Damit haben wir übrigens auch ein Beispiel für DAS Standardwerk zu einem der größten Gebiete der reinen Mathematik, das es nicht auf Englisch gibt. Doch auch hier kommt niemand auf die Idee, es zu übersetzen, da es einfach keinen guten Grund gibt, der diesen enormen Aufwand rechtfertigen würde.


...will ich darüber hinaus, dass:
If there is absolutely no difference between the two languages, then why do we speak German in this forum?? Why should a German forum be German and not English and why should German people speak German?? Why, when entering this country for a permanent stay, is it required that I have full mastery of the German language? You can cope with everything just as well using English, so why bother about German? Why is "Mutter" and not "Mother" one of the first words in your life you squeeze through your lips?
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

Zitat:
Original von RussischerGast
Aus dem Alltag: auch kann ich nicht einsehen, dass die Abendnachrichten bei sat1 "Late Night News" heißen oder das Motto bei Pro7 "We love to entertain you" heißt (obwohl private Sender sind sowieso n Dreck, das sind die Volksverblödungsinstrumente...

Jau! Genau meine Meinung.

Zitat:
Original von RussischerGast
schade, dass es auch ZDF und ARD mit Tagesschau langsam dahin treibt.

ZDF ja. Ich finde aber, die ARD geht noch.
AD Auf diesen Beitrag antworten »

In einem bissigen Kommentar hatte ich mal gelesen, wie der Autor das ehemalige SAT1-Motto "powered by emotion" etwas frei und durchaus historisch böswillig mit "Kraft durch Freude" übersetzte. Big Laugh
WebFritzi Auf diesen Beitrag antworten »

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AD Auf diesen Beitrag antworten »

Der Autor des Kommentars - weiß nicht mehr, wer das war.
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